Logbuch
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Nordinsel, NZ, ade. Wir fliegen nach Nepal
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23. Mai 2012 – 10. Juni 2012

Am Mittwoch frühstücken wir drinnen, da es draussen neblig ist. Später setzt sich die Sonne durch. Wir versuchen in Erfahrung zu bringen, ob wir unser Gepäck durchchecken können. Die Antwort ist unklar... Andrew weiss noch nicht, ob seine Tochter unser Auto kaufen will oder nicht. Wir geniessen das Mittagessen draussen an der Sonne, gehen nachmittags einen USB–Stick posten, einkaufen, Wäsche waschen, überspielen alle Fotos auf den Stick.

Wir schlafen aus. Andrews Tochter hat sich entschlossen, unser Auto zu kaufen. Wir reservieren beim nächsten Vollmond im Shechen Guest House in Boudha, Nepal, ein Zimmer per Skype, da die Homepage wegen Malware von unserem Firewall geblockt wird. In Boudha befindet sich der grösste Stupa weltweit und bei Vollmond hat es besonders viele Pilger. Das möchten wir nicht verpassen. Für die ersten Tage in Kathmandu haben Brigitte und Moritz uns ein Zimmer in Patan reserviert. Wir gehen Philipp informieren, dass wir unser Auto nicht ihm zurück verkaufen, sondern der Tochter unseres Hotelmanagers. Er ist etwas enttäuscht. Wir gehen zu Suleika, ersetzen einen Kabelbinder und verabschieden uns schweren Herzens von unserer treuen Gefährtin. Auch bei Jason sagen wir Adieu. Immer noch keine Interessenten in Sicht...

Freitags bringen wir unseren Schiffsschlüssel zu Bruce, der regelmässig den Motor drehen wird und uns auf einer etwaigen Probefahrt vertreten wird. Sniff. Wir fahren nach Paihia, um unser neuseeländisches Bankkonto aufzuheben. Kein Mensch kontrolliert unsere Identität. Sie zahlen uns unser Guthaben aufgrund der Bankkärtchen aus....

Am Samstag machen wir einen Ausflug mit dem Auto zu Yvonne und Danny in Mangonui. In einem Riesenhaus mit Mega BMW in der Garage gibt es ein Gemüsesüppchen zum Mittagessen. Wir machen zu viert eine Fahrt durch die Nachbarschaft. Danny ist hundemüde, wir verabschieden uns, fahren ins Kaurizentrum und kaufen etwas Holz für Fingerringe und Armreife. Wir verpacken die Stücke und senden sie per Post nach Hause.

Wir schlafen aus am Sonntag, gehen Wäsche waschen und geniessen einen letzten Seafoodchowder im Marinarestaurant. Sooo fein. Packen, kochen, essen, mailen, früh ins Bett.

Montag ist der Tag des Aufbruchs. Versehentlich schellt der Wecker um fünf statt um sechs, was sich später als glücklicher Zufall erweist. Wir packen alles zusammen. Andrew bringt uns zwei Drittel des Kaufpreises vom Auto, den Rest kriegen wir in Auckland von Kate. Wir fahren gemütlich nach Auckland, wo Kate uns samt Geld erwartet und uns zum Flughafen fährt. Im Flieger von Auckland nach Sydney erwischen wir eine schlechte Lasagne. Auf dem Flughafen in Sydney entleeren sich unsere Mägen auf verschiedene Weise...

Von Sydney haben wir einen fünfzehnstündigen Monsterflug bis Abu Dhabi in einem propenvollen Flieger, den wir ganz anständig und praktisch ohne Nahrungsaufnahme hinter uns bringen.. Der Wüstenstaat, den wir durch die Flugzeugfenster erblicken, wirkt erfreulich warm ;–). Im Flughafen herrscht natürlich klimatisierte, kühle Luft. Wir ruhen uns aus, warten auf den Anschlussflug nach Kathmandu.

