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Logbuch Seite 122 |
Bericht Nr. 122 – Bolivien |
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Dienstag, 16. – Donnerstag, 25. März 2010
Als wir uns in unserem Hotel in La Paz eingerichtet haben, rufen wir Luis an, den
Freund einer guten Freundin von uns. Total spontan schlägt er vor, uns in
fünf Viertelstunden zum Abendessen abzuholen. Dieses Angebot nehmen wir
gern an. Auf der Gasse fragen wir ein paar Franzosen, wo wir hier in der Nähe ein
Bier trinken können. So landen wir in der Bar eines Engländers, trinken Bier
und essen Würstchen zum Apéro. Pünktlich warten wir in der
Hotellobby auf Luis, der auf die Minute genau eintrifft. Luis fährt uns mit seinem
Auto durch halb La Paz, erklärt uns, dass die besser Gestellten weiter unten im
Tal wohnen. Immerhin ist La Paz auf 3’650 Metern über Meer. Je weiter
unten man wohnt, desto grösser sind die Chancen, beispielsweise Rosen im
Garten haben zu können. In einem gemütlichen Restaurant essen wir
wunderbares bolivianisches Fleisch, trinken Bier und geniessen danach echten
italienischen Espresso. Luis ist Schauspieler von Beruf und wir unterhalten uns sehr
angeregt mit ihm. Nach dem Essen bringt er uns ins Hotel zurück.
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Unser Freund Luis |
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Am Mittwochmorgen haben wir für zehn Uhr mit Luis abgemacht. Wir warten auf
ihn in der Hotellobby. Als er nicht eintrifft, rufen wir ihn an und erfahren, dass er mit
Verspätung eintreffen wird. So marschiere ich los, um eine bolivianische
SIM–Karte für unser Natel zu kaufen. Martin wartet im Hotelzimmer. Auf
dem Weg zum Natelladen kaufe ich eine Versteinerung, weil ich den Typ anders nicht
mehr los werde.... Das passiert mir nicht, wenn Martin dabei ist! Die SIM–Karte
kaufen ist kein Problem, die Schwierigkeiten beginnen, als ich kein Kleingeld habe. Die
zuständige Frau spurtet im ganzen Geschäft rum, um mein Rückgeld
zu organisieren.
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Bolivianischer Nüsslistand |
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Auf den ausgiebigen Wanderungen auf den Inseln im Titicacasee ist Martins einer
Krückenzapfen gestorben. Den müssen wir unbedingt ersetzen. Auf den
ausgelatschten Kopfsteinpflastersteinen in La Paz steilen Strassen ist sonst für
Martin die Fortbewegung fast unmöglich. Als Luis eintrifft, hat er sich bereits nach
einem Orthopädiegeschäft erkundigt und uns dort auch telefonisch
angemeldet. Wir finden das Geschäft. Sie haben Krückenzapfen die
passen. Ersetzen den kaputten. Genial. Danke Luis, für die ausgezeichnete
Organisation. Luis setzt uns bei der Kirche San Francisco ab. In einer Beiz am Weg zu
unserem Hotel essen wir ein Sandwich zu Mittag. In der Karte mit gutem Brot
fotografiert, erhalten wir es mit schlaffem Toastbrot. Kein Essvergnügen. Im
Reisebüro des Hotels buchen wir unsere Busbillette für Uyuni. Eigentlich
hatten wir geplant, mit Luis zu Abend zu essen. Er ruft uns an, entschuldigt sich, dass er
keine Zeit habe. Dafür empfiehlt er uns Angelo Colonial, ein Restaurant in
Hotelnähe. Wir spazieren dahin. Das Dekor ist lustig mit vielen verschiedenen
Bildern an Wänden und an der Decke, diversen Wanduhren und sonstigen
Antiquitäten. Auf jedem Tisch steht ein Kerzenständer mit Kerzen, die
angezündet werden, wenn man sich setzt. Die Atmosphäre gefällt
uns. Das Essen und der Wein munden vorzüglich. Obwohl es nach dem Essen
schon relativ spät ist, gehen wir zu Fuss heim, da das Restaurant nicht weit vom
Hotel entfernt liegt.
