Logbuch
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Ankerfeld der Marina Taina, Tahiti, Huahine und Raiatea
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26. September – 16. Oktober 2010

In der Nacht von Samstag auf Sonntag maile ich unseren neusten Bericht samt Fotos an unsere Webmasterin Dorothee. Wir gehen den Sonntag gemütlich an. Heute schaut Luc mit einem Dreiervara bei uns vorbei. Als wir auf seine telefonisch angekündigte Ankunft warten, können wir eine Schildkröte beobachten. So toll. Als Luc und seine Kollegen wieder abgefahren sind, bereiten wir das Schiff für den Kaffeebesuch von Jo und Luc vor. Wir holen die beiden am Ufer ab und geniessen eine gemütliche Kaffee– und Teerunde an Bord.

   
Wasserschildkröte   Der Kapitän   mit Crew – Foto von Luc Deviscourt


Montag ist Aufbruch angesagt. Kurz nach neun Uhr heben wir den Anker ohne Probleme. Zum Glück. Wir fahren durchs Ankerfeld Richtung Pass und werden von einer Gruppe Delfine begrüsst. Wir freuen uns auf Moorea.

   
Unser Ziel – Moorea   Wellen beim Pass  

Wir motoren und werden von einer unangenehmen Kreuzsee ziemlich durchgeschüttelt. Zeitweise unterstützt die Genua den Motor. Am frühen Nachmittag fahren wir durch den Pass im Riff in die Baie de Cook auf Moorea ein. Ein phantastisches Panorma bietet sich uns. Landschaftlich eine zauberhafte Ecke unseres blauen Planeten. Es gibt ausser uns fast keine anderen Schiffe, was wir nach der grossen Flotte in Tahiti geniessen.

   
Baie de Cook, Moorea   Suleika in der Baie de Cook  

Anderntags stehen wir zeitig auf, stellen mit Befriedigung fest, dass wir vom Schiff aus WIFI Zugriff aufs Internet haben mit ausserordentlich guter Verbindung. Wir nehmen ein Morgenbad, Martin pumpt das Dingi auf und bringt mich ans Ufer. Ich spaziere heute zum Belvedère. Ein Aussichtspunkt, von dem aus man sowohl die Baie de Cook sowie die Baie d’Opunohu sehen kann. Der Spaziergang dauert länger als erwartet und die Hitze ist beachtlich. So lasse ich mich auf einer Bank nieder, geniesse die Aussicht und einen Schluck Wasser. Alle andern kommen mit gemieteten Autos oder Motorrädern hierher. Ich gehe durch Ananasfelder, Papayapflanzungen, sehe junge Hunde unterwegs. Ganz lässig. Kaum verlasse ich den Aussichtspunkt, stosse ich auf deutsche Wanderer, auch Segler. Wir unterhalten uns kurz. Auf dem Heimweg hält ein Auto an, um mir ein Glas Wasser zu spendieren. Sie entschuldigen sich, dass sie mich nicht mitnehmen können, da das Auto bereits mehr als voll ist mit Leuten. Wahnsinnig nett sind die Menschen hier! Mittags bin ich zurück auf Suleika. Wir fahren am Nachmittag ans Ufer, um für den nächsten Tag ein Auto zu reservieren, damit auch Martin den Belvedère geniessen kann.

   
Spaziergang zum   Belvedère  

Mit unserem gemieteten Auto fahren wir nach Westen, Südosten, Nordosten und wieder nach Westen rund um die Insel. Martin gefällt der Belvedère auch. Im Nordwesten ist die Küste extrem verbaut von Hotels und Privathäusern. Man hat kaum die Möglichkeit, sich dem Meer zu nähern.

   
Nordküste Mooreas   Hibiskusblüte  

Wir statten einem Superluxushotel einen Besuch ab. Hier hat Robert Wan einen Schmuckladen, an dessen Schaufenster ich mir natürlich die Nase platt drücke. Die Hotelanlage ist Luxus pur, aber es hat sehr, sehr wenig Gäste. Die Weltwirtschaftskrise lässt grüssen.

