Logbuch
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Faszination Nepal
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11. – 25. Juni 2012

Am Montag reservieren wir telefonisch ein Hotelzimmer in Bandipur. Dank der Nebensaison kriegen wir ein Zimmer mit etwaiger Bergsicht zu günstigen Bedingungen. Wir machen einen Spaziergang zum Töfpermarkt von Bhaktapur. Die in der Sonne zum Trocknen liegenden Töpfe auf dem Platz sind ansprechend. Wir schauen einem Töpfer zu, wie er die Töpferscheibe mit einem Stecken ins Rotieren bringt und dann mit grosser Konzentration ein Topf nach dem andern aus dem Lehmklumpen dreht. Er ist wohl geschmeichelt von unserem Interesse und wählt für uns auch ein anderes Modell, nämlich die nepalische Sparkasse, das dickbauchiger ist als die bisher getöpferten Teile. Ganz, ganz lässig. Martin stellt einem der Ladeninhaber ein paar Fragen zum Töpfern. Als Dank für die guten Auskünfte posten wir bei ihm einen Fisch aus Ton zum Aufhängen, den man mit einer Rechaudkerze beleuchten kann. Lustig. Wir essen eine Portion der von uns heissgeliebten Momos zu Mittag. Wir gehen auf die Bank Geld wechseln. Auf einem grossen Pult liegt das Geld stapelweise herum. Die zuständige Frau schenkt erst allen Angestellten Tee aus und setzt sich dann hinters Pult, um mit Zählen zu beginnen. Etwas, das bei uns daheim höchstens noch hinter dickem Panzerglas zu sehen wäre. Abends gehen wir ins Black Olive Roof Top Restaurante und geniessen Nudeln zum Abendessen.

   
Töpfer in Bhaktapur   Pottery Square, Bhaktapur   In drei Tagen wird gebrannt


Nach dem Morgenessen packen wir unsere Ware, besteigen das Taxi und fahren nach Patan, wo Brigitte uns erwartet. Wir ziehen im Newa Chén in ein Zimmer im modernen Haus. Auch nicht schlecht. Auf unserem Streifzug durch die Stadt begegnen wir einer wunderschönen mongolischen Tara aus Messing. Die Statue beeindruckt uns tief, doch lassen wir sie vorerst im Geschäft, wo sie sich aufhält. Wir wollen uns noch weiter umsehen. Wir posten ein paar Souvenirs. Unter anderem eine Schnitzarbeit. Abends essen wir zu viert auf der Dachterrasse des Café du Temple mit Aussicht auf den Durbar Square.

   
Schnitzer in Patan    

Um sechs Uhr bringt uns der Taxichauffeur zum Busbahnhof. Auf unserem Reisebus steht nicht – wie auf dem Ticket vermerkt – Open Heart sondern Swiss Travels. So ein Zufall! Wir haben die besten Plätze, vorne rechts, gleich hinter dem Chauffeur, zwischen ihm und uns eine Glasscheibe und ein Riesenfass. Als wir uns beim Busbegleiter beschweren, weil das Fass unserer Sicht behindert, verspricht er uns, es komme raus. Nur sagt er nicht, wann... Wir fahren pünktlich los. Martin und ich freuen uns darauf, der Smogglocke über Kathmandu zu entrinnen. Doch das passiert nicht so schnell. Am Stadtrand halten wir an. Der Mechaniker kommt. Er demontiert einen Druckschlauch – ohne Ersatz – und ab die Post. Kurz bevor wir die Stadt verlassen, kommt das Fass tatsächlich weg. Langsam erklimmen wir die Passhöhe des Kathmandubeckens. Die Sicht ins Becken runter ist von der Luftverschmutzung getrübt. Auf der anderen Seite geht es auf kurvenreicher Strasse wieder ins Tal hinunter. Neben einer Brücke hängt ein Lastwagen vorne in der Luft, links an den Felsen geklemmt. Der Fahrer hatte Glück, nicht in den Fluss runtergestürzt zu sein... Reisterrassen ziehen an uns vorbei wo die Frauen mit Pflanzen beschäftigt sind, während dem die Männer die Wasserbüffel beim Pflügen lenken. Ganz toll. Wir fahren mit dem grossen Bus bis nach Dumre, wo wir in einen kleinen örtlichen Bus umsteigen. Es ist nicht zu fassen, wieviele Leute in das Büschen rein passen, ganz zu schweigen von den Bauarbeitern, die mitsamt ihrem Werkzeug aufs Dach klettern... In Bandipur angekommen spazieren wir zu unserem Hotel. Wir beziehen ein geniales Zimmer mit eigenem Balkon und – theoretisch – Sicht auf die Achttausender. Doch die Vormonsunzeit ist geprägt von Dunst und wir können keinen Blick auf die Schneeberge erhaschen, obwohl wir sie vom Bett aus sehen könnten. Schade. Im Hotel bekommen wir einen Willkommensdrink, nehmen ein leichtes Mittagessen zu uns. Martin legt sich hin und ich mache einen kleinen Spaziergang nach Süden. Ein schönes Bergdorf, verkehrsfrei dank einer japanischen katholischen Nonne, die hier anfangs der achtziger Jahre eine Schule gegründet und die Verkehrsfreiheit von Bandipur festgelegt hat. Abends essen wir im Hotel auf der Terrasse ein Dahl mit Gemüsecurry, ganz, ganz fein gekocht. Ein Gewitterregen bricht los und wir hoffen auf Bergsicht am kommenden Morgen.

