Logbuch
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Vanua Levu und Taveuni, Fidschi
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17. Oktober – 2. November 2011

Wir stehen auf und werfen den Wassermacher an. Nach einem Morgenessen mit frischer Kokosnuss gehen wir in die Stadt, den Stoff abholen bei Maria. Wir posten Früchte und Gemüse, der Markt ist wirklich eine Freude für alle Sinne. Wir essen auswärts ein Chicken Curry. Danach kaufe ich ein paar indische Glasarmreife, die Aktion sind. Wir gehen im Supermarkt einkaufen und dann zum Zoll. Unser "Cruising Permit" fehlt. Martin wartet beim Zoll und ich spurte in die Copra Shed Marina. Leoa hat unseren Cruising Permit bereit und händigt ihn mir aus. Wir checken aus mit dem Ziel, den Osten von Vanua Levu und die Insel Taveuni zu besuchen. Wir bunkern, räumen das Schiff auf und freuen uns auf den morgigen Aufbruch.

Am Dienstag ist um fünf Uhr dreissig Tagwache. Wir zmörgelen im Schiffsinnern, da es regnet. Kurz vor sieben Uhr starten wir. Kein Lüftchen weht, die Sonne lacht am Himmel. Wir motoren während achteinhalb Stunden. Die Einfahrt durchs Riff bei Fawn Harbour ist gut markiert. Der Anker hält auf Anhieb. Ich koche feine Pasta mit einer Auberginen–Tomaten–Sauce und ausnahmsweise haben wir sogar frischen Parmesan zum Draufreiben. Ein Vier–Stern–Essen ;–). Martin legt sich gleich in die Koje, ich maile. Als mir eine Kakerlake im Salon entgegenkommt, mache ich ein Giftattentat auf sie. Sie rennt noch rum, ich sprühe sie ein zweites Mal ein und fliehe hinter das Moskitonetz ins Bett. Martin steht zu später Stunde noch auf für ein Bierchen im Cockpit und entsorgt die halbtote Kakerlake. Ich schlafe selig.

Endlich können wir wieder mal ein Morgenbad im Pazifik geniessen! Wir fahren los, per Motor. Eine kurze Zeit können wir motorsegeln, dann bricht der Wind wieder völlig zusammen und wir motoren erneut. Die Einfahrt nach Nasasobu ist nicht gut ausgepflockt. Zwar stehen zwei Pfosten, aber man muss in einer S–Kurve einfahren. Als wir mitten im Pass sind – ich stehe auf dem Mastkorb – taucht linkerhand das Riff auf. Ich schreie: rechts, rechts. Zum Glück reagiert Martin sofort und reisst Suleika herum. Als er zurück schaut, erschrickt auch er, wie nah wir dem Riff waren.... Der Ankerplatz im Innern ist wunderschön. Ringsherum von Mangroven gesäumt. Wir werfen den Anker, er hält. Wir sind das einzige Segelschiff in der Bucht. Toll. Ein Mann fährt im Fischerboot vorbei. Wir winken ihn heran und fragen, wie wir am besten in die Nachbarbucht gelangen, um bei Chief George Sevusevu – die übliche Begrüssungszeremonie in ländlichen Dörfern – zu machen. Er empfiehlt, bei steigender Flut mit dem Dingi nach Dakuniba zu fahren. Das erste Haus sei das des Chiefs. Wir sind gespannt.

Am Donnerstag stehen wir früh auf. Heute wollen wir Sevusevu machen. Wir pumpen das Dingi auf. Kleben – auf Winfrieds Rat hin – ein Paket Zigaretten an unseren Cavastrauss. Martin trägt die längeren Hosen, ich den Jupe und das Oberteil, das ich extra für diese Gelegenheit in Savusavu gepostet habe. Nichts wie los. Wir fahren über wunderschöne Korallen, tuckern auf den riesigen Ficus zu, hinter dem sich das Dorf verbirgt. Margreth empfängt uns am Strand, hilft, das Dingi anzumachen. Sie führt uns zu Chief George und erklärt ihm, dass wir das Sevusevu machen wollen. Wir setzen uns alle im Schneidersitz auf die Matte auf der Terrasse seines Hauses. Chief George spricht einen langen Sermon auf Fidschianisch, klatscht am Schluss in die Hände und das bedeutet, dass wir ab sofort seine Erlaubnis haben, in der Bucht zu ankern, die Insel zu besuchen und zu fischen. Er knübelt das Zigarettenpäckli vom Cavastrauss, niefelt es auf und pafft sofort eine Zigarette. Margreth führt uns in die Küche, kocht uns einen Tee auf dem Holzfeuer und serviert uns dazu Taro und Cassava. Beides sehr fein.

