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Logbuch Seite 119 |
Reise von Ecuador nach Peru: Chiclayo, Lambayeque, Lima und Nasca |
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Donnerstag, 11. Februar 2010 bis Sonntag, 21. Februar 2010 |
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Wo anfangen, was erzählen, was weglassen? Wir haben in wenigen
Tagen soviel erlebt und gesehen, dass die Eindrücke sich nur so
überschlagen.
Unser Bus fährt um 9.30 Uhr in Bahía de Caráquez,
Ecuador, ab. Guillermo holt uns mit seinem Dingi – rudenderweise, da
sein Aussenborder in der Revision ist – ab und rudert uns gegen die
Strömung ankämpfend mitsamt unseren Rucksäcken ans
Ufer. Es klappt bestens. Wir übergeben unseren Bootsschlüssel
Carlos und eine Karte samt Ohrringen für Portia an Veronika, damit sie
das Couvert an Portia und Steve aushändigt, wenn die beiden ihr unseren
Cmap–Chip übergeben.
Als wir in Guyaquil ankommen, beschliessen wir auf dem riesigen Busbahnhof,
direkt nach Peru weiter zu reisen. Wir buchen Plätze in einem Schlafbus
(bus cama) nach Piura, Peru, von wo aus wir nach Chiclayo weiterfahren
werden. Wir essen einen kleine Pizza, warten draussen auf unseren Nachtbus
und werden von den Mücken fast aufgefressen.
Morgens um ein Uhr erreichen wir die ecuadorianische Grenze. Wir flitzen
durch den Regen zum Zoll, wo wir Schlange stehen. Als ich aufs WC will,
blockiert ein gut zehn Zentimenter langer Hirschkäfer den Zugang. Also
schicke ich zuerst Martin rein ans Pissoir, was den Hirschkäfer zum
Rückzug bewegt, so dass auch ich meine Blase leeren kann. Wir
erledigen unsere Geschäfte bei offener Toilettentür, da das Licht
nicht funktioniert. Um zwei Uhr gelangen wir an den peruanischen Zoll. Diesmal
sind wir schneller mit Aussteigen und nicht zuhinterst in der Schlange. Wir
schleichen erneut durch den Regen. Der Zöllner fragt nichts, erteilt allen
ein neunzig Tage gültiges Visum für Peru. Wir schlafen bis eine
Stunde vor Piura. Die Sitze sind einigermassen bequem. Wir wechseln in Piura
die Busstation und fahren weiter nach Chiclayo. Die Fahrt dauert vier Stunden
durch trockenste Wüste. Wir sehen ärmliche Dörfer,
Geissenherden und kleine, von Eseln gezogene Wagen mit
Wasserfässern hinten drauf. Das Aufnehmen all dieser neuen Dinge wird
immer wieder gestört vom DVD im Businnern. Einem modernen, brutalen,
japanischen Kampffilm, in dem sich bestens trainierte und gutaussehende
Frauen gegenseitig verfolgen und dabei eine Person nach der andern
umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken...
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Als wir uns in Chiclayo zu unserem Wunschhotel bringen lassen möchten,
erklärt uns der Chauffeur, dass dieses alte Hotel ausgehöhlt worden
ist und einem Luxushotel Platz machen musste. Schade, es wäre so
schön zentral an der Plaza de Armas gelegen. Im Hostal Sicán
fühlen wir uns wohl. Nach einer kurzen Warmwasserdusche machen wir
uns auf den Weg über die Plaza de Armas zum Mercado Modelo, wo uns
vor allem die Abteilung für die Schamanen, Mercado de los Brujos,
interessiert. Als erstes kaufen wir zwei Stränge mit Achatkugeln,
fotografieren einen Metzger und posten eine blumige, mit echten Federn
geschmückte Haarklammer für mich. Sooo schön. Dann
tauchen wir in den Teil des Marktes, der für und von Schamanen ist, ein.
Die Kräutervielfalt ist beeindruckend. Wir sehen jede Art von denkbaren
Talismanen, Tinkturen, Schildkrötenpanzer und was der
Glücksbringer und Kraftübermittler mehr sind. Zur Stärkung
setzen wir uns an eine Saftbar und geniessen frischen Ananassaft.