Wir schlafen aus, da wir erkennen, dass auch heute nichts mit Bergsicht ist. Wir nehmen das Morgenessen in der Gasse von Bandipur ein, beobachten die Schüler. Die mit der roten Unform streben von rechts nach links, die mit der blauen Uniform und den riesigen Krawatten von links nach rechts. Wir spazieren zum Shivatempel im Osten des Dorfes. Beobachten, wie die Frauen weit unten bei den Wasserleitungen Wäsche und sich selbst waschen, alle Gefässe mit Wasser füllen und das Wasser auf steilem Fussweg ins Dorf hinauf schleppen. In der Zeit sitzen die Männer im Schatten und spielen Carom. Wir kehren ins Dorf zurück, geniessen ein paar Momos am Mittag. Wir ruhen aus und lesen in unserem Hotelzimmer. Abends gehen wir wieder auswärts essen. Nehmen danach einen Kaffee auf unserer Hotelterrasse. Legen uns aufs Ohr.

   
Santos und seine Freundin, Bandipur   Die Schule geht bald los   Wasser holen in Bandipur


Die Morgendämmerung weckt uns. Nach wie vor keine Achttausender in Sicht. Heute spazieren wir nach Westen. Es ist ein extrem heisser Tag. Wir ruhen uns im Hotelzimmer aus. Der Hotelier kommt zu uns und sucht das Gespräch. Er hat vor sieben Monaten seine Frau verloren, sie war krebskrank, und hat jetzt mit seinen drei Töchtern im Alter von drei, sechs und neun Jahren alle Hände voll zu tun, ganz zu schweigen vom Hotel, das immer wieder unter Wassermangel leidet. Armer Kerl. Abends essen wir im Hotel ein feines Gemüsecurry. Die Küche hier ist hervorragend.

   
Dorfstrasse, Bandipur   Frauen schleppen Holz  

Samstags geht es um sechs Uhr los. Wir fahren per Taxi nach Dumre, steigen dort in einen öffentlichen Bus bis Pokhara. Steigen – nach einem relativ langen Fussmarsch und kurzer Wartezeit – in einen andern Bus um nach Tansen, Palpa, wo wir Brigitte und Moritz treffen werden. Die beiden sind schon vor uns dort und haben uns ein Hotelzimmer reserviert. Der erste Anblick des Städtchens ist nicht besonders anmächelig. Wir gehen essen und treffen dann im Restaurant Brigitte und Moritz, die einen Spaziergang in die Umgebung gemacht haben.