   
Haus von Chief George in Dakuniba, Vanua Levu, Fidschi   Küche von Georg   Schüttstein ausserhalb des Fensters


Als wir mit unserem Tee fertig sind, schlagen wir Margreth vor, dass sie und Masi, der jüngste Sohn von George, mit uns in die Nachbarbucht fahren können und wir ihr Bambusfloss hinter uns herziehen. Gern nehmen sie unser Angebot an. Wir tuckern los, sehr langsam, da das Bambusfloss eine rechte Last ist. In der Nasasobubucht tauchen wir in die Mangroven ein, auf der Suche nach den Verwandten, die am Copra machen sind. Wir fahren weit in den Urwald, kommen beim Copraofen an, aber da ist niemand. Also kehren wir um. Tuckern wieder raus und beim nächsten Durchgang wieder in die Mangroven. Diesmal werden wir fündig. Wir lassen Margreth und Masi da und fahren allein, beschenkt mit wildem Chili und Zitronen, zurück zu Suleika. Nancy paddelt vorbei und fragt nach Benzin für den Generator. Als Martin sagt, wir hätten bereits Margreth Benzin versprochen, erklärt uns Nancy, dass sie für ihren eigenen Haushalt auch welches braucht. Also kriegt sie auch eine Ration. Später kommen Margreth und Masi auf dem Bambusfloss vorbei. Lachend, pitschnass. Als sie aufs Floss gestiegen sind, ist die ganze Ladung gekippt. Sie bringen uns Kokosnüsse, einen riesigen Kürbis und noch mehr Limonen. Dafür nimmt Margreth das Benzin und Batterien für ihren Radio mit.

   
Wir schleppen das Bambusfloss, Dakuniba   Zwei Copratrocknungsöfen in den Mangroven   Margreth und Masi auf dem Bambusfloss


Abends sind wir bei Nancy, Margreths Nichte, ihrem Verlobten Charly und ihrem Bruder Robert zum Cavatrinken eingeladen. In den Museen und auf den Märkten sahen wir immer die wunderschön geschnitzten und verzierten Cavaschüsseln. Hier bereiten sie das Cava in einer chinesischen Boje vor. Witzig. Wir trinken immer wieder eine Runde, jedes Mal, wenn jemand das Kokosnussschälchen in einem Zug bis zum Grund geleert hat, wird "masa" gesagt und in die Hände geklatscht. Wir mögen den Geschmack von Cava gar nicht und glauben, auch die Einheimischen finden ihn nicht toll. Als unsere Zungen schon langsam taub werden, machen wir uns auf den Heimweg. Robert begleitet uns an den Strand. Danach machen die drei munter mit ihrer Cavazeremonie weiter.

   
Nancy bereitet das Cava zu    

Freitags geniessen wir ein Vollbad mit Haare waschen. Soo schön. Wir backen ein Brot. Fahren mit dem Dingi zum Dorf rüber. Margreth gibt uns eine Einführung, welche Arbeiten zu erledigen sind, bis aus Pandanus die wunderschönen gewobenen Matten geworden sind. Sie sitzt im Schneidersitz im Schatten des Ficus und schneidet mit einem scharfen Messer die Dornen von den Pandanusblättern. Ich darf mich auch darin versuchen. Am Anfang gar nicht so einfach, mit der Zeit krieg ich den Dreh raus.

   
Margreth entdornt Pandanusblätter    

Masi macht mit uns eine Dorfführung. Wir sehen die katholische Kirche. Der ganze Raum ist leer, am Sonntag oder auch sonst zum Gottesdienst bringen alle ihre Matten mit und sitzen am Boden. Das ist neu für uns. Wir kommen an einem Haus vorbei, von dem der letzte Taifun nur noch das Badezimmer übrig gelassen hat. Die Toilette liegt zertrümmert darin. Auch den Gemeindesaal besichtigen wir, wo verschiedene angefangene Matten auf die Vollendung warten. Immer am Mittwoch wird gewoben. Das haben wir leider verpasst. Wir machen einen Spaziergang auf den nächsten Hügel, von wo aus wir in die Nasasobubucht schauen können und sehen, wie schön unser Ankerplatz auch aus der Höhe ist. Auf dem Heimweg haben wir die Wellen gegen uns und kommen pitschnass auf Suleika an. So gehen wir nicht mehr zu Nancy, wie wir das ursprünglich geplant hatten.

   
Masi, Georges jüngster Sohn   Das Dorf Dakuniba   Kirche von Dakuniba



Wir erkundigen uns bei den Jungen, wo man in unserer Bucht mit dem Dingi in den Mangroven landen und dann zu Fuss ins Dorf rüber kann. Der Weg sei kompliziert, doch wir versuchen es, mit Erfolg.

   
Unser Dingi wartet in den Mangroven   Dakuniba von der anderen Seite  

Wir haben für heute, Samstag, mit Masi abgemacht, dass er uns zu den Wasserfällen und den Petroglyphen führt. Als Gegenleistung haben wir das Picknick für uns drei dabei. Wir spazieren über eine Brücke aus vier Palmenstämmen, durchs Dorf, wo wir die frisch im Urwald gefangenen zwei Papageien im Käfig betrachten. Sie sind wunderschön, die armen Vögel, die sich ängstlich aneinander drängen. Hoffentlich überleben sie die Gefangenschaft! Weiter geht es über den Fluss und durch den Urwald langsam aber stetig in die Höhe. Wir gehen über riesige Felsbrocken mit Löchern, in denen Wasser steht, bis zu den Wasserfällen. Dann noch weiter, wo die Petroglyphen wild durcheinander geworfen mitten im Urwald liegen. Was die Zeichen wohl bedeuten? Nach einer Pause kehren wir zu den Wasserfällen zurück. Ich bin die einzige, welche die Badehose dabei hat und stürze mich mit grösstem Vergnügen ins kühle Nass. Herrlich, in diesen Frischwasserbecken zu liegen. Danach packen wir unser Picknick aus: frischgebackenes Brot, Schinken aus der Dose, harte Eier mit Mayo, Senf und Salz. Wir geniessen das Essen und die Ruhe. Als ich Masi ein Kompliment für seine Halskette mache, zieht er sie aus und schenkt sie mir. Das war nicht die Meinung... Trotzdem freue ich mich natürlich riesig. Masi fragt, ob er mit aufs Schiff kommen kann, da er noch nie ein Segelschiff von innen gesehen hat. Klar, kann er. Zu dritt gehen wir zurück ins Dorf, trinken einen Tee mit Margreth und machen uns dann auf den Weg zu Suleika. Gut, dass Masi die Machete dabei hat, da kann er den Weg etwas vom Gestrüpp befreien. Er sieht sich neugierig im Schiff um und wünscht sich, auch einmal ein so schönes Zuhause zu haben. Wir trinken was gemeinsam, plaudern. Dann bringen wir ihn, bevor die Nacht herein bricht, ans Ufer, damit er den Heimweg findet. Wir essen Taro und Cassava zum Znacht. Schmeckt sehr gut, wobei uns das Taro eindeutig besser zusagt. Das Cassava hat so eine trockene Komponente, die unserem Gaumen nicht schmeichelt.

   
Auf dem Weg zu den Wasserfällen, Dakuniba   Masi, Ariane und Martin auf den Petroglyphen  

Am Sonntag bereiten wir den Aufbruch vor. Robert hat sich anerboten, uns zu begleiten, so dass wir innerhalb des Riffs von Nasasobu zur Vianibucht fahren können. Wir haben einen strahlenden, sonnigen Tag mit guter Sicht. Wir holen Robert in der Nähe des Hauses ab. Er paddelt mit dem Kajak raus, wirft Anker und Charly wird das Kayak abholen. Wir haben ihnen unser grosses Canvasstück geschenkt, das wir nicht mehr benötigen, seit wir das neue Sonnendach haben und sonst noch ein paar Kleinigkeiten. Robert kennt die Strecke wie seine Westentasche, weiss immer schon im Voraus, wo das nächste Riff auftauchen wird. Trotzdem verbringe ich die Reise auf dem Mastkorb. Es ist immer gut, auch selber Ausschau nach Hindernissen zu halten. Wir essen gemeinsam zu Mittag, als wir in der Vianibucht an einer Boje von Jack hängen. Robert, zweiundzwanzigjährig, fühlt sich in der Vianibucht heimisch, er ging hier zur Schule, und ist zu dieser Zeit an den Wochenenden zu Fuss die 5 Kilometer hin und her gelaufen. Als wir beim Kaffee resp. Tee sind, kommt Jack daher gerudert in seinem Aludingi und bringt uns zwei Brotfrüchte. Er kommt auch an Bord, trinkt einen Kaffee, isst ein paar Guetzli. Jack und Robert gehen gemeinsam an Land und Robert wird zu Fuss nach Hause gehen. Wir geniessen den schönen Ankerplatz.

   
Jack und Robert – Vianibucht, Vanua Levu    

Um neun Uhr haben wir mit Jack zum Schnorcheln abgemacht. Er kommt zehn Minuten zu früh. Wir müssen noch den Motor kontrollieren. Danach hängen wir sein Dingi an die Boje und starten mit Suleika. Jack lotst uns an den Riffen vorbei, nahe an ein Riff, wo er den Ankerplatz genau kennt. Allein würden wir hier nie im Leben ankern. Zu nah am Riff! Zu dritt klettern wir in unser Dingi. Jack rudert uns zum Riff, Martin und ich tauchen ins Wasser. Unglaublich! Noch nie haben wir eine derartige Formenvielfalt und Farbenpracht gesehen unter Wasser. Das Rainbow Reef schlägt alles, was wir bis jetzt gesehen haben. Martin nimmt Rücksicht auf seine Ohren und klettert bald wieder ins Dingi. Ich schnorchle nach Herzenslust und immer in der Richtung, die Jack angibt. Wir kommen an einer Kabiskoralle vorbei, in einer Grösse und einem intensiven Grün, wie ich noch nie was unter Wasser gesehen habe. Einzigartig, wirklich. Martin schaut sich das Gewächs mit der Taucherbrille vom Dingi aus an. Ich schnorchle eine gute Stunde, höre immer das Plaudern von Jack und Martin, die mir im Dingi hinterherrudern. Ein ganz lässiges Erlebnis. Wir kehren auf Suleika zurück. Essen Brotfruchtchips, die ich in der Bratpfanne mache, danach Reis mit einer unserer eigenen Rindfleischkonserven. Danach Kaffee und Guetzli. Ich stürze mich erneut ins Schnorchelvergnügen. Martin bleibt an Bord und liest. Nach einer weiteren Stunde Schnorcheln bin auch ich währschaft müde. Wir kehren auf Suleika zurück, heben den Anker und tuckern in die Vianibucht zurück. Martin hat mit Jack einen zwei– bis dreitägigen Ausflug nach Taveuni abgemacht. Toll.

   
Schulbus der Vianibucht    

Am Dienstag trudelt Jack mit kleiner Verspätung ein. Seine Frau Sophie rudert das Dingi ans Ufer zurück. Leider kein Wind, so dass wir die ganze Strecke nach Taveuni unter Motor zurücklegen. Schade. Wir ziehen einen Köder hinterher, aber kein Fisch beisst. Dafür sehen wir einen grossen Marlin mehrmals springen. Wir ankern vor Wayiavo, rudern mit dem Dingi an Land. Martin und ich essen in einem kleinen Beizli zu Mittag.

   
Kleine Inderin in Waiyevo, Taveuni   Ein Pickup voller Tarowurzeln, Waiyevo  


Dann hüpfen wir auf den Bus, der uns in zweistündiger Fahrt in den Süden der Insel bringt. Unterwegs lernen wir verstehen, warum die Fidschianer Taveuni die Garteninsel nennen. Es ist eine der grünsten Landschaften, die wir je gesehen haben. Taveuni ist auch einer der regenreichsten Orte weltweit. Doch wir haben Glück, die Sonne lacht.

   
Katholische Kirche auf Taveuni    

Am Ende der Busstrecke angekommen, hat es ein grösseres Dorf Navakawau. Allerdings keine Bar oder Restaurant. So steige ich aus dem Bus, zum Fotografieren, Martin bleibt gleich sitzen.

   
Männer warten am Strassenrand, Taveuni   Buspassagiere kommen an in Navakawau   Navakawau – vielleicht die Post


Auf der Heimfahrt holen wir in Vuna bei einer Schule etwa achtzig Schüler ab. Der Chauffeur fährt die heim, zurück zur Schule und eine weitere Ladung von etwa sechzig Schülern kommt mit. Eine aufgeweckte Kinderschar erfüllt mit ihrem Schwatzen den Bus. Am Anfang sind sie etwas scheu, doch dann setzen sie sich auch zu uns. Jack hatte den ganzen Tag ein wachsames Auge auf unser Dingi und Suleika. Er übernachtet bei Familienmitgliedern, wir auf Suleika.

   
Landwirtschaft auf Taveuni   Kokosplantagen für Copra und Gras fürs Vieh   Hier in der Nähe wohnen die SchülerInnen


Am Mittwoch, Diwali, sind wir etwa spät dran. Der Taxichauffeur Sami und Jack erwarten uns bereits am Ufer. Da heute die Geschäfte ab Mittag geschlossen sind, kaufen wir noch vor unserem Ausflug ein. Martin sitzt vorn und braucht eine gewisse Zeit, bis er Sami, unseren Chauffeur, auf ein gemütlicheres Fahrtempo gebracht hat. Schliesslich sehen wir die Landschaft nur einmal in unserem Leben und wenn er fährt wie ein Henker, haben wir herzlich wenig davon.

   
Im Norden von Taveuni   Das Dorf Qeleni, Taveuni   Fleissige Waschfrauen


Als Sami das mal begriffen hat, hält er bereitwillig überall an, wo ich ein Foto machen will. Genial.

   
Alles wuchert in den verschiedensten Grün   Fischerinnen, Taveuni  

Bei den Boumawasserfällen bleibt er beim Häuschen. Wir ziehen los. Den ersten Wasserfall erreichen wir nach einer guten Viertelstunde. Er ist voller badender Touristen. Saudoof, ich habe mein Badekleid vergessen..... Martin und ich machen uns auf den Weg zum zweiten Wasserfall. Der Weg ist schön angelegt, aber schmal. Wir spazieren munter rauf und runter im Urwald, erfreuen uns am Zikadenkonzert, das an– und abschwillt, je nachdem, wie nah wir diesen Insekten kommen. Nach etwa zwei Drittel des Wegs lasse ich Martin hinter mir und schlage ein flotteres Tempo an. Endlich erreiche ich den Wasserfall. Ich bin ganz allein, also entledige ich mich aller Hüllen und hüpfe ins kühle Nass. Göttlich! Bleibe nur kurz, man weiss ja nie, wann jemand auftaucht... Auf dem Rückweg treffe ich Martin, der immer noch munter Richtung Wasserfall spaziert. Doch muss ich ihn enttäuschen, wenn wir einigermassen zu der Zeit zurück sein wollen, die wir Sami genannt haben, müssen wir sofort umkehren. Wir erfreuen uns an den braunen Eidechslein mit dem leuchtend türkisblauen Schwänzen und an den kleinen Kröten oder Frösche, die den Weg kreuzen. Mit einer knappen Stunde Verspätung sind wir wieder am Ausgangspunkt.

   
Erster Fall der Bouma Falls, Taveuni   Zweiter Fall der Bouma Falls  

Auf dem Heimweg halten wir an einem Aussichtspunkt an und trinken ein kühles Bier. Das Mittagessen ist flach gefallen. Zurück in Wayievo fahren wir zu dritt per Dingi zur Suleika, heben den Anker und tuckern Richtung Vianibucht. Ich koche eine Tortilla, da auch Jack das Mittagessen verpasst hat, weil das Restaurant früher schloss, als er dachte. Wir essen unterwegs. Jack fischt, ohne Erfolg. Als wir in der Vianibucht wieder an der Boje hängen, kommen die Enkeltöchter von Jack ihn abholen mit dem Aludingi. Er bittet um eine Konserve für sein Nachtessen. Tja dann, was soll’s? Wir geben ihm ein Chili con Carne. Selber schlürfen wir noch ein Bierchen und sinken ziemlich müde in die Koje.

   
Dschungelhaus von Sophie und Jack, Vianibucht, Vanua Levu    

Am Donnerstamorgen regnet es, wir nehmen es gemütlich. So gegen die Mittagszeit fahren wir ans Ufer zum Waschen. Wir weichen die ganze Wäsche in unseren Bottichen in Seifenwasser ein. Sophie und Jack laden uns zum Mittagessen ein. Wir sitzen auf ihrer kühlen Veranda in ihrem wunderschönen Dschungelhaus und geniessen das von Sophie gekochte Auberginen–Nüdeli–Curry mit Cassava. Dazu serviert sie uns frischen Lemongrasstee. Phantastisch. Martin kommt mit mir zur Wäsche und hilft mir, sie auszuwringen. Ich hänge sie im Garten auf die Leine. Wir dürfen sie bis morgen hängen lassen, dass sie auch gut trocknet. Wir setzen uns nochmals ein Weilchen auf die Terrasse. William, ein Enkel von Jack, Divemaster von Beruf, schaut vorbei und schwärmt uns vom Rainbow Reef vor. Ich hätte das erste Mal in meinem Leben Lust, tauchen zu lernen, wenn ich ihm zuhöre.

   
Sophies Küche von vorn   und von der Seite   Inneres des Dschungelhauses


Anderntags fahren wir gegen dreizehn Uhr ans Ufer. Es ist niemand zu Hause bei Jack, die Fenster sind geschlossen. Wir nehmen unsere trockene Wäsche ab, legen sie auf einem Bänkchen im Schatten zusammen. Sitzen auf eine Bank, schauen übers Meer. Da kommt Caroline, die Nachbarin. Sie hat für Sophie und Jack in Taveuni eingekauft und erklärt uns, dass alle in der Schule seien. Dort werden sie über das American Iguana instruiert, dass ein Amerikaner nach Fidschi gebracht hat und das zur Landplage zu werden droht. Für jede Person, die an dieser Informationsveranstaltung teilnimmt, kriegt die Schule fünf Dollar. Nach fünfzehn Uhr kommen Sophie und Jack zurück. Jack erklärt uns, dass amerikanische Iguana hätte hinten auf dem Kopf ein drittes Auge, mit dem es den Feind beobachtet. Sei es Vogel oder Mensch, es ziele dann mit dem Schwanzschlag auf die Augen.... Na ja. Sophie bittet uns auf ihre Terrasse. Sie hat ein superfeines Auberginen–Kürbis–Rindfleischcurry mit gebratenem Cassava für uns gekocht, das wir von ganzem Herzen geniessen. Martin schenkt Jack ein Sevusevubündel, das er gern entgegen nimmt. Ich schenke Sophie eine Hose, die sie anzieht und sich riesig darüber freut. Jack reklamiert auch etwas zum Anziehen, wobei Sophie ihn lachend aufzieht, er solle uns ansehen, wir hätten keine XXL–Kleider an Bord. Recht hat sie ;–). Sie erklärt uns, dass sie Jack hin und wieder auf Diät setze, doch spaziere er dann zu seinem Neffen und esse dort.... Heute gibt es den Lemongrasstee zum Dessert mit frischen Brötchen, die mit gesalzener Butter gestrichen sind. Lecker. Wir plaudern eine Weile und verabschieden uns dann.

   
William, Jack und Sophie auf der Terrasse   Aussicht vom Dschungelhaus auf Taveuni  

Samstags sind wir punkt neun Uhr bereit. Es ist ein trüber Tag mit schlechter Sicht. Hätten wir nicht alle unsere Wegpunkte von der Fahrt hierhin, wir dürften uns nicht auf den Weg machen.... Als wir an der kritischen Stelle bei der kleinen Insel ankommen, wo Robert uns so gut gelotst hat, sehen wir absolut nichts und verlassen uns auf unser GPS. Nicht gerade, was man die christliche Seefahrt nennt! Wir folgen den Wegpunkten und verlassen das Riff bei Dakuniba. Motoren aussen rum und fahren bei Fawn Harbour wieder hinter das Riff, ankern am selben Ort wie das letzte Mal. Wir winken einen Kajakfahrer ran und schenken ihm unsere letztes Sevusevubündel Cava. Tobia freut sich riesig, höckelt zu uns ins Cockpit und plaudert eine Weile mit uns. Als Dank möchte er uns einen Fisch geben, aber er hat in stundenlanger Fischerei vier kleine Fische gefangen. Das wird kaum die sechsköpfige Familie ernähren, so lehnen wir dankend ab. Abends fällt die grosse Termiten– und Noseeum–Plage über uns herein. Wir verkriechen uns bald hinter unsere Moskitonetze.

Am Sonntagmorgen nehmen wir ein Bad, das Morgenessen und nix wie los. Um acht Uhr motoren wir schon Richtung Pass. Wir durchqueren das Riff ohne Probleme. Fahren gen Westen und hängen einen Köder raus. Als wir schon nicht mehr daran denken, beisst ein Fisch an. Wir ziehen ihn in Schiffsnähe, doch als ich ihn aus dem Wasser hebe, befreit er sich mit einem letzten kraftvollen Schwanzschlag. Schade, es war ein prächtiger Yello–Fin–Tuna.... Wir hängen den Köder wieder raus, doch ohne Erfolg. Beim Cousteau Resort angekommen, lassen wir den Anker fallen und geniessen den Rest des Nachmittags.

   
Letzter Blick Richtung Taveuni    

Montags rudert Martin mich zum Split Rock, wo ich nach Herzenslust schnorchle. Die Korallen sind schön, Fische entdecke ich zwei Sorten, die ich noch nie gesehen habe. Doch der Höhepunkt ist eine Schildkröte. Zuerst zeigt sie überhaupt keine Angst und ich kann sie gut beobachten. Irgendwie komme ich ihr dann aber zu nah. Als ich versuche, ihr hinterher zu schwimmen, legt sie den Turbo ein und ich habe das Nachsehen. Schade. Martin und ich machen ein Wettrennen, wer zuerst bei Suleika ankommt. Er ist ein klein wenig schneller mit dem Rudern des Dingis als ich mit Schwimmen. Wir ziehen das Dingi hoch, heben den Ankern und motoren nach Savusavu. Wir kriegen dieselbe Boje wie beim letzten Mal. Machen an, fahren mit dem Dinig ans Ufer, checken bei der Marina ein und beim Zoll. Die Zivilisation hat uns wieder. Wir essen eine Pizza zur Feier des Tages.

Wir machen einen problemlosen Ölwechsel. Danach sind die Dieselfilter dran. Wir nehmen den Spinaker nicht aus der Gästekoje. Martin fällt der Filter hinunter, ich fische ihn herauf, montiere ihn zum ersten Mal. Danach pumpe ich Diesel durch das System. Das letzte Mal war ich nach dreihundert Mal pumpen erfolgreich. Heute wundern wir uns, dass ich tausend Mal pumpen kann und bei Martin der Finger immer noch nicht nass wird vom Diesel. Wir gehen der Sache nach.... Ich habe den Dieselfilter zu wenig angezogen, der ganze Motor ist voller Diesel. Seufz. Wir beseitigen die Riesensauerei. Danach kontrolliert Martin unsere Batterien. Alles in bester Ordnung. Wir essen zu Mittag, lesen im Cockpit. Am späteren Nachmittag fahren wir mit dem Abfall ans Ufer. Kaufen ein, ich nehme eine Dusche. Wir trinken ein kühles Bier im Yachtclub und kehren auf Suleika zurück.

Am Mittwoch machen wir Wasser. Nach dem Morgenessen will Martin die zehn Liter Diesel in den Tank füllen, die wir als Reserve noch haben. Ich sitze am Computer, als er mich ruft. Ich komme rauf, weiss ist die Flüssigkeit im Kanister, schmeckt nur schwach nach Diesel. Wir vermuten, dass sie uns Wasser statt Diesel eingefüllt haben und leeren die zehn Liter ins Meer. Wir fahren ans Ufer, liefern die Dreckwäsche ab und füllen unsere beiden Kanister mit gut dreissig Liter Diesel. Als Martin diesen einfüllen will, ist er genau so weiss wie der letzte und riecht auch ähnlich. Wir haben in Tonga unsere Schläuche, die gelb und verrottet waren, an der Diesel–Handpumpe durch neue, glasklare ersetzt, und der neue Diesel sieht aus wie Wasser. Wir Idioten haben doch tatsächlich das Meerwasser mit zehn Liter Diesel verschmutzt.... Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen. Wir wiederholen unsere Tankgänge noch viermal, bringen 160 Liter an Bord, bis der Tank und die Reservekanister platsch voll sind.