Logbuch
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Überfahrt nach Nuku Hiva und Nuku Hiva, Marquesas, Französisch Polynesien
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7. – 19. Juli 2010

Wir sehen auf dem AIS, dass ein anderes Segelschiff auf der gleichen Strecke unterwegs ist wie wir. Gegen den Morgen ist die See relativ ruppig. Als wir die Einfahrt zur Bucht in Nuku Hiva entdecken, fängt es an zuzumachen und zu regnen. Bis wir näher dran sind, bessert sich das Wetter zum Glück wieder ein wenig. Wir motoren in die Bucht rein. Hier dreht jedes Schiff am Anker nach seinem eigenen Rhythmus. Wir haben das noch nie erlebt und unterschätzen es entsprechend. Wir landen ganz nah bei Atalanta, das Schiff, das wir heute Nacht auf dem AIS gesehen haben. Keith lacht nur: er hätte hier das erste Mal auch zu nah bei einem andern Schiff geankert. Penny und Mike nehmen mich – nachdem wir umgeankert haben, mit ans Ufer und zeigen mir den Markt und die Supermärkte sowie die Bank. Als erstes kaufe ich eine wunderschöne französische Salami! Penny und Mike kommen zu uns zum Apéro, so können wir uns die neusten Geschichten erzählen. Penny freut sich über ihren Hut und Mike ist ein wenig neidisch, er möchte auch einen.

Am Donnerstag pumpen wir das Dingi auf. Eine Riesenfuhr bestehend aus Dreckwäsche, leerer Gasflasche und Müll begleitet uns ans Ufer. Wir essen im Restaurant hinter dem Markt rohen Fisch. Ganz ausgezeichnet zubereitet. Danach leisten wir uns ein Eclair vom Markt. Sooo fein. Der nächste Gang führt uns zur Bank, um Geld zu holen. Martin kehrt zum Hafen zurück, ich poste Lammkoteletts aus Neuseeland. Auch so eine Herrlichkeit, die wir schon lange nicht mehr genossen haben. Sogar Schokolade gibt es hier zu kaufen. Beim Einkaufen treffen wir Soni und Werner von der Fee. Kehren aufs Schiff zurück und trinken Kaffee.

   
Frischer Thon am Ufer filetiert, Nuku Hiva    

Freitags haben wir eine Rendez–vous mit Jan von Yacht Service zum Diesel holen. Wir wollen Diesel taxfrei tanken und müssen feststellen, dass unser Agent in Papeete das entsprechende Papier noch nicht gesendet hat. Wir telefonieren und mailen. Da es giesst wie aus Kübeln, beschliessen wir, das Diesel bunkern zu verschieben, da wir keine Lust haben, auch Wasser in den Tank zu kriegen. Erneut gehen wir posten. Diesmal kaufen wir Stoff für einen neuen Wäschesack und für neue Kissenbezüge. Das Auswärts–Waschen–Lassen hat den Nachteil, dass die Wäschestücke schneller abgenutzt werden, als wenn man sich selber darum kümmert. Unsere Kissenbezüge aus Teneriffa sind nur noch Fetzen. Zurück beim Yacht Service ist unser Papier per Fax eingetroffen. Die Gasflasche können wir bereits gefüllt wieder mitnehmen. Genial!

Ich nähe am Samstag einen neuen Wäschesack und die beiden Kissenbezüge, während Martin sich am Internet vergnügt. Abends ziehen wir Soni und Werner in ihrem Dingi ohne Motor ans Land. Zu viert sehen wir uns eine Tanzveranstaltung an, essen auch auf dem Festplatz. Die TänzerInnen sind leider nicht so gut, wie die, welche wir in Fatu Hiva beim Üben beobachten konnten.

   
Polynesische Tänze   Tanzen macht   Spass


Trotzdem gefallen uns die Trommelmusik, die Menschen, die Kostüme. Lustig ist auch, dass die Kinder im Publikum die Tanzenden imitieren und so schon früh lernen, wie das geht mit dem Hüftschwung ;–).