   
Wanfiliale im Luxushotel   Luxushotel ohne Gäste  

Wir fahren weiter und hoffen auf eine Snackbar. Die erste, bei der wir anhalten, ist chinesisch und darauf fehlt uns die Lust. Also weiter. Wir finden einen gemütlichen Tisch am Meeresufer im Snack "La Fringale". Das Steak mit Roquefortsauce und die Pommes Frites sind von erster Qualität, die Wirtsleute sind super nett und der einäugige Hund – der sein Auge erst vor vierzehn Tagen bei einem Unfall mit einem Lastwagen verloren hat – ist wohlerzogen und wahrt Abstand. Selbstverständlich kriegt er die Fettteile vom Fleisch, die wir nicht essen. Wir machen mit dem Auto und dann zu Fuss einen Ausflug zu einem Wasserfall. Spazieren den falschen Weg rauf, werden von Riesenbaumaschinen wieder mit runter genommen. Wir dürfen auf der riesigen Radkappe sitzen. Ein erhebendes Gefühl. Sie bringen uns zum richtigen Weg. Martin wartet nach zwei Dritteln der Strecke auf mich. Ich gehe bis zum Wasserfall resp. bis zum Ort, wo der Wasserfall wäre, wenn es Wasser hätte. Die Felswand ist beeindruckend hoch und steil. Spaziere zurück zu Martin. Wir bringen unsere Inseltour zur Vollendung kehren müde und voller neuer Eindrücke auf Suleika zurück.

   
Blick auf Tahiti    

Am Donnerstag schlafen wir aus, nehmen ein gemütliches Morgenessen ein. Martin arbeitet am Computer, ich lese. Gemeinsam messen wir unser Cockpit aus für den neuen Autopiloten, den wir anzuschaffen gedenken. Martin schickt die entsprechende Mail samt Fotos von unserem Cockpit. Ich beginne eine neue Muschel abzuschleifen. Das Schleifrädchen, das ich in Papeete gekauft habe, ist nicht so gut, wie der Korundzylinder, den ich im Meer versenkt habe. Schade.

Freitags verlassen wir die Koje zeitig. Schreiben Mails. Martin nimmt sich der Windfahnensteuerung an. Blöderweise bricht bei der Demontage eine Schraube ab. Das Bleigewicht bricht auch auseinander. Martin bohrt ein neues Loch, macht ein neues Gewinde und kann so das Teil wieder perfekt montieren. Das Bleigewicht lagern wir über Nacht im Süsswasser, dass sich der Salzmantel von fünf Jahren lösen kann. Wir nehmen ein erfrischendes Nachmittagsbad, lesen, hängen herum.

Am Samstagmorgen fahren wir ans Ufer zum Einkaufen. Kaum zurück auf Suleika giesst es in Strömen. Da haben wir wieder mal Glück gehabt. Wir leimen das Bleigewicht der Windfahnensteuerung mit Epoxy zusammen und schrubben das Dingi.

Am Sonntag schlafen wir aus. Das Wetter ist äusserst trüb. Da sich noch ein Loch zeigt bei der Verleimung des Bleigewichts, giessen wir eine schöne Portion Epoxy nach. Als der Leim trocken ist, montieren wir das Teil. Den Rest des Tages bin ich mit Schmuck machen beschäftigt. Martin unterstützt mich tatkräfig, wenn es ums Perlen bohren geht.

Eigentlich hätten wir nach Huahine rüber segeln wollen, aber das Wetter macht nicht mit. So fahren wir mit dem Dingi ans Land und sehen uns die nähere Umgebung etwas genauer an. Es gibt ein paar schöne Läden und wir finden einen tollen Knochenanhänger für Martin, einen geschnitzten Basaltstein für mich und schöne Perlen. Wir lernen verschiedene VerkäuferInnen kennen. Alle sind super nett und aufgestellt. Die lustigste ist La Voyageuse, wie sie sich nennt, als wir nach ihrem Namen fragen. Sie hat ihren kleinen Laden pink angemalt und es herrscht ein kreatives Chaos im Innern. Da fühle ich mich sofort wohl. Nachdem wir handelseinig geworden sind mit ihr, darf ich in ihrem Garten frische Grapefruits pflücken. Sooo nett. Die Früchte riechen genau so gut wie diejenigen auf den Marquesas. Vielversprechend! Zurück auf dem Schiff wollen wir noch Wasser bunkern, was sich als schwierig erweist. Es gibt keinen öffentlichen Hahn für Trinkwasser. So kaufen wir fünfzehn Liter Wasser im Supermarkt. Zurück auf dem Schiff wassern wir das Dingi aus, legen es zusammen und verstauen es in der Gästekoje.

   
Aufgebocktes Vara, Baie de Cook   Martin und La Voyageuse  

Am Dienstag wehen heftige Windstösse über Suleika. Wir nehmen bei sibirischer Kälte ein Morgenbad. Um neun Uhr heben wir den Anker. Los geht’s. Wir fahren an der Royal Princess, einem riesigen Kreuzfahrtschiff, das angekommen ist, bevor wir aufgestanden sind, vorbei und durch den Pass raus. Die Wellen rechts und links des Passes beeindrucken uns gleich stark wie bei der Einfahrt. Die Nachtfahrt erweist sich als ruhig. Wir sehen drei Schiffe, aber alle kreuzen weit ausserhalb unseres Kurses.

