Logbuch
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Die Perleninseln
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12. – 27.Dezember 2009

Die Perleninseln, welch verheissungsvoller Name! Einerseits sind diese Inseln wirklich Perlen im Pazifik andererseits wird hier heute noch nach Perlen getaucht und auf einzelnen Inseln konnten wir Perlen erwerben. Die berühmteste Perle, die hier je gefunden worden ist, heisst "La Peregrina" (= Die Pilgerin). Sie ist weiss, birnenförmig und 31 Karat schwer. Sie wurde vor 400 Jahren gefunden und dem Sklaven, der sie fand, wurde die Freiheit geschenkt. Mitte des 16. Jahrhunderts übergab König Philipp II von Spanien sie seiner Frau, Königin Mary von Schott, als Hochzeitsgeschenk. Später war sie im Besitz der Familie Bonaparte und 1969 hat Richard Burton sie für $ 37’000.– ersteigert und seiner Frau Elizabeth Taylor geschenkt, in deren Schmucksammlung sie auch heute noch zu finden ist. Wie gerne würde ich mir die mal in Natura ansehen!

Bei Contadora, unserer ersten Perleninsel, ankern wir bei der Playa de las Suecas, dem Nacktbadestrand, wie wir später erfahren werden. Der Strand wird regelmässig von der Flut reingewaschen und zeigt sich bei Ebbe in makellosem Zustand. Das Wasser ist angenehm warm und klarsichtig, lädt ohne Unterlass zum Bade.

Am Samstag bringt mich Martin mit dem Dingi ans Ufer und ich spaziere zwanzig Minuten bis zur Tankstelle mit einem leeren zehn und einem leeren zwanzig Liter Bidon. Lasse beide füllen. Sie sind echt schwer. So organisiert mir die Frau vom Laden und der Tankstelle einen Transport. Als sie gerade am Telefonieren ist, lerne ich Charley, einen Österreicher, kennen, dem das Hotel "Villa Romantica" auf Contadora gehört. Er würde mich fahren, doch jetzt ist mein Taxi schon bestellt. So lerne ich Amed kennen, der mich mit einem grossen Pickup zu unserem Strand zurück fährt und so lieb ist, beide Kanister bis zur Wassergrenze runter zu tragen. Echt toll. Martin holt mich mit dem Dingi ab. Wir verstauen unsere vollen Dieseltanks und machen uns per Dingi zum Strand der Villa Romantica auf den Weg. Auch dies ein Strand, der dem Auge schmeichelt. Dort ziehen wir das Dingi aufs Trockene und spazieren zu Günter. Günter unterhält sich mit Martin übers Funken, während dem ich den Logbericht samt Fotos an Dorothee sende, danach noch einige Mails beantworte. Später gehen wir einkaufen. Heute ist Kinderparty auf der Insel. Eine Mutter, die ihren Sohn dahin bringen will, befördert zuerst uns mit ihrem Elektromobil zu den Supermärkten, zur grossen Unzufriedenheit ihres Sprösslings. Im uns von Günter bezeichneten Supermarkt finden wir sogar frische Avocados. Ein Genuss! Danach nimmt uns ein Italiener auf seinem Elektromobil mit, der auch dabei ist, seinen Sohn zur Kinderparty zu bringen. Er fährt uns bis zur Villa Romantica. Sooo lieb. Als wir zum Schiff zurück kommen, sehen wir Yvonne davon segeln. Ich schnorchle eine Weile und bewundere ein paar schöne Fische.

Am Sonntag schlafen wir aus. Endlich, am dritten Advent, kommen wir dazu, unsere Weihnachtsdeko aufzuhängen. Martin nennt das unseren horizontalen Christbaum ;–). Wir haben dieses Jahr von einer guten Freundin, Verena Graf, einen goldenen Stiefel, einen goldenen Fisch und eine Glasperlensonne erhalten, welche die Dekorationen von Christa aus den Vorjahren hervorragend ergänzen, das Ganze gekrönt vom goldenen Vogel von Fränzi und Brigitte, der das ganze Jahr über unserer Stubenuhr höckelt. Euch allen wärmsten Dank! Martin führt das Logbuch nach und ich putze den Kochherdbrenner, der mir in den letzten zwei Tagen meine Pfannenböden aufs Hässlichste verrusst hat. Zusammen flicken wir die Gas– und Schaltmechanik unseres Motors. Dauer: dreieinhalb Stunden. Danach reicht es nicht mehr, das gestern vergessene Foto für den Logbericht nach zu senden. Wir fahren kurz vor Sonnenuntergang ans Ufer und entsorgen unseren letzten Abfall, da wir morgen aufbrechen werden.

Um fünf Uhr holt uns der Wecker aus unseren Träumen. Wir motorsegeln/motoren zur Isla Ampón. Der Ankerplatz ist ruhig wie ein Ententeich, umgeben von Mangroven in saftigstem Grün. Viele Pelikane, Kormorane und Fregattvögel tummeln sich mit Fischen, die immer wieder aus dem Wasser springen in diesen herrlichen Fluten. Martin und ich essen von unserer Salami, ruhen aus, schwimmen. Nachmittags tuckern wir per Dingi zur Isla Casayeta ins Dorf Casaya, wo es Perlen zu kaufen geben soll. Bin gespannt wie ein Wurm zwischen mehreren Hühnern! Die Fahrt dahin führt uns zwischen den malerischen Mangroven durch. Wir besichtigen das Dorf und die Kirche.

   
Isla Casayeta, Casaya    

Auf den Perleninseln wohnen rabenschwarze Leute. Gaspar de Morales, ein spanischer Entdecker, wurde 1515 beauftragt, die Perlen der Perleninseln, die von einem feindlichen König regiert wurden, für den spanischen König zu sichern. Morales liess 20 Häuptlinge gefangen nehmen und überliess sie seinen Hunden, um sie zu zerreissen. Der feindliche König war eingeschüchtert und übergab Morales einen Korb mit grossen, fantastischen Perlen. Daraufhin wollte Morales den ganzen Archipel kontrollieren, und es brauchte nur zwei Jahre, bis alle Einheimischen getötet waren. In den folgenden Jahren ernteten die Spanier die Austernfelder der Inseln. Da sie aber alle Einheimischen getötet hatten, mussten sie Sklaven von Afrika importieren, um die Austern einzusammeln. Heute leben die Nachfahren jener Sklaven, die von den Spaniern zu den Perleninseln verschleppt worden waren, auf den Inseln.

Die Leute machen Siesta, liegen in ihren Hängematten vor den Häusern im Baumschatten und schlafen. Überall werden leere Austernschalen aufgehäuft. Irgendwo gibt es hier bestimmt Perlen. Eine Frau verkauft uns auf Anfrage zwei kalte Colas, wir setzen uns und reden mit ihr. Sie sitzt auf einem Holzbrett, auf dem sie eine Kokosnuss raspelt. Ob sie auch Perlen habe, fragt Martin? Sie schweigt eine Weile, erhebt sich dann, kommt mit einem kleinen Medizingläschen zurück und zeigt uns winzige Perlen. Wir wählen vier aus, handeln den Preis etwas runter, ergänzen eine fünfte Perle und werden handelseinig. Eine der fünf Perlen ist rund und traumhaft schön. Zurück auf dem Schiff fixt Martin die Fischerrute und wir probieren, am Ankerplatz zu fischen, ohne Erfolg, obwohl der Fischreichtum unübersehbar ist!

Am Dienstag beobachten wir die Vögel an unserem Ankerplatz. Wir sehen überall die Fische springen, doch wenn ein Fregattvogel einen Fisch erwischt hat, jagen die andern ihm diesen ab. Der Fisch fällt aus dem Schnabel, ein anderer Fregatt erwischt ihn, verliert ihn wieder und lachende Dritte sind die Pelikane, welche unter den streitenden Fregattvögel darauf warten, dass der Fisch in ihrer Nähe ins Wasser fällt. Erstaunlich, dass nicht jeder Vogel seinen eigenen Fisch jagt.... Während dem ich mit Salzwasser eine Handwäsche erledige, macht Martin Wasser mit dem Wassermacher. So kann ich für das letzte Spülwasser Süsswasser verwenden. Selbst an einem so schönen Ort vor Anker schauen wir uns das Video über Polynesien an. Verstehe einer die Menschen! Während dem Martin auch am Nachmittag Wasser macht, erstelle ich zwei Paar neue Ohrringe.

Um fünf Uhr dreissig rasselt der Wecker, um sieben Uhr zehn werfen wir den Motor an. Immerhin können wir heute sechs Meilen segeln, bevor der Wind sich wieder verabschiedet. Wir treffen Yvonne bei der Isla Espiritu Santo vor Anker. Auch ein amerikanisches Schiff liegt da. Wir ankern zwischen den beiden. Mike schaut auf ein Bierchen und ein Salamischeibchen vorbei. Nachmittags fahren wir per Dingi auf die andere Seite der Insel zum Schnorcheln. Wir sehen einen grossen Stachelrochen. Es hat eine kleine, romantische Sandbucht, auf der sich auch viele Muscheln finden lassen. Wir sind etwas spät dran, das Tageslicht ist nicht mehr so gut. Zurück auf dem Schiff essen wir die Schokolade, welche Serge uns zur Kanaldurchfahrt mitgebracht hatte. Abends sind wir bei Yvonne zum Apéro geladen. Mike und Martin versuchen mit Günter Funkkontakt aufzunehmen. Doch Günter hört sie kaum von Mikes Funkanlage aus.

   
Isla Espiritu Santo bei Ebbe    

Bevor Penny und Mike den Anker heben, fragen wir noch nach wie das ist mit dem Trocken fallen lassen auf der Isla del Rey beim Rio Cacique. Trocken fallen lassen bedeutet, dass man das Schiff bei Flut auf den Sand stellt und wartet, bis es bei Ebbe auf dem Trockenen ist. Das wollen wir mit Suleika tun um alle Muscheln am Unterwasser abzukratzen. Mike war vor vielen Jahren mal auf einer Jacht dort und hat geholfen dabei. Martin flickt mir den grossen Pfannendeckel, der bereits anfängt auseinanderzufallen. Penny lässt uns wissen, dass es Delfine hatte heute Morgen, während dem wir am Schwimmen waren. Die haben wir doch glatt verpasst. Sooo schade. Ich mache einen Muschelfingerring aus der Muschel, die ich mit Penny gefunden habe an der Playa Gorda auf Contadora. Nachmittags spazieren Martin und ich über die Isla Espiritu Santo. Sie ist dichtestens bewachsen von verschiedensten Bäumen und Büschen, darunter auch vereinzelte Palmen. Wir haben sie bald überquert und landen an einem Sandstrand, wo ein riesiger Baumstamm im Wasser liegt und am Strand viele kleine Einsiedlerkrebse ihre Schneckenhäuser spazieren führen. Danach umrunden wir mit dem Dingi die Isla Mamey. Wir sehen eine echt grosse Schildkröte, die abtaucht, bevor wir sie auf ein Foto bannen können.

   
Aussicht von der Isla Espiritu Santo   Isla Mamey bei Flut  

Am Freitag heben wir den Anker und brechen auf zum Dorf Ensenada. Martin will unbedingt durch den Kanal zwischen der Isla Cañas und der Isla del Rey .... Wir hocken kurz auf, was mich gar nicht aufstellt. Martin auch nicht. Wir kommen zum Glück sofort wieder los. Ich würde am liebsten rückwärts raus, doch Martin muss unbedingt diesen Kanal bewältigen. Ich bin stinksauer. An der zweiten untiefen Stelle im Süden des Kanals sehe ich Sand und Seesterne. Wir verlassen sie im Rückwärtsgang, gehen ankern, bis die Flut einen Meter mehr Wasser bringt. Als wir die Stelle hinter uns haben, nähern wir uns Yvonne, die vor Anker liegt, doch heute noch nach Punta Gorda weiter ziehen wird. Wir fahren zur Südseite der Isla Cañas. Der Anker hält nicht und der Wind kommt aus Süden. Auch ist dieser Strand, verglichen mit denen, die wir bis jetzt sahen, nicht so anmächelig. So müssen wir nochmals über die Untiefe zurück an den nachmittäglichen Ankerplatz. Das Wasser ist ganz still, dafür hat es Moskitos und No–see–ums in schieren Mengen. Der Ausblick von Suleika aus ist in allen Richtungen einfach nur schön. Als die Sonne am Untergehen ist, kommt eine Megamotoryacht und ankert neben uns.

   
Kanal zwischen Isla Cañas und Isla del Rey   Ankerplatz bei Isla Cañas   Morro Cambombia bei La Cañas


Samstags verschieben wir Suleika vors Dorf. Ein Boot mit Perltauchern kommt raus und bietet uns Perlen an. Wir haben zähe Verhandlungen, entschliessen uns zum Kauf. Danach fahren wir mit dem Dingi zum Dorf. Es liegt langgestreckt an einem dieser wunderschönen, weissen Sandstrände. Sie haben eine Uferpromenade gebaut mit vielen Sitzbänken im Schatten von Kokospalmen. Es herrscht eine ganz friedliche Stimmung über dieser Siedlung, die von gut hundert Menschen bewohnt wird. Bernardo, 77jährig, spricht uns an, verkauft uns schöne Perlen, zeigt uns sein Haus auch von innen. Wir trinken ein Bierchen auf dem Platz, wo Bernardo zu Mittag isst, seine Schwiegertochter bei uns sitzt und seine Enkelin mit Abwaschen beschäftigt sind, während dem seine Söhne und Enkel ein neues Haus bauen. Sein Urenkel rennt auch herum. Total entspannt. Die Menschen baumeln in ihren Hängematten und geniessen den Baumschatten. Wir kaufen Bier ein und am Strand können wir auch noch zwei Fische ergattern. Wir motoren nach Punta Gorda. Ein landschaftlich bezaubernder Ankerplatz, aber so rollig, dass wir keine zweite Nacht dort verbringen möchten. Schade.

   
La Ensenada   Bernardo, der Perlenverkäufer, 77jährig, auf dieser Insel geboren   Siesta der Männer im Schatten


Anderntags verlassen wir Punta Gorda. Die Qualität des Wassers ist eindeutig weniger gut als bei der Isla Espiritu Santo. In der Bucht von Rio Cacique treffen wir Yvonne. Ein langgezogener, weisser Sandstrand lacht uns entgegen. Auf der rechten Seite ergiesst sich der Fluss ins Meer. Linkerhand hat es grosse Felsblöcke im Wasser. Wir laden Penny und Mike zu einem Apéro auf Suleika ein. Sie bringen uns zwei ganz fein mit Ginger, Knoblauch und Bitterorangen präparierte Spanisch–Makrelen–Filets, die wir uns zum Znacht bräteln. Ganz vorzüglich. Viel schmackhafter als die Fische, welche wir gestern gekauft haben. Ein Luxusabendessen für uns zwei.

   
Adventsbaden    

Am Montag stehen wir früh auf, um zu sehen, wo Penny und Mike mit dem Dingi in den Fluss eintauchen. Danach kriegen wir Besuch von den beiden Jungen Jesù und Thomi mit ihren drei Hunden. Sie werden an den Strand gehen und ein Iguana jagen. Als wir mit dem Dingi zum Strand kommen, helfen die beiden mir, unser Dingi aufs Trockene zu befördern. Wir haben uns ein Senkblei erstellt und messen vom Dingi aus den Meeresgrund aus, um herauszufinden, wo wir Suleika trocken fallen lassen wollen. Am Nachmittag kommen Jesù und Thomi zu uns aufs Schiff. Sie konnten ein Iguana erlegen. Als der grosse Regen einsetzt, nehmen sie auch noch ihre drei Hunde in unser Cockpit. Sie trinken eine Cola und sind ganz vergnügt.

   
Jesù und Thomi gehen auf die Jagd nach einem Iguana   Ein mit Hund und Machete erlegtes Iguana  

Penny und Mike bleiben heute noch hier, da wir sie angefragt haben. Es ist uns angenehm, wenn noch jemand da ist, falls irgend etwas beim Trocken fallen lassen schief gehen sollte. Schliesslich machen wir das beide zum ersten Mal. Auf Mikes Rat hin werden wir einen Heckanker setzen. Wir starten den Motor um neun Uhr morgens und fahren ganz langsam auf den Strand zu. Mike begleitet unser Manöver vom Dingi aus. Als das Tiefenmeter noch einen Meter sechzig zeigt, werfe ich den Heckanker. Als wir spüren, dass die beiden Kiele aufsitzen, stellen wir den Motor ab. Zwei, drei heftige Wellen von hinten lassen das Ruder unsanft auf den Sand aufprallen, danach beruhigen sich die Bewegungen. Als das Wasser nur noch ganz niedrig ist, gehe ich über die Schwimmleiter nach draussen und fange an, den Muschel– und Schlammbelag mit einem Spachtel abzukratzen. Kurz darauf taucht Mike im Dingi auf und legt tatkräftig Hand mit an. Als der Boden trocken ist, gesellt sich auch Martin zu uns. Zu dritt kratzen wir wie die Weltmeister und befreien Suleika von den fremden Dingen an ihrem Rumpf und ihren Kielen.

   
Suleika   trocken (mit Mike)   gefallen


Von zwei Einheimischen kaufen wir Kokosnüsse und Gemüsebananen. Als die Arbeit an Suleikas Rumpf weitgehendst abgeschlossen ist, spaziere ich über den Strand und suche Muscheln. Heute offeriert mir das Meer einen Muschelring in der perfekt richtigen Grösse. Das ist doch was! Martin kratzt noch ein paar letzte Stellen sauber. Mike ist auf Yvonne zurück gekehrt. Um zwanzig vor sechs starten wir den Motor und versuchen, Suleika frei zu bekommen. Mike stösst uns am Bug vorn mit dem Dingi und langsam kommen wir frei. Wir hätten noch etwas warten können, wollten aber nicht zu spät zur Apéroeinladung auf Yvonne erscheinen.... Alles klappt bestens und wir sind erleichert und feiern das bei einem schönen Rum bzw. kühlen Bierchen.

   
Schön auf dem Trockenen   und im Nassen   Abendstimmung beim Rio Cacique


Am Mittwoch verlegen wir vor das Dorf La Esmeralda. Orlando, ein junger Schwarzer mit einer witzigen Zöpfchenfrisur, paddelt mit seinen Flipflops im Einbaum raus und erklärt, er werde uns am Strand erwarten. Bis wir anlanden, hat sich Victor zu ihm gesellt. Die beiden führen uns durchs Dorf. Wir finden Diesel und Benzin, Guetzli, Bananen und Perlen. Bei einem ganz netten Supermarktbesitzer. Die Leute hier auf der Insel sind extrem freundlich und werden gerne fotografiert. Ein krasser Gegensatz zu den Kunaindianern. Es ist lustig, all die Frauen mit ihren Riesenbigoudis zu sehen und die Kinder, welche Frauenfürze im Supermarkt – der eher wie ein Kiosk aussieht – erstehen. Auch Bier können wir kaufen. Viktor und Orlando tragen unsere Einkäufe zum Dingi, kehren es um und ziehen es ins Wasser. Wir steigen ein. Ein Junge streckt uns eine wunderschöne Austermuschelhälfte entgegen. Ich hätte sie gerne, steige aus dem Dingi doch fehlt mir der Grund. Ich versinke samt Rucksack in den Fluten. Zum Glück ist die Kamera im wasserfesten Sack. Was wir von unserem Natel nicht behaupten können, das dann auch hopps geht. Ich ziehe den Rucksack aus, gebe ihn Martin und schwimme an Land, kriege die Muschel und schwimme zurück zum Dingi. Wir fahren zurück in die Bucht Rio Cacique, ankern und machen uns einen gemütlichen Abend. Auf der Funke frägt uns Gerda an, ob wir sie besuchen kämen auf der Isla San José. Sie sei ganz allein, Dieter ist dieses Jahr im Juni verstorben. Wir werden sie bestimmt besuchen, doch ist noch unklar, wann.

   
Weihnachtsfrisur wird vorbereitet, Esmeralda   Hübsch und neugierig   Inhaber des ersten Supermarkts in Esmeralda


Am 24. Dezember 2009 stehen wir früh auf, da wir eine Stunde vor Höchststand der Flut in den Rio Cacique einfahren wollen mit dem Dingi. Die Flussfahrt ist sehr eindrücklich. Wenn wir so allein unterwegs sind, wird uns ganz stark bewusst, wie wenig wir wissen, welche Tiere in diesem Fluss und in den ihn umgebenden Mangroven wohnen. Wir sehen und hören grüne Papageien, weisse Kraniche und kleinere Ibisse. Wir fahren fast Dreiviertelstunden in den Fluss rein. Als es mit der Durchfahrt immer enger wird, beschliessen wir, umzukehren. Zurück auf Suleika ist es immer noch früh am Morgen.

   
Flussfahrt   im   Rio Cacique


So entscheiden wir uns, noch heute zur Isla San José zu fahren, damit Gerda Weihnachten nicht allein verbringen muss. Kein Wind. Unterwegs versuchen wir, Yvonne über VHF zu erreichen. Gerda hört uns und sagt, wir sollen doch einen Fisch mitbringen. Wir haben die Angel draussen, doch hat bis jetzt noch keiner angebissen. Wir bleiben dran. Als wir noch eine gute Stunde von der Isla San José entfernt sind, beisst einer an. Die Rute biegt sich, das muss ein Riesentönder sein. Wir kämpfen Dreiviertelstunden mit ihm. Als er etwas noch zwei Meter vom Heck entfernt ist, bricht er die Rute entzwei! Wir ziehen mir der Spule an der gebrochenen Rute weiter, bis er aus dem Wasser kommt. Martin versucht, ihn am Silch mit den Handschuhen einzubringen. Da bäumt er sich auf und ratsch, ist er samt unserem neusten Köder verschwunden. Sooo ein Pech. Nach unserem Fischbuch war es ein Gotteslachs, über einen Meter lang, soo schade!

   
Ein Gotteslachs hat angebissen   Tres Pilares de Arroz bei der Isla San José  

Wir sehen Yvonne in der Bucht vor Anker liegen. Sie haben heute hierher verlegt. Gerda teilt uns über Funk mit, es sei zu spät, sie noch heute besuchen zu kommen. So laden wir Penny und Mike auf Suleika zum Heilig Abend Essen ein. Wir backen einen Butterzopf, sie bringen Paté mit, wir offerieren den Chlöpfmoscht. Als Hauptgang koche ich einen Gratin Dauphinois mit Würstchen dazu, die aus Yvonnes Kühlschrank stammen. Zum Dessert gibt es Turròn und Rum Zacapa. Kugelrund nach einem schönen Heiligabend legen wir uns in die Koje.

   
Heiligabend auf Suleika (Foto von Mike Sinclair)    

An Weihnachten haben wir um zehn Uhr mit Gerda abgemacht. Wir fahren mit dem Dingi ans Ufer. Der Strand, der zu ihrem Haus gehört, ist ganz toll. In der Mitte hat es ein paar Felsen mit Bäumen und Palmen drauf. Rechts und links zwei weissstrahlende Sandbuchten.

   
Gerdas Strand und Boot   Vorwitziger Vogel  

Wir finden unseren Weg zu ihrem Heim. Sie kommt uns mit Bella, ihrem Schäferhund, entgegen. Kurz nach uns treffen auch Penny und Mike ein. Gerda lädt uns zu einem frisch gepressten Grapefruitsaft mit etwas Rum ein. Sagenhaft erfrischend. Wir schauen uns Fotos und Zeitungsbericht an, welche über die Gerda und Dieter geschrieben worden sind.

   
Gerdas Funkstation   Der geräuchte Affe (Mono Ahumado)  

Penny und Mike fahren zurück zu ihrem Schiff und kehren mit Fischfilets, Reis, Bananen, Schweizer Schokolade, Wein und Rum wieder. Gerda kocht uns die Köstlichkeiten und wir feiern ganz friedlich Weihnachten im Paradies.

   
Gerda in ihrer Küche   Auftakt zum Weihnachtsessen, Gerda, Penny, Mike und Martin  

Nach dem Essen machen wir einen Spaziergang über die Insel. Wir lernen Gerdas Schafe kennen und kommen an Dieters Grab vorbei. Wir sitzen noch ein wenig mit Gerda zusammen und machen uns dann auf den Weg zum Schiff, bevor die Ebbe die Heimkehr verunmöglicht.

   
Südbucht, Isla San José   Gerdas Schafe   Bella unter dem Christbaum


Am Stefanstag verbringen wir einen gemütlichen Morgen an Bord. Machen uns kurz nach dem Mittag auf zu Gerda. Wir bringen ihr ein paar Sachen mit, sie schenkt uns dafür Limonen und Bananen. Sie zeigt uns ihre Sammlung von Tonscherben, die alle mindestens fünfhundert Jahre alt sind. Dieter und sie haben diese jeweils nach grossen Regenfällen gefunden. Sie stammen aus alten Gräbern und werden vom Wasser an die Oberfläche befördert. Es hat ganz tolle Stücke dabei.

   
Indianische   Scherben  

Zurück auf Suleika essen wir als spätes Mittagessen gebratene Gemüsebananen. Echt fein. Martin kümmert sich um den Wassermacher und ich mache ein Paar Ohrringe.

Am Sonntag nehmen wir es ruhig. Haben für das Mittagessen mit Gerda abgemacht. Wir bringen Spaghetti und Pestosauce. Sie kocht die Spaghetti und hat ein Dessert aus Bananen und Limonensaft vorbereitet und kühl gestellt. Im Gegensatz zu uns verfügt Gerda über einen Kühlschrank. Das geniessen wir. Martin programmiert ein VHF–Gerät für Gerda. Sie und ich gehen die Schafe füttern. Eines der kleinen Lämmer ist zu schwach, um aufzustehen. Sie nimmt es mit, wird beobachten, ob es Chancen hat davon zu kommen oder ob sie es notschlachten muss. Die Natur ist brutal.

   
Gerda schöppelt die Lämmer