Logbuch
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Nordinsel, Neuseeland
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10. – 22. April 2010

Wir stehen zeitig auf und machen den Crater of the Moon Walk. Dieser führt auf einem Holzdeckweg durch eine skurille Landschaft, wo aus dem Grünen Dämpfe aufsteigen, sich Krater gebildet haben, in denen wiederum viele Grünpflanzen wachsen, trotz den hohen Temperaturen und den Schwefeldämpfen. Eine eigenartige, fürs Auge ungewohnte Natur.

   
Lake Taupo   Craters of the Moon  

Wir fahren mit dem Auto zu den Huka Falls. Eine Fussgängerbrücke ist über die reissendste Stelle des Zustroms zu den Huka Falls gebaut und wir möchten uns beide nicht mit dem Kayak in diesen wilden Stromschnellen tummeln. Die letzte Stufe fällt elf Meter ab und beeindruckt durch die Wassermassen und das wunderschöne Türkis des Wassers.

   
Huka Falls    

Wir fahren auf der zu Beginn eher langweiligen Thermal Explorer Tourist Route. Wir sehen viel abgeholzten Wald und das tut uns, wie immer, im Herzen weh. Auch die in geraden Linien frisch aufgeforsteten Hügel sind keine Erholung fürs Auge. Es ist alles viel zu künstlich.... Wir folgen einer Tafel "Scenic Lookout" und wundern uns, was es hier zu sehen geben könnte. Als wir aus dem Auto aussteigen, verschlägt es uns fast den Atem, so schön sind die Waipura Falls, die wir sehen. Wir picknicken mit bester Aussicht und beobachten die anderen Touristen, die hier anhalten. Ab diesem Punkt wird die Landschaft der Strasse entlang wieder interessanter.

   
Waipunga Falls    

Wir finden einen Campingplatz in Napier, wo wir unser Zelt aufschlagen. Wir folgen dem Tipp des Reiseführers und fahren abends in die Stadt, um die Art Déco Häuser beleuchtet zu sehen. Allerdings sind nur vereinzelte Häuser angeleuchtet, was schade ist. Um 19.00 Uhr ist die Stadt bereits menschenleer und wir kehren auf den Campingplatz zurück, kochen etwas, legen uns aufs Ohr.

   
Napier   Art Déco   1931–1933


Wir brechen das Zelt ab und fahren erneut nach Napier. Wir beginnen mit dem Bluff Hill Lookout, der sich lohnt. Eine Toppaussicht auf Hafen und sonstige Umgebung bei strahlendem Wetter. Perfekt.

   
Bluff Hill Lookout, Napier   Holz für China  

Wir parkieren in der Stadt und sehen uns die Art Déco Häuser an. Wirklich erstaunlich. Die ganze Stadt wurde 1931 durch ein Erdbeben dem Erdboden gleich gemacht und dann von 1931 bis 1933 im Art Déco Stil wieder aufgebaut. Während des Erdbebens ist auch Erde aus dem Erdinnern aufgetaucht. Dort, wo früher der Hafen war, ist heute feste Landmasse. Die meisten Fassaden der alten Gebäude stehen noch, sind sorgfältig gestrichen und eine Augenweide. Zum Teil stehen auch noch die ganzen Häuser mit den Spannteppichen aus der Zeit. Wir fangen eine Parkbusse ein, können sie zum Glück annullieren im Civic Building. Hier haben sie im Lift Spannteppich auch an den Wänden. So was...

   
Die Kunst   liegt   im Detail


Wir fahren in ein Aussenquartier der Stadt, um uns die Tabakfabrik anzusehen, die ein Deutscher im Art Déco Stil erbauen liess. Während des Zweiten Weltkriegs haben sie ihm die Führung seiner Firma entzogen.

   
Tabakfabrikant   als   Mäzen


Als wir uns an der Art Déco satt gesehen haben, fahren wir nach Gisborne. Der Weg führt durch hügeliges Gelände, ähnlich dem Appenzellerland, nur viel weitläufiger und mit fast keinen Häusern. Vom grossen Regen gibt es viele Washouts, wo die Strasse einfach ins Nichts abrutscht. Wir treffen unterwegs auf Rinder und Schafe und zum ersten Mal – per Verkehrszeichen wird darauf aufmerksam gemacht – auf freilaufende Ziegen. In Gisborne hat es seit drei Wochen nur geregnet und der Campingplatz versinkt im Wasser, so dass wir ein Cabin mieten. Im ersten gibt die Glühbirne den Geist auf und wir zügeln in ein anderes. Hier drin schlafen wir herrlich.