Selbstverständlich sagen sie uns nicht, dass eine Portion aus zwei
Gläsern besteht, so dass wir uns beide vor je zwei Gläsern Saft
wieder finden ;–).
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Metzger auf dem Mercado Modelo, Chiclayo |
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Mercado de los Brujos, Heilkräuter |
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Unser saftiges Fräulein |
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Der ungesehene Teil des Marktes ist noch riesig, doch macht sich die Nacht im
Bus bemerkbar. Per Taxi fahren wir zur Busstation und kaufen Sitze für
die nächste Nacht nach Lima. Wir spazieren zum Hotel zurück.
Martin macht ein Nachmittagsschläfchen, ich maile. Dann leg ich mich
auch noch ein Stündchen aufs Ohr, bevor wir zum Abendessen
aufbrechen. Das Lomo Saltado im Restaurant Le Boulevard ist fein.
Störend ist der laute Fernseher in unserem Raum und die Musik, welche
aus der anschliessenden Bar dröhnt. Eine Unterhaltung am Tisch ist
unmöglich, so dass wir fern sehend essen…
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Am Samstag stehen wir zeitig auf. Das im Zimmerpreis eingeschlossene
Frühstück ist enttäuschend. Ich gehe noch je zwei
zusätzliche Gipfeli posten in der Bäckerei. Auch die sind nicht
überzeugend. Viel zu süss. Per Taxi zum lokalen Busbahnhof und
per Minibus nach Lambayeque. Wir erwischen einen supernetten Chauffeur,
sitzen beide vorne und unterhalten uns angeregt mit ihm. Er ermahnt uns
mehrfach, gut auf unsere Sachen aufzupassen und legt mir ans Herz, meinen
Tagesrucksack vorn auf dem Bauch zu tragen, wo ich sehe, was damit
passiert. Per Mototaxi fahren wir ins Museum "Tumbas Reales de
Sipán". Das Museum ist 2002 eröffnet worden, aufgrund
der Entdeckung des berühmten Königsgrabs 1988 durch
Archäologen, denen die zahlreichen Goldstücke auffielen, welche
auf dem Schwarzmarkt aufgetreten sind. Äusserlich ist das Museum so
gebaut, wie die Archäologen die Originalpyramide sehen. Wir treten oben
in die Pyramide ein und bewegen uns durch die Ausstellung, die so geplant ist,
dass wir die Dinge in der Reihenfolge sehen, in welcher sie von den
Archäologen gefunden worden sind. Das Museum ist genial! Nebst den
Ausstellungsstücken sind immer wieder grosse Fotos an den
Wänden aufgehängt, die zeigen, in welchem Zustand die
Archäologen die ausgestellten Dinge gefunden haben. Viele Bilder werden
auf die Wände projiziert, so dass keine Spiegelungen stören. Die
Töpfereien, welche zwischen 50 und 500 nach Christus entstanden, sind
von ungeahnter Schönheit. Der Gold– und Silberschmuck von
einer selten gesehenen Feinheit und Vielfältigkeit. Wir bewegen uns drei
Stunden durch das Museum. Danke Dir, Christine, für den super Tipp!
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Mototaxis in Chiclayo |
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Tumbes Reales in Sipán |
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Wieder draussen am hellen Sonnenlicht bringt uns ein Mototaxi zu einem
Restaurant. Es ist in einem Haus aus dem Jahr 1789 untergebracht. Das
Originaldeckengebälk mit den Iguanaköpfen ist wunderschön.
Die mit Schmiedeisen geschützten Fenster stammen aus der
Ursprungszeit. Wir dürfen mit dem Kellner eine kleine Hausbesichtigung
machen. Wir essen die lokale Spezialität: Gabrito. Geissenfleisch an
feiner Sauce mit Reis und Bohnenmus. Im benachbarten Internetcafe laden wir
unsere Fotos vom Fotochip auf einen USB–Stick. Als ich danach eine
Foto machen will, ist der Chip blockiert. Wir kehren ins Internetcafe
zurück, doch können die das Geschehene nicht
rückgängig machen und wir müssen auf unseren
Reservefotochip zurück greifen. Zum Glück haben wir den auf uns.