   
Dach in Tansen (Palpa)   Hund in Tansen (Palpa)   Bunte Nudeln, Tansen (Palpa)


Da das Hotelrestaurant schmuddelig ist (wie das Zimmer auch), gehen wir auswärts Zmörgelen. Danach spazieren wir zur Information und durchs Dorf. Martin lässt sich einmal mehr rasieren. Da es hier fast keine Touristen hat, kriegt er den Schnitt zum Preis der lokalen Bevölkerung. Die Rasur kostet –.35 CHF mit Kopfmassage. Wahnsinn! Wir essen zu viert zu Mittag. Geniessen das gemeinsame Essen, die Gespräche, den anschliessenden Bummel. Brigitte und Moritz verabschieden sich, sie fahren morgen nach Surkhet, wir bleiben noch eine Nacht länger in Tansen (Palpa). Wir spazieren durch das Städtchen, posten ein paar ganz tolle, bunte Bilder von verschiedenen Hindugottheiten. Wir essen auswärts, gehen früh ins Bett.

   
Bereit zum Beton giessen, Tansen (Palpa)   Morgennebel, Tansen (Palpa)  

Am Montag stehen wir um fünf Uhr auf, packen unsere Siebensachen und machen uns auf den Weg zum Busbahnhof. Bei leichtem Nieselregen und Morgennebel kommen wir bei den Bussen an, buchen unsere Plätze nach Pokhara. Wir erhalten unsere Wunschplätze: A 1 und 2, gleich hinter der Bustüre. Da haben wir Beinfreiheit und freie Sicht. Genial. Unser Chaffeur fährt vernünftig, wofür wir ihm dankbar sind. Wir haben zwei junge, aufgeweckte Busbegleiter, die ihren Job mit grosser Begeisterung ausführen.

   
Reisfelder   auf dem Weg   nach Pokhara


In Pokhara bringt uns ein Taxi zum Little Tibetan Guesthouse. Wir haben ein gutes Zimmer, bestellen an der Reception Busbillette für den kommenden Tag. Pokhara ist rein für die Touristen erbaut worden. Das ganze Dorf besteht aus Anbietern von Trekking, Pony reiten, River raften, Bungee jumpen und ähnlichem mehr. Dazu Dutzende von Läden mit Souvenirs. Nicht gerade unser Ding. Wir spazieren zum See, wo Dutzende von Ruderschiffchen auf Touristen warten. Die Dorfjugend badet im nicht sehr sauberen Wasser. Wir finden ein sympathisches Beizchen "Laughing Buddha" und essen echt gut. Heimspazieren. Zeitig ins Bett.

   
Touriort Pokhara   Wasserbüffel auf der Strasse, Pokhara   See in Pokhara


Dienstags reisen wir von Pokhara nach Kathmandu per Bus und von dort mit dem Taxi noch einmal nach Boudha. Unser Buschauffeur trägt einen Hut unf fährt auch entsprechend. Motoradfahrer sind für ihn eine unberücksichtigte Menge an Verkehrsteilnehmern, was uns stresst.... Wir sehen unterwegs Wasserbüffel an der Arbeit, volle Lastwagen und Menschen, die auf Busdächern reisen. Für die erste Nacht in Boudha konnten wir noch ein Zimmer im Shechen Guesthouse buchen, was uns aufstellt. Dort angekommen, geniessen wir einen feinen Salat und einen Kaffee. Danach umrunden wir den Stupa, saugen die positive Energie ein, streifen ein wenig durch die Läden.

   
Trägerinnen    

Am Mittwoch wollen wir um sechs Uhr in der Früh zum Stupa. Als wir bereit sind, setzt der Regen ein. Wir zmörgelen unter dem Dach im Restaurant unseres Hotels. Flanieren durch eine Gasse, mit der uns der gestrige Taxichauffeur bekannt gemacht hat. Kaufen einen schönen buddhistischen Rosenkranz aus Lotuskernen mit Messinganhängern, die hier in Boudha gefertigt worden sind. Wir kaufen auch sonst noch das eine oder andere Souvenir. Leider wird in unserem Hotel kein Zimmer frei für die heutige Nacht, so dass wir ins Hotel Dungkar wechseln. Auch nicht schlecht, aber kommt natürlich nicht an die friedliche Umgebung des Shechenklosters ran. Wir essen abends eine feine Suppe mit Sicht auf den phantastischen Stupa. Einmalig lässig. Es ist jedes Mal von neuem ein erhabener Anblick, den riesigen Stupa zu sehen und all die Mönche und Gläubigen, die ihn im Uhrzeigersinn umrunden, ihre Mala in den Händen, wo sie eine Perle nach der andern durch die Finger gleiten lassen und ihre Gebete sprechen, oder eine Gebetsmühle an der andern drehen. Wir gehen früh ins Bett.