   
Gegenverkehr    

Am Morgen gehen wir auf die Touristeninfo, wo uns ein äusserst motivierter Mitarbeiter perfekt berät, was wir uns ansehen und wo wir die nächste Nacht verbringen sollen. Wir machen unseren ersten Halt in Tolaga Bay bei der längsten Mole Neuseelands, die 660m ins Meer hinaus gebaut worden und heute vom Zerfall bedroht ist.

   
Tolaga Bay, längste Mole NZs   Tolaga Bay   Wetland


Danach fahren wir an die Kaiaua Beach, wo schöne Schneckenhäuschen haufenweise am Strand liegen, und dann zur Anaura Bay. In der Tokomaru Bay halten wir bei einem Wohnwagen, der Esswaren verkauft. Wir bestellen zwei Fischburger, die wir an einem Picknicktisch am Strand unten geniessen. Schade, ist das Wasser so kalt.

   
Anaura Bay   Fischburger in der Tokomaru Bay  

In Tikitiki halten wir bei einer Kirche an, die innen vollständig von Maori dekoriert worden ist. Die Schnitzereien sind nicht unbedingt unser Ding, aber all die Maorimuster an den Balken, Wänden und Fenstern sind einmalig schön. Auch die in Maoriart geschnitzte Kanzel ist etwas nie vorher Gesehenes für uns.

   
Maorikirche   St. Mary   in Tikitiki


In Te Ararora in der Nähe des East Cape, dem östlisten Punkt von Neuseeland, beziehen wir ein Doppelzimmer in der Te Ruru Lodge, die von Pauline geführt wird. Ein super sympathisches Haus. Pauline ist Malerin, führt den Backpackerplatz und eine kleine Galerie. Das ganze Haus ist sehr originell und ansprechend eingerichtet. Mir hat es das ausgestopfte Bambi angetan, das im Gang unter der Kommode liegt. Als wir in der Küche kochen, bringt uns Pauline selbst gemachten Schoggikuchen fürs Dessert. So fein. Wir schlafen tief und fest.

   
Backpacker Te Ruru Kainga   in Te Araroa   Küche mit Freiluftabwasch


Am Freitag fahren wir von Te Araroa nach Tauranga. Bevor wir losfahren, schauen wir uns die Galerie unserer Gastgeberin an. Zuerst fahren wir an die Waiaka Bay hinunter, eine malerische Fahrt, und dann an verschiedenen Stränden vorbei, wo ich ab und zu mal anhalten und nach Strandgut Ausschau halten muss.

   
Waiaka Bay    

Wir reinigen endlich mal unsere Windschutzscheibe von innen, was eine enorme Verbesserung der Sicht bringt. Wir kommen an einer Baustelle vorbei, wo die gesamte Strasse verschüttet worden ist und die Bagger noch aktiv sind. Das gibt Verzögerungen in unserem Reiseprogramm. Wir haben mit Ian, einem Segler, den wir in Aitutaki kennen gelernt haben, auf 18.00 Uhr abgemacht, werden das aber nicht einhalten können. Martin ruft an und informiert ihn über unsere Verspätung. Nach einigem Suchen und zwei weiteren Anrufen landen wir glücklich bei Megan und Ian. Wir kriegen einen Apéro und danach eine feine Suppe zum Znacht. Wir können ein super schönes Zimmer mit eigenem Bad beziehen. Ganz edel.

Am Samstag arbeitet Ian am Schiff, das auf dem Trockenen steht. Megan begleitet uns an den Strand. Auf dem Weg dahin besuchen wir zu dritt eine Bilderausstellung. Das ist mit Megan besonders spannend, weil sie Malerin ist. Danach komme ich an einen Strand mit so vielen Muscheln, wie ich es noch nie gesehen habe. Die Muscheln knirschen unter unseren Füssen, vor lauter ist es schwierig zu entscheiden, was man aufheben soll. Wir holen Ian und essen auswärts was Kleines zu Mittag. Nachmittags ruhen wir uns alle aus. Abends gehen wir Fish’n Chips essen und danach ins Kino. "Hotel Marigold" kann ich allen nur empfehlen. Der Film spielt in Jaipur und Martin und ich sind voll motiviert, diese Stadt gelegentlich wieder mal zu besuchen.

   
Samstagsmarkt in Tauranga – Martin, Megan und Ian   Haus von Ian entworfen, Tauranga   Kirche von Ian, Katikati


Am Sonntag schlafen wir aus. Essen zu viert das Frühstück bei traumhafter Aussicht auf den Isthmus. Ian hat einen weiteren Ort gefunden, wo es im Auto Sicherungen hat, und da ist auch die kaputte Sicherung unserer Stereoanlage. Wir gehen neue Sicherungen posten. Besuchen ein Brockenhaus, wo ich ein super gutes Paar Jeans finde. Mittags gehen wir beide mit Megan Pie essen. Echt lecker. Es sind die besten Pies Neuseelands und werden von einem Chinesen produziert. Martin und ich kehren an den Muschelstrand zurück, geniesssen den schönen Ort. Abends kochen wir. Die Rösti gelingt dieses Mal gut, das Voressen dafür etwas weniger.