Der Flug von Abu Dhabi nach Kathmandu ist nicht mal zur Hälfte ausgelastet. Herrlich. Wir mögen auch wieder essen. Ein gutes Zeichen. Im Anflug auf Kathmandu lacht uns die Bergspitze des Annpurna entgegen. Soooo schön. Als wir aus dem Flieger spazieren, ist die Luft warm. Endlich! Was für ein Gewusel hier herrscht! Ein Nepali hilft uns mit dem Gepäck, was den Prozess ganz anständig beschleunigt. Auch dass wir die Visa bereits im Pass haben, hiflt enorm. Mir fällt ein Stein vom Herzen, als ich Brigitte und Moritz winken sehen. Nach sechsunddreissigstündiger Reise bin ich sehr froh, dass wir uns nicht selber um ein Taxi und dessen Bezahlung bemühen müssen.

   
Annapurna    

Brigitte und Moritz laden uns die ersten fünf Tage in ein wunderschönes Hotel im Newarstil in Patan ein. Wir beziehen unser Zimmer und nehmen zu viert ein leichtes Abendessen aus Samosas, Früchten und Joghurt zu uns. Ganz, ganz lieb von den beiden. Danach sinken wir müde auf unser Lager, geniessen die nächtliche Wärme und den Schlaf der Gerechten.

Am Donnerstag treffen wir Brigitte und Moritz im Innenhof unseres Hotels zum Morgenessen. Die beiden wohnen auch hier, da Moritz beruflich in Kathmandu zu tun hat. Brigitte spricht bereits fliessend Nepali. Ganz genial. Moritz geht arbeiten, Brigitte, Martin und ich machen uns auf den ersten Erkundungsspaziergang resp. Brigitte bringt uns zum Telefonladen und geht dann in die Nepalilektion, wir posten eine SIM–Karte fürs Natel, einen Stecker für den Computer haben sie momentan nicht. Martin und ich flanieren zum Durbar Square von Patan zurück. Wie die Einheimischen setzen wir uns auf die Stufen des Tempels Krishna Mandir und lassen das nepalische Leben auf uns wirken. Was für ein Gegensatz zu Neuseeland! Neuseeland und Nepal sind wie Tag und Nacht und Nepal ist der Tag.

   
Brigitte und Moritz im Newa Chén, Patan   Auf dem Weg zum Durbar Square, Patan   Durbar Square


Wir geniessen die Wärme in Patan. Endlich nicht mehr frieren. Am Nachmittag schlafen wir drei Stunden in unserem Hotelzimmer. Unser Bett hat ein Moskitonetz und wir schlummern ungestört. Ganz herrlich. Nach sechzehn Uhr gehe ich mit Brigitte nochmals in die Stadt. Fotokopien von unseren Visa machen, eine davon zum Telefonladen bringen, wo wir die SIM–Karte gekauft haben. Brigitte und ich posten ein paar hübsche Kleinigkeiten an den offenen Marktständen auf dem Durbar Square. Brigittes Nepalikenntnisse helfen eindeutig bei den Preisverhandlungen. Super. Abends gehen wir zu viert auswärts ein Daal Bhat essen, das Nationalgericht von Nepal bestehend aus Reis, Linsenmus, Gemüsecurry, Joghurt und Pickles. Ganz fein. Das nepalische Bier schmeckt uns ausgezeichnet.

   
Götterstatue in einem Strassentempel   Wasser ist Mangelware, Patan  

Donnerstags nach dem Morgenessen spazieren wir zum Goldenen Tempel. Er heisst Hiranyavarna Mahavihara, was wörtlich übersetzt "Goldenes Kloster" heisst, wird aber Goldener Tempel genannt. Eine dreistöckige Pagode, buddhistisches Newar Kloster, das im 12. Jahrhundert der geistige Mittelpunkt von Patan war. Das innere Tempelgeviert wird von Gebetsmühlen umrahmt. Vom Dach hängen auf allen vier Seiten lange, goldfarbene, fein getriebene Metallbänder heruntern, die den Göttern als Rutschbahn dienen, wenn sie zur Erde kommen wollen, um die Gebete der Gläubigen zu erhören. An jeder Ecke des innersten Tempelchens bäumen sich furchterregende Tiergestalten in die Höhe. Der Ort wird heute nicht mehr als Kloster genutzt. Er steht Laien zur Ausübung ihrer Gebete zur Verfügung. Wir kehren ins Hotel zurück zum Ausruhen.