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Ich habe gelesen, dass man für den Salzsee bei Uyuni dringend eine Sonnenbrille
braucht. So machen wir uns am Donnerstag auf die Suche nach einer Sonnenbrille, die
ich über meiner Brille tragen kann. Da ich die Kontaktlinsen nicht auf die Reise
mitgenommen habe, liess ich auch meine Sonnenbrille auf dem Schiff, was sich als
Fehler erweist. Im ersten Optikergeschäft finden wir ein italienisches Modell, das
superleicht ist und ausgezeichnet sitzt über meiner Brille. Trotz des exorbitanten
Preises kaufen wir sie. Wir schlendern durch La Paz. Stossen auf ein Paar Ohrringe mit
Keramikpapagei und Feder. Ähnlich den Modellen, die ich mache mit den
Keramikvögeln aus Guatemala. Ich kann nicht widerstehen und kaufe für
CHF 1.– das schönste Paar der Auslage. Wir spazieren durch den
Schamanenmarkt. An den Ständen gibt es Lamaembryos mit und ohne Fell zu
kaufen. Wenn man in Bolivien ein Haus baut, sollte man einen solchen Embryo auf
dem Grundstück vergraben, als Opfergabe für Pachamama (Mutter Erde).
Auf diesem Markt sehen wir viele Dinge, die wir nicht kennen und deren Bedeutung uns
entgeht. Wir posten zwei kleine Pachamamas aus Ton. In Potosi, Bolivien, wird Silber
abgebaut. So kaufen wir auch eine Silberkette mit einem Anhänger aus Bolivianit.
In unseren Landen heisst der Stein Ametrin. Eine Mischung aus Amethyst und Zitirn,
zweifarbig. Dieser Stein wird hauptsächlich in Bolivien abgebaut.
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Seht Ihr die Lamaembryos? Schamanenmarkt in La Paz |
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In einem edlen Geschäft, das ausschliesslich Silberschmuck verkauft, stossen wir
auf einen wunderschönen Granatring. Als wir weiter durch die Läden
streifen, entdeckt Martin einen grünen Filzhut, der ihm super gut steht. Trotzdem
weigert er sich, ihn zu posten, da er weder auf der jetzigen Reise noch auf dem Schiff
nützlich wäre. Echt schade. Er stand ihm ausgezeichnet.
Wir essen nochmals im gleichen Restaurant wie gestern zu Abend. Plötzlich rennt
uns die Zeit davon. Wir rasen ins Hotel zurück, fassen die gepackten
Rucksäcke, springen ins Taxi und machen uns auf den Weg zum Busbahnhof.
Wir wären viel lieber tagsüber nach Uyuni gefahren. Aber es gibt
blöderweise nur Nachtbusse dahin. Vielleicht, weil die letzten 180 Kilometer der
Strecke nicht geteert sind und die Busgesellschaft es vorzieht, wenn die Reisenden den
Zustand der Strasse nicht wirklich realisieren....
