Logbuch
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Lima, Arequipa, Colca Canon, Titicacasee und die Reise nach Bolivien
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Dienstag, 9. März 2010 bis Dienstag, 16. März 2010

Am Dienstag sind wir derart früh beim Morgenessen, dass wir noch helfen, die Tische und Stühle rauszustuhlen. Ich schenke mein gelesenes Buch einer Deutschen, die sich sehr darüber freut, Lektüre für den Heimflug zu haben. Im Zimmer packt Martin und ich beantworte E–Mails. Wir gehen ein Almuerzo essen, gleich neben der Franziskanerkirche. Die Qualität des Essens ist ausgezeichnet. Logbericht fertig stellen. Wir fahren per Taxi zum Busbahnhof, sind ziemlich spät dran, der Verkehr ist dicht. Mit uns im Taxi ist eine gebürtige Argentinierin, welche in Chile als DJ gearbeitet hat, als die Erde bebte. Eine aufgestellte junge Frau. Endlich im Busterminal erfahren wir, dass sie unseren Bus austauschen müssen – warum ist unklar – und trotz unserer knappen Ankunft warten wir eine Stunde auf die Abfahrt.....

In Arequipa verpassen wir den Anschlussbus nach Puno, so dass wir eine Programmänderung vornehmen müssen. Wir fahren wieder ins gleiche Hotel, kriegen ein Zimmer und beschliessen, uns doch den Colca Canon anzusehen.

   
Kathedrale von Arequipa   Plaza de Armas, Arequipa  

Wir streifen durch die Stadt, essen ein schlaffes mexikanisches Mittagessen und machen mit dem gelben Bus eine Stadtrundfahrt. Wir beginnen mit der Plaza de Armas, machen einen ersten Halt am Mirador de Carmen Alto. Der Blick ins Tal ist traumhaft. Die katholische Kirche hat hier ein Meditationszentrum errichtet. Der richtige Ort, aber leider ist das Gebäude potthässlich. Schade. Wir sehen auch einen der neuen Stadtteile, wo vorwiegend Menschen aus Cusco und Puno hinziehen, in der Hoffnung, in Arequipa Arbeit zu erhalten. Wir fahren auf einer Strasse mit dem passenden Namen "Via Paisajista", wo der Blick über Felder schweift und Kühe und Bauern antrifft. Durch ein weiteres neues Stadtquartier – diesmal am Hang – finden wir den Weg zur Mansion del Fundador. Ein schöner Landsitz mit herrlichem Garten. Die Molino de Sabandia besuchen wir, sind aber etwas enttäuscht vom Mühlrad, das waagrecht geführt wird. Dafür finde ich eine schöne Pfauenfeder, die ich einstecke. Auch einen Laden, der Kleider aus Alpaca und Vicuna verkauft, besuchen wir. Das Schönste daran sind die lebenden Tiere. Zurück in der Stadt gehen wir ins Hotel.

   
Mirador de Carmen Alto    

Heute Abend verwöhnen wir uns und reservieren im Restaurant El Gaucho einen Tisch, wo Vegetarier nichts verloren haben ;–). Vorher machen wir einen kleinen Waggel über einen Kunsthandwerkmarkt, wo wir einen schönen Silberfingerring in Form einer Eule für Martin und einen als Blume für mich finden. Edgar, der Ladeninhaber, ist ein sehr sympathischer Peruaner, welcher Martins Ring in der Grösse anpasst. Gekonnt und schnell, ohne Preisaufschlag. Im El Gaucho bestellen wir je ein wunderbares Stück Fleisch, nur sparsam grilliert und geniessen dieses Festessen von Herzen.

Am Donnerstag servieren sie uns das Frühstück schon um 7.00 Uhr, da unsere Tour um 7.30 Uhr startet. Wir werden im Hotel abgeholt und sitzen zuvorderst im Minibus. Sowohl unser Chauffeur, Senor Agustino, so wie auch unser Führer, Peter, sind äusserst sympathische Menschen, die ihren Beruf verstehen. Wir fahren durch die ganze Stadt und sammeln alle Teilnehmer ein. Zuletzt steigt eine aufgestellte Menschengruppe ein: Ana mit ihrem Sohn und ihrer Tochter.

   
Vulkane, Sitz der Götter    

Wir machen einen ersten Halt auf 4000 m Höhe in einem Nationalpark, wo wir einen Herde Vicunas beobachten können. Die feingliederigen, zarten Tiere haben es uns angetan.

   
Vicunas im Nationalpark   Spaziergang zu zweit   Seich machen


Nicht lange danach halten wir, um Cocablättertee (Mate de Coca) zu trinken, das WC aufzusuchen und all die Verkaufsstände der Indiofrauen nicht unberücksichtigt zu lassen.

   
Weite auf 4’000 Metern   India am Spinnen  

Auf unserer Reise kommen wir am höchstgelegenen Punkt von Peru vorbei, den man im Auto erreichen kann. Die Passhöhe beträgt 4’910 m.

   
Aussicht von 4’910 Metern über Meer    

Es gibt zwei von aussen romantische, runde WC–Häuschen und jede Menge Frauen, die ihre Artikel verkaufen wollen. Martin und ich posten uns je ein Paar Handschuhe, da wir die unsrigen auf Suleika liegen gelassen haben und es hier echt frisch ist.

   
Aufmerksames Lama   Alpaca mit viel Wolle   Zwei Wochen altes Alpaca


Wir fahren auf einer Passstrasse hinunter nach Chivay auf 3633 m Höhe, wo wir in einem grossen Restaurant ein Buffetessen einnehmen und übernachten werden. Die Qualität des Essens ist gut, der Touch von Massenabfertigung – wir sind nicht die einzig anwesende Gruppe – gefällt uns weniger. Niemand will ins Hotel, so fahren wir nach Coporaque, wo wir einen atemberaubenden Spaziergang machen in die Berge hinauf. Als es zu regnen anfängt, eilen wir alle zum Minibus zurück.

   
Quinoafeld im Vordergrund    

Wir fahren nach Las Caleras, einem schönen Thermalbad, das zwei Bassins unter freiem Himmel hat. Wie gut es tut, in dieser Kälte im warmen Thermalwasser sitzen und den Himmel über einem geniessen zu können. Nur Martin – der nciht badet –friert bis auf die Knochen. Wir haben uns auch zur Abendunterhaltung angemeldet, da Peter uns die Teilnahme ans Herz gelegt hat. Martin und ich sind sehr enttäuscht. Weder Tänzer noch Musikanten sind wirklich motiviert, das Essen lässt zu wünschen übrig und sehen tun wir auch nicht gescheit, was aufgeführt wird. Im Hotel ist das Zimmer eiskalt, die beachtliche Höhe tut das ihre und an Schlaf ist in dieser Nacht nur selten zu denken.

Am Freitag gibt es ein frühes Morgenessen und weiter geht es. Wir fahren los zum Colca Canon, machen einen ersten Halt in Yanque. Dort stellt uns Ana Sepp vor, ein Schweizer, der Alpacawürste herstellt. Schade, dass wir wenig Zeit haben, um mit ihm zu sprechen. Da wir nicht wissen, ob wir Kondore sehen werden, fotografiere ich eine Frau mit einem Kondor und einem Alpaca. Sicher ist sicher!

   
Kondor, Lama und Frauen in lokaler Tracht    

Wir sehen uns die kleine Kirche an. Der Hof hat einen Mosaikboden. Sehr ansprechend. Der zweite Halt ist einer Zeile von Gräbern gewidmet. Die Gräber sind in der Höhe, damit die Verstorbenen sich näher bei den Göttern befinden. Auch sind sie zu den Vulkanen ausgerichtet, die von den Indios verehrt worden sind. Wir machen einen Fotohalt, bevor wir dann beim Kondorkreuz ankommen. Der Kondor ist der Vogel mit der zweitgrössten Flügelspannweite von 3.50 Metern. Wir haben echt Glück und sehen etwa ein Dutzend dieser majestätischen Vögel, welche die Thermik ausnützen und sich nach oben tragen lassen. Die ersten Exemplare fliegen unter uns, die letzten können wir über unser Köpfe schweben sehen. Diese Vögel hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei uns. Nach einer guten Stunde müssen wir wieder in den Bus klettern, was uns nicht allzu schwer fällt, da die Stunde der Vögel vorbei ist.

   
Wilder Kondor   3.50 Meter Spannweite   Über unseren Köpfen


Auf dem Rückweg machen wir ein paar Fotohalte. Der Canon ist fotogen, die Verkaufsstände interessant. Die Menschen im Colca Canon tragen Hüte und Trachten, um ihre Herkunft von weitem sichtbar zumachen. Dieses Hutmodell würde mir auch stehen, doch glaube ich nicht, dass ich es je tragen würde und verzichte auf den Kauf.

   
Handbestickte Hüte   Colca Canon  

An einem der Halte kaufen Martin und ich uns je eine beidseitig tragbare Strickmütze, typisch für Peru. Herrlich warm. In Maca, nahe bei der schönen Kirche, welche heute nicht mehr im Dorfzentrum steht, weil ein Viertel des Dorfes bei einem Erdbeben verschwunden ist, kaufe ich – unter Anas Anleitung – ein fein gewobenes Armband von guter Qualität.

   
500jährige   Terrassen  

Wir essen wiederum in Chivay zu Mittag, doch das Essen ist wesentlich weniger gut in diesem Restaurant als in dem von gestern. Wir fahren in einem Riemen durch, bis auf einen Pipihalt. Zurück im Hotel in Arequipa erfahre ich über Mail, dass der erwartete Todesfall in meiner Familie eingetroffen ist. Martin und ich sind sehr traurig.

Am Samstagmorgen fahren wir um 7.30 Uhr mit dem Taxi zum Busbahnhof. Wir haben traumhaftes Wetter für unsere Reise nach Puno. Die Sonne lacht von Himmel. In Puno angekommen per Taxi zum Hotel, wo Martin den Preis erfolgreich runter handelt. Wir buchen eine zweitägige Reise auf den Titicacasee. Danach flanieren wir durch Puno, über die Plaza de Armas, sehen uns die Kathedrale an und holen uns auf der Touristeninfo einen Stadtplan. Auch das Busticket für die Weiterreise nach La Paz organisieren wir heute. Wir finden eine coole Bar, wo wir einen Pisco Sour trinken, anschliessend essen wir die für hier typische Forelle. Lecker. Unsere Gedanken sind bei meiner Familie. Auch auf 3’830 m haben wir etwas Mühe mit schlafen.

   
Kathedrale von Puno, 3’830 Meter über Meer    

Am Sonntag ist um sechs Uhr Tagwache. Wir lassen den grossen Rucksack im Hotel zurück, nehmen nur das Nötigste mit für die eine Übernachtung auf der Insel Amantani. Wir fahren mit einem Motorboot zu den schwimmenden Inseln der Uros. Früher war dieses Volk bestimmt interessant, heute wirken sie wie ein Freiluftsmuseum, aufrecht erhalten zur Freude der Touristen. Nicht unser Ding. Obwohl, die Schilfboote, die sei bauen, sind echt sehenswert. Wir machen eine kleine Tour auf einem der grossen Schilfboote, die per Ruder vorwärts bewegt werden.

   
Touris bei den Uros    

Weiter geht es zur Insel Amantani. Wir sitzen auf dem Dach des Motorboots und geniessen Wind und Wasser. Bei der Ankunft auf der Insel verteilt uns unser Führer auf die zur Verfügung stehenden Familien. Wir haben Reis, Öl und Äpfel als Gastgeschenk mitgebracht. Alles wird dankbar entgegen genommen. Rosalia, die älteste von vier Töchtern, führt uns vom Hafen zum Haus. Wir erhalten ein gemütliches Gastzimmer zugeteilt. Kaum sind die Rucksäcke abgelegt, gibt es eine würzige Gemüsesuppe für alle, für uns beide noch Geschwellti, eine Omelette und etwas Salat. Wir machen uns auf den Weg, um die Heiligtümer Pachamama (Mutter Erde) und Pachatata (Vater Erde)anzusehen. Sie liegen auf zwei gleichhohen Gipfeln der Insel, auf 4’200 m Höhe. Wo sich die Wege trennen, macht sich Martin gemütlich Richtung Pachatata auf, ich erklimme Pachamama.Bin ganz allein auf meiner Wanderung. Die Aussicht ist atemberaubend.

   
Aussicht auf Pachatata, Kartoffeln auf 4’200 Metern über Meer   Fehlende Käufer auf Pachatata  

Die Insel hat keinerlei mechanische Geräusche, das lauteste, das zu hören ist, sind die Brunstschreie der anwesenden Esel. Ich trabe den Weg runter und wieder rauf Richtung Pachatata. Hier werden alle Touristen durchgeschleust, entsprechend ist der Weg bevölkert und von Verkaufsständen gesäumt. Treffe Martin wieder beim Heiligtum Pachatata, das wir drei Mal umrunden. Danach hat man einen Wunsch frei, der in Jahresfrist in Erfüllung gehen wird. Mal sehen. Noch bei Tageslicht nehmen wir den Rückweg unter die Füsse. Wir schaffen es bis zum Dorfrand, als die Nacht herein bricht. Zum Glück holt uns Rosalia ab, ich wüsste nicht, wie wir den Heimweg ohne sie gefunden hätten. Wohl waren wir mit einer Stirnlampe ausgerüstet, aber all diese einfachen Fusswege in alle möglichen Richtungen sind nachts ziemlich verwirrlich. Es gibt wieder eine währschafte Suppe zum Abendessen und diesmal für alle noch Reis mit Gemüse. Sehr fein mit Kräutern abgeschmeckt. Statt zum Tanzanlass zu gehen, sinken wir ins Bett und schlafen traumlos durch, trotz einer Höhe von ca. 4’000 m. Erfreulich.

   
Roxana   Schlafen ohne Heizung auf 4’000 Metern Höhe  

Mit der Sonne stehen wir auf, essen die von Viviana vorbereiteten Pfannkuchen und spurten zum Hafen. Kurz nach 7.00 Uhr legen wir ab Richtung Insel Taquile.

   
In diesem Haus waren wir Gäste   Innenhof unseres Gasthauses  

Eine stündige, etwas ruppige Bootsfahrt, die fast alle im Schiffsinnern verbringen. Auch Taquile ist eine Insel, deren Einwohner fast ausschliesslich vom Tourismus leben. Sie wirkt wie ein Garten Eden. Die Männer tragen selbst gestrickte Mützen. Sind sie rot, sind die Männer verheiratet, sind die Mützen weiss, sind sie noch ledig.

   
Isla Taquile   Paradiesisch  

Wir spazieren gemütlich dem Höhenweg entlang bis zum Dorfzentrum, wo in zwei Läden lokales Handwerk verkauft wird. Sie machen farbenfrohe Webarbeiten, die mich bezirzen. Martin macht sich gemeinsam mit einem jungen österreichischen Pärchen sofort auf den Abstieg, ich esse mit dem Rest der Gruppe Forellenfilets im Restaurant, bringe Martin ein Menu aufs Schiff. Die Steinwege sind liebevoll angelegt, die steinernen Bögen passen gut in die herbe Landschaft.

   
Unsere Koreanerinnen   Einheimische auf Isla Taquile   Energie pur


Mein in Sosote gefundener Taguaring springt endgültig in zwei Stücke und ich begrabe ihn im Titicacasee. Zurück in Puno gehen wir ins Hotel, durchstreifen die Stadt auf der Suche nach einem Ersatzkrückenzapfen, da der eine auf den langen Wanderungen den Geist aufgegeben hat. Erfolglos. Wir essen eine gemütliche Pizza in einem Lokal mit Holzofen, wo es so richtig kuschelig warm ist. Eine Seltenheit in Puno.

   
Eierladen in Puno    

Am Dienstag läutet der Wecker um 5.15 Uhr. Wir erheben uns, zmörgelen und machen uns auf zum Busterminal. Wir haben unsere Lieblingsplätze ganz zuvorderst mit viel Beinfreiheit. Es regnet und der Himmel ist trüb. Welch Wetterglück wir doch für den Titicacasee genossen haben. Kurz vor Copapacana, dem Grenzstädtchen, überfährt unser Chauffeur einen Hund. Er hatte keine Chance, dem Tier auszuweichen. Hässlich. Der Grenzübergang geht einigermassen reibungslos dank einer netten Beamtin. Ich hatte – zurückkommend aus der Schweiz – nur 48 Stunden Aufenthalt in Peru bekommen und das gar nicht bemerkt. Zum Glück war im Computer die erste Einreise mit den 90 Tagen registriert, sonst hätte ich eine Busse bezahlen müssen... Wir kämpfen im nächsten Bus um unsere Plätze und geniessen die Aussicht auf den Titicacasee. An der schmalsten Stelle wird unser Bus auf eine Fähre geladen, die Passagiere separat auf ein anderes Motorbötchen. Wir kommen gut in La Paz an, finden das ausgesuchte Hotel und kriegen eine Doppelzimmer. Genial.

   
Personenfähre über den Titicacasee   Busfähre über den Titicacasee   La Paz, 3’600 Meter über Meer, Bolivien