   
Goldener Tempel, Patan    

Nachmittags gehe ich mit Brigitte zum Durbar Square, wo ein Anlass der Schule für cerebral geschädigte Kinder stattfindet. Die Schule will die Bevölkerung auf dieses Leiden, die Konsequenzen und die nötigen Hilfestellung aufmerksam machen. Bretter werden herbeigeschleppt, damit die Kinder in den Rollstühlen auch ins Museum geschoben werden können. Die Kinder und die Eltern sind alle mit ihren besten Sachen angezogen. Die Kinder freuen sich an dem Ausflug, habe ich den Eindruck. Abends fahren Brigitte und Moritz nach Kathmandu, treffen Freunde. Martin und ich setzen uns auf die Dachterrasse des Café du Temple, essen ein feines Gemüsecurry und schauen zu, wie sich der Durbar Square mit Einheimischen füllt, jetzt, wo die Tagestouristen wieder abgefahren sind.

Nach einem feinen Morgenessen – es gibt jeden Tag eine andere nepalische Spezialität – hängen Martin und ich im Hotel rum. Gegen Mittag stösst Brigitte zu uns. Wir essen feine Samosa. Dann machen wir uns per Taxi zum Durbar Square in Kathmandu auf. Billette zu lösen, die mehr als einen Tag gültig sind, ist eine Prozedur, die Pass–, Visakopien, Passfotos und Zeit verlangt, aber keine Mehrkosten generiert . Mit unseren Ausweisen in den Taschen spazieren wir gemütlich über den Durbar Square. Lassen uns von Brigitte Kumari, die lebende Göttin, erklären. Ein kleines Mädchen von fünf oder sechs Jahren wird als jungfräuliche Inkaration der Muttergöttin Mahadevi ausgewählt. Dies ist eine grosse Ehre für ihre Familie. Das Mädchen verbringt Jahre in dem Tempel, bis sie zum ersten Mal blutet. Sei es, dass sie sich in den Finger schneidet oder ihre Periode bekommt. Das Problem danach ist, dass kein Mann sie mehr heiraten will, weil die Legende besagt, dass ihr Mann früh sterbe..... Soviel zur lebenden Göttin Kumari. Wir spazieren gemütlich über den Basar, bestaunen die bunten Kleider für die Nepali, die Yakschwänze zur Götterverehrung, den Gemüsemarkt mit den riesigen Pilzen. Beim Chrälelimarkt bleiben wir hängen. Brigitte und ich lassen uns je eine Halskette aus Glasperlen machen. Die Kettenmacher fädeln die Fäden zwischen den grossen und den zweitgrössten Zeh und ziehen so die neue Kette auf. Den Abschluss machen sie mit einer unglaublichen Fingerfertigkeit. Alles Männer, die hier arbeiten. Sei es im Glasperlenverkauf, sei es beim Ketten aufziehen. In einem kleinen Beizli im ersten Stock erholen wir uns bei Momos, den typischen Teigtaschen in Nepal. Ganz fein zu kosten. Können wir euch allen empfehlen. Per Taxi fahren wir ins Roof Top Restaurant eines Freundes einer Freundin von uns. Puspa begrüsst uns bei der Garageneinfahrt, führt uns in sein Restaurant. Wow! Da stockt uns der Atem. Unsere Füsse bewegen sich auf echtem Gras unter freiem Himmel. Die Aussicht ist toll. Wäre der Smog nicht, man könnte von hier aus die Achttausender sehen. Puspa offeriert uns ein kühles Bier und feine Häppchen zum Apéro. Moritz stösst nach der Arbeit zu uns. Auch Puspas Frau und Sohn kommen ins Restaurant. Ein paar Tropfen fallen vom Himmel und wir zügeln ins gedeckte Restaurant. Stromausfall. Bei Notbeleuchtung geniessen wir ein ganz feines Abendessen in freundschaftlicher Atmosphäre. Ganz toll. Puspas Frau und Moritz sind beide müde von ihrer Arbeitswoche und wir bleiben nicht allzu lange sitzen. Ein Taxi bringt uns durch den Regen nach Hause ins Hotel. Ein ganz intensiver Abend geht zu Ende.