An der Kirche und der Plaza de Armas von Lambayeque vorbei spazieren wir
zur Busstation, fahren zurück nach Chiclayo. Im Hotel nochmals kurz ans
Netz, dann zu Fuss Richtung Busterminal. Unterwegs kaufen wir für mich
ein Riesenglacé und später eine peruanische SIM–Karte
für unser Natel. Als wir in der Nähe der Busstation sind, verhaftet
eine Polizistin zu Fuss, unterstützt von einem Polizisten auf dem
Motorfahrrad, eine Passantin mit einem Computer unter dem Arm. Auf den Bus
haben wir die vordersten Plätze im oberen Stock gebucht. Hier
schläft es sich besser als auf den Sitzen im unteren Stock, da man die
Füsse hochlagern kann.
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Als wir am Sonntagmorgen erwachen, fahren wir auf der Autobahn durch die
Wüste. Plötzlich taucht zu unserer Rechten der Pazifik auf. Wir
fahren langsam in Lima ein. Hier hat es im Busterminal eine Liste mit Fixpreisen
für die Fahrt in die Stadt. Wir lassen uns zum Hostal España
bringen und sind total begeistert von diesem Hotel für Rucksacktouristen.
Auf der Dachterrasse lassen wir uns nieder, lernen Angelika, eine Deutsche,
und Francisco, ihren peruanischen Partner, kennen, beide Heilpraktiker. Wir
essen ein Morgenessen, amüsieren uns über den Perico und den
Ara, zwei verschiedene Papageien, die zwei grossen und die kleine
Schildkröten und den Hund, die hier alle zum Haus gehören und
offensichtlich gut gehalten werden.
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Aussicht vom Hostal España aus |
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Ara im Hostal España |
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Eingangshalle des Hostal España |
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Als unser Zimmer bereit ist, ziehen wir ein, duschen, schlafen noch eine kleine
Runde. Martin ruft Robert an, den Freund von Sepp. Robert ist Schweizer und
wohnt schon seit vierzig Jahren in Peru. Er lädt uns in den Schweizer
Club in Miraflores, einem Stadtteil von Lima, ein. So kommt es, dass wir an
unserem ersten Nachmittag in Lima schwimmen gehen und Bratwurst und
Cervelat essen. Sooo gut.
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Robert und Martin im Schweizer Club, Lima |
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Am späteren Nachmittag sehen Martin und ich uns die Kirche des
Franziskanerklosters an. Sie ist nur ein paar Schritte von unserem Hotel
entfernt. Die Kirche ist geschmackvoll in Rot und Weiss gehalten. An den
Seitenwänden hat es gekonnt geschnitzte Altäre mit Heiligen drauf.
Gleich rechts vom Eingang sogar ein Altar, der vollständig mit ziselierter
Silberarbeit bedeckt ist. Vor der Kirche hat es einen kleinen Markt und wir
kaufen einen geschnitzten Kürbis, auf dem ein Kondor, ein Tiger und eine
Schlange eingeritzt sind. Der Kondor steht für die Gottheiten des
Himmels, der Tiger für die von der Erde und die Schlange für die
Götter der Unterwelt. Im weiteren sind Szenen aus dem täglichen
Leben der Indios abgebildet sowie eine Inkaruine. Auch ein handgewobenes
Portemonnaie findet seinen Weg zu uns. Die Verkäuferin schenkt mir ein
Bröschchen mit einem tanzenden Indipaar, das handgewobene Kleider
trägt. Ich pinne es an unseren Tagesrucksack.
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Detail des Conventos San Francisco |
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Am Montag, nach einem ausgiebigen Frühstück auf der
stimmungsvollen Dachterrasse, gehe ich kurz ins Internetcafe des Hotels.
Martin rasiert sich. Dann spazieren wir zur Plaza de Armas, am Haus der
Literatur und am Regierungsgebäude vorbei zur Kathedrale. Hier werden
die Gebeine von Pizzarro in einer mit venezianischen Mosaikarbeiten
ausgekleideten Seitenkapelle aufbewahrt und offensichtlich geehrt. Seltsam! Er,
der so vielen Indios auf brutalste Art und Weise den Garaus gemacht hat, um
an ihr Gold zu kommen. Die Kathedrale, die in einem Erdbeben 1746 fast
völlig zerstört worden ist, wurde nach alten Plänen
rekonstruiert und hat blau gestrichene Betongewölbe, welche mit
goldbemalten Balken überzogen sind. Die Seitenaltäre für die
verschiedenen Heiligen und Jungfrauen sind Prachtstücke für sich.