Wir wären wohl nie nach Bolivien aufgebrochen, hätten wir nicht von
anderen Segler Fotos vom Salzsee von Uyuni gesehen. Die Landschaft ist derart
einzigartig, dass wir sie unbedingt sehen wollten. Die Stadt Uyuni liegt auf 3’669
Metern über Meer im südwestlichen Zipfel von Bolivien, auf 21 Grad
Süd. Als wir am Morgen in der Frühe ankommen, lacht die Sonne vom
Himmel. Wir suchen unser Hotel auf, beziehen das Zimmer. Wir legten grossen Wert
darauf, ein Hotel mit ganztägig warmem Wasser zu finden, da die Nächte
eisig kalt sind. Wir haben von spanischen Seglerfreunden eine Agentur angegeben
bekommen. Diese suchen wir auf und beginnen mit den Verhandlungen. Wir
möchten eine dreitägige Tour zu zweit machen. Martin kommt auf die Idee,
die Normalroute umzukehren, so dass wir weniger häufig auf andere Landrover
stossen werden unterwegs. Luis, der Touroperator von Expediciones Lipez, ist
einverstanden. Wir können diese Agentur sehr empfehlen. Zur Zeit haben sie
keine Homepage, aber die E–Mail–Adresse lautet:
luisfabrice@gmail.com. Wir mieten Schlafsäcke für die kalten
Nächte. Denn im ersten Hotel, wo wir übernachten werden, gibt es keine
Heizung und auch kein privates Bad. Als die Tour gebucht ist, gehen wir auf den
Hauptplatz, setzen uns in die Morgensonne und frühstücken. Nach dem
Besuch des Internetcafés und einem mexikanischen Mittagessen gehen wir ins
Hotelzimmer und schlafen eine Runde. Kehren nochmals zur Reiseagentur
zurück, um ein paar Details zu klären. Auf dem Weg zum Restaurant
begegnen wir einem Schulumzug. Jeder Schüler hält ein Segelschiff in
Händen, beleuchtet von einem Kerzchen. Erinnert uns an unsere
Räbenliechtliumzüge in der Schweiz. Wir geniessen eine vorzügliche
Lama–Pesto–Pizza zum Abendessen und einen noch besseren
Schoggikuchen. Der Espresso hingegen hält nicht, was er verspricht. Auf dem
Heimweg gehen wir nochmals ins Internetcafé. Schreiben – wieder im
Hotel – ein paar Fotos an und schlafen dann – trotz der Höhe
– ausgezeichnet.
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Punkt 6.00 Uhr am Samstagmorgen rasselt der Wecker. Wir sind total gespannt auf
unsere Tour, den Chauffeur und die Köchin, die uns begleiten werden. Punkt 8.15
Uhr stehen wir vor der geschlossenen Agentur, kein Mensch weit und breit. Ca.
Fünf Minuten später erscheint Ruben, unser Fahrer, begleitet von Roxana,
der Frau von Luis mit dem Landrover. Unsere Schlafsäcke sind bereits im Auto.
Wir brechen auf zum Zugsfriedhof. Hier stehen Dampflokomotiven und Zugswagen
quasi mitten in der Wüste und rosten vor sich hin. Es herrscht eine ganz eigene
Atmosphäre. Ich erklimme die eine oder andere Lokomotive und stelle mir vor,
wie es wäre, damit durch die Wüste zu fahren.
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Zugfriedhof in Uyuni |
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Alteisen |
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Als wir zum Landrover zurück kehren, hat Roxana unsere Köchin Luci
gebracht. Diese mampft ein Brötchen und zeichnet sich durch eine rundliche
Statur aus, was wir als gute Vorzeichen für unsere kulinarischen Genüsse
der kommenden drei Tage werten. Wir brechen auf. Der Fahrer Ruben ist ein
Goldschatz. Sobald wir Lamas, Vicunas, Vögel Strausse oder Flamingos sehen,
hält er an, damit ich Fotos schiessen kann. Unterwegs bekreuzigt er sich.
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Vicunas |
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Freches Lama |
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Wilder Strauss |
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In San Cristobal machen wir einen ersten kurzen Halt. Wir durchstreifen die Markthalle,
kaufen Mandarinen und mit Schokolade überzogene Rosinen ein. Unterwegs
machen wir einen Halt im Valle de Rocas. Beeindruckend, welche Felsschröppen
hier mitten in der Wüste rumliegen. Wir tummeln uns eine Weile zwischen den
gewaltigen Felsformationen, bevor die Reise weitergeht. Wir fahren durch
Steinwüsten umgeben von hohen Bergen. Eine Landschaft, die sich uns
einprägt.
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Valle de Rocas |
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Wüste auf 4’500 Metern |
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Im Dörfchen Villa Mar machen wir einen Mittagshalt. Luci zieht sich erst in die
Gemeinschaftsküche zurück – wir bringen mit dem Auto unser
eigenes Gas und zwei dazugehörige Herdplatten mit – zügelt dann
aber in eine Privatküche, wo wir leider beim Kochen nicht zusehen dürfen.