   
Basar in Kathmandu   Gemüsemarkt im Basar, Kathmandu  

Samstags lässt Martin sich rasieren. Wurde Zeit. Der Barbier macht das gekonnt. Am besten gefällt mir die Kopfmassage, die auch zum Haarschnitt gehört. Ganz anders als bei Kurt ist das eine laute Angelegenheit. Lustig. Wir schlendern durch die Gassen nahe des Durbar Squares. Finden das eine oder andere Souvenir, das uns gefällt. Am Nachmittag nehmen wir ein Taxi, fahren erneut zum Basar in Kathmandu. Lassen uns treiben. Da der Stadtplan nicht sehr klar ist im Detail, machen wir zu Fuss einen Riesenumweg, um zu guter Letzt doch noch im Hotel Annapurna zu landen, wo wir zu sechst zu Abend essen. Wir lernen Susi und Robi kennen, gute Schweizer Freunde von Brigitte und Moritz. Das indische Essen ist ausgesprochen gut. Wir geniessen es, dass es Naan aus dem Tandooriofen gibt, nebst vielen anderen Köstlichkeiten. Nur die Klimaanlage ist für unseren Geschmack etwas kühl. Susi und Robi wohnen schon seit Jahrzehnten in Kathmandu und haben viel zu erzählen. Nach dem Essen bringen sie uns mit ihrem Auto ins Hotel zurück. Moritz reist im Gepäckraum mit ;–).

   
Reklamestreicher, Kathmandu   Gebetswindmühle  

Am Sonntagmorgen sind wir bei Susi und Robi eingeladen. Brigitte und Martin nehmen ein Taxi. Moritz und ich gehen zu Fuss. Der Garten von Susi und Robi ist eine willkommene Oase mit einem Teich mit Goldfischen, Sonnenblumen, Rosen, Baumschatten. Herrlich. Wir trinken kalten Tee und geniessen das Zusammensein. Robi hat eine Sitzung und wir vier brechen auch auf. Auf dem Heimweg schauen wir uns den Wagen des Machhendhranath an. Er ist ein nepalischer Hindugott, wird aber auch von den Buddhisten als Inkarnation von Bodhisattva der Leidenschaft verehrt. Er ist der Beschützer des Kathmandutals und ist zuständig für den Regen und den Monsun. Seine Statue wird im April/Mai auf einen riesigen Wagen geladen und mit Manneskraft – oft mit Hilfe der Armee – von Patan nach Jawalakhel gezogen. Die Reise benötigt einen vollen Monat. Ein kleinerer Wagen begleitet den grossen. Im Kleineren ist ein Bild von Machhendranaths Gefährte Jatadhari Lokesvara. Als wir diese Wagen betrachten, sind sie mitten auf einer lebhaften Kreuzung aufgestellt, wo sie bleiben, bis die Astrologen einen günstigen Zeitpunkt für das letzte Wegstück errechnet haben. Ist das letzte Wegstück ins Dorf Bungamati geschafft, bleibt die Statue sechst Monate dort, bevor sie nach Patan zurück geschafft wird. Die Nepali kommen zum Wagen, verehren den Gott, geben Spenden. Nachdem wir uns dieses Spektakel gründlich angesehen haben, führen uns Brigitte und Moritz in ein kleines Momobeizchen, wo wir fein zu Mittag essen. Mit einem Taxi fahren wir zur Teppichkooperative, wo Brigitte und Moritz sich einen Teppich machen lassen. Martin und ich werden durch den ganzen Komplex geführt. Wir besuchen die Strickerinnen, den Tageshort für die ganz kleinen, die Schule, die Ausbildungsstätte für die Schreiner, sehen die Schlafsäle des Waisenhauses, können uns die Färberei der Wolle ansehen, deren Abwässer ungefiltert in den Fluss geleitet werden, sehen die Frauen spinnen und Teppich weben. Alles sehr eindrücklich. Diese Kooperative gibt es seit den Achtziger Jahren und sie hilft den Leuten, eine Ausbildung zu erlangen, ein eigenes Einkommen zu generieren und fördert das Selbstvertrauen der Frauen. Ganz toll. Nachmittags packen wir unsere Ware, verabschieden uns herzlich von Brigitte und Moritz und fahren per Taxi nach Boudha.