   
Strand von Mount Manganui    

Am Montag stehen wir zeitig auf. Ian fährt uns zu dem Wasserfall, wo er und Megan vor elf Jahren geheiratet haben. Ein romantischer Ort, um sich das Jawort zu geben. Wir essen die mitgebrachten Pies. Zurück im Auto fahren wir nach Katikati, wo Ian eine Kirche gebaut hat. Ein beeindruckend schönes Gebäude. Schade, dass die Kirche abgeschlossen ist, ich hätte gern die Kapelle im Fuss des Kirchturms besucht. Danach schauen Ian und ich uns noch die Mauermalereien im Dorf an, Martin erholt sich vom Spaziergang zum Wasserfall.

   
Jawortplattform von Megan und Ian    

Wieder zurück in Tauranga verabschieden wir uns von den beiden grosszügigen Gastgebern und fahren nach Ngongotaha, in der Nähe von Rotorua. Hier finden wir ein extrem gut eingerichtetes Cabin zu vernünftigem Preis und buchen mal drei Nächte.

Wir schlafen aus, nehmen ein spätes Frühstück draussen an der Sonne ein. Martin macht ein Nachmittagsschläfchen und ich führe das Tagebuch nach, in dem ich die Bilder von Prospekten einklebe.

Am Mittwoch schlafen wir aus, essen draussen. Es bläst ein kühler Wind. Wir verlängern unseren Aufenthalt um eine weitere Nacht. Ich setze das Tagebuch à jour. Am Nachmittag mache ich einen Entwurf für ein Muschelarmband. Martin ist begeistert. Die definitve Version braucht Lötarbeit und dieses Werkzeug habe ich leider nicht dabei.

Donnerstags nehmen wir es gemütlich. Wir ringen uns durch, streichen Australien von unserem Reiseprogramm und buchen unsere Flüge. Am 28. Mai 2012 werden wir Neuseeland verlassen und nach Nepal fliegen. Am 25. Juni 2012 treffen wir in Zürich ein und werden unser Landrattendasein wieder aufnehmen. Wir sind gespannt. Wir fahren nach Rotorua, sehen uns im Kuirau Park verschiedene dampfende Löcher und Seen an. Es riecht in der ganzen Stadt intensiv nach Schwefel. Nachdem wir einige dieser Sehenswürdigkeiten genossen haben, fahren wir mit dem Auto zu den Seen. Zuerst der blaue, dann der grüne und zu guter Letzt den Tarawera. Bei dem sind allerdings die Ufer fast so dicht mit Häusern verbaut wie in der Schweiz. Ein ungewöhnlicher Anblick für Neuseeland.

   
Kuiraupark in Rotorua   Optisch schön   aber der Schwefelgeruch...


Freitags schlafen wir aus. Wir fahren zum Parkplatz des Golfplatzes und spazieren von dort aus an riesigen Redwood Bäumen vorbei zu den Hamurana Springs. Die Reedwood Bäume hier sind jung, bloss hundert Jahre alt, und bis 55m hoch. Ein schwindelerregender Anblick, wenn man den Kopf in den Nacken legt und die Gipfel mit dem Auge sucht. Die Quelle ist ein fünfzehn Meter tiefes Loch, aus dem stündlich 4,5 Millionen Liter zehngrädiges Wasser strömen. Das Wasser ist kristallklar. Im Fluss gibt es eine spezielle Vegetation. Tiefgrüne Pflanzen neben Sandboden ergeben ein erquickliches Muster. Wir sehen zum ersten Mal einen Tui von nahe. Bis jetzt mussten wir uns mit seinem Abbild auf den Bierflaschen zufrieden geben. Dieser Vogel singt sehr schön und fliegt äusserst geräuschvoll in der Gegend rum. Wir fahren zurück auf den Campingplatz, verstauen unser gesonntes Zelt. Dann nochmals los in die Stadt. Wir sehen uns den Steinladen an, der im Prospekt inseriert, sind aber enttäuscht vom Angebot. Auf dem Heimweg kaufen wir eine Pizza, die wir in unserem Cabin essen.

   
Glasklares Wasser, Hamurana Springs   Redwood, 55m hoch   Tui, Hamurana Springs


Wir verbringen den ganzen Samstag und Sonntag auf dem Campingplatz. Setzen uns mit unseren Stühlen an die Sonne und lesen. Endlich wieder einmal.