Logbuch
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La Providencia, Kolumbien, sowie Überfahrt nach Kuna Yala, Panama, und Ankunft in Porvenir
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Montag, 4. bis Samstag 16. Mai 2009

Am Montagmorgen reissen wir uns zusammen, damit wir pünktlich um 8.30 Uhr am Dingidock sind, um Herrn Bing zu treffen. Wir warten vierzig Minuten: für die Katz! Herr Bing erscheint nicht. Dafür schauen wir zu, wie ein Fischer und sein jüngerer Kollege aus einer kleinen Lancha heraus frischen Fisch verkaufen. Ich nähere mich ihnen und sehe mir das Angebot an. Ich kenne keinen der Fische, die bunt gemischt auf dem Bootsboden liegen. Ich unterhalte mich mit dem älteren Fischer – offensichtlich der Boss der beiden – und bitte ihn, mir zwei Fische zum Kochen in der Bratpfanne heraus zu suchen. Er überreicht mir zwei Prachtsexemplare und als ich bezahlen will, lehnt er ab. Er schenkt mir unser Mittagessen. Sooo nett. Während unserer Warterei kommen alle möglichen Segler und Seglerinnen mit ihrem Dingi ans Ufer. So lernen wir Julie kennen, eine amerikanische Seglerin und Schriftstellerin. Eine äusserst sympathische Frau! Wir fahren zurück auf Suleika, schuppen unsere Fische und nehmen sie aus. Innert Kürze landen sie in der Bratpfanne. Sie schmecken vorzüglich. Nachmittags fahren wir erneut ans Land und holen zwanzig Liter Wasser bei Herrn Bush. Durch ihn erfahren wir, dass die Grossmutter von Herrn Bings Frau gestorben ist und Herr Bing bis mindestens zur Beerdigung – am Donnerstag – keine Zeit haben wird, sich um unsere Schweisserei zu kümmern. Am Nachmittag weilen wir auf Suleika und ich mache drei Paar Ohrringe.

   
Mister Bush   Geschenkte Fische   Hat gemundet


Nach dem Morgenschwumm am Dienstag wählen wir die Fotos für den letzten Logbericht aus und verkleinern sie. Wir beeilen uns, kommen aber erst um 12.20 am Ufer an und das Internetcafé schliesst um 12.30 Uhr. Das reicht nicht mehr. So trösten wir uns mit einem feinen Mittagessen in "unserem" Beizli, wo drei Frauen phantastisch kochen und jeden Tag einen anderen frischen Fruchtsaft zum Essen anbieten. Als wir fertig gegessen haben, sind auch die Supermärkte geschlossen. So kehren wir unverrichteter Dinge auf Suleika zurück, lesen und mailen. Am späteren Nachmittag fahren wir erneut ans Ufer. Wir wollten nochmals Wasser holen, aber Herr Bush ist ausgeflogen. So lädelen wir ein wenig. Finden leider kein T–Shirt für Martin. Wir entdecken einen lässigen Laden mit Kleidern für Frauen, müssen aber mittendrin wegeilen, damit wir im Internet einen Platz erhalten, wenn es öffnet. Wir senden die Fotos zum Bericht an Dorothee. Abens um 17.30 Uhr kommen Julie und Larry zu uns zum Sundowner. Wir sind noch mitten in den Vorbereitungen, als die beiden etwas zu früh erscheinen. Spielt aber keine Rolle. Larry schenkt uns eine CD – er ist Liedermacher und Sänger – und Julie bringt uns ein französisches Paté mit, das sie von ihrem Bruder, der in Frankreich wohnt, mit vielen anderen geschenkt bekommen hat. Auf diesen Schmaus freuen wir uns jetzt schon!

Als wir am Mittwochmorgen als erstes ins Internet gehen, stellen wir total aufgestellt fest, dass Dorothee die Fotos bereits geladen hat. Tausend Dank!!! Danach suchen wir den Frauenkleiderladen nochmals auf. Während Martin einen Kaffee trinkt und ein Blätterteiggebäck dazu verspeist, probiere ich allerhand Kleider an. Wir verlassen das Geschäft mit einem pinkfarbenen, japanisch geschnittenem Kleid, einer grünen Hose und einem violetten Oberteil, das Luna heisst. Judihuiii! Nachher kaufen wir Esswaren ein, holen erneut zwanzig Liter Wasser bei Herrn Bush und fahren zurück aufs Schiff. Wir backen heute Nachmittag Bretzeln, da wir abends auf Miss Kathleen, dem Schiff von Julie und Larry, eingeladen sind, gemeinsam mit dem deutschen Pärchen Gisela und Frank von der Shared Dreams. Die beiden letzteren werden uns Tipps zu Panama und Ecuador geben. Wir treffen mit unseren Bretzeln etwas früher ein als Gisela und Frank.

   
Bretzeln vor   und nach dem Backen  

Als alle da sind, serviert uns Julie mit Käse gebackenen Balony sowie Pommes Frites. Mmmhh. Die Bretzeln finden bei allen Anwesenden grossen Anklang (wieder mal ein grosses Dankeschön an Barbara von Momo – ohne Dich gäbe es bei uns und vielen anderen Seglern nie frische Bretzeln!).

   
Warmer Balony mit Käse und Pommes   Julie Shaffer, Miss Kathleen  

Wir stehen zeitig auf. Unsere welschen Nachbarn – Isabelle und Joseph – schauen mit dem Dingi vorbei und laden uns für den Abend auf einen Drink ein. Martin baut unsere Salzwasserpumpe, die ein wenig leckt, aus. Mit dem ausgebauten Teil im Rucksack, machen wir eine Runde auf dem Ankerfeld um verschiedene Meinungen zum Problem einzuholen. Larry kennt diese Art Pumpe nicht aus eigener Erfahrung. Als wir bei Jolka anfragen, werden wir von Jolantha und Frank zum Mittagessen eingeladen. Martin und Frank versuchen mit vereinten Kräften, die Pumpe auseinander zu nehmen. Aber es misslingt. Wir essen herrlich frisch gebackenes Brot, russischen Salat (der in Polen italienischer Salat heisst, weil früher das Gemüse darin aus Italien kam) sowie kaltes Fleisch, Käse und Butter. Sooo fein. Vielen Dank Euch beiden. Nachher fahren wir auch noch bei Shared Dreams vorbei und erfahren, dass Frank Feinmechaniker ist. Er schaut sich das Teil gemeinsam mit Martin an und teilt uns mit, dass das Zahnrad auf die Welle aufgepresst und mit rotem Locktite verklebt worden ist. Man benötigt eine Presse, die mehrere Tonnen Kraft ausübt, um alles voneinander zu nehmen. Mit anderen Worten: Hände weg von der Reparatur und die Pumpe wieder so einbauen, wie sie ist. Während des technischen Gesprächs kann ich mir in aller Ruhe den Schmuck ansehen, den Gisela macht. Sie arbeitet mit Muscheln und Glasperlen. Es gibt ein paar ganz schöne Stücke in ihrer Sammlung. Zurück auf Suleika baut Martin unsere Salzwasserpumpe wieder ein. Tja, so geht es manchmal. Abends treffen wir auf Opsis bei Isabelle und Joseph ein. Sie erzählen uns viel und ganz begeistert von den Kunaindianern. Ich komme fast nicht mit beim Aufschreiben all der guten Tipps. Sie leihen uns ein Büchlein über die Molas der Kunaindianerinnen aus. Werde im nächsten Bericht ein paar Worte mehr zu den Molas verlieren.

   
Salzwasserpumpe mit aufgepresstem Ritzel    

Am Freitag haben wir erneut ein Treffen vereinbart mit Herrn Bing. Wieder sind wir pünktlich um 8.30 Uhr am Dingidock, wieder warten wir mal eine ganze Weile vergebens. Herr Bush schaut vorbei und versichert uns, dass Herr Bing heute kommen werde. Auch die Fischer sind wieder da. Ich gehe hin und möchte Fisch für das Mittagessen kaufen. Diejenigen, die violetten, die mir so gefallen, empfiehlt der Fischer mir nicht. Die seien nicht besonders gut. Dafür macht er mir acht andere Fische bereit und will sie mir wieder schenken. Diesmal insistiere ich und bezahle den Fisch. Allerdings verschenken wir vier davon, da die Menge für uns zu gross ist. Isabelle und Joseph freuen sich über die Gabe. Während ich den Fisch kaufe, trifft Herrn Bing ein und erklärt Martin, er müsse noch kurz nach Hause, sich umziehen gehen, da er am Morgen ein Treffen in der Schule gehabt habe, weil sein Enkel so schlechte Noten habe. Wir fahren zu dritt aufs Schiff und Herr Bing sieht sich an, wo und wie das kaputte Teil montiert wird. Wir bringen ihn wieder ans Land. Wir kaufen ein und trinken einen Kaffee bei Elena, der Spanierin, die das tolle Kleidergeschäft führt. Die Modelle werden von der Geschäftsleitung entworfen, in Indonesien hergestellt und in Läden in Ibiza und Kolumbien verkauft. Nach dem Kaffee stöbere ich erneut durch den Laden und finde einen schönen Fingerring mit einem Auge des Shiva in der Mitte. Wir holen erneut zwanzig Liter Wasser bei Herrn Bush. Kehren auf Suleika zurück und essen einen Salat. Am Nachmittag fahre ich allein per Dingi an Land, nehme ein Mototaxi und treffe pünktlich um 14.00 Uhr bei Carmeni zur Spanischlektion ein. Sie arbeitet an ihren Meerjungfrauen, Hexen und Zauberern aus Papier Maché, während dem ihr Mann und ihr Sohn Mittagssiesta halten. Wir unterhalten uns zwei Stunden lang auf Spanisch und verstehen uns ausgezeichnet. Ich spaziere zurück Richtung Schiff. Ich versuche, ein Fahrzeug anzuhalten. Die ersten beiden Töfffahrer bedeuten mir, dass sie bald anhalten. Der dritte ist ein Tourist, der nicht mit der Inselgewohnheit vertraut ist, jemanden aufzuladen. Beim vierten Töff – einer Trial mit einer jungen Frau als Fahrerin – habe ich Glück. Sie nimmt mich kostenlos mit bis zum Dorfanfang, wo sie abzweigt. Ich spaziere zurück zum Dingidock und fahre zu Martin, der in der Zwischenzeit den Logfaktor im Tridata von 1.6 auf 1.4 geändert hat, das WC erneut prüfte und die Leinenanbindung der Fock abgeändert hat. Joseph schaut vorbei, um sich zu verabschieden. Ich gebe ihm das Büchlein über die Molas zurück. Martin und ich fahren ans Ufer, um uns die Fería, welche hier nur einmal im Jahr stattfindet, anzusehen. Es gibt nicht allzu viel interessante Stände. Doch findet Martin einen Ersatz für das Lederarmbändeli aus Sevilla, das gestern den Geist aufgegeben hat. Ein echt schönes Teil, wieder aus Leder. Anschliessend trinken wir draussen noch Bierchen in "unserem" Beizli und gehen nachher nach Hause.

Am Samstagmorgen kommt Julie um zehn Uhr auf Suleika, um uns eine Einführung ins Yoga zu geben. Auch sie ist eine Yogalehrerin, neben vielen anderen Sachen, die sie beruflich und hobbymässig betreibt. Sie erklärt uns die Hintergründe der verschiedenen Yogarichtungen sehr gut, zeigt uns Übungen. Es macht total Spass, ist allerdings ungewohnt für mich, die Übungen auf schaukelndem Untergrund auszuüben. Beim Entspannen erwischt mich die Sonne und ich hole mir einen Sonnenbrand auf den Schultern. Blöd. Nach dem Yogaunterricht gehen wir posten. Um 17.30 Uhr kommen Jolanta und Frank zu uns zum Drink. Wir verbringen einen fröhlichen Abend mit den Beiden.

Am Sonntag schaffen wir das Morgenbad erst nach dem Wetterbericht. Danach gehen wir Wasser im grossen Stil einkaufen. Martin heuert einen Träger an und erwischt die falsche Note beim Bezahlen, so dass er statt der vorgesehenen fünfzig Rappen, fünf Franken kriegt. Pech für uns, Glück für ihn. Wir essen am Mittag einen Salat auf Suleika. Um 14.00 Uhr ruft Carmeni an, sie wird um 16.00 Uhr vorbeischauen und bringt statt ihrem Sohn eine Freundin mit. Auch gut. Cenen, ihre Freundin, hat lange Zeit mit ihrem Exgatten auf einem kleinen Frachtschiff gewohnt und kennt sich aus. Carmeni ist erstaunt und erfreut, Suleika von innen kennen zu lernen. Beide Frauen schauen sich interessiert meinen Schmuck an. Cenen führt mir vor, wie gut man mit Baking Soda Silberschmuck reinigen kann. Frau lernt nie aus! Zum Znacht gibt es feine Chorizowürstchen.

   
Carmeni und Cenen zu Besuch    

Am Montagmorgen bringen wir die leeren Wasserflaschen zurück in den Supermarkt. Herr Bush hat in der Zwischenzeit für die Füllung unserer Gasflasche gesorgt, die wir ihm am Freitag leer gebracht haben. Wir trinken einmal mehr einen feinen Kaffee bei Elena und essen ein Blätterteiggebäck dazu. Im Dingi treffen wir Gisela und Frank von Shared Dreams. Sie gehen heute Diesel kaufen, wir wollten das eigentlich über Herrn Bush organisieren, da wir nicht genügend Bidons haben. Die beiden stellen uns ihre Bidons sowie ein Transportwägelchen zur Verfügung. Absolut genial. Vielen Dank. Wir fahren per Dingi zu ihrem Schiff, dann mit den Bidons und dem Wägelchen ans Ufer. Ich karre einmal drei volle Bidons zum Dingi, wo mir Einheimische beim Einladen helfen. Bei der zweiten Fuhre kommt Martin auch mit. Die Leute am Ufer helfen