   
Wagen des Machhendranath   auf Kreuzung abgestellt  

Das Gästehaus des Shechen Klosters, wo wir auf Anraten von Brigitte unser Zimmer reserviert haben, ist eine Oase. Der ruhige, grüne Innenhof tut einem in der Seele gut. Wir beziehen unser Zimmer und essen eine feine vegetarische Speise im hoteleigenen Restaurant. Die Tische sind auf der Wiese angeordnet und wir geniessen das feine Essen und die ruhige Atmosphäre. Gehen mit den Hühnern ins Bett.

   
Haupttempel des Shechenklosters   Die Mönche sind im Tempel  

Als wir um vier in der Früh aufwachen, beschliessen wir, zum Stupa zu gehen. Heute ist Vollmond und da soll es besonders viele Pilger haben. Wir stehen gemütlich auf und machen uns auf die Socken. Wir finden den Weg aus dem Innenhof raus, an den sieben kleinen Stupas des Klosters vorbei. Wir lassen den Haupttempel des Klosters links liegen, gehen die grosse Treppe runter, verlassen das Klostergelände. Auf dem Weg zum Stupa gibt es Dutzende von Ständen, wo die Gläubigen Butterlämpchen entzünden. Beim Stupa angekommen, sind wir überwältigt von der Wirkung dieses Bauwerks und den Menschenmassen, die sich im Uhrzeigersinn darum herum bewegen. Händler verkaufen Säcke voller Münzen und Beigen voller kleinen Noten, denn im zweiten Rang sind ordentlich alle Bettler aufgereiht. Die Gläubigen spenden Almosen, beten Rosenkränze, bewegen sich stetig und konzentriert im Uhrzeigersinn um den Stupa. Der Stupa selber gehört weltweit zu den grössten seiner Art. Dieser hier in Boudha gilt als wichtigster ausserhalb Tibets. Einige der Pilger verrichten ihr "kora", umrunden den Stupa, indem sie sich immer wieder zu Boden werfen. Eine Gruppe ganz junger Bettlermönche stehen mit ihren Riesenschalen da und warten auf Almosen. Der Stupa strahlt eine immense Kraft aus. Die weisse Glocke, der goldfarbene Turm mit den Augen Buddhas, die einem folgen, und dem dreizehnstöckigen Hutaufbau sind schlicht gesprochen phantastisch. Zu Ehren des Vollmonds ist die weisse Glocke mit elektronischen Lämpchen überzogen, die Gebetsfahnen flattern in allen Himmelsrichtungen und der Weihrauch trägt das Seine zur Stimmung bei. Wir umrunden den Stupa drei Mal. Lassen die Stimmung tief in uns einsinken. Kehren zum Hotel zurück. Geniessen das feine Morgenessen. Nachmittags fahren wir per Taxi zu Puspas Restaurant und geben die Schokolade, die wir für ihn und seine Familie mitgebracht haben, ab. Wir trinken einen Kaffee in unserem Hotelgarten, machen uns erneut auf den Weg zum Stupa. In der Morgen– und Abenddämmerung ist der Andrang der Pilger am grössten. Wir hören die Mönche beten, jemand singt.

