Logbuch
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Peru und Ecuador
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25. März – 19. April 2010

Wir kommen am Donnerstag kurz nach 13.00 Uhr in Cusco an, fahren per Taxi zu unserem Hotel, Hostal Royal Frankenstein, wo wir das Gepäck abladen, das Iguana namens Martin kennen lernen und Ludwig, ein Deutscher, uns für die Nacht gratis ein Öfelchen ins Zimmer stellt.

   
Ausfahrt aus La Paz, Bolivien   Coole Hüte   Grenze Bolivien – Peru


Am Freitag erheben wir uns in aller Früh aus den Federn. Ich gehe in den Supermarkt unser Morgenessen einkaufen. Wir nutzen es, das wir im Hotel selber einen Tee brauen dürfen und dort essen können. Streichwurst und Roquefort gab es schon lange nicht mehr. Gestärkt gehen wir in Cusco auf Entdeckungsreise. Als erstes kaufen wir das Touristenticket. Nach dem Mittagessen besichtigen wir die Kathedrale von Cusco. Das Gewölbe steht auf schönen, starken Steinsäulen und schwingt sich von dort in die Höhe. Das hölzerne Chorgestühl schmücken unter den Armlehnen schwangere Frauen, nebst dem silbernen Altar steht zuvorderst in der Kathedrale ein zederner Altar, wunderschön und gekonnt geschnitzt. Das erste Kreuz, welches die Spanier mitgebracht haben, steht auch in der Kathedrale. Zwei eindrückliche Gemälde prägen sich ein: das Erdbeben im 17. Jahrhundert. Auf dem Bild sehen wir die Einwohner von Cusco, die sich während des Erdbebens vom Pfarrer auf der Plaza de Armas segnen lassen, Gebäude, die zerfallen, Menschen, die davon rennen. Das andere Gemälde zeigt das Abendmahl. Erstaunlicherweise liegt auf der Schüssel in Tischmitte nicht das uns allen bekannte Lamm, sondern ein Viscacha, ein wildes Chinchilla, das gemäss dem Glauben der Inkas die Seen und Berge beschützt, fein geschmort. Das Viscacha streckt alle Viere von sich. Zu guter Letzt steigen wir noch in die Krypta runter. Wir gehen ins Hotel zurück. Ludwig und Marita organisieren uns ein Taxi für den nächsten Tag. Ludwig gibt uns vom selbstgemachten Wurstsalat zu probieren: Soooo fein. Zum Abendessen grilliert er für uns Thüringer Bratwürste, erstellt von einem Deutschen in Peru, auf dem Cheminée. Die schmecken unendlich lecker. Lieben Dank.

   
Wolle spinnen, Cusco, Peru   Cusco wird renoviert – Unesco Welterbe   Compañia de Jesús


Am Samstag schellt uns der Wecker aus dem Bett. Wir haben für den ganzen Tag ein Taxi gemietet, um das heilige Tal und dessen Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Auf dem Weg nach Chinchero sehen wir Kartoffel, Getreide– und Bohnenfelder. Das Dorf Chinchero wurde auf Inkaruinen erbaut. Die Inkas sahen diesen Ort als die Geburtsstätte des Regenbogens. Weiter geht es Richtung Moray. Auf einer agavengesäumten Strasse fahren wir durch bildschöne Landschaften. Wir fahren durch das Dorf Maras, das ein schönes Kirchlein hat. Die normale Strasse ist gesperrt und unser Taxichauffeur verfährt sich ein wenig, was uns zu ein paar abenteuerlichen Wasserpfützen führt, die er aber gut meistert. Dafür sehen wir Leute, die auf den Feldern arbeiten, Esel, die grasen und spielende Kinder.

Moray kommt vom Ketschuawort "Aymoray", das entweder mit der Maisernte oder dem Monat Mai zu tun hat. Es handelt sich um grosse konzentrisch in die Tiefe gebaute Kreise. Das tiefste Loch misst 150 Meter. Sie erinnern an ein Amphitheater. Man geht davon aus, dass diese kreisrunden Terrassen wegen der charakteristischen Klimaverhältnisse zu landwirtschaftlichen Experimenten für Gemüseanbau genutzt wurden. Fasziniert stoffeln wir bis zuunterst und wieder rauf. Unten herrscht eine treibhausartige Hitze. Es gibt eine restaurierte Anlage und zwei in dem Zustand, in dem sie entdeckt worden sind. Von Moray aus geht es weiter nach Ollantaytambo. Auf dem Weg dahin haben wir einen wunderbaren Blick ins heilige Tal, eine tolle Aussicht auf Urubamba, das am Fluss unten liegt.

   
Valle Sagrado, Moray   Terrassen zur Pflanzenforschung   Aus Zeiten der Inkas


Als wir in Ollantaytambo ankommen, bleibt uns die Spucke weg. Hier haben die Inkas ein Fort gebaut. Es ist einer der wenigen Orte, wo die Spanier eine wichtige Schlacht gegen die Inkas verloren haben. Es handelt sich um steile Terrasse, mit Mauern, die aus riesigen Felsblöcken millimetergenau aufeinander gepasst worden sind. Wie sie wohl diese riesige Felsbrocken auf diese Höhen gebracht haben? Ollantayatambo diente als Festung und als zeremonielles Zentrum zu Zeiten der Inkas.

   
Valle Sagrado, Festung Ollantaytambo   Unglaubliche Steinblöcke  

Wir durchstreifen das ganze Gebiet, geniessen die schönen Ausblicke und sind beeindruckt von den sagenhaften Steinmauern. Um Zeit zu sparen, lasse ich uns im Restaurant zwei Sandwichs machen und weiter geht es. Unser Chauffeur hat bereits in Moray sein Mittagessen genossen. Er erklärt uns, dass die Brücke in Pisac bei den Unwettern weggeschwemmt worden ist und man zur Zeit den Fluss nur zu Fuss überqueren kann. So fahren wir zurück nach Cusco und von dort weiter nach Tambomachay.

   
Präzise Terrassen   Blick Richtung Machu Picchu  

Tambomachay ist ein zeremonielles Steinbad, welches kristallklares Quellwasser durch die Brunnen leitet, die heute noch in Betrieb sind. Lokal wird die Ruine El Baño del Inca genannt. Der Ort gefällt uns.

   
Valle Sagrado   Valle Sagrado, Tambomachay – Das Bad der Inkas  

Nur 500 Meter weiter weg wartet die nächste Ruine auf uns: Puka Pukara. Die Aussicht von dieser Ruine ins Cuscotal ist genial. Der Name bedeutet übersetzt "Rote Festung" und je nach Lichtverhältnissen sieht man die Steine tatsächlich rot schimmern. Verglichen mit anderen Ruinen, ist diese relativ klein.

Die letzte Ruine, die wir heute noch verdauen können, ist Q’Enqo, was übersetzt "Zickzack" heisst. Es handelt sich um einen grossen Kalksteinfelsen, mit Nischen, Stufen und Tunnels durchsetzt. Wir lassen uns mit Dutzenden von anderen Touristen durch den unterirdischen Keller schleusen und bewundern die in Fels gehauenen Altäre.

Ziemlich erledigt kommen wir im Hotel an. Wir setzen uns an Cheminéefeuer und bestellen gemeinsam mit Ludwig, Marita und Fiona Poulet im Hauslieferdienst. Gemütliches Znacht daheim, bald sinken wir in die Federn.

Am Sonntag haben wir abgemacht, dass wir mit Marita und Fiona per Collectivo nach Pisac fahren werden. Die beiden Frauen wollen baden gehen, uns ziehen mehr der sonntägliche Markt und die Ruine an. Als sich bis zehn Uhr niemand wirklich regt, beschliessen wir, uns selbständig zu machen. Wir fahren per Taxi zum Büro der Busgesellschaft Cruz del Sur und kaufen für Übermorgen unsere Tickets nach Tumbes, der nördlichen Landesgrenze Perus. Dann geht’s weiter mit dem lokalen Bus Richtung Pisaq. Leider sitzen wir auf der falschen Seite für die Aussicht ins Tal runter. Unser Taxichauffeur hatte vollkommen recht: die Brücke ist in einem miserablen Zustand und nur zu Fuss begehbar.

   
Brückenprovisorium Pisaq    

Doch der Einsatz lohnt sich. Der Markt von Pisaq ist farbenprächtig und attraktiv. Seien es die Früchte– und Gemüsestände, seien es die Angebote für Touristen. Wir finden eine wunderschön gearbeitete Silberkette und Martin entdeckt einen dazu passenden Anhänger, gearbeitet aus Serpentin und Silber. Wie uns Ludwig empfohlen hat, gehen wir zur Deutschen Ulrike essen. Die vegetarische Lasagne ist ein Traum, ganz zu schweigen vom Apfelstrudel und dem Kaffee! Frisch gestärkt machen wir uns auf die Suche nach einem Taxi, das uns zur Ruine raufbringt und dort oben auf uns wartet.

   
Markttreiben Pisaq    

Pisaq ist eine Inka Zitadelle auf einer Bergkuppe. Wir haben eine wunderschöne Sicht ins Tal runter, gekrönt von einem Regenbogen. Dieser dominierende Platz bewacht das Urubambatal sowie einen Pass, der im Nordosten durch den Dschungel führt. Der Blick hinten raus über die Kitamayo–Schlucht zeigt uns Löcher in der Wand, die wie Bienenwaben aussehen, doch handelt es sich um Inka Gräber. Sie sind von Grabräubern geplündert worden und den Touristen im jetzigen Zeitpunkt nicht zugänglich. Kaum haben wir die Ruine betreten, fängt es ernsthaft zu regnen an. Trotzdem spazieren wir durch die schönen Terrassen mit den gewaltigen Ausblicken. Als wir wieder im Taxi sind, fräst der ziemlich schnell runter und bereits wird die Strasse von Geröll überschwemmt. Wir kommen gut im Tal an, überqueren erneut das Brückenprovisorium und fahren per Bus heim. Martin kriegt ein Tabourettli zum Draufsitzen beim Chauffeur vorn, ich stehe die längste Zeit der Strecke. Daheim deponieren wir die nassen Kleider im Hotel und gehen auswärts essen. Unsere Nase führt uns in ein von einem Schweizer geführten Restaurant und wir schmausen Rösti mit Bratwurst und Cervelat. Wieder im Hotel, höckeln wir uns noch vors Cheminéefeuer und geniessen die Wärme.

   
Talblick von der Festung Pisaq   Inkaterrassen von Pisaq  

Am Montag stehen wir zeitig auf und fahren per Taxi zur Ruine Saqsayhuaman. Diese Ruine von religiöser und militärischer Bedeutung ist die eindrucksvollste in der unmittelbaren Umgebung von Cusco. Der Name Saqsayhuaman bedeutet "zufriedener Falke". Obwohl uns die Ruine nach wie vor riesig vorkommt, sind nur noch 20% der ursprünglichen Gebäude vorhanden. Die restlichen haben die Spanier abgerissen und die Steine benutzt, um Häuser zu bauen... Seufz. Doch die wichtigste Festungsmauer liessen sie unangetastet. Wenigstens das. Die Anlage besteht aus einer prächtigen, dreistufigen, zickzackförmigen Festung. Ein einzelner Stein hat das unglaubliche Gewicht von 300 Tonnen. Gegenüber steht der Hügel Rodadero mit Befestigungsmauern, abgeschliffenen Felsen, einladenden Steinbänken. Einst standen hier drei Türme, doch sind nur noch die Fundamente übrig. Auf dem grossen Platz zwischen den Zickzackwällen und dem Hügel wird am 24. Juni jeweils das Fest Inti Raymi gefeiert. Wir streifen über das Gelände, geniessen einen Superausblick auf Cusco, erklimmen den Hügel und wandeln durch einen Steintunnel. Zwei Stunden später sind wir ziemlich müde, spazieren aber trotzdem zu Fuss nach Cusco runter. Pünktlich um 13.30 Uhr sind wir im Hotel. Für diese Zeit hat uns Marita selbstgemachte gefüllte scharfe Peperoni versprochen, doch fehlt von ihr jede Spur. Ludwig teilt uns mit, sie sei um 12.00 Uhr auf den Markt gegangen und seither sei sie verschwunden. Etwa eine halbe Stunde später trifft sie ein und ist in der Küche tätig. Ich darf zuschauen, wie das feine Essen zubereitet wird. Mit zweistündiger Verspätung essen wir ganz fein zu viert zu Mittag.

   
Sacsayhuaman – Faszinierende Mauerkunst   Zickzackmauer von Sacsayhuaman   Blick auf Cusco


Als wir auf der Plaza de Armas eintreffen, sehen wir, dass diese für Autos gesperrt ist. Wir erfahren, dass heute die erste Prozession der Semana Santa stattfindet. Wir trinken ein Bier in einer Bar im ersten Stock. Sämtliche Balkonplätze sind bereits besetzt, so lassen wir uns drinnen nieder. Als es eindunkelt, gehen wir nach draussen und stellen uns mit Tausenden von anderen Leuten an den Strassenrand. Langsam baut sich die Spannung auf und wir sehen den schwarzen Christus schwankend näher kommen. Als er an uns vorbei getragen worden ist, bewegt sich niemand. Die riesige Menschenmenge bleibt völlig ruhig, bis der Christus im Portal der Kathedrale verschwunden ist. Erst jetzt kommt Bewegung in die Masse. Wir lassen uns mittreiben und zweigen in ein Restaurant ab, wo wir uns eine Pizza zur Brust führen. Wieder daheim geniessen wir noch das Cheminéefeuer, bevor wir uns aufs Ohr legen.

   
Beginn der Semana Santa, Cusco   Warten auf die Rückkehr des Schwarzen Heilands   Der Schwarze Heiland kommt


Am Dienstag packt Martin die Rucksäcke, während dem ich das Morgenessen poste. Wir essen im Hotel und wie jeden Tag mundet uns der wunderbare Cocatee. Wir räumen das Zimmer, zahlen, deponieren den grossen Sack. Ein letztes Mal spazieren wir zur Plaza de Armas und möchten die Jesuitenkirche besuchen. Doch ist die Zeit für Touristen vorbei, sie halten die Kirche für die Mittagsmesse touristenfrei. So gehen wir nebenan auf einen Handwerkermarkt und posten einen fein geschnitzten Kürbis. Danach gehen wir in die Messe in die Jesuitenkirche und setzen uns in die hinterste Bank. Der goldene Altar ist auch von hier hinten wunderschön. Zurück im Hotel kommt das bestellte Taxi nicht. Ludwig hält uns eines in der Strasse auf und wir fahren los. Im Bus tauscht Martin den Platz mit einem anderen Passagier, so dass wir im zweiten Stock zuvorderst nebeneinander sitzen können. Genial. Nachts, wir sind beide wach, beobachten wir, wie sich in einer Kurve ein Unfall mit einem Lastwagen ereignet, der uns beim Kreuzen in der Mitte streift, als wir auf einer Passstrasse bei Mondlicht ins Tal fahren. Nach einer halbstündigen Pause fahren wir weiter.

Erst beim Morgenhalt in Nazca sehen wir, dass im unteren Stock unseres Busses ein Fenster zerstört worden ist. Hoffentlich sass dort niemand. Wir fahren in den Tag und es wird zunehmend wärmer, was wir sehr schätzen. Es gibt keinen Anschlussbus, so dass wir einen Tag in Lima verbringen müssen. Wir haben im Hotel España telefonisch ein Zimmer bestellt, in alter Gewohnheit. Wir essen ein Almuerzo, posten im Supermarkt Äpfel und Schokolade für die morgige Weiterreise. Auf dem Kunstmarkt findet Martin ein tolles T–Shirt und wir kaufen bei Richie, einem sympathischen Schmuckmacher, ein Paar Ohrringe und einen Fingerring. Zum Abendessen geniessen wir ein letztes Mal die Herzspiesschen. Sooo fein.

   
Unfallfolgen    

Am Donnerstag versuchen wir, den Logbericht fertig zu stellen vor der Weiterreise, was leider nicht gelingt. Um 14.00 Uhr geht es los zum Busterminal und pünktlich um 15.00 rollt der Bus Richtung Tumbes. Wir haben eine angenehme Nachtfahrt.

Kurz vor Mittag am Freitag kommen wir in Tumbes an. Natalia, eine Chilenin mit ihrem französischen Freund Louis, spricht uns an, ob wir nicht ein Taxi teilen wollen. Womit wir sofort einverstanden sind. Wir erwischen einen seltsamen Taxichauffeur. Wir fahren zur Busgesellschaft CIFA, wo wir erfahren, dass wir bis nachmittags um 14.00 auf einen Bus warten müssten. So beschliessen wir, per Taxi zur Grenze zu fahren. Natalia handelt den Taxipreis runter. Bei der Grenze hält der Taxi in einem gottverlassenen, leeren Hof. Hinten, bei unserem Gepäck ist noch eine sechste Person mitgefahren... Der Taxichauffeur behauptet, wir müssten noch $ 5.– pro Person zahlen. Wofür ist unklar, eine Quittung gäbe es nicht. Martin weigert sich und wir andern drei folgen seinem Beispiel. Der blinde Passagier lotst uns zu Fuss über die Grenze. Bei der zweiten Busgesellschaft – jetzt wieder in Ecuador – finden wir einen Direktbus nach Otavalo. Wir kaufen die Tickets, dies bedeutet zwar eine weitere Nachtfahrt, doch wollen wir alle vier den Samstagsmarkt in Otavalo sehen. Also, was soll’s? Dann nehmen wir ein Taxi und fahren zum Grenzposten, um in Ecuador einzuklarieren. Das verläuft problemlos. Wir kriegen unsere restlichen 55 Tage eingetragen. Danach per Taxi zurück in die Stadt. Wir essen, gehen ins Internetcafe und beziehen unsere Plätze im Bus. Die Beinfreiheit ist nicht riesig, aber es geht. Es gibt einen Nachtessenshalt, wo wir in aller Eile Hühnchen mit Reis verschlingen und eine Cola dazu runterstürzen, da es kein Bier gibt. Fahrplanmässig sollten wir am Samstagmorgen um 6.00 Uhr in Otavalo ankommen.


Gegen 8.00 fahren wir in Mitad del Mundo vorbei, in der Nähe von Quito. Unser Bus ist die letzte Rochel, die uns je begegnet ist. Um 10.35 Uhr bemerkt Louis, dass wir durch Otavalo durchgefahren sind.... Er hält den Bus an, wir steigen mitten auf der Landstrasse aus. Per Taxi zurück in den Ort, zum Hotel. Gepäck abladen und rein ins Marktgetümmel. Leider haben wir den Tiermarkt verpasst, der nur von 5.00 bis 11.00 Uhr stattfindet. Aber auch auf dem restlichen , grossen Samstagsmarkt gibt es viel zu sehen, so dass uns das Herz im Leib lacht. Wir posten verschiedene Sachen, vor allem Webarbeiten, da Otavalo für dieses Handwerk bekannt ist. Ich interessiere mich – natürlich – auch für den hier typischen Halsschmuck der Frauen. Goldene Halsketten. Wir erfahren, dass es sich dabei um in Gold getauchten Glasschmuck aus Tschechien handelt. So was! – Wir würden gern ein Meerschweinchen zu Mittag essen, werden aber nicht fündig. So essen wir auf dem Lebensmittelmarkt Schwein vom Grill mit verschiedenen Maissorten dazu, ganz fein. Danach zurück über den Markt zum Hotel. Wir machen einen dringend nötigen Nachmittagsschlaf nach den zwei Busnächten. Wir gesellen uns im Hof des Hotels zu einer Gruppe Franzosen, die Bier trinken Danach gehen Martin und ich mexikanisch essen (das nächste Restaurant in Hotelnähe).

   
Unser Ostersamstagszmittag   Händlerpaar in typischer Tracht von Otavalo  

Am Ostersonntag schlafen wir aus. Nochmals ziehen wir über den Markt, der aber heute um Grössenordnungen kleiner ist als gestern. Trotzdem finden wir noch ein paar schöne Sachen. Wir essen ein Almuerzo, gehen ins Internet. Der Himmel bedeckt sich, es fängt an zu regnen. Also beschliessen wir, ins Hotel zurück zu kehren und den hängigen Logbericht fertig zu stellen. Wir verabschieden uns von Natalia, Louis und deren Freunden Simon und Coraline. Nachdem wir den Bericht samt Fotos an Dorothee gesandt haben, gönnen wir uns – wieder einmal – eine Pizza zum Znacht.

Am Montag packt Martin, ich gehe ins Internet und ein letztes Mal über den Markt. Wir fussen zum Busbahnhof, laden etwas Geld auf unser Natel und los geht es. Leider nimmt der Bus zurück nach Quito eine andere Strecke als die, auf der wir her gekommen sind und die landschaftlich traumhaft war. Vom Busbahnhof mit einem supernetten Taxichauffeur zum Hotel in der Altstadt von Quito. Wir kriegen ein Zimmer. In der Nähe essen wir einen feinen Reiseintopf zum Zmittag. Wir fahren per Trolleybus zum Busbahnhof. Sintflutartige Regenfälle setzen sein und lassen die Strasse teilweise zum Bach werden. Wir buchen unsere Rückreise nach Bahía de Caráquez für Donnerstag. Zurück zum Hotel per Bus, nahebei Abendessen und ab ins Bett.

Wir erheben uns zeitig am Dienstag, da wir per TelefériQo auf 4’100 m fahren und von dort die Aussicht auf Quito geniessen wollen. Ist man zu spät dran, ziehen die Wolken auf und die Sicht ist gleich Null. Es hat praktisch keine Leute und wir sind zu zweit in einer Sechserkabine. Die Aussicht ist Wahnsinn. Der Blick über Quito ist überwältigend. Oben angekommen, spazieren wir zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Bereits ziehen Wolken auf, doch lassen sich noch Blicke dazwischen erhaschen. Die Wolken treiben bis zu uns herauf und ein kühler Wind weht. Bei null Sicht fahren wir wieder ins Tal hinunter.

   
TelefériQo – Sicht auf den Süden von Quito   und nach Norden  

Per Bus an den Stadtrand und von dort zu Fuss zum Platz vor dem Kloster San Francisco. Uns bleibt die Luft weg. Soo schön ist der Platz mit den ihn umgebenden Gebäuden. Wir essen in einem Restaurant am Platz, das auch noch ein Souvenirgeschäft mit guter Qualität hat. Leider ist die Kirche San Francisco wegen Renovation geschlossen. So besichtigen wir die Kirche La Compañia de Jesús, die am gleichen Platz steht. Es ist die schönste Kirche, die wir je gesehen haben! Das Innere wurde mit sieben Tonnen 23 karätigem Gold geschmückt. Gut, dass wir heute nicht mehr wissen, wie viele Indios dafür ihr Leben lassen mussten..... Trotzdem, alle, die je nach Quito reisen, dürfen diese Kirche nicht verpassen! Zuhinterst in der Kirche hat es auf einer Seite des Hauptportals eine Wendeltreppe und auf der anderen Seite ist eine Wendeltreppe im Trompe–oeil–Stil hingemalt. Phantastisch. Die Kanzel ist mit zweihundert Engeln verziert, diejenigen, welche ihre Brüste in die Luft strecken, tragen indigene Gesichtszüge. Die Kirche hat zwei traumhaft blaue Kuppeln, herrlich geschnitzte Bänke und angemalte Halbreliefs, dass es einem schwindelt vor Schönheit.

   
Konvent San Francisco, Quito   Die schönste Kirche – La Compañia de Jesús   Fassade der Compañia de Jesús


Erfüllt von diesem Eindruck spazieren wir über den grossen Platz zum Hotel. Wir statten dem Internetcafé einen Besuch ab. Zum Abendessen gehen wir ins Las Cuevas de Luis Candela. Zwar sind wir zuerst die einzigen Gäste in diesem Kellerlokal, doch geniessen wir die Parrillada von Herzen.

   
Plaza Grande, Quito    

Am Mittwoch fahren wir per Taxi zum El Panecillo. Dies ist ein Hügel im Süden der Altstadt, auf dem eine riesige Jungfrauenstatue emporragt, deren Inneres man besteigen kann. Ich erklimme sie, während Martin auf der Aussichtsterrasse unten den Blick über Quito schweifen lässt. Mit dem gleichen Taxi lassen wir uns zu einem Shoppingcenter fahren, wo wir hoffen, eine Batterie für unseren Computer zu finden. Leider ist dem nicht so. Wir fahren per Trolleybus zurück in die Stadt, gehen einen im Führer empfohlenen Silberladen besuchen, der uns enttäuscht, genau so wie der Andenmarkt. Dafür finden wir ein gemütliches Kaffee mit Cheminée, wo wir Kaffee trinken und Schoggikuchen essen. Sie haben auch WIFI und wir finden eine IBM–Vertretung gerade nebenan. Werden dort vorstellig, eventuell kann uns Ana eine Batterie besorgen. Wir bleiben per Telefon und Mail in Kontakt. Nahe beim Hotel gehen wir ins Cafeto Abend essen. Eine Cafeteria im Gewölbe eines Klosters. Wunderschöner Ort.

   
El Panecillo, Quito    

Am Donnerstagmorgen leide ich an akutem Durchfall und hoffe, dass ich die Reise ohne gröbere Probleme überstehen werde. Wir nehmen um 8.30 Uhr den Taxi zum Busterminal, da im Reiseführer dringend davon abgeraten wird, den Trolleybus mit grossem Gepäck zu benutzen: Diebstahlgefahr. Wir sind zeitig im Terminal, Martin geniesst ein Morgenessen, ich begnüge mich mit einem Kräutertee und einem Käsesandwich. Wir sitzen gut auf unseren vordersten Plätzen. Der Chauffeur möchte uns verschieben, doch weigern wir uns. Wir haben einen Kamikazebuschauffeur erwischt!!! Er fährt die wunderschöne Schlucht runter wie die gesengte Sau. Es lässt sich nicht anders sagen. Wir sind froh, heil in Bahía de Caráquez anzukommen. Wir essen im Restaurant der Marina und Océanie, die junge Französin, bringt uns auf Suleika. Endlich wieder daheim.

Nachdem die Reise gut verlaufen ist, rächt sich mein Gedärm am Freitag, so dass ich den ganzen Tag keinen Fuss ans Land setze. Ich habe gerade noch genug Kraft, ein wenig zu lesen..... Martin pumpt das Dingi auf, montiert das Bimini neu (die Sonne hat die Leine komplett aufgelöst). Benita und Bill, unsere Linehandler, von der Alcheringa II schauen vorbei. Martin montiert eine neue Aufhängleine am Dingi. Muss sich auch noch selber das Abendessen zubereiten...

Am Samstag gibt es für mich eine Schale weissen Reis zum Morgenessen. Wir fahren ans Ufer und mailen wegen der Computerbatterie. Ich gehe einkaufen. Wir essen ein Sandwich am Mittag. Abends sind wir bei Benita und Bill zum Essen geladen. Es gibt ein Rindsfilet vom Grill. Sooooo gut. Mein Magen rebelliert nicht. Ein Erfolg.

Den Sonntag gehen wir fast etwas zu gemütlich an. Als wir die Vorsegel einziehen, erhebt sich bereits der Wind. Doch schaffen wir es noch. Am Ufer wasche ich unsere beiden dicken Wollpullover von Hand, wir mailen, essen am Abend – testhalber – eine unserer selber gemachten Konserven. Sie lassen sich sehen bzw. geniessen.

Der Montag vergeht mit posten, Internet, mailen wegen der Computerbatterie. Martin wechselt auf dem Schiff das Öl unseres Aussenbordmotors. Am Dienstag telefonieren und mailen wir der Computerbatterie hinter her. Wir kriegen die nötigen Angaben, zahlen die Batterie auf der Bank, telefonieren und mailen erneut mit Ana. Morgen, spätestens übermorgen sollte das Teil hier sein ;–).

Am Mittwoch haben wir um 9.00 Uhr Rendez–vous mit Giovanni, dem Taxichauffeur. Wir fahren für den letzten Grosseinkauf mit ihm nach Manta. Wir finden Biocide für unseren Dieseltank, kein Band für den Segelschutz, auch keinen Rettungsring. Dafür essen wir ganz feinen Thon am Mittag und posten dann wie die Wilden den ganzen Nachmittag. Wir finden das Meiste, das wir gesucht haben. Auf dem Heimweg holen wir auf dem Busbüro Reina del Camino unsere Computerbatterie ab. Zurück in Puerto Amistad helfen uns viele liebe Menschen, die ganze Ware zum Dingideck runterzutragen, während dem wir in Windeseile mailen wegen unserem Autografo. Benita und Bill füllen ihr riesiges Dingi mit unserer Ware und bringen sie zu uns an Bord. Sooo nett.

Auch der Donnerstag steht unter dem Autografostern. Penny und Mike erwägen bereits, mit einem internationalen Zarpe abzufahren, als unser gescannte Autografo per Mail eintrifft. Super. Wir mailen sofort an Tripp, er soll das Ausstellen unseren nationalen Zarpe für Montagmorgen veranlassen. Danach zurück aufs Schiff, aufräumen, so gut es geht und schon müssen wir mit dem Pizza backen anfangen. Benita und Bill werden um 18.15 Uhr eintreffen. Die Zeit ist mehr als knapp. Mitten im Apéro geht das Gas aus. Martin muss die Gasflasche wechseln, damit wir die Pizza zu Ende backen können. Auch der frische Fruchtsalat zum Dessert findet Anklang.

Am Freitag verbringen wir zwei Drittel des Tages am Mail, um einen Schleppanker in Amerika zu bestellen und ihn uns nach Tahiti senden zu lassen. Nervenaufreibend. Am späteren Nachmittag nimmt Martin auf dem Schiff den Gashebel auseinander und ölt das ganze Teil mit WD40.

Samstags ziehen wir das Gross rauf und prüfen auch nochmals die Genua und das Fock. Es ist alles in Ordnung. Wir füllen die gelieferten sieben zwanzig Liter Flaschen Frischwasser in die Tanks. Ich starte mit den leeren Wasserflaschen ans Ufer zum Grosseinkauf auf dem Markt. Als ich zurück komme mit zig Kilos Gemüse und Früchte eröffnet mir Francis, dass unsere Papiere erst für Dienstag bereit sein werden..... Martin ölt derweil die Steuerung. Zwei Angestellte der Marina putzen Suleikas Unterwasser. Es gibt viel Arbeit, da der Rumpf im Fluss total verschlammt ist.

Am Sonntag flickt Martin die Steuerung zu Ende, prüft die Windfahnensteuerung, den Chartplotter und die neu erstandene Karte dazu. Ich klebe im Logbuch unsere Inlandreise ein und schreibe danach den Logbericht.

Der Montag vergeht mit Logbericht fertig stellen, letzte Einkäufe tätigen und Mails erledigen sowie warten auf den nationalen Zarpe.

Während unserer Inlandreise vom 11. Februar bis zum 8. April 2010 sind wir mehr als 10’000 Kilometer in diversen Bussen gefahren, haben unzählige schöne Landschaften durchquert und genossen, hatten einen Unfall und zwei Hunde überfahren.

   
Busfahren, mehr als 10’000 km