   
Moorea ade    

Als wir bereits die Passeinfahrt von Huahine im Visier haben, macht ein Franzose über den VHF darauf aufmerksam, dass beim nördlicheren Pass zwei Wale gesichtet werden. Wir schauen aufmerksam über die Meeresfläche und können die zwei Fontänen entdecken! Der Kapitän konzentriert sich anschliessend auf die Passeinfahrt, ich folge den Walen mit den Augen und sehe zum ersten Mal in meinem Leben eine Walfischschwanzflosse im Meer abtauchen. Toll! Die Passeinfahrt klappt bestens. Ganz friedlich motoren wir innerhalb des Riffs zur südlichsten Bucht, der Baie d’Avea. Ein anderer Fahrtensegler liegt vor Anker, die Charterkatamarane sind uns alle schon entgegen gekommen. Die müssen ja jeden Tag weiter. Unser neuer Ankerplatz ist landschaftlich ganz, ganz schön. Wir haben Sicht auf die grünen Hügel der Insel und auf das türkisblaue Meer in Riffnähe. Im Lauf des Nachmittags kommen wieder ein paar Charterkatamarane und werfen Anker. Wir essen was, machen Schmuckfotos und hängen rum. Herrlich.

   
Huahine mit   dem betörenden Türkisblau  

Am Donnerstag geniessen wir die Schönheit der Bucht, nehmen es gemütlich. Martin pumpt das Dingi auf. Nachmittags gehen wir ans Ufer, erkundigen uns wegen eines Mietautos. Wir statten dem Künstler Julien, der gegenüber dem Hotel wohnt, einen Besuch ab. Seine aus Erdfarben mit Schablonen gemalten Bilder tun es uns an, obwohl auch seine Stein– und Perlmutschnitzereien sehr schön sind. Zurück auf Suleika.

   
Julien und seine Kunst   Sonnenuntergang über Raiatea vom Ankerplatz aus  

Freitags gehen wir zeitig an Land, mieten ein Auto und machen uns auf Entdeckungsreise. Man sagt, Huahine sei die Garteninsel. Wir haben eher das Gefühl, uns in einem Blumentopf zu bewegen.

   
Türkis macht süchtig   Schützendes Riff   Blick landeinwärts an der Ostküste von Huahine


Alles ist sehr gepflegt, aber auch eng beieinander. Die Insel ist stark besiedelt und man findet eigentlich keine Geheimplätze mehr. Doch ist der Blick vom Belvedère auf die Bucht runter durchaus den Ausflug wert.

   
Royal Princess in der Baie Maroe   Baie de Faie   Pass zur Baie de Faie


Wir fahren an gepflegten, weissen Sandstränden vorbei, geniessen die Palmenhaine und das intensiv türkisblaue Wasser rund um die Insel. Diese Anblicke tun der Seele gut. Als wir zurück auf dem Schiff sind, schaut Andreas vorbei, der deutsche Skipper, den ich auf meinem Spaziergang in Moorea kennen gelernt habe. Wir sind heute Abend auf ihrem Katamaran auf einen Drink eingeladen. Da wir unser Dingi schon raufgezogen haben, holt er uns sogar ab. Das ist super lieb. Wir bringen eine Schale Popcorn mit und Sybille mixt uns feine, fruchtige Drinks, die es in sich haben. Wir unterhalten uns ausgezeichnet mit Andreas und seiner Crew und verbringen einen schönen Abend mit ihnen.

   
Blumentopfhuahine    

Den Samstag gehen wir gemütlich an. Gegen Mittag trifft Vela mit Marion und Holger auf dem Ankerplatz ein. Sie kommen auf einen Schwatz mit Kaffee und später Bier rüber. Ich zeige Marion meinen neusten Schmuck. Nachmittags hilft mir Martin beim Perlen bohren und Silberstifte einleimen.

Am Sonntagmorgen kicken wir den Wassermacher an. Ich mache eine Handwäsche. Andreas und seine Crew schauen kurz vorbei. Wir statten Vela einen Besuch ab, um Marions neuste Kreationen zu bewundern. Sehr schöne Stücke. Wieder daheim hänge ich Wäsche auf. Abends sind wir auf Vela zum Grillieren eingeladen. Marion hat Cevapcici vorbereitet, die Holger grilliert, wir bringen den Gemüsereis mit. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zu viert.