   
Stupa von Boudha am Vollmondmorgen   Butterlampen bei Vollmond   Gläubige drehen ihre Runden im Uhrzeigersinn


Am Dienstag fahren wir mit dem Taxi zum Pashupatinath. Dies ist Nepals heiligster hinduistischer Pilgerort. Hier finden die Leichenverbrennungen statt und kaum sind wir aus dem Taxi ausgestiegen, sehen wir Rauch und riechen die Leichenverbrennung. Wir passieren den Eingang, stellen uns auf die Brücke und schauen in die trübe Brühe des heiligen Bagmati Rivers, der den Monsun dringend benötigt... Wir erklimmen die Hälfte des Hügels, setzen uns auf eine Bank und beobachten, wie eine neue Leiche gebracht und verbrannt wird. Für die Hindus ist hier zu sterben und verbrannt zu werden das höchste aller religiösen Verdienste. Es garantiert praktisch, dass man aus dem Zyklus der Wiedergeburten befreit wird. Ich erklimme den Hügelnoch vollständig. Eine grosse Treppe führt zu einer weiteren Tempelanlage, wo ein steinerner Tempel zu Ehren Shivas das Auge anzieht. Weiss, mit dem Dreizack geschmückt ein schöner Anblick. Wieder hügelabwärts auf der anderen Seite kommt ein weiterer hinduistischer Tempel, der nur von Hindus betreten werden darf. Ich erklimme eine schmale Treppe, wandle zwischen Bäumen und Affen durch und kehre zu Martin zurück. Auf dem Runterweg beteilige ich mich mit anderen Frauen und Mädchen an einem Spiel, bei welchem man mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen eine Lücke in der Mauer treffen muss. Es gelingt mir auf Anhieb. Glück gehabt. Später beobachten wir dieses Spiel auch auf dem Stupa. Bestimmt gibt es eine religiöse Bedeutung, die mir leider verborgen geblieben ist. Wir schlendern etwas über die Tempelanlage, sehen ein paar heilige Kühe. Wir verlassen die Tempelanlage und spazieren zum Parkplatz, nicht ohne eine rudraksha–Kette (Samen des Ultrasum–Baums, auch Tränen des Shiva genannt) gepostet zu haben. Wir fahren zum Hotel zurück, essen einen Salat im Hotelgarten. Ziehen uns auf unser Zimmer zurück.

   
Bachhareshwaritempel 6 Jhdt., Pashupatinath   Leichenverbrennung in Pashupatinath   Pashupatinath Tempel


Der Stupa zieht uns erneut an. Bei einer Grosshändlerin, die sackweise Bernstein in diversen Grössen verkauft, posten wir drei Stück. Trotz der Kraft des Stupa ziehen auch die ihn umgebenden Läden unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die meisten sind in tibetischer Hand. Der tibetische Silberschmuck fasziniert mich seit langem und hier werden sehr schöne Stücke ausgestellt. Wir entscheiden uns fürs Abendessen für eines der vielen Roof Top Restaurants rund um den Stupa. Bei Mondlicht sitzen wir mit Sicht auf den Stupa und geniessen das Chow Mein mit Frühlingszwiebeln.

Mittwochs zieht es uns erneut vor dem Morgenessen zum Stupa. Wir drehen eine Runde. Lassen die Stimmung auf uns wirken. Kehren fürs Morgenessen ins Hotel zurück. Brechen wieder auf zum Stupa, diesmal auf einem anderen Weg als bisher. So entdecken wir ein super interessantes Schmuckgeschäft. Wir geniessen ein Mittagessen mit Sicht auf den Stupa. Wir posten ein paar Souvenirs, unter anderem auch CDs mit typischer Nepalimusik. Nach einem Kaffee im Hotelgarten ruhen wir uns im Zimmer aus. Abends geht es wieder zum Stupa. In einem der Dachgartenrestaurants treffen wir zufällig einen guten alten Bekannten von mir, Gerd, den ich seit mehr als zwanzig Jahren nicht mehr gesehen habe, das letzte Mal in Hawaii. Auch er ist zwischenzeitlich Segler geworden und wir führen eine äusserst angeregte Unterhaltung mit ihm. Lässig.

