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Logbuch Seite 117 |
Bahía de Caráquez und Umgebung, Ecuador |
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10. – 25. Januar 2010
Als wir am Sonntagmorgen im Cockpit sitzen, hören wir die Menschen, die in
der Kirche singen: ein gemischter Chor, schön anzuhören. Martin bringt
mich ans Ufer. Ich sende den Logbericht samt Fotos an Dorothee. Martin liest auf
dem Schiff über den Pazifik, unsere nächste grössere Destination.
Als wir abends wieder im Cockpit sitzen, hören wir erneut den Gesang aus der
Kirche, diesmal ausschliesslich Frauenstimmen.
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Patrick beobachtet die Fische, Puerto Amistad |
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Suleika in Puerto Amistad, im Hintergrund die Brücke im Bau |
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Am Montag nehmen wir es gemütlich. Wir essen eine fantastische Ananas zum
Frühstück. Gegen elf Uhr gehen wir ans Ufer. Spazieren gemeinsam den
Malécon entlang. Auf dem Heimweg posten wir einen niedlichen Pelikan
geschnitzt aus Tagua. Letzteres wird hier das pflanzliche Elfenbein genannt. Es
handelt sich um eine Nuss aus einer Palme. Das Gute daran ist, dass die Palmen
nicht gefällt werden müssen, um dieses schöne Material
nützen zu können.
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Bahía de Caráquez, die Stadt der Pelikane |
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Morgentoilette auf dem Nachbarschiff |
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Unser Schiffspelikan aus Tagua |
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Wir essen in der Muelle Uno, einem Restaurant am Strand, ein ganz feines Fleisch
zu Mittag und trinken sogar ein Glas Rotwein dazu. Herrlich. Danach geht Martin
aufs Schiff und testet Mike’s Radio, während dem ich am Ufer bleibe
und Mails erledige.
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Karte unserer Lieblingsbeiz |
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Für einen Fleischmaudi |
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Heute Morgen regnet es zum ersten Mal, seit wir in Ecuador angekommen sind.
Martin bringt mich mit Dreckwäsche, Duschzeug und Computer ans Land.
Durch den Regen sind Hunderte von Kakerlaken ausgeschlüpft, die sich jetzt
im Duschraum tummeln. Zum Glück nicht wirklich in der Dusche drin. Die
Duschvorhänge haben das verhindert ;–). Martin füllt unsere
Dieselreserve in den Tank und misst den Dieselstand. Wir möchten den Tank
baldmöglichst wieder vollständig gefüllt haben, um das Risiko von
Algenwachstum möglichst klein zu halten. Während Martin am
Nachmittag am Computer ist, gehe ich ins Dorf, kaufe Mehl und eine
ecuadorianische SIM–Karte. Der Markt ist nachmittags geschlossen, also ist
heute nichts mit frischem Fisch zum Abendessen. Wir trinken ein kühles Bier
an der Bar und kehren danach auf Suleika zurück.
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Dienstags dürfen wir morgens um zehn Uhr der Spanischlektion lauschen, die
Olenka einer anderen Seglerin erteilt. Der Unterrichtsstil von Olenka sagt uns zu und
wir verabreden Einzellektionen mit ihr. Heute geniessen wir ein Almuerzo zum
Mittagessen. Das sind festgelegte Menüs, die aus einer Suppe, einem
Hauptgang und einem Fruchtsaft bestehen und nur $ 2.– pro Person kosten.
Wenn man früh genug da ist, kann man sowohl für die Suppe als auch
für den Hauptgang zwischen Fisch, Geflügel und Fleisch wählen.
Absolut genial! Wir sitzen auf der Terrasse der Muelle Uno und sehen die Leute,
welche die Fähre rüber nach San Vicente nehmen, an uns vorbei ziehen.
Höchst interessant. Wir gehen zum Markt, kaufen Früchte und
Gemüse ein. Im Supermarkt Yannina finden wir den Rum, den wir in Panama
so sehr geschätzt haben und kaufen eine grosse Flasche für den Vorrat.
Wir spazieren zurück nach Puerto Amistad. Martin geht aufs Schiff und ich
bleibe an Land mit dem Computer und gehe ans Netz.
