Logbuch
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Die Perleninseln und die Überfahrt nach Ecuador
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28. Dezember 2009 – 9. Januar 2010

Am Montag bleiben wir den ganzen Tag auf Suleika und bereiten unseren neusten Logbericht vor. Wir müssen die Anzahl ausgewählter Fotos von 129 auf 40 reduzieren: Harte Arbeit! Im Verlauf des Nachmittags kommt der Katamaran Edelweiss in die Bucht und legt an einer Boje an. Abends koche ich einen Randenrisotto zum Znacht.

Anderntags fahren wir per Dingi zur Hacienda del Mar für das Internet. Eine Minute Internet kostet hier US–$ 1.–. Da müssen wir uns sputen! Trotzdem sind wir glücklich und zufrieden, hier überhaupt ein Internet gefunden zu haben und so die Möglichkeit, den Logbericht samt Fotos an Dorothee zu senden. Damit hatten wir eigentlich nicht vor Ecuador gerechnet. Als wir in den Computerraum möchten, sitzt ein Papagei drinnen. Martin befördert ihn mithilfe seiner Krücke wieder raus in den Garten, wo er hingehört. Dann klemmen wir uns hinter die Arbeit. Als alles weggeschickt ist, gönnen wir uns ein kühles Luxusbierchen auf der schönen Terrasse der Hacienda del Mar mit Blick über den Swimmingpool und Aussicht auf Suleika.

   
Frecher Papagei in der Hacienda del Mar, Isla San José   Haustiere der Hacienda del Mar  

Wir bringen unseren Computer, den wir nicht gebraucht haben, zurück aufs Schiff und besuchen Gerda.

   
Gerdas Domizil   Das Paradies   auf einer Insel


Nach einem gemütlichen Schwatz gehen wir heim. Abends funkt uns Gerda an. Ihr Hund Bella hat ein Wildschweinferkel erwischt und sie lädt uns für Mittwoch zu einer Grillade desselben ein. Phantastisch! Wir freuen uns auf dieses Festmahl.


Ich verschlafe etwas am Mittwochmorgen, so dass mein Programm recht gedrängt ist. Muss noch vor elf Uhr eine Handwäsche reinbringen und den versprochenen Kartoffelsalat vorbereiten. Wollte eigentlich einen Gratin Dauphinois machen, doch Gerda zieht einen Kartoffelsalat vor. Also nichts wie los. Martin macht Wasser. Um 11.15 Uhr kommen wir am Strand an. Wir brauchen eine gute Viertelstunde, um das Dingi ausserhalb des Fluthöchststandes hochzuziehen. Bin froh, dass Martin mir hilft, das Dingi ist enorm schwer. Ich finde ein Schlangenskelett am Strand. Es ist zu fein und zu zerbrechlich, um es zu einem schönen Collier umarbeiten zu können. Zu schade!


Gerda erwartet uns schon ungeduldig. Sie hat das Grillfeuer wunderschön vorbereitet mit feinen Ästchen, getrockneten Kokosnussschalen und dürren Blättern. Sie wirft das Feuer an und Martin hütet es, während ich Gerda in die Küche begleite und zuschaue, wie sie die herrlichen Schweinsstücke mariniert.

   
Gerda   Das Wildschweinchen präpariert   Gerda versieht es mit Marinade


Zu dritt geniessen wir ein herrschafltiches Mahl begleitet von einem Schluck feinem argentinischem Rotwein aus Gerdas Vorräten. Göttlich! Auch Bella hat etwas von ihrem Jagdeifer. Sie kriegt all die abgenagten Knochen. Wir lassen es uns wohl sein. Wie bereits gestern, dürfen wir nochmals unsere beiden zehn Liter Kanister mit Trinkwasser füllen. Danach geht es zurück aufs Schiff.

   
En Guete   Die Landkoje  

Eigentlich hatten wir vor, auch heute noch kurz ans Land zu gehen, um Gerda Medikamente zu bringen. Die Brandung ist heftig und Gerda lässt uns über Funk wissen, dass es nicht dringend sei. So verzichten wir auf unseren Landgang. Wir befreien unser Dingi so gut wie möglich von allem Sand, spritzen es mit Salzwasser ab und trocknen es an der Sonne auf Deck. Anschliessend legen wir es zusammen und verstauen es in der Gästekoje. Wir bereiten auch das restliche Schiff auf unsere morgige Abreise vor. Ich backe ein Brot und als Silvesteressen eine Pizza. Wir setzen das Essen möglichst spät an, da Ausharren bis Mitternacht nicht mehr zu unseren Gewohnheiten gehört. Halb schlafend hängen wir im Cockpit rum nach dem Essen. Gerda hat uns ein schönes Feuerwerk vom Hotel versprochen für Mitternacht. Als es soweit ist, bläst Gerda das Nebelhorn, das Hotel startet ein buntes Feuerwerk und wir stossen mit Cava aufs Neue Jahr und alle unsere Lieben an. Wir haben Funkkontakt mit Gerda und wünschen ihr ein schönes, gutes, neues Jahr. Danach legen wir uns alle schlafen.

   
Silvester mit   Pizza  

Am ersten Januar schlafen wir aus. Martin schrubbt unser Ruder, auf dem sich bereits neue Entenmuscheln festgesetzt haben, noch vor dem Morgenessen. Wir planen, kurz vor Fluthöchststand, so gegen 14.00 Uhr, auszulaufen. Wir machen noch soviel Wasser wie möglich, damit unsere Vorräte gefüllt sind. Ich protze die Weihnachtsdeko ab, da es unterwegs besser ist, wenn wir die Lampe in der Stube bedienen können, ohne die schöne Dekoration durcheinander bringen zu müssen. Ansonsten hätten wir uns gerne länger mit diesen schönen Dingen umgeben. Ich koche vor und wir essen noch je einen Teller Pasta mit Tomatensauce. Um 15.00 Uhr sind wir soweit, funken Gerda an, verabschieden uns und heben den Anker. Wir können segeln! Als wir die Inseln hinter uns gelassen haben, sehen wir mehrere Rochen aus dem Wasser jucken. Später besuchen uns ein paar Delfine. Es ist soooo schön, wieder unterwegs zu sein. Nach 17.00 Uhr, wenn Gerda von ihren Schafen zurück ist, sprechen wir noch ein letztes Mal über VHF mit ihr. Es tut mir weh, sie so allein zurück zu lassen. Doch hat sie diese Art zu leben gewählt. Der Wind ist nachts recht heftig.

   
Isla de Marin am 1. Januar 2010   Delfine wünschen uns es guets Nöis  

Suleika zischt durchs Wasser, dass es eine wahre Freude ist. Wen wir auf den Wellen runtersurfen, zeigt der Geschwindigkeitsmesser 9.8 Knoten. Wow! Es hat sich gelohnt, Suleika trocken fallen zu lassen und sie gut zu striegeln. Wir reffen am Morgen die Segel und geniessen einen traumhaften Segeltag. Beide sind wir ziemlich müde. Während der Silvsternacht sowie der beiden vorherigen Nächte war es in der Bucht recht schauklig und der Schlaf nicht so ungestört und erholsam wie normalerweise. Die Müdigkeit wird sich kaum geben auf der Reise mit den Wachen. Macht nichts, es kommen wieder ruhigere Tage.

In der Nacht auf Sonntag erwacht Martin, als das MerVeille, unser Radarbewacher, Alarm schlägt und er erhebt sich, um auf dem AIS, dem automatischen Informationssystem für Frachter über VHF, zu kontrollieren, ob das Schiff uns in die Quere kommen wird resp. wir ihm. Das ist nicht der Fall und er legt sich wieder schlafen. Eine Stunde später nehme ich ihn auf, weil wir reffen müssen. Bei Schichtwechsel beschliessen wir, das Gross einzuziehen und nur noch mit der Genua zu segeln. Meine Wache von 21.00 bis 24.00 Uhr ist reiner Genuss. Von 3.00 bis 6.00 Uhr geht es dann ewas ruppiger zu und her. Seit wir losgesegelt sind, versuchen wir zu fischen. Resultat: drei verloren gegangene Köder und keinen Fisch ;–(.

Als Martin sich am Montagmorgen am Funknetz beteiligt, agiert er als Relay für ein Schiff, dem der Motor ausgefallen ist vor Costa Rica und für das man die Küstenwache anrufen muss. Genial. Im Verlauf des Tages beissen zwei Fische an, können sich aber wieder befreien. Wenigstens lassen sie uns den Köder. Wir kommen in die Doldrums. Der Wind schläft ein und wir motoren den ganzen Tag. Ich koche, auf einen Tipp von Gerda hin, einen Papayarisotto aus einer unreifen Papaya in Ermangelung eines frischen Fisches. Das Menu mundet. Die Nacht verläuft ereignislos unter Motor.

   
Sonnenuntergang    

Am Dienstagmorgen möchte ich nach dem Aufstehen die Möwe, welche sie auf unserem Vordeck ausruht sowie die Konstruktion, welche den Gashebel in der gewünschten Position hält, fotografieren. Doch bevor es soweit ist, kommt Wind auf und wir wollen Segel setzen. Martins aufmerksamer Beobachtung entging zum Glück nicht, dass sich der Schäkel, der die Umlenkrolle der ersten Reffleine beim Mastfuss festhält, gelöst hatte. Ich gehe nach vorn zum Mast und schraube das Teil wieder zusammen. Zum Glück liegt alles noch auf Deck. Dieses Manöver vertreibt die Möwe. Dann setzen wir Segel und stoppen den Motor, so dass auch der Gashebel wieder in seinen Urzustand zurück versetzt worden ist, bevor ich den Ausnahmezustand fotografisch festhalten konnte.... Wir segeln! Martin überprüft Flut und Ebbe. Als Resultat daraus reffen wir, da wir nicht zu früh in der Bahía de Caráquez ankommen wollen. Wir können nur bei Höchststand der Flut in den Fluss rein fahren. Wir segeln durch eine ruhige Nacht. Wir kreuzen ein erstes Schiff. Langsam macht sich die Landnähe bemerkbar.

Sehr früh am Mittwochmorgen, irgendwann zwischen fünf und sechs Uhr, überqueren wir den Äquator! Auf seinen Wunsch hin wecke ich Martin für dieses Ereignis und wir feiern unsere Ankunft in der südlichen Hemisphäre mit einem Bierchen (!).

   
Auf der Nordhalbkugel (Das GPS zeigt UTC)   Am Äquator   Auf der Südhalbkugel


Tagsüber entdecken wir auf dem AIS einen Frachter, der direkt Kurs auf uns hat. Martin funkt ihn mit seinem Schiffsnamen an und der wachhabende Offizier erklärt erleichtert, dass er uns sehe! Selbstverständlich ändert er seinen Kurs, er bittet uns, auf unserem Kurs zu bleiben, und wünscht uns höflich eine gute Weiterreise. Es ist toll, wenn ein Frachter einen Bogen um uns macht. Wir sind begeistert.

   
Baltic Navigator beim Ausweichen    

Als Martin ein Nachmittagsschläfchen macht, beisst ein Fisch an. Ich ziehe ein, lasse los und spiele ein wenig mit ihm. Nach einer knappen halben Stunde wecke ich Martin, in der Hoffnung, dass wir gemeinsam den Fisch an Bord bringen können. Es gelingt! Wir haben einen zwei Kilo schweren, 55 cm langen Thunfisch gefangen. Als erstes geniessen wir ein Sushi Plättchen. Ich esse die Teile ganz roh. Martin liebt sie, wenn sie mit Zitrone und Salz mariniert sind.

   
Thun, 2kg, 55cm   Sushi   Genuss pur!


Wir haben beschlossen, noch heute in der Bahía de Caráquez anzukommen und die Nacht im Warteraum zu verbringen. Zwar ist uns klar, dass es kein echter Ankerplatz ist, doch rechnen wir dort trotzdem mit mehr Schlaf, als wenn wir noch eine Nacht alle drei Stunden Wache schieben müssen. Wir motorsegeln, um noch vor Einbruch der Nacht ankern zu können. Als wir uns der Küste nähern, sind wir erstaunt, wie viele Hochhäuser es in Bahía de Caráquez gibt. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir kommen am vorgegebenen Wegpunkt an, werfen den Anker und er hält auf Anhieb bestens im sandigen Grund. Der Schwell steht direkt in die Bucht. Pech für uns. Als wir am Anker liegen, geniessen wir ein Ankerbierchen mit Nachos und Guacamole aus der Konserve. Anschliessend brät uns Martin die beiden Thunfischfilets und ich koche einen Basmatireis dazu. Ein weiteres Festessen. Danach sinken wir echt müde in die Koje. Nachts schläft der Wind ein und im Schiff scheppert es an allen Ecken und Enden. Ich schaff es nicht, mich aus meiner Müdigkeit zu befreien. So steht Martin auf und verstaut die klappernden Teile. Wir können einigermassen schlafen.

Martin funkt um 8.00 Uhr Puerto Amistad an. Der Fluthöchststand ist um 9.00 Uhr. Da sagen die doch, der Pilot bringe ein Segelboot raus und sei in einer Viertelstunde bei uns. In Windeseile brechen wir das begonnene Morgenessen ab und heben den Anker, als wir Soggy Paws, ein Segelschiff, das heute Richtung Galapagos aufbricht und dessen Mooring wir übernehmen können, mitsamt Carlos, dem Piloten, um die Ecke kommen. Carlos steigt geschickt von seinem Begleitboot aus auf Suleika um, die Schuhe in den Händen. Los geht es! Carlos erzählt uns ein paar Schauergeschichten von Jachten, die ohne Pilot rein oder raus wollten und dann auf der Sandbank aufgesessen sind. Wir kommen bestens über die Untiefen dank Carlos’ Sachkunde. Er fischt auch die Mooringleinen für uns. Suleika ist etwas kurz geraten für die Mooringleinen hinten und vorn. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt die Leinen verlängern. Carlos nimmt unsere Pässe, die Impfausweise, unsere Schiffspapiere sowie den Zarpe mit. Kurz darauf schauen Penny und Mike im Dingi bei uns vorbei. Sie sind so lieb, unseren Abfall mit ans Land zu nehmen und uns mit Gemüse und Fisch zu versorgen, da sie sowieso zum Einkaufen fahren. Gute Sache. Martin macht ein Schläfchen und ich verfasse den Logbericht. Martin pumpt das Dingi auf.

   
Bahía de Caráquez   Ortskundiger Pilot nötig, die elektronische Karte ist genau   Anbinden an hintere Boje, Martin und Carlos


Am Freitag beschliessen wir, an Land zu gehen, obwohl wir unsere Pässe noch nicht zurück erhalten haben. Wir haben göttlich geschlafen die erste Nacht an unserer Boje, nehmen es am Morgen gemütlich. Nach einem feinen Morgenessen und allerlei Vorbereitungen starten wir nach dem Mittag. Wir checken im Büro ein, nehmen je eine ausgiebige Dusche (welch wunderbares Gefühl!) und holen dann auf Suleika unseren Computer, so dass Francis ihn internetbereit machen kann. Den Nachmittag verbringen wir damit, all die lieben Weihnachtsnachrichten zu lesen und Fotos anzuschauen, die ihr uns geschickt habt. Bald werden auch Antworten folgen ;–). Zur Feier unseres ersten Tages auf ecuadorianischem Boden essen wir im Marinarestaurant einen Hamburger. Der Eigner der Marina ist aus Alabama und die Hamburger sind super!

   
Dingidock in Puerto Amistad, Bahía de Caráquez   Morgendliches Treibenlassen in der Gezeitenströmung  

Mike holt mich ab und bringt mich gemeinsam mit Penny ans Ufer. Wir liefern unser dreckige Wäsche in der Marina ab, spazieren über den Malcón zum Supermarkt und weiter zum Markt, wo wir feinen frischen Fisch, Gemüse und Früchte einkaufen.

   
Frisches Gemüse auf dem Markt   Früchte, so weit das Auge reicht  

In dieser Zeit analysieren Martin und Mike die elektrotechnischen Probleme auf Yvonne. Ein Blitz hat bei ihnen auf der Überfahrt nach Ecuador eingeschlagen, das Windmeter ist gestorben, die Stereoanlage streikt und mit dem GPS gibt es ein Problem..... Mike holt uns am Ufer wieder ab. Wir begeben uns auch auf Yvonne, bereiten ein Mittagessen vor und essen gemütlich im Cockpit. Anschliessend arbeiten die Männer weiter, während wir uns dem Schmuckdesign und der Unterhaltung widmen. Abends fahren wir ans Land zum Internet und zur Dusche. Leider ist die Wäsche immer noch dreckig, da der ganze Morgen der Strom ausgefallen ist.... Wir nehmen sie wieder mit aufs Schiff. Danach backen wir zwei Zöpfe auf Suleika und essen den frischen Fisch vom Markt. Zufrieden sinken wir in die Koje.

   
Martin und Mike auf Yvonne   Wer sucht, der findet (hoffentlich)