   
Südseetrommeln   Sängerin   Natürlicher Schmuck


Sonntags machen wir uns auf die Suche nach dem Loch in unserem Dingi. Es hat an der Anlegestelle in Hiva Oa gelitten. Nach kurzer Zeit sehen wir, wo es Blasen gibt unter dem Seifenschaum. Danny von Ocean Pearl bringt uns Aceton vorbei, um die Stelle gut zu reinigen, bevor wir den Flick drauf kleben. Lieben Dank. Wir kleben den Flick und hoffen das Beste. Martin nimmt die Windfahnensteuerung auseinander. Das Ruder lödelet, seit wir von den Galapagos hier in den Marquesas angekommen sind. Am späteren Nachmittag sind wir bei Fee zum Kaffee eingeladen. Wir dürfen uns das Schiff ansehen. Viel grösser als Suleika. Gemütlich eingerichtet. Soni und Werner haben eine Badewanne und eine Waschmaschine, Dinge, für die uns der Platz definitiv fehlt.

Montag gilt es ernst mit Diesel bunkern. Kurz nach neun Uhr treffen wir am Ufer ein. Jan ist schon bereit. Maetei und ein anderer Polynesier kommen auch mit zum Diesel bunkern. Wir fahren mit einem alten Jeep mit Jan. Fredy von der Microméga, auch ein Schweizer, kommt mit. Auf dem Weg bestellt Martin bei Kevin das Holz für ein Ersatzruder für die Windfahnensteuerung. Am selben Ort gibt Jan auch unsere zweite Gasflasche zum Füllen ab. Weiter zur Tankstelle, von wo man einen schönen Blick aufs Ankerfeld hat. Wir bunkern Diesel und füllen noch unseren kleinen Tank aus Guatemala mit Benzin fürs Dingi. Anschliessend essen wir wieder im Restaurant hinter dem Markt. Heute Steak und Frites. Genial fein gekocht. Zurück auf Suleika prüft Martin die Steuerungsräder, während dem ich Fotos anschreibe und maile.

Strahlender Sonnenschein lacht uns entgegen am Dienstagmorgen. Wir sehen sogar die Insel Oa Pou, zum ersten Mal, seit wir hier sind. Ein Traumtag für unsere Inseltour gemeinsam mit Soni und Werner in einem gemieteten Auto. Véronique und Jan vom Yacht Service empfehlen uns "Chez Yvonne" in Hatiheu zu Mittag zu essen. Also tuckern wir gemütlich los, machen viele Fotohalte. Die verschiedenen Grün auf dieser Insel lassen unsere Herzen höher schlagen.

   
Tal oberhalb Taiohae   Hakapehi, Bucht von Taiohae   Vielfältiges Grün


In Taipivai machen wir einen ersten Halt, wollen den Knochenschnitzer besuchen. D.h. zuerst besichtigen wir die Kirche. Danach suchen wir den Künstler, finden sein Haus, aber es ist niemand daheim. Hinter dem Dorf gibt es eine der schönsten archäologischen Stätten mit Tikis auf Nuku Hiva. Wir fragen mehrmals, finden endlich den Weg. Martin wartet im Auto. Wir stossen nach einem viertelstündigen Aufstieg auf einen umgefallenen Baum, der den Weg derart blockiert, dass nicht an ein Weiterkommen zu denken ist. Also steigen wir wieder ab und fahren weiter Richtung Hatiheu. Der Blick von oben auf die Bucht ist wunderschön.

   
Tal von Taipivai   Auf der Suche nach den Tikis   Blick auf Bucht von Hatiheu


Wir finden das empfohlene Restaurant problemlos. Besichtigen vorher das Dörfchen. Essen dann ganz fein: Geissenfleisch, Schweinefleisch und rohen Fisch. Jedes einzelne Menu ist ein Gedicht. Werner postet für alle eine Tiramisu–Schokolade zum Dessert. Mmmhhh.

   
Hellgrüner Farn   Nordküste von Nuku Hiva  

Nun machen wir uns auf den Weg zum Flughafen, der keine wirkliche Strasse ist, nur eine Piste. Véronique hat uns schon vorgewarnt, dass wir unterwegs das Gefühl haben werden, uns verfahren zu haben. Genau so kommt es. Doch können wir immer wieder nachfragen und es wird uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

   
Bergspitzen bei Aakapa   Strassenschild   und dazu gehörige Piste


Wir haben wunderschöne Ausblicke auf die Basaltspitzen in Küstennähe. Werner meistert die Piste ausgezeichnet. Wir fahren an wilden Pferden vorbei. Hab mir gleich eins ausgesucht, das mir gut gefiele. Nur ist das auf Suleika ein Platzproblem....