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Die Fähre legt an |
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Wird bald durch eine Brücke ersetzt |
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Da ich noch vor der Spanischstunde auf den Markt will, müssen wir uns am
Morgen etwas sputen, was wir normalerweise vermeiden. Ich fahre allein mit dem
Dingi ans Ufer. Poste Fisch, Gemüse und Früchte. Als ich Suleika
verlasse, macht sich Mike auf, um Martin auf Yvonne rüber zu holen, damit sie
sich gemeinsam das elektronische Problem anschauen können. Meine
Spanischstunde ist gut. Als ich heim komme, ist Martin immer noch auf Yvonne. Also
fahr ich da hin, um ihn abzuholen fürs Mittagessen. Es gibt frischen Fisch und
Ratatouille. Nachmittags hat Martin seine Spanischlektion. Wir kriegen heute
– endlich – auch seinen Pass und machen uns auf zum
Hafenkapitän. Der vertröstet uns auf Morgen, da der Strom um sechzehn
Uhr abgestellt wird wie jeden Tag (zu wenig Wasser, um Strom zu produzieren...), er
bereits Kunden hat die warten und die Uhr fünfzehn Uhr zeigt. Wir gehen
auswärts eine Pizza essen zum Znacht.
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Tricicleta – gut, günstig und umweltfreundlich |
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Downtown Bahía de Caráquez |
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Malécon – Strandpromenade |
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Am Freitagmorgen erscheinen wir pünktlich um zehn Uhr beim
Hafenkapitän. Die Crews der fünf Boote, welche morgen Puerto Amistad
verlassen werden, sind alle auch schon da zum Ausklarieren. So dauert das
Prozedere eine ganze Weile, bis wir dran kommen. Leider habe ich unsere
Impfausweise nicht dabei. Werde also am Nachmittag mit Kopien nochmals antraben
müssen, die belegen, dass wir gegen Gelbfieber geimpft sind. Abends trinken
wir ein Bier an der Bar mit Penny und Mike. Annie und Didier treffen ein. Diese
Franzosen haben wir das erste Mal in Kuba und das zweite Mal in Guatemala
getroffen. Immer schön, bekannten Gesichtern zu begegnen!
Zeitig fahren Martin und ich per Tricicleta auf den Markt zum Einkaufen. Am
Computer ist die Verbindung miserabel. Die Schiffe, welche den Hafen am Dienstag
verlassen werden, sind alle dabei noch die neusten Daten für Galapagos runter
zu laden. Das braucht jede Menge Saft und so ist die Internetverbindung
überlastet und lausig. Wir gehen mit Annie und Didier ein Almuerzo essen.
Nachmittags setzen wir uns nochmals ans Netz, aber es hat sich nicht gebessert.
Abends kommen Annie und Didier zum Apéro an Bord.
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Am Sonntag erheben wir uns mit der Sonne, da wir heute den Ölwechsel am
Motor machen und auch alle Filter wechseln. Alles klappt wie am Schnürchen.
Dank Martins sorgfältiger Vorbereitung mit Zeitungspapier hält sich auch
die schmierige Schweinerei in Grenzen. Am Nachmittag kommt Mike vorbei und gibt
Martin Tipps fürs Ausbaumen beim Segeln. Er hat grosse Regattaerfahrung
und ein paar gute Tricks in der Witzkiste. Abends ist eine
Mega–Abschiedsparty angesagt. Etwa zu zwanzigst gehen wir in Claudias
Pizzeria Pizza essen, und von den ehemaligen Seglern und spanischsprechenden
Freunden kommen noch etwa zehn dazu. Der Ofen ist etwas überfordert, die
Wartezeit etwas lang, dafür sind die Pizzas eindeutig besser gebacken als bei
unserem ersten Besuch und wir haben Zeit, uns mit den anderen Seglern zu
unterhalten. Zurück in Puerto Amistad kriegen alle ein Mousse au Chocolat,
das Mary–Madeleine von Leu Cat gemacht hat. Himmlisch!
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Am Montagmorgen lese ich den getrockneten Thymian von Gerda ab und fülle
ihn in ein Glas. Nähe zwei Knöpfe fest an meinen neuen Hosen. Gestern
ist Tripp, der Besitzer von Puerto Amistad, aus seinen Ferien zurück
gekommen und heute können wir ihn sprechen. Wir treffen ihn in seinem
Büro und er kann uns auf alle unsere Fragen Antworten geben, wenn auch
nicht immer die, welche wir uns wünschen würden. So scheint das
Einführen von Antifoulingfarbe hier ein grosses Problem zu sein resp.
ausserordentlich hohe Zollgebühren nach sich zu ziehen. Mal sehen, ob wir da
klar kommen. Wir lassen Veronika in der Galvanisierung anrufen und erfahren, dass
die Ankerkette von Yvonne am Mittwoch bereit sein wird. So rufen wir Giovanni
– den von Tripp empfohlenen Taxichauffeur – an, um ihn für
Mittwoch zu buchen. Er kann nicht, wird uns aber seinen Sohn mit dem
Pick–up schicken.
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Heimsegeln nach dem Fischen |
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Dienstags stehen wir kurz nach fünf Uhr auf, da wir die fünf Schiffe
rausfahren sehen möchten. Die Flut hat um sechs Uhr Höchststand und
sie werden sich eine halbe Stunde vorher auf den Weg machen. Sie mussten bereits
um vier Uhr wach sein, da ein neues Gesetz vorschreibt, dass die Beamten der
Immigration am selben Tag die Pässe stempeln müssen, an dem man
das Land verlässt..... Wir fahren ans Ufer. David von Leu Cat versorgt uns mit
Informationen zu Galapagos. Martin recherchiert wegen dem Antifouling am
Computer und ich kaufe eine Telefonkarte – unser Guthaben ist vom Datum
her abgelaufen – Gemüse und Poulet. Wir essen in der Muelle Uno zu
Mittag. Nachmittags telefoniert Guillermo, ein Spanier, für uns mit zwei
Farblieferanten in Ecuador wegen dem gesuchten Antifouling. Ich fahre mit Annie auf
Suleika und zeige ihr meinen Schmuck. Sie hat soeben angefangen, Schmuck zu
machen. Abends kommt Carlos mit dem Motorbötchen unsere Ketten und
Anker abholen. Wir gehen ans Ufer. Martin mecht die Längenanzeiger aus
Plastik aus der Kette, während dem ich am Computer maile.
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Wir schlafen aus. Um elf Uhr kommt Alvaro, Giovannis Sohn, mit dem
Pick–up. Als wir am Ufer eintreffen, sind unsere Ketten und Anker bereits
aufgeladen und Alvaro ist startbereit. Die Fahrt nach Manta führt uns ins
Landesinnere, durch wunderschöne Landschaften mit Kapokbäumen. Wir
sehen Reisfelder, Mais wird angebaut, Zwiebeln werden geerntet und
Passionsfrüchte gezogen. Die Dörfer, die wir durchfahren, wirken sehr
bescheiden. Die Häuser sind – wegen der heftigen Regenfälle
– auf Pfählen gebaut. Manta ist keine schöne Stadt. Den Ort
fürs Galvanisieren hätten wir nie selber gefunden. Eine Dreckstrasse
führt dahin, die Umgebung ist recht trist. In der Halle sehen wir Mikes Kette.
Sie ist sandgestrahlt, aber noch nicht verzinkt... So lassen wir unsere Ketten, Anker
und Schäkel hier mit dem Versprechen, sowohl die von Mike als auch unsere
Sachen seien am Montag abholbereit. Qui vivra, verra.
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Galvanisieren ist angesagt |
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Werkstattinneres – Sandstrahlen |
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Mikes Kette sandgestrahlt |
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Um die Werkstatt herum |
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herrscht |
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das kreative Chaos |
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Wir fahren an den Strand von Manta und geniessen dort gemeinsam mit Alvaro ein
Almuerzo. Nachmittags kaufen wir im Supermarkt ein. Wir finden sogar Federkissen.
Bin ja gespannt, ob die länger herhalten als die Polyesterkopfkissen, die wir in
Panama gekauft haben und die schon total vermoddert sind von unserem Schweiss.
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Strand in Manta |
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Die Beiz heisst Dorado |
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Auf dem Heimweg hält Alvaro ein paar Mal an, damit ich die Landschaft mit
den Kapokbäumen fotografieren kann. Das Licht ist deutlich weniger gut als am
Morgen, zudem nieselt es. Auch hält er selten wirklich dort, wo ich gern wollte.
Jä nu.
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Schöne Ceibobäume |
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Kapokproduzenten |
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Donnerstags fahre ich allein ans Ufer. Bringe die Wäsche, maile, besuche
meine Spanischstunde um elf Uhr. Martin büffelt Spanisch auf dem Schiff, da
er heute Nachmittag auch eine Lektion hat. Im Netz versuchen wir nach wie vor, uns
schlau zu machen, wie wir ohne Mehrkosten an unser Antifouling rankommen
könnten. Die Antworten, die wie per Mail erhalten von den Vertretern in
Ecuador, sind weder befriedigend noch ermutigend. Abends sind wir auf Julo, bei
Annie und Didier, zum Apéro eingeladen. Ihr Schiff ist nur einen knappen
Meter länger als Suleika, da ist es immer spannend zu sehen, wie das innen
aussieht. Ihr Bett ist auch offen, wie unseres, breiter, aber kürzer. Die Stube ist
auch breiter, die Kissen sind mit einem fröhlichen orange–gemusterten
afrikanischen Stoff bezogen. Ganz gemütlich. Wir kriegen feine Brötchen
und einen Pastis dazu. Die Stimmung ist ausgelassen und das Gespräch
angeregt.
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Wir sind um acht Uhr fünfundvierzig mit Annie verabredet. Da bei uns das Brot
knapp war, möchte ich Empenadas bei Olenkas Mutter posten, doch ist
niemand an der versprochenen Strassenecke. So kaufe ich Schnecken in der
Bäckerei, rase zurück. Martin und Annie haben bereits eine Rikscha
angehalten, die uns zum Busterminal bringen wird. Wir fahren nach Sosote, wo es
eine Taguaindustrie gibt. In einem staubigen Strassendorf nach zweistündiger
Fahrt verlassen wir den Bus. Wir klappern alle fünf Läden ab und kaufen
im letzten ein. Danach suchen wir einen Ort fürs Mittagessen, finden nur ein
kleines Beizchen, das uns kein Almuerzo verkaufen will. So begnügen wir uns
mit Empenadas, die vor Fett nur so triefen und auch geschmacklich nicht voll
befriedigen. Danach haben noch zwei Läden geöffnet. Wir statten ihnen
einen Besuch ab, posten noch in zwei anderen Läden ein paar Kleinigkeiten
und halten dann den nächsten Bus für die Heimfahrt an. Er ist knallvoll
und wir müssen stehen. Ich stelle entsetzt fest, dass unser Tagesrucksack
– in Panama für $ 3.– gekauft – auseinandergeplatzt ist.
Glücklicherweise habe ich nichts verloren, obwohl das Loch, das klafft, riesig
ist. Martin kann bald absitzen, Annie und ich müssen etwas länger auf
eine Sitzgelegenheit warten. In Bahía de Caráquez fahren wir per
Rikscha zurück zum Hafen. Abends gibt es
Aglio–Oglio–Spaghetti auf Suleika.
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Sosote das Tagua–Strassendorf |
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Fettige Empanadas in Sosote – Annie und Ariane |
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Martin ist total erkältet, bleibt den ganzen Tag auf dem Schiff. Ich fahre zum
Einkaufen. Wir essen frischeste Fischfilets zu Mittag. Nachmittags fahre ich mit
unseren Dokumente zu Leu Cat. David scannt unsere Dokumente ein, damit wir
dann die Bewilligung für Galapagos beantragen können. Genial.
Nachmittags schreibe ich den Logbericht und Martin studiert den Reiseführer
von Ecuador.
Sonntags bereitet Martin zwei technische Mails vor, eines für unseren Besuch
auf Galapagos und das andere wegen unseres Antifoulings und ich bohre die
Löcher in einem Strang dunkler Zuchtperlen grösser, um endlich mein
Wunsch nach einem Collier, das ich auf der Schmuckmesse in Basel gesehen habe
(lang, lang ist’s her) zu verwirklichen. Das Resultat lässt sich sehen,
auch wenn es keine Tahitiperlen sind wie beim Original. Gegen Abend gehe ich an
Land und erledige die Mails.
Während Martin sich gesund schläft, lese ich im Bett. Nach einem
späten Morgenessen fahre ich ans Ufer, gehe auf dem Markt einkaufen, hole
– oh Wunder – unser DHL–Schreiben im DHL Büro ab
(wie lange es dort gelegen haben mag?) und kehre aufs Schiff zurück.
Nachmittags bereiten wir die Fotos für den neusten Logbericht vor.
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