In den Katakomben können wir Knochen und Schädel bewundern,
im Museum Ölgemälde, Holzschatullen grösseren Ausmasses,
elfenbeinerne Christusse und den Schmuck eines MonSignores, der mir auch
gefallen würde. Wir verlassen die Kathedrale Richtung Bankmuseum.
Leider ist dieses am Montag geschlossen. Wir schlendern zur Post, wo wir
unsere Postkarten aufgeben. Das Hauptpostamt ist auch ein sehenswertes
Gebäude aus der Kolonialzeit.
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Kathedrale an der Plaza de Armas in Lima |
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Kathedrale mit Betongewölben |
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Plaza de Armas, Lima |
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Per Taxi zum Goldmuseum. Seit meinem Besuch vor 27 Jahren hat sich die
Ausstellung massiv vergrössert. Wir sehen Ziselierarbeiten,
Einlegearbeiten mit Türkisen, Trinkbecher, mumifizierte Köpfe und
Leichen, Webearbeiten. Die Ausstellung ist nicht optimal. Viele Dinge sind zu
hoch oder zu tief angeordnet, so dass die Betrachtung ermüdend ist.
Martin beschliesst, sich in einen Rollstuhl zu setzen, so ist er auf der richtigen
Höhe für die Beschriftungen und die in der Mitte und unten
ausgestellten Gegenstände. Meine Trekkingschuhe zerfallen. Ich
hinterlassen ein Spur von Gummibröseln, die mir peinlich ist. Nach dem
Museumsbesuch fahren wir zu Robert. Er hat einen Computerfachmann
kommen lassen, der uns helfen kann, einen Ersatz für unseren noch in
Ecuador gestorbenen Computer auszuwählen. Eine weitere Freundin des
Hauses bietet uns an, am kommenden Tag mit uns den Computer posten zu
gehen. Das nehmen wir gern an. Robert fährt mit uns ins Zentrum von
Miraflores und ich werde bei Bata fündig für neue Trekkingschuhe.
Wir flanieren über den Markt in der Mitte des Platzes Kennedy. Ich poste
drei winzigste Ohrstecker, damit mir die Löcher nicht zuwachsen, da ich
alle auffälligen Ohrringe auf Suleika zurück gelassen habe. Zu dritt
gehen wir einen Pisco Sour trinken, nachdem wir dieses wohl schmeckende
Getränk auf Basis eines Traubenschnapses im Schweizer Club
kennen– und lieben gelernt haben. Der heutige Taxichauffeur ist eine
Nummer für sich. Er lässt sich von Martin physikalische Formeln auf
Notizzettel schreiben, damit er die dann heute Abend mit seinem Sohn durch
gehen kann. Wir essen im Beizli neben unserem Hotel Znacht.
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Wir stehen zeitig auf, da Claudia uns um 9.30 Uhr wegen dem Computer
Bescheid geben will und wir vorher noch Geld holen müssen auf der
Bank. Als kein Anruf kommt, melden wir uns um 10.00 Uhr. Claudia wartet noch
auf Informationen vom Computergeschäft. Als ich zurück rufe, geht
uns das Guthaben auf dem Natel aus. Ich rufe aus dem Internetcafe von einem
Festanschluss aus an zurück und gleichzeitig meldet sich Robert auf dem
Natel. Fast so wie früher im Büro. Ich rufe Robert nachher
zurück. Heute essen wir in einem Restaurant im ersten Stock mit Blick auf
die Plaza de Armas ein Almuerzo (einfaches Mittagessen, meist nicht auf der
Karte). Das Essen ist günstig, nicht atemberaubend, die Aussicht
dafür umso mehr.