   
Exotische Landschaft   Wildes Pferd – mein Favorit  

Die Landschaft ändert von urwaldähnlichem Grün zu trockener Steppenlandschaft. Hier gibt es auch einige Ziegenherden, die unseren Weg kreuzen. Sämtliche Hähne und Hühner sind besitzerlos, hat uns Jan erklärt. Allerdings seien sie zu zäh, um gegessen zu werden. Wenn man sie im Dampfkochtopf koche, blieben nur noch Fasern übrig. Das muss ja nicht sein, wenn doch Lammfleisch aus Neuseeland erhältlich ist. In Nuku Ataha treffen wir wieder auf eine betonierte Strasse. Wir fahren über die Hochebene "Plateau de Toovii" und geniessen die Aussicht.

   
Plateau von Toovii    

Das Wetter meint es echt gut mit uns. Wir kehren zurück in unseren Ausgangsort Taiohae, wo auch Suleika und Fee vor Anker liegen. Wir nützen aus, dass wir ein Auto zur Verfügung haben, und posten schwere Sachen wie Fünfliter–Wasserflaschen und Büchsen. Es nachtet ein, als wir wieder auf unserem Schiff eintreffen.

Quatorze Juillet – Nationalfeiertag der Franzosen und somit auch Nationalfeiertag hier in Französisch Polynesien. Wir sind um 9.00 Uhr am Ufer, da ich auf keinen Fall die Pferdeparade, die laut Programm um 9.30 Uhr beginnt, verpassen will. Wir sind bei weitem zeitig genug. Zuerst kommen die Tänzergruppen, die wir bereits vom Samstagabend kennen. Allerdings sind sie unter freiem Himmel schöner anzusehen.

   
Quatorze juillet – Tanzende   Tatoo einer Zuschauerin  

Wir hören uns die Rede des Bürgermeisters an, das meiste sagt er auf Polynesisch, wovon wir natürlich kein Wort verstehen. Anschliessend kommt der Umzug der Polizei. Wir dürfen an der Gradierungszeremonie beiwohnen. Danach die Feuerwehr, welche heute ein neues Boot einweiht. Der Priester segnet das Schiff. Später können wir sehen, dass alle mal eine Tour auf diesem neuen Schiff mitfahren wollen.

   
Bürgermeister von Nuku Hiva   Neues Boot für die Feuerwehr in Nuku Hiva  

Endlich, endlich kommen auch die Pferde. Zuerst in Gruppen, dann jedes einzeln, dann wieder in Gruppen. Mich freut ganz besonders, dass auch Frauen mitreiten. Pferde und ReiterInnen sind wunderschön geschmückt.

   
Sitzt gut auf dem Pferd   Begabte und schöne Reiterin   Ein echter Cowboy



   
Jung und knackig   Interessierte Zuschauerinnen  

Auch einige eindrückliche Tatoos bekommen wir zu sehen.

   
Auch das Gesicht kann man tätowieren   oder den Rücken   Abkühlung nach der Parade


Martin und ich essen Spiessli auf dem Festplatz. Das Fleisch ist etwas zäh, aber gut gewürzt. Wir kehren aufs Schiff zurück. Soni und Werner kommen zum Kaffee, den sie selber mitbringen, da Werner keinen Instantkaffee mag. Dafür können wir von den feinen Kokosnussguetzli auftischen, die wir auf dem Markt gekauft haben. Soni bringt mir ein paar Colliers und einen Gürtel zum Auffrischen. Was ich gern mache. Als Gegenleistung bäckt sie uns ein Brot, es war sehr gut!