Hier treffen wir das erste Mal auf ein halbes Dutzend andere Landrover voller Touristen,
die auch hier Essenshalt machen. Wir tummeln uns draussen, sehen ein
abgestürztes Flugzeug in den Felsen. Später bestätigt uns Ruben,
dass hier vor zehn Jahren zwei Militärs abgestürzt sind und den Unfall
überlebt haben. Luci verwöhnt uns mit Lamasteaks, Quinoa,
Tomaten– Gurken–Salat und zum Dessert gibt es frische Trauben.
Irrsinnig fein. Wir essen gemütlich und fahren dann weiter. Gleich zu Beginn
müssen wir mit dem Auto einen Bach durchqueren, was Ruben problemlos
meistert.
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Abfahrt in Villa Mar |
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Wir machen ein paar Fotohalte, bis wir dann bei den Geysiren einen ausgiebigen Stopp
machen. Das Sol de Manana Geysir Becken liegt auf einer Höhe von
4’850 Metern. Wie es hier blubbert, dampft und zischt! Der Schwefelgeschmack
liegt unverkennbar in der Luft. Wir spazieren zwischen den einzelnen Geysiren und
geniessen die Wärme des herrrschenden Dampfes. Als wir bei der Laguna
Colorado eintreffen, sehen wir jede Menge Flamingos. Ein schöner Anblick.
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Sol de Manana, Geysire auf 4’850 Metern |
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Sol de Manana mit Martin und Köchin Luci |
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Die Laguna Colorado liegt auf 4’278 Metern über Meer und ist 60
Quadratkilometer gross. Die maximale Tiefe beträgt nur 80 cm. Die rote Farbe
kommt von Algen und Plankton. So dass auch die Flamingos so herrlich
weiss–rosa sind mit ihren schwarzen Schnäbeln. Das Ufer der Laguna
Colorado ist von reinstem Weiss bestehend aus Salz, Magnesium, Borax und Gips. Hier
gibt es drei Arten von Flamingos: die chilenischen mit blauen Beinen und roten Knien,
die James–Flamingo mit dunkelroten Beinen und die Anden–Flamingos
– die grösste Art – mit gelben Beinen.
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Laguna Colorada |
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mit Flamingos |
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Laguna Salada |
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Da wir spät dran sind, fehlt es an der Zeit, beim Thermalbad oder den Salvador
Dalî Felsen zu halten. Schade, denn das Abendlicht ergäbe tolle
Fotomöglichkeiten... Ruben fährt uns zum Aussichtspunkt für die
grüne und die weisse Lagune. Der Wind peitscht mir derart ins Gesicht, dass mir
die Tränen aus den Augen laufen und ich kaum eine Foto machen kann, weil ich
nichts mehr sehe. Beim schönsten Abendlicht fahren wir weiter Richtung Hotel.
Beim ersten Hotel, wo sich Ruben erkundigt, gibt es keine Duschen. So fahren wir zu
einem zweiten. Martin und ich übernachten in einem Sechserschlag, allerdings
allein. Wir sind froh um die Schlafsäcke, denn hier herrscht eine zapfige
Kälte. Luci hat in der riesigen eiskalten vereinsamten Halle unseren Tee
aufgetischt. Als wir den getrunken haben, klopfen wir in der Küche an. Wir
dürfen uns reinsetzen, Luci, Ruben, Martin und ich sind die einzigen Gäste.
Zwar gibt es in diesem Hotel Duschen, aber nur eiszapfenkalte. So verzichten wir auf
dieses Vergnügen. Luci kocht ein feines Essen mit einer vorzüglichen
Suppe als Vorspeise und Aufwärmer. Einfach gut. In unserem Zimmer kuscheln
wir uns in die Schlafsäcke und schlafen trotz grosser Höhe von
4’200 Metern und eisiger Kälte bestens.