   
Holger auf Vela am Grillieren    

Marion und ich machen am Montag einen gemeinsamen Schmuckworkshop. Ich erstelle eine Silberringschiene für sie und sie führt mich in die Kunst des Schellackens ein. Dabei fixiert sie einen neuen Verschluss an Martins Fischhaken aus Knochen, da die ursprüngliche Konstruktion unpraktisch ist. Eine faszinierende Technik! Nachmittags schmückle ich für mich gleich noch weiter.

   
Workshop von Marion und Ariane   Schellacken  

Dienstag ist um fünf Uhr Tagwache, da wir heute nach Raiatea rüber segeln. Wir heben den Anker vor dem Morgenessen und geniessen Käsebrote und Tee, während dem wir gemütlich innerhalb des Riffs Richtung Pass tuckern. Die Passausfahrt gestaltet sich problemlos. Leider ohne Walfische. Wir haben wenig Wind und eine ruppige See. Wir können etwa die Hälfte der Strecke segeln. Wir sehen von weitem, dass das Wetter auf Raiatea deutlich schlechter ist als auf Huahine.

   
Aufbruch nach Raiatea   In Raiatea regnet es  

Bei der Passeinfahrt giesst es wie aus Kübeln. Ich stehe am Ruder und kämpfe mit Wellen, Strömung und nassen Brillengläsern. Alles klappt bestens. Auf dem Weg zu unserer Werft halten wir bei der Tankstelle an und füllen Diesel auf. So ist Suleika schon gut vorbereitet für ihr Taifunquartier. Beim Chantier Naval des Iles rufen wir Karin, die Sekretärin, an und machen an einer Boje fest.

   
Lagune zwischen Raiatea und Tahaa    

Als ich am Mittwoch vom Morgenbad ins Cockpit steige, habe ich einen kleinen Krebs auf meinem Fuss. So was! Wir fahren mit dem Dingi ans Land, treffen Penny und Mike für ein gemeinsames Mittagessen. Da sie ein Mietauto haben, fahren wir mit ihnen nach Uturoa, dem Hauptort von Raiatea und der zweitgrössten Stadt von Französisch Polynesien. Wir haben nur wenig Zeit und können im Supermarkt einkaufen. Zurück in der Werft statten wir Karin einen Besuch ab und gehen in den Schiffszubehörladen, um uns wegen des nötigen Antifoulings zu erkundigen.

   
Bora Bora von unserem Liegeplatz aus    

Wir geniessen ein Morgenbad am Donnerstag. Das Wasser ist eindeutig kühler hier als in Huahine. Um zehn Uhr fährt mich Martin mit der Bettwäsche ans Land zum Waschen. Ich muss warten, da die Maschine noch besetzt ist. Schau auf Yvonne vorbei und unterhalte mich mit Penny und Mike. Nachdem wir die sanitäre Einrichtung der Werft gesehen haben, lassen wir über Karin einen Bungalow im Sunsetbeachhotel reservieren für die vier Tage, die Suleika auf dem Trockenen steht und wir noch hier sind. Wir können den Weg vom Hotel zur Werft mit dem Dingi bewältigen, so müssen wir nicht auch noch ein Auto mieten. Wir haben Wetterglück, die Sonne lacht und der Wind bläst, so dass unsere Bettwäsche super gut trocknet. Abends sind wir bei Penny und Mike in ihrem Bungalow zum Essen eingeladen. Der Dingimotor steigt aus und wir rudern hin und zurück. Wir verbringen einen Plauderabend bei Poulet, Reis, Bohnen und Ratatouille.

Heute geht die Wäsche weiter. Unsere Sofakissenbezüge sind dran. Die Maschine ist für vier Kilo und wir können nur einen Teil waschen. Auch ein Glück, denn der Regen will und will nicht aufhören. Die aufgehängte Wäsche wird mindestens vier Mal aufs Heftigste verregnet..... Abends nehmen wir ein paar Bezüge rein zum Trocknen, alle haben nicht Platz. Mitten in der Nacht pflücken wir auch noch den Rest, da der Wind derart zulegt, dass wir Angst haben, sie sonst einzubüssen.

Am Samstag ist der Himmel nach wie vor bedeckt, aber die Sonne drückt. So besteht Hoffnung. Wir backen ein Brot, machen Wasser, ziehen die Sofakissen wieder an und verfassen den neusten Logbericht.

   
Chantier Naval des Iles – Taifunquartier von Suleika