   
Suleika in Hakapei, Taiohae, Nuku Hiva    

Am Donnerstag wache ich mit Halsweh auf und fühle mich gar nicht fit. Bleibe in den Federn. Slip Away, d.h. Jan und Rich, schauen auf dem Dingi vorbei. Ich strecke meinen Kopf auch kurz ins Cockpit. Sie schenken uns eine grosszügige Portion Passionsfrüchte, die auch sie geschenkt gekriegt haben im Dorf. Sooo nett. Später kommen noch Soni und Werner auf einen kurzen Schwatz. Werner bringt mir Halswehtabletten. Ein Goldschatz. Martin baut eines unserer Steuerungsräder aus. Das Spiel, das sie haben, macht ihm ernsthafte Sorgen.

Bin auch am Freitag noch nicht so richtig fit und bleibe am Morgen im Bett. Kann allerdings schon lesen, was eine eindeutige Verbesserung meines Gesundheitszustands ist. Martin arbeitet am Cömpi, an Wegpunkten, für unsere Weiterreise. Nachmittags helfe ich ihm beim Bohren und Feilen des Holzstücks, welches das Ersatzruder für die Windfahnensteuerung wird. Soni und Werner gehen posten und bringen uns Lammkoteletts mit. So gibt es ein feines Mittagessen, das meine Lebensgeister wieder etwas weckt. Kurz vor Sonnenuntergang nehme ich ein Meerbad, um meinen Krankenschweiss los zu werden. Dusche mich mit sonnengewärmten Süsswasser ab. Das tut gut.

Samstags rasselt um 4.00 Uhr der Wecker. Man sollte angeblich um 4.30 Uhr auf dem Markt sein. Das schaffen wir nicht ganz, treffen aber kurz nach 5.00 Uhr am Ufer ein. Es lohnt sich: noch nie vorher gab es hier Salat, Zucchetti, Gurken oder Krautstiel. Wir kaufen grosszügig ein, da wir planen, anfangs nächster Woche in Richtung Tuamotus aufzubrechen. Wir kaufen auch zwei petits pains au chocolat und zwei Vanille–Eclairs. Soooo fein. Es gäbe auch noch Quiches, aber das wäre des Guten zuviel.

   
Bäckerin auf dem Samstagmorgenmarkt    

Nach dem Morgenessen auf Suleika gehen wir ans Land zur Quincaillerie. Leider finden wir weder einen Dieselvorfilter, noch eine Zündkerze für den Aussenborder und schon gar keinen Ersatz für die Steuerungsräder. Schade. So posten wir Lebensmittel auf dem Heimweg und kochen ein feines Essen, das uns etwas tröstet. Martin feilt am künftigen Ersatzruder, ich maile. Abends sind wir auf Fee zum Bier eingeladen. Wir bringen selbstgemachte Bretzel mit, was sehr geschätzt wird.

Sonntags schlafen wir aus. Winken Soni und Werner, die heute Richtung Tuamotus aufbrechen. Den ganzen Tag ist ein Kommen und Gehen im Ankerfeld. Unglaublich. Ich helfe Martin bei der Holzarbeit am Ersatzruder und bei den Steuerungsrollen. Er baut eine Rolle aus, reinigt sie, schaut sich den Schaden an. Mit etwas Glück halten die Dinger noch bis Neuseeland. Martin fixiert die Rollen und spannt das Drahtseil nach. Julo trifft ein. Was freuen wir uns, Annie und Didier wieder zu sehen. Sie haben Besuch von Didiers Schwester und deren Mann, kommen nur auf einen kurzen Schwatz bei uns vorbei. Ich knüpfe Perlenketten. Endlich komm ich wieder mal dazu. Abends gibt es Linsen mit Peperoni, Bananen und Tomaten.

Montags wollen wir ans Ufer. Bis die Wäsche zum Waschen und wir selber bereit sind – ich verpasse dem Ersatzruder noch einen Lackanstrich –, reicht es im Supermarkt nur noch für das Fleisch fürs Mittagessen. So müssen wir am Nachmittag einen zweiten Anlauf nehmen. Wir posten noch ein paar Büchsen, bestellen auf dem Markt erneut Grapefruits, da die Bestellung für heute nicht geklappt hat. Wenn alles kommt, wie wir es denken, segeln wir am Mittwoch los Richtung Tuamotus. D.h. Richtung Südseeperlen!!!!!