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Jugendstilhaus im Zentrum Limas |
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Plaza de Armas |
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Robert ruft nochmals an, Claudia erwarte uns pünktlich um 14.30 Uhr bei
einem Computergeschäft. Wir beeilen uns, rechtzeitig dort zu sein, doch
von ihr fehlt jede Spur. Wir rufen sie an, sie ist völlig aufgelöst, will
in einer Viertelstunde eintreffen. Eine knappe halbe Stunde später kommt
sie. Wir kaufen mit ihrer Hilfe einen Acer aspire one und sie hilft uns gewaltig
bei den Preisverhandlungen. Dazu kommt noch ein externer CD–Drive,
da das 10’’ Notebook keinen eingebaut hat. Zurück im
Hotel programmiert Martin den Computer, ich gehe mailen ins Internetcafe. Auf
dem Heimweg halte ich einen kurzen Schwatz mit Angelika.
Am Mittwoch erheben wir uns früh, da wir das externe
CD–Laufwerk zurück geben möchten, es funktioniert nicht
gescheit. Ob das klappen wird? Vorerst kümmern wir uns um die Kultur,
da Claudia uns informiert, dass der Computerladen nicht vor Mittag
öffnet. Wir schauen uns das Rafael Larco Herrera Museum an, das im
herrschaftlichen Haus aus dem 18. Jahrhundert des ehemaligen
Vizekönigs unter gebracht ist. Die Ausstellung ist top. Töpfereien, so
weit das Auge reicht, von feinster Qualität aus verschiedenen Epochen.
Daneben fehlen weder Stoffe noch Gold– und Silberarbeiten.
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Goldene Ohrpflöcke im Museum Rafäl Larco Herrera in Lima |
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Kopfputze aus Gold |
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Einer davon aus der Nähe |
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Die vorkolumbianischen Völker Perus kannten keine Schrift. Alles, was
man von ihnen weiss – und das ist nicht viel – stammt von
Darstellungen auf Töpfen und Stoffen.
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Tiertopf im Rafäl Larco Herrera Museum |
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Der Uhu–Gott Mochica, 1–800 nach Christus |
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Die Ausstellung ist bestens beschriftet und angenehm anzusehen. Etwas vom
Eindrücklichsten ist, dass man auch das Lager des Museums besichtigen
darf, wo sich Töpfereien aller Art vom Boden bis zur Decke an allen vier
Wänden der Ausstellungsräume stapeln. Unglaublich, welche
Formenvielfalt und welcher Reichtum hier liegt.
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Das ausgestellte Lager des Rafael Larco Herrera Museums |
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Schon ziemlich gesättigt mit neuen Eindrücken spazieren wir durch
die Sammlung der erotischen Töpfereien. Interessant ist, dass auch die
Toten Liebe machen. Das Weltbild dieser Völker ist aufgespannt zwischen
Überirdischem, Weltlichem und Unterwelt. Seelisch waren diese
Menschen weit voran, Waffen spielten keine Rolle, sodass Pizarro mit 150
Mann das ganze Inkareich flach gemacht hat, schrecklich, schrecklich! –
Auf zum Computer. Nach kurzem Test ist klar, dass unser Teil nicht
funktioniert. Leider können sie weder das Geld zurück geben, noch
andere Ware dafür. So zotteln wir mit einem funktionierenden
CD–Laufwerk ab. Auf dem Heimweg erstehen wir zwei Tickets für
morgen: Stadtrundfahrt im offenen Bus, dem Mirabus, mit Besichtigung der
Katakomben des Franziskanerklosters. Wir rufen Robert an, fahren zu ihm und
deponieren unser CD–Laufwerk bei ihm, das wir dort zwischen lagern
können, damit wir es nicht durch ganz Peru und Bolivien schleppen
müssen. Supernett von Robert, dass er uns dieses Angebot gemacht hat.
Robert lädt uns bei sich zu Hause zum Abendessen ein. Ich gehe mit ihm
im Supermarkt Wong einkaufen. Schade, dass wir keine Küche zur
Verfügung habe, hier gibt es sooo viele feine Sachen zu kaufen. Ich
wähle ein Picknick für die Weiterreise übermorgen. Robert
bezahlt alles. Vielen Dank. Wir plaudern in Roberts Küche, essen, trinken
ein Glas Rotwein dazu. Zum Dessert gibt es Vanilleglacé mit
Holunderkonfitüre. Fein. Als wir im Hotel eintreffen, ist das Internet bereits
abgeschaltet.