   
Stupa von Boudha   Tibeterinnen beim Beten  

Die Sonne lacht vom Himmel. Wir essen ganz in der Nähe unseres Hotels das Morgenessen, natürlich mit Blick auf den Stupa. Gegen Mittag nehmen wir ein Taxi und fahren nach Patan, ins Hotel Newa Chén. In der Aufregung des aus dem Taxi Steigens vergisst Martin, dass ihm sein Hut unter den Sitz gerutscht ist. So büsst er seinen Tahitihut mit dem Perlmuttblümchen ein. Schade. Wir beziehen unser Hotelzimmer, puffen unsere Rucksäcke aus. Gehen in dem sympathischen Beizchen Momos essen. Wir suchen das Geschäft auf, wo wir die tolle mongolische Tara gesehen haben. Sie hat auf uns gewartet. Wenn das kein Zeichen ist! Wir kaufen sie. Ich kriege obendrein noch ein Armband aus weissem Metall geschenkt, was mich sehr freut. Heute Abend essen wir im Café du Temple und blicken auf den Durbar Square von Patan runter.

Freitag machen wir uns einen gemütlichen Tag. Feines Morgenessen im Innenhof des Hotels. Flanieren. Ein junger Nepali überredet uns, in sein Malereigeschäft zu kommen und dies endet mit dem Erwerb eines wunderschönen Mandalas. Wir lernen den Lama kennen, der dieses Meisterwerk gemalt hat. Das stellt uns auf. Er ist ein äusserst sympatischer tibetischer Mönch. Das eine oder andere Souvenir findet noch seinen Weg zu uns. Nach dem Abendessen ziehen wir uns früh zurück. Ich leide die ganze Nacht unter beschleunigter Verdauung.

   
Achou Lama signiert sein Mandala   Tempel in Patan   Kabelsalat, Patan


Am Samstag bin ich total ausgewunden. Der Monsun trifft ein. Das passt ja wunderbar. So kann ich problemlos im Bett liegen bleiben. Martin packt unsere Säcke. Der Hotelier gibt ihm ein Salz für mich, das ich mit einem Liter Wasser trinke. Abends gehe ich kurz mit Martin raus. Er isst Momo, ich ein Müsterchen von einer feinen Tomatensuppe.

Am Sonntag geht es mir deutlich besser. Wir lassen uns mit dem Taxi nach Swayambhu bringen. Einem weiteren Stupa. Er ist sehr viel kleiner als der Stupa in Boudha, zudem ist die ganze Umgebung um Grössenordnungen touristischer.

   
Stupa von Swayambhu   Swayambhu   Löwenstatue, Swayambhu



   
Opferfeuer, Swayambhu   Gebetsglocke, Swayambhu   Beweglicher Drache an der Glocke


Auch der Regen trägt das Seine dazu bei: die ganze Anlage gefällt uns um viel weniger als die in Boudha. Nach einer ausführlichen Runde kehren wir per Taxi ins Hotel zurück, wo wir Kaffee resp. Tee trinken. Um sechs Uhr kommt der Taxichauffeur, der uns zum Flughafen bringt. Wir sitzen eine Weile im Stau, haben aber zeitlich genug Spatzung. Wir geben die grossen Gepäckstücke auf, warten auf den Abflug. Wie Martin schon sagte: Neuseeland und Nepal ist wie Tag und Nacht, wobei Nepal der Tag ist.

   
Gebetsmühlen   Swayambhu   Durbar Square, Patan


Jetzt freuen wir uns darauf, wieder in unser Häuschen in Zürich zu ziehen. Die Homepage wird eine Weile brachliegen und dann in neuem Kleid als Schmuckhomepage weitergeführt werden. Wir wünschen Euch alles Gute für die Zukunft.