   
Stupa von Boudha   Buddhistin beim Gebetmühlen antreiben   Ringstrasse, Boudha


Aufbruch ist angesagt. Nach dem Morgenessen heisst es Rucksäcke packen. Am Mittag fahren wir per Taxi nach Bhaktapur. Am Eingang lösen wir Tickets, die Leute vom Hotel kommen uns entgegen und helfen, unsere Säcke tragen. Das Zimmer, das wir telefonisch reserviert haben, ist in Ordnung, aber viel zu teuer. Wir finden ein kleines Beizli mit traumhafter Sicht auf die fünfstöckige Pagode Nyatapola, die der tantrischen Göttin Siddhi Lakshmi geweiht ist. Nach der Stärkung mit einem feinen Gemüsecurry machen wir uns auf die Suche nach einem günstigeren Quartier. Wir werden fündig, informieren unseren Hotelier, dass wir nur eine, nicht zwei Nächte bleiben werden. Wir essen im Restaurant des Hotels Shiva Guesthouse zu Abend mit Blick auf den hiesigen Durbar Square. Früh ins Zimmer.

   
Durbar Square, Bhaktapur   Nyatapola Tempel, Bhaktapur   Metallwaren, Bhaktapur


Wir schlafen aus. Wechseln als erstes das Hotel. Nach einem Frühstück im gleichen Restaurant wie das gestrige Abendessen, sind wir gestärkt für den Tag. Eine fliegende Händlerin möchte uns ein Collier verkaufen, aber die ganze Sache wird unerfreulich und wir verzichten auf den Kauf. Unser Hotelier wird heute nach Kathmandu fahren und uns dort Bustickets nach Charikot besorgen. Wir haben Lust, in die Berge zu fahren und wieder mal frische Luft zu atmen. Wir machen einen Spaziergang durch die Stadt. Lassen uns einen Monatspass für den Zugang zu den Tempeln erstellen, wie immer mit Pass– und Visakopie sowie Passfotos. Danach bummeln wir über den Durbar Square, trinken an der Sonne einen Kaffee. Ruhen uns im Hotel aus. Das Abendessen geniessen wir in dem Innenhof des Restaurants, das wir von unserem Hotelzimmerbalkon aus sehen. Ganz nette Bedienung, feines Essen. Wir probieren zum ersten Mal den Juju Dhau (König des Joghurts). Dieses Dessert mundet uns vorzüglich. Danach machen wir uns auf den Heimweg, legen uns aufs Ohr.

   
Kedarnathtempel, Bhaktapur   Löwentor, Bhaktapur   Ganesh und sein Reittier, die Ratte


Am Samstag besuchen wir das Nationalmuseum. Die Ausstellung leidet unter dem Strommangel, viele Dinge sieht man im Dunkeln gar nicht gescheit. Die Holztara aus dem 11. Jahrhundert im Erdgeschoss ist ein einzigartiges Stück Schnitzkunst. Im oberen Stock gefällt uns die im Cheminée ausgestellte Göttin aus Stein. Nach dem Museumsbesuch spazieren wir zum Platz Tachapal.

   
Gebrauchstöpfe trocknen in der Sonne   Bhairab, Bhaktapur   Das Goldene Tor


Nach einem kleinen Mittagessen im Innenhof eines verschlafenen Beizchen besichtigen wir das Holzmuseum, mit Dutzenden von atemberaubenden Schnitzereien. Vom ersten Stock aus sehen wir einen Ziehbrunnen, an dem viele Frauen Wasser schöpfen. Der Monsun ist dringend nötig, überall mangelt es an Wasser. Der Sodbrunnen ist fast leer.

   
Newarische Holzschnitzkunst, Bhaktapur   Fast leerer Brunnen...   Brunnen in Bhaktapur


Wir besuchen auch das Metallmuseum, das mit seinen modernen, wenig ansprechenden Ausstellungsstücken enttäuscht. Wir schlendern in das kleine Gässchen seitlich des Holzmuseums und sind bass erstaunt über die Schönheit des Pfauenfensters. Vom Schnitzhandwerk haben sie hier wirklich eine Ahnung! Wir spazieren heim, ruhen aus und essen in einem Restaurant auf dem Roof Top mit Sicht über den Platz zu Abend.

   
Pfauenfenster, Bhaktapur   Dachbalkenverzierung   Balkenabschluss, Bhaktapur


Der Sonntag ist ein Tag in der Hütte. Bericht schreiben, Fotos auswählen und ähnliches mehr.