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Der Wecker reisst uns um sechs Uhr morgens aus dem Schlaf. Wir
müssen auswärts frühstücken, da unser
Dachterrassenrestaurant erst um acht Uhr öffnet. Gleich um die Ecke
finden wir ein Beizli und essen ein Desayuno criollo: Lomo Saltado. Das ist ein
Gericht aus Rindfleischstreifen, Zwiebelschnitzen, Tomaten und
Kartoffelschnitzen mit Sauce. Ganz fein. Dann per Taxi zur Mirabusstation in
Miraflores. Dichter Verkehr. Da wir frühzeitig sind, trinken wir im
Starbucks einen Espresso und nützen das Gratis–WIFI für
die gestern verpasste Mail. Im Mirabus lernen wir Cornelia, eine Schweizerin,
kennen, die seit viereinhalb Monaten durch Südamerika reist. Die
Katakomben des Franziskanerklosters beherbergen 25’000 Tote. Wir
sehen Hunderte von Knochen und Schädel da herum liegen. Der
Kreuzgang des Klosters ist schön, wird gerade renoviert. Auf dem
Rückweg nach Miraflores sehen wir den Liebespark und erstmals einen
der Pazifikstrände von Lima. Das Meer zu sehen, freut uns immer wieder
von Neuem!
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Schräge Architektur in Miraflores |
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Lamas im Paseo de la República |
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Plastik im Park der Liebenden |
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Wir essen mit Cornelia zu Mittag, teilen uns zu dritt zwei Menüs und
kriegen alle genug zu essen. Die nette Kellnerin offeriert einen dritten Pisco
sour und eine Chicha morada, ein Maisgetränk. Am Nachmittag
besichtigen Martin und ich das Archäologische Museum. Die beiden
ausgestellten in Stein gehauenen Stelen sind eindrücklich. Auch hier
bringen einem wandgrosse Fotos den Zustand der ursprünglichen
Ausgrabungsstätten näher. Das Gebäude des Museums und
der Patio sind angenehm. Wir erwischen wieder einmal einen ganz
interessanten Taxichauffeur und erleben zum ersten Mal die Stosszeit in Lima.
So ein Verkehrschaos haben wir noch nie gesehen. Das Motto ist: hupen und
Gas geben. Statt einer halben Stunde dauert die Heimfahrt fünf
Viertelstunden. Wir sind froh anzukommen.
Um fünf Uhr rasselt der Wecker. Eine Stunde später sitzen wir im
Taxi Richtung Busbahnhof. Wir brechen auf nach Nasca. Als wir um 7.30 Uhr
losfahren, hat es Nebel in den Bergen. Unterwegs wird die Wüste von
vielen oasenähnlichen Ortschaften unterbrochen.
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Busfahrt durch die Wüste nach Nasca |
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Wir sehen Kuhgatter voller Kuhherden, Olivenbäume, Kulturen mit kleinen
Bäumen, die wir nicht kennen, Spargel wird angebaut,
Baumwollstudenfelder so weit das Auge reicht. Wie immer bei der
Busgesellschaft Cruz del Sur ist auch heute Morgen von jedem Passagier eine
Videofilmaufnahme gemacht worden. Die Strasse windet sich in Kurve runter in
ein grünes Tal, das wir durchqueren und auf der anderen Seite wieder
eine gewisse Höhe erklimmen. Wir nähern uns Nasca. Beim
Busbahnhof wehren wir alle Schlepper und Taxis ab und machen uns zu Fuss
Richtung unserem Wunschhotel auf. Wir kriegen ein Zimmer, buchen –
nach zähen Verhandlungen – zwei Flüge über die
Nascalinien bei Maria. Danach spazieren wir durchs Dorf, sitzen auf der Plaza
de Armas, essen auf eine der wenigen luftigen Terrassen im ersten Stock einer
Beiz Znacht. Müde legen wir uns aufs Ohr. Das Hotel hat nur einen
Nachteil: es ist super ringhörig. Ein Gast wird mit Klopfen an die Tür
um 3.00 Uhr geweckt. Er stellt den Fernseher ein, das motiviert ein
Pärchen, sich dem Liebesgestöhn hin zu geben, und so gegen 4.00
kehrt Ruhe ein und wir erwischen noch eine Kappe Schlaf.