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Laguna Blanca |
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Eiskalte Lobby auf 4’200 Metern |
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Am Sonntag frühstücken wir wie geplant um 7.00 Uhr. Fahren eine gute
halbe Stunde später los. Es herrscht eine Zapfenkälte. Wir starten an der
Laguna Bianca, fahren über Hügel am Disierto Salvador Dali vorbei. Beim
Thermalbad an der Laguna Salada gibt es einen ersten Halt. Ich strecke meine kalten
Füsse ins Thermalwasser: was für eine wunderbar angenehme
Empfindung. Aufgewärmt brechen wir auf. Wir machen diverse Fotohalte
für Lamas, Flamingos und Vicunas.
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Als wir beim Steinbaum ankommen, bin ich enttäuscht. Sie haben diese
natürliche Steinskulptur mit Stacheldraht eingehagt, weil irgendwelche
Verrückten drohten, diesen in die Luft zu sprengen..... Echt schade.
Natürlich ist die Skulptur immer noch schön, aber deutlich weniger fotogen
als früher! Doch liegen hier noch viele andere skurile Felsbrocken rum, die wir
uns ansehen.
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Arbol de Piedra |
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Farbige Berge |
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Ruben hilft einem anderen Chauffuer |
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Wir fahren durch die Weiten Boliviens, geniessen die Ausblicke auf vielfarbige Berge,
blauen Himmel, weisses Wolkentreiben. Wir fahren durch die Siloliwüste bis zur
Laguna Ramaditas.
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Laguna Ramaditas mit zwei Landrovern |
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Vicunas und Flamingos bei der Laguna Honda |
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Flamingos unter sich |
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Vorbei an den Lagunen Honda und Chiar Khota bis zur Laguna Hedionad, wo wir dank
Luci einmal mehr ganz fein essen. Hier treffen sich Dutzende von Landrover und
spucken ihre Touristenlast aus. Die Aussicht auf den Cerro Canapa und den Cerro
Caquella lohnen den Halt. Wir fahren weiter zum Mirador del Vulkan Ollagüe.
Dieser ist aktiv und wir sehen, wie ein Räuchlein aus seinem Innern in den
Himmel steigt. Auch können wir nochmals den Cerro Canapa und den nicht mehr
aktiven Vulkan Thoamsamil betrachten.
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Aktiver Vulkan Ollagüe, 5’865 m |
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Die Fahrt geht weiter über einen Hügel, runter an den Salar de Chiguana,
wo wir die Eisenbahn kreuzen, durch den Sumpf nach San Juan und dann nichts wie
los zu unserem Salzhotel in Chuvica.
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Salzhotel Chuvica |
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Ein Salzhotel ist für uns eine Neuigkeit. Das Haus ist aus Salz gebaut. Die
Wände sind aus harten Salzquadern, die wie graue Backsteine aussehen,
gemauert. Im ganzen Haus besteht der Boden aus grobkörnigem Salz, im
Speisesaal besteht die Dekoration hauptsächlich aus Salzgebilden. Hier herrscht
– endlich wieder einmal – eine angenehme Wärme, die wir sehr
geniessen. Während Martin duscht und sich in unserem Doppelzimmer mit Bad
gemütlich einrichtet, gehe ich auf eine kleine Fototour. Es gibt ein hübsches
kleines Kirchlein im Ort Chuvica. Die Häuser rund um die Kirche tragen alle ein
Kreuz auf ihrem Giebel, sind aber längst kein Kloster mehr. Ich treffe auf einen
Schäferhund, der am Dorfbrunnen trinkt und nachher mit dem Lama, das in
Hotellnähe äst, spielt. Dann geniesse auch ich die warme Dusche.
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Kirche von Chuvica |
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Spielgefährten |
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Luci verwöhnt uns mit einer reichhaltigen Gemüsesuppe, gefolgt von einem
Eintopf bestehend aus Lamafleisch, Wurstscheibchen, hartgekochten Eiern,
Tomaten– und Zwiebelschweize. Soooo fein. Wir trinken noch ein kühles
Bier und legen uns aufs Ohr, da es morgen in aller Herrgottsfrühe weiter geht.
Das Hotel hat nur von 19.00 bis 22.00 Uhr Strom.
Als wir am Montagmorgen um 5.00 Uhr aufstehen, sind wir froh, unsere Stirnlampe
dabei zu haben. Wir haben bestens geschlafen in unserem Salzzimmer. Pünktlich
um 5.30 Uhr sind wir startbereit. Zwar läuft der Motor unseres Landrovers bereits,
aber die Küche ist noch nicht aufgeladen. Martin stellt fest, dass er seinen
Eulenring nicht findet. Ich gehe mit der Stirnlampe in unser Zimmer zurück und
fange an, den Salzboden zu rechen.... Da ruft er. Er hat den Ring in seinem Hosensack
entdeckt. Zum Glück. Viertel vor sechs fahren wir los. Fünf Minuten
später merkt Luci, dass sie die Thermoskanne vergessen hat. Zurück zum
Hotel und erneuter Start. Wir fräsen über den Salzsee wie die Spinner.
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Salar de Uyuni, der Salzsee von Uyuni, liegt 3’635 Meter über Meer und
hat eine Fläche von 12’106 Quadratkilometern. Der Salzsee ist eine
weisse, blendende Fläche von unvorstellbarem Ausmass. Man sagt, er sei der
grösste der Welt.
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Luci, Ariane, Rubens und Martin vor unserem Landrover |
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Wir halten an einem Ort mitten auf dem Salzsee, um den Sonnenaufgang beobachten
zu können. Auf dem Boden gibt es bienenwebenartige Strukturen, die im Licht der
aufgehenden Sonne wunderschön aussehen. Wir sind auch hier nicht die
einzigen, die diesem Spektakel zusehen.
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Strukturen auf dem Salzsee |
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Weite des Salzsees, Blick von der Fischinsel |
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Als die Sonne aufgegangen ist, fahren wir mit 100km/h zur Fischinsel. Die Insel heisst
so, weil sie von weitem die Form eines Fisches hat. Während Luci das
Morgenessen vorbereitet, erklimmen wir die aus Vulkangestein bestehende mit Kakteen
bewachsene Insel. Im Morgenlicht hat die Landschaft etwas Surrealistisches.
Während des Aufstiegs vermisse ich meine Sonnenbrille. Das ärgert mich
total, weil ich schon lange gemerkt hatte, dass das Brillenbändeli nicht gut
hält und nichts dagegen unternommen habe... Martin kommt nicht ganz bis auf
den Gipfel mit. Doch ist die Aussicht auch weiter unten schon lohnend. Die
Grösse des Salzsees beeindruckt uns. Auf dem Abstieg treffen wir auf Luci, die
meint, meine Sonnenbrille sei bestimmt im Auto liegen geblieben. Später stelle ich
mit grosser Erleichterung fest, dass sie recht hat.
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Am Fuss der Insel sitzen wir auf grossen Steinen um einen Salztisch und geniessen das
Morgenessen. Ein neugieriges und hungriges Straussenjunges will uns die Pancakes
vom Tisch stehlen, doch wir hindern es daran. Nach dem Frühstück ziehen
wir weiter. Der nächste Halt ist beim einzigen Salzhotel auf dem Salzsee. Sie
haben ein Museum eingerichtet, doch sagen uns die ausgestellten Salzfiguren wenig zu.
Wir nutzen den Halt für eine Fotosession. Luci ist eine ausgezeichnete Fotografin.
Sie hat ein gutes Auge und macht von uns ein paar Trickfotos.
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Nimmt den starken Mann auf den Arm |
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Meditation in der Wolle |
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Spielzeugauto |
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Anschliessend halten wir bei einem Lastwagen, der Salzhaufen auflädt. Wir
fahren weiter nach Colchani und lassen damit den Salzsee hinter uns. Im Ort
erklärt uns Juan, wie die lokale Salzherstellung vor sich geht: Das Salz wird an
der Sonne getrocknet. Dann werden je 150 kg dreissig Minuten auf einer Metallplatte
über Feuer getrocknet. Das Material für das Feuer holen sie aus den
Bergen, in einer halben Stunde Entfernung vom Ort. Das getrocknete Salz wird
gemahlen. Pro 1’500 kg Salz fügen sie 1 kg Jod hinzu. Von Hand
füllen sie kleine Säcke Salz ab, die sie – ebenfalls von Hand –
an einem Gasbrenner an offener Flamme verschliessen. 50 kg Salz verkaufen sie
für 10 Bolivares, was einem Betrag von CHF 1.50 entspricht. Es gibt in Bolivien
zwei Salinen, daher Konkurrenz. Das Salz wird nicht exportiert. Gereinigt wird das Salz
nicht.
Hier sitzen wir in einem kleinen Restaurant auf Salzstühlen, die mit einem Fell
bedeckt sind, an einem Salztisch. Mehrfach haben wir versucht, zu viert zu essen, doch
ziehen Luci und Ruben wohl die Gesellschaft ihresgleichen vor. Schade. Mit einem
weiteren Fotohalt fahren wir nach Uyuni zurück.
Unsere dreitägige Tour war wunderbar. Ein paar technische Details: wir sind in
drei Tagen 1’700 km mit dem Landrover durch die Wüste gefräst auf
einer Höhe von 3’600 bis 4’800 Metern. Beachtlich. Laut unserem
Chauffeur gibt es zur Zeit in Uyuni etwa 300 Landrover. Jeden Tag starten 30 bis 50,
das heisst 100 bis 150 Landrover sind dauernd unterwegs. In einer Landroverkolonne zu
fahren macht keinen Spass, da die Fahrt über die Pisten sehr viel Staub
aufwirbelt. Wir haben als fast einzige die Tour in der Gegenrichtung gemacht, da wir
privat unterwegs waren. Die Zukunft ist etwas düster. Laut unserem Chauffeur
soll Ende dieses Jahres ein internationaler Flughafen eröffnet werden. Drei
Salzhotels sind im Bau, der Tourismus soll noch grösser geschrieben werden.
Zudem plant der Staat Bolivien die im Salzsee vorkommenden Zinnreserven
abzubauen.
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Wir deponieren unseren grossen Rucksack im Reisebüro, gehen ins Internet,
flanieren durchs Dorf. Trinken auf dem Dorfplatz ein Bier, bis ein giftiger Wind
aufkommt und uns ins Restaurantinnere treibt. Ein letztes Mal kehren wir zu der feinen
Lama–Pesto–Pizza zurück. Luis hat einen Fahrer für uns
organisiert, der uns zum Busterminal bringt. Sooo nett. Obwohl wir im Bus nicht unsere
Lieblingsplätze zuvorderst im Bus erhalten haben, schlafen wir erstaunlich gut in
der Nacht. Da wir bereits Pizza zum Abendessen hatten, schenken wir unser Essen den
beiden jungen Franzosen vor uns, die es dankbar und hungrig verschlingen.
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Markt in Uyuni |
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Versammlung der Einwohner, Uyuni |
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Am Dienstagmorgen treffen wir gegen acht Uhr in La Paz ein. Wir haben eine
traumhafte Aussicht auf morgenbesonnte Vulkangipfel. Am Busbahnhof lösen wir
ein Ticket nach Cusco für in zwei Tagen. Wir kriegen unsere Lieblingssitze im
obersten Stock zuvorderst rechts. Genial! Per Taxi zurück zu unserem Hotel
Sagàrnaga, wo wir zu unserer Freude zum gleichen Preis ein Zimmer mit Sicht
über La Paz kriegen. Super. Wir duschen warm, ein Genuss! Wir ziehen los
für ein Morgenessen. Auf meinen Wunsch landen wir auf einem schönen
sonnigen Balkon mit Sicht auf den Schamanenmarkt. Zwar gibt es hier kein
eigentliches Frühstück in unserm Sinn, aber die Gemüsesuppe und
der Fruchtsaft resp. das Bier schmecken gut. Vom Locutorio aus rufen wir das Hotel
Frankenstein in Cusco an und reservieren ein Zimmer. Sie haben nur für die erste
Nacht ein Doppelzimmer mit Bad, danach müssen wir schauen. Wir führen
uns am Mittag ein feines Lamasandwich zur Brust. Wir legen uns aufs Ohr, nachdem
wir unserem Freund Luis auf der Voicemail hinterlassen haben, dass wir wieder in La
Paz weilen. Er ruft zurück. Er kann heute nicht mit uns Abendessen, da er auftritt.
Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Martin schläft weiter, während
dem ich mit Hilfe vom Mann an der Reception die Billette organisiere resp. heraus
finde, dass ich nicht reservieren kann, sondern die Billette persönlich abholen
muss. Ich spaziere zum Theater, eine Viertelstunde von unserem Hotel entfernt, kaufe
Billette und bin enttäuscht zu erfahren, dass die Plätze im Kammertheater
nicht numeriert sind. Mit den Tickets bestückt kehre ich ins Hotel zurück
und lege mich nochmals hin. Wir essen wieder im gleichen Restaurant zu Abend und
fahren per Taxi zum Theater. Die Schlange am Eingang ist beachtlich. Die
Türöffnung findet eine halbe Stunde nach geplantem Start des Stücks
statt. Wir finden ein gutes Plätzchen, verstehen nicht mal die Hälfte vom
Gesagten, geniessen es aber, Luis und seinen beiden Kolleginnen beim Spiel
zuzusehen. Da wir keine Rucksäcke mithaben, beschliessen wir, zu Fuss nach
Hause zu gehen. Ganz wohl ist uns nicht, aber es hat noch ziemlich viele
Fussgänger unterwegs und wir kommen wohlbehalten im Hotel an.
Am Mittwoch stehen wir zeitig auf und gehen ins Cocamuseum. Unglaublich, wo und
wie die Amerikaner sich da eingemischt haben. Coca ist weltweit von einem
Amerikaner verboten worden mit dem Argument, man sehe ja in Südamerika,
dass Coca nur Armut und Dummheit hervorbringe. Zwischenzeitlich gibt es ein
Cocaconsortium einiger Länder, zu denen Bolivien und Peru nicht gehören,
obwohl hier Coca Tradition hat und die Leute damit umgehen können. Es schreit
zum Himmel. Gemäss der im Museum publizierten Zahlen machen die
Amerikaner 5% der Weltbevölkerung aus und konsumieren 50% des Kokains.
Ausgerechnet diese Nation schreibt andern vor, was sie zu tun haben.... Wir sind
beeindruckt, überrascht und haben viel gelernt.
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Luis kommt ins Hotel und wir gehen zu dritt Mittag essen. Er erzählt uns vom
Theater spielen und vom Filmen und wir erfahren viele Sachen, die wir nicht gewusst
haben. Er wird nächste Woche nach Amerika fahren, um in einem Film mit zu
spielen. Gegen halb drei trennen wir uns. Wir folgen Luis’ Empfehlung und
besuchen das ethnografische Museum. Die Stoffsammlung, die gelungene Ausstellung
der Masken und der Saal mit der Federschmuckkunst sind Wahnsinn! Natürlich
wären auch die Töpfereien sehenswert, aber da leiden wir an einer
gewissen Übersättigung.
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Sklave der Musik, La Paz |
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Maske im Ethnografischen Museum, La Paz |
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Zu Fuss spazieren wir ins Blue Note für ein Bierchen mit Würstchen. Essen
ein letztes Mal im Angelo Colonial, sind aber bitter enttäuscht von der im
Führer hochgelobten vegetarischen Lasagne. Im Fleisch kochen sind sie
entschieden begabter! Zurück ins Hotel und ab in die Heia.
Am Donnerstagmorgen ziehen wir in aller Frühe los und nehmen den Bus nach
Cusco.
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