Logbuch
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Raiatea und Tahiti
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9. – 21. Mai 2011

Wir nehmen ein ausgiebiges Morgenbad. Das Wasser in der Lagune ist kühl und trüb vom nächtlichen Regenfall. Wir räumen das Schiff auf. Aber richtig! Was auch dringend nötig ist... Wir essen ein spätes Guacamolzmittag, fahren ans Ufer und bunkern dreissig Liter Wasser. Pierre fragt lachend nach, ob es nicht genug geregnet hätte. Er fülle seine Tanks immer direkt mit Regenwasser. Darüber müssen wir auch mal nachdenken. Wir entsorgen sämtlichen Müll in den Mülltonnen vom CNI, schenken Thierry eine Zündkerze, die bei unserem Aussenborder nicht passt und geben zu guter Letzt Karin den Schlüssel für die Dusche zurück. Jetzt gilt es ernst. Zurück auf Suleika entwirren wir die eine Leine an der Boje, legen dann das Dingi zusammen, verpuffen alles, was noch rumliegt. Morgen brechen wir auf.

Am Dienstagmorgen um 9.00 Uhr sind wir soweit. Wir kicken den Motor an und lösen die Leinen von der Boje. Wir motoren unter der Steuerung unseres CPT–Autopiloten innerhalb des Riffs nach Uturoa. Martin steuert Suleika von Hand durch den Pass, dieses Mal mit gehisstem Gross. Wir motoren den ganzen langen Weg von Raiatea nach Tahiti mit 2’000 Touren und dem Grosssegel. Der CPT–Autopilot steuert fantastisch. Die Windrichtung lässt den Kurs nach Tahiti mit Grosssegel und Motor knapp zu, die Wellen sind aber deutlich gegen uns. Es ist eine ruppige Fahrt. Es gibt nur eine Büchse Ravioli zum Abendessen. Die Wellen sind so ungemütlich, dass selbst Schlafen schwierig ist. Eine Schwierigkeit, die ich normalerweise nur vom Hörensagen kenne....

   
Adieu Chantier Naval des Iles   Tschüss Sunset Beach Motel   Passe Teafapiti, Raiatea


Am Morgen treffen wir bei der Marina Taina ein und fahren direkt zur Tankstelle. Als Martin noch am Abmessen ist, wie viel Diesel wir benötigen, besteigt Annie von der Julo unser Schiff. Soooo schön. Sie hat uns Croissants und Petits Pains au Chocolat mitgebracht. Ein Goldschatz! Kurz darauf trudelt auch Didier bei uns ein. Sie hatten vor, Morgen abzureisen, aber da wir eben angekommen sind, verschieben sie ihre Abreise auf Samstag. Sooo toll. Abends sind wir von ihnen zu einem Abschiedsbier in der Dingibar eingeladen, zusammen mit ein paar anderen Freunden von ihnen. Annie gibt uns auch einen Tipp, wo wir einen Platz zum Ankern finden. Beim zweiten Mal hält der Anker. Wir trinken ein paar Bierchen, essen das feine Gebäck und nehmen ein ausgiebiges Bad, bevor wir uns zu einem Nachmittagsschläfchen aufs Ohr legen. Nach dem Schlafen rasiert sich Martin und pumpt das Dingi auf. Wir sind etwas knapp dran für unser Rendez–vous mit Annie und Didier. Doch Sébastien mit Isabelle, Océanie und Lancélot fahren auch erst jetzt zur Bar. Wir sind die zweiten, die in der Bar eintreffen. Es gibt einen gemütlichen Abend. Wir lernen Martine und Bob von der Jolly Roger kennen. Etwas spät für Martins Geschmack kehren wir aufs Schiff zurück.

   
Schiffe kreuzen im Pass Tuapuna, Tahiti   Wir sind wieder in Tahiti  

Am Donnerstagmorgen baut Martin den Dieselfilter aus und fährt mit dem Teil zu Didier, um sich zu beraten, ob er ihn wechseln soll oder nicht. Didier ist unbedingt für Ersetzen. Also baut Martin einen neuen Dieselfilter ein. Ich helfe ihm beim Entlüften des Motors. Als wir in starten, rattert er wie ein neuer. Yeah! Wir ergänzen das Motorenöl mit 9dl. Martin arbeitet am Pactor, der immer noch nicht so will, wie er sollte. Um 15.00 Uhr schauen Annie und Martine vorbei, um sich meinen Perlenschmuck anzugucken. Dabei erfahre ich, dass Martine Aquarelle malt. Sie hat in den Atollen Perlen geschenkt bekommen und möchte gern, dass ich ihr einen Fingerring und ein Collier mache. Sie schlägt einen Tauschhandel vor. Also fahren wir drei Frauen zu Jolly Roger und schauen uns die Aquarelle von Martine an. Mir gefallen ihre Malereien sehr. Ich nehme eine Auswahl mit auf Suleika, damit Martin bei der Auswahl mitreden kann. Zwei kleine Bilder hat sie mir für das Collier geschenkt. Jetzt geht es noch um den Tausch Fingerring gegen Aquarell. Abends sind wir auf Julo zum Essen eingeladen. Wir kriegen eine wunderbare Geiss aufgetischt und geniessen das Zusammensein zu viert enorm.

   
Annie und Didier auf Julo   Ariane, Didier und Martin auf Julo (Foto von Annie)  

Am Freitag stehen wir früh auf. Ich bin bereits um 8.30 Uhr an der Arbeit für die drei Fingerringe für Martine, die zusammen einen formen werden. Ihre drei Perlen sind bereits an einem Collier, wir müssen den Stoff und den alten Leim ausbohren. Puh, stinkt das.. Auch ist die Anspannung beim Bohren deutlich grösser, wenn die Perlen nicht uns gehören. Während dem die Basisringe in der Säure baden, ziehe ich die einzelne Perle auf einem Drahtcollier auf. Danach hilft mir Martin beim Stifte auflöten und Perlen leimen. Programmgemäss sind wir um 15. 00 Uhr fertig mit allen Arbeiten. Gemeinsam fahren wir zu Martine. Martin schaut sich alle ihre Aquarelle an. Wir entscheiden uns für das Bild "Désirée", das ich bereits in der Auswahl mit dabei hatte. Es zeigt eine Frau von Fatu Hiva, die Tapa macht. Eine ganz ansprechende Malerei. Martine ist zufrieden mit ihren Ringen und dem Collier und so sind alle glücklich. Abends kommen Annie und Didier zu uns zum Znacht. Annie hat für mich ein Rasta–Tagua–Collier gemacht und Martin kriegt ein Massageöl Monoï geschenkt. Wir essen und trinken ausgiebig, unterhalten uns und fühlen uns wohl. Sooo schade, dass die beiden Morgen aufbrechen. Aber Abschied nehmen gehört nun mal zum Segleralltag.

Als Julo den Anker oben hat am Samstagmorgen, fahren sie so nah bei uns vorbei, dass Annie mir das Rezept für die armenischen Pizzas noch rüberreichen kann. Das freut mich, denn die will ich unbedingt mal backen, die tönen verführerisch! Ihr Vater war Armenier. Als wir gestern bei ihnen waren, gab es armenische Trockenwurst zum Apéro, die Annie aus Frankreich mitgebracht hatte. Sooo fein.

   
Julo zieht gen Westen   Les nanas au bras long  

Nach dem Morgenessen fahre ich ans Ufer zum Waschen und Wasser bunkern. Auf dem Heimweg nehme ich Martine und ihr Postiwägeli mit und liefere sie auf Jolly Roger ab. Martin spannt die Wäscheleine und ich hänge die Wäsche auf. Während ich am Ufer weilte, hat Martin einen Stecker repariert. Heute Abend holt uns Luc am Steg ab. Wir sind bei Jo und ihm zum Essen eingeladen. Jo verwöhnt uns mit einer selbstgemachten Paëlla, die uns mundet wie schon lange nichts mehr. Wir sitzen auf dem Balkon, geniessen die Aussicht auf Moorea und unterhalten uns angeregt. Luc zeigt uns Fotos vom Skifahren in der Haute–Savoie und natürlich von den Enkelkindern. Luc fährt uns zurück zum Hafen, wir fahren mit dem Dingi heim. Soo schön, alte Freunde zu treffen.

   
Samstagstraining   Bald ein Rennen, man merkt’s   Jo und ihre Paëlla


Sonntagmorgen klingelt das Telefon. Luc ist mit seinem Va’a nur noch zehn Minuten von Suleika entfernt und wir liegen noch in den Federn. Nichts wie raus! Wir sind angezogen, als er erscheint und ein paar Biscuits knabbert. Heute ist er allein gekommen. Martin trägt sämtliche getätigten Arbeiten im Logbuch und im grauen Büchlein nach, ich versuche zu mailen. Am Wochenende ist das WIFI hoffnungslos überlastet... Es konsumiert von unserem Guthaben, ohne dass ich dazu komme, auch wirklich zu mailen. Ärgerlich. Nachts geht es dann etwas besser.

   
Luc im Va’a   Ruderwechsel   Partyboot am Sonntag


Der Pactor läuft noch immer nicht, wie er sollte, aber die Fortschritte sind konstant und gross. Diese Fortschritte sind ein Resultat der schnellen und äusserst kompetenten Unterstützung via Email der Firma SCS in Deutschland, die den Pactor herstellt und vertreibt. Martin Clas, Ingenieur und Entwickler des PTC–IIex, den wir reparieren wollen, hat uns täglich, auch am Wochenende, genau beschrieben, was wir als nächstes tun sollen. Er hat das Problem präzise eingekreist und ist zum Schluss gekommen, wir sollen zwei Elektrolytkondensatoren einlöten. Wo die einzulöten sind hat er mit einem Foto der Elektronik beschrieben. Die Homepage von SCS ist www.scs–ptc.com, und die Emailadresse info@scs–ptc.com.

   
Pactor PTC–IIex – Elkos einlöten (Foto von SCS)    

Heute Montag sollen zwei Elkos von 470uF gekauft werden, kein Problem in Papeete, würde man denken. Jo holt uns um 9.15 Uhr in der Marina ab. Sie fährt uns in die Stadt zu Telectronics. Ich steuere auf einen tahitianischen Angestellten zu, erläutere unser Problem. Er nennt den Preis des elektrolytischen Kondensators auf Schweizerdeutsch. Seine Mutter ist Baslerin und sein Vater von Tahiti... Die Welt ist wirklich klein. Er hat einen passenden Elko, aber nur einen, die neuen kommen in sechs Monaten.... Den kaufen wir und lassen uns andere Geschäfte empfehlen, wo wir einen weiteren Elko finden könnten. Wir möchten auch das Kabel des Mikrofons unseres VHFs ersetzen. Dafür schickt er uns in den ersten Stock. Auch dort treffen wir auf einen Mann, der uns auf Deutsch anspricht. Ein Elsässer, dessen Vater in Basel gearbeitet hat. Tja, das bringt’s. Leider kann er nichts für unsere Mikrofon oder unser Kabel tun. Wir holen Jo beim Arzt ab und essen danach gemeinsam zu Mittag. Danach klappern wir ein Dutzend Geschäfte ab. Eines hat während zwei Monaten geschlossen, da der Besitzer in den Ferien weilt.... Ein anderes ist Nautisport, der die Simradvertretung hat. Aber auch die haben keine Elkos und können nichts für unser Mikrofonkabel tun. Ärgerlich. Bei einem Chinesen finden wir zwei weitere Elkos. Er schenkt sie uns, da sie keine neuen sind. Zu guter Letzt kehren wir zu Telectronics zurück und kaufen zwei weitere Elkos, die, parallel geschaltet, den gesuchten ersetzen können. Wow, was für ein Aufwand. Auf dem Heimweg ein Kaufstop bei Carrefour. Als ich auf dem Schiff eine Zucchetti suche – ich packe das ganze Gemüse in Zeitungspapier ein, da es so länger hält – explodiert eine Gurke und ergibt sich aus dem Zeitungspapier raus, durch das Netz, auf Kissen, Sofa, Staukiste. Was für eine Sauerei und was für ein Gestank! So ist klar, was zu tun ansteht. Martin unterstützt mich tatkräftig bei der Säuberungsaktion. Ich wusste echt nicht, wie eine vergärte Gurke stinkt. Jetzt weiss ich es.

   
Sonnenuntergang hinter Moorea    

Dienstags machen wir alles bereit zum Wasser bunkern. Mit den leeren Kanistern im Dingi fahren wir ans Ufer. Gehen zu Michel und kaufen 1,6m 14er Ankerkette und einen passenden Schäkel als Gewicht für unseren Schleppanker. Wir schildern ihm unser Pactorproblem – Martins Lötkolben ist zu grob für die feine Arbeit – und er schlägt uns vor, mit dem Pactor vorbei zu kommen. Sein Sohn Yvan werde uns die Elkos einlöten. Gesagt, getan. Zurück auf Suleika, Pactor einpacken und wieder zu Michel. Yvan sucht in seiner Kiste und findet noch einen passenden Elko, schon gebraucht, aber ok. So kann er die Arbeit mit zwei statt dreien erledigen. Er lötet präzis. Wir sind ganz begeistert. Wasser bunkern auf dem Heimweg. Tanks füllen, nochmals Wasser holen am Ufer. Am Nachmittag installiert Martin den Pactor, ich lese im Cockpit. Wir gehen früh ins Bett.

   
Wieder einmal neue Hüte – Modell Tahiti   Vollmond an Pa’s sprich Erichs Geburtstag  

Nach einem erfrischenden Morgenbad probiert Martin den Pactor: er funktioniert! Ich schmückle. Stelle drei Paar Taguaohrringe her. Davon ein Paar für Jo, passend zu ihrem Collier. Wir fahren zu Michel und geben Feedback, dass der Pactor läuft. Wir bunkern nochmals Wasser, essen einen Salat auf Suleika. Um 13.30 Uhr holt uns Jo in Begleitung von Marie–France in der Marina ab. Wir fahren zu viert in die Stadt. Nachdem der Pactor läuft, können wir uns um den geplanten Perleneinkauf kümmern. Mihiarii Pearls ist das Geschäft unserer Wahl und es enttäuscht uns nicht. Die Perlen kommen vom Atoll Ahe, in den Tuamotu, und sie haben wunderschöne Farben. Auf dem Heimweg laden wir Martin in der Marina ab. Ich fahre noch mit bis zur Tankstelle, wo ich unsere gefüllte Gasflasche abhole. Jo lässt mich an der Bushaltestelle raus, so habe ich einen kurzen Weg und sie muss sich nicht nochmals mit dem Feierabendverkehr rumschlagen.

   
Gesprayte   Mauern   in Papeete


Am Donnerstag fahren wir erneut mit Jo in die Stadt. Wir wählen Keshi aus, lassen sie bohren. Wir suchen eine nachtblaue Perle, was sich als ziemlich schwierig erweist. Als wir mit Jo Mittag essen, kommt ihr ein Perlenhändler in den Sinn. Zu dem fährt sie uns nach dem Essen und dort finden wir tatsächlich unser Glück. Super. Sie fährt uns auch noch zu Nautisport, doch leider ist François nicht da, so dass wir unsere Dingirechnung nicht regeln können. Wir kaufen auf dem Heimweg bei Carrefour ein.

   
Keshi auswählen bei Mihiarii Pearls   Auf der Suche nach einer blauen Perle  

Am Geburtstag des Kapitäns schlafen wir aus, geniessen ein feines Morgenessen mit frischer Ananas. Martin wechselt das Öl des Aussenborders. Testet ihn nachher. Klappt alles wie am Schnürchen. Nachmittags posten wir zu Fuss im Carrefour und abends kommen Jo und Luc zum Essen. Wir haben es total gemütlich.

   
Der Geburtstägler macht sich schön    

Am Morgen kommt Martin im letzten Moment in den Sinn, dass er um acht Uhr ein Funkrendez–vous mit Mike von Yvonne hat. Kaum ist das Funkgerät eingeschaltet, hören wir schon Mikes Stimme, die uns ruft. Die Verbindung ist allerdings nicht berauschend. Immerhin erfahren wir, dass Penny und Mike noch in Raiatea weilen. Nach dem Morgenbad und einem gemütlichen Frühstück, mache ich mich auf den Weg in die Stadt an eine Schmuckausstellung. Martin bleibt daheim, räumt ein wenig auf und überarbeitet den Logbericht. Auf dem Heimweg hat der Bus eine Panne und ich gehe das letzte Stück zu Fuss. Bunkere noch fünfzehn Liter Wasser und komme nach Hause.

   
Abendstimmung im Ankerfeld