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Innenstadt von Nasca |
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Kurz nach sieben Uhr essen wir das Morgenessen. Maria ist entsetzt, ihrer
Meinung nach hätten wir den Flug mit leerem Magen antreten sollen. Wir
sind bereit um 8.30 Uhr, doch vom Bus, der uns abholen sollte, fehlt jede Spur.
Kurz vor 9.00 Uhr trifft er ein. Wir fahren zum DVD über die Linien und die
Kultur von Nasca. Erst nach 10.00 Uhr treffen wir auf dem Flughafen ein, um
zu erfahren, dass wir erst um 11.00 Uhr fliegen werden. Wir sind echt
wütend auf Maria, die uns versprochen hat, wir wären um 9.00 Uhr
in der Luft! Der Rundflug findet mit einer fünfplätzigen Cesna C 206
statt. Wir beide zuhinterst mit drei ganz netten Passagieren und einem
sympathischen Piloten.
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Unsere Cessna C 206 |
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Noch auf dem Boden |
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Wir sind fünfunddreissig Minuten in der Luft und sehen uns dreizehn der
Figuren der Líneas de Nasca an. Bis heute ist ungeklärt, wie und
warum diese Figuren, geometrischen Formen und langen Linien vor mehr als
2000 Jahren erstellt worden sind, die man auf dem Boden nicht erkennen kann,
nur aus der Luft. Aufgrund neuster Funde wird davon ausgegangen, dass auf
den zoomorphen Formen Prozessionen stattgefunden haben.
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Der Affe |
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Die Spinne |
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Der Kolibri |
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Für die geometrischen Formen und Linien fehlt vorläufig jede
Erklärung.
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Der Baum und die Hände beim Aussichtsturm |
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Kilometerlange Linien der Nasca |
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Was war die Bedeutung dieser Linien? |
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Kurz vor zwölf sind wir zurück im Hotel. Ich zwicke noch eine
Dusche, Martin packt. Wir deponieren den grossen Rucksack im
Aufenthaltsraum des Hotels, essen auf der Dachterrasse des Hotels unser
Picknick und kümmern uns dann um unsere Fotos. Der Taxichauffeur
Luís, den Maria für uns organisiert hat, trifft zwei Minuten vor zwei
Uhr ein. Wir fahren mit ihm zum Gräberfeld von Chauchilla. Auf dem Weg
dorthin sehen wir einen modernen Friedhof mitten in der Wüste.
Luís erklärt uns, dass eine Beerdigung in Nasca 800 Soles (ca.
CHF 320.–) kostet und dass die Menschen, die das nicht
vermögen, ihre Toten hier mitten in der Wüste bestatten. Bei den
Gräbern besuchen wir das kleine Museum. Sehen eine
eindrückliche Mumie mit Haaren, Haut und Finger– und
Zehennägeln. Faszinierend und gruselig.
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Zweitausendjährige Mumie in Chauchilla |
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Mit Haut und Zehennägeln |
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Dann wandern wir von einem Grab zum nächsten. Verstehen dank dem
wehenden Wind die grossen Schutzmauern bei jeder Grabstätte. Sehen
uns die Schädel, Stoffbündel und Knochenhaufen an. Diese
Ausstellung lebt für uns vor allem durch all das Wissen, das wir uns
zwischenzeitlich in den Museen und Führern angeeignet haben.
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Grabstätte Chauchilla |
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Zweitausendjähriger Hippie |
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Luís hält auf meinen Wunsch beim modernen Friedhof an, dass
ich noch ein paar Bilder knipsen kann. Zwischenzeitlich erklärt er Martin,
dass es in den hier zu sehenden Hügelzügen Gold– und
Kupferminen gibt.
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Wüstenfriedhof der Armen |
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Zurück im Hotel kümmern wir uns in der Hotellobby um unseren
neusten Fötelis, gehen Abendessen und holen dann unseren Rucksack
ab. Weiter geht’s per Nachtbus nach Arequipa, das auf 2’350
Metern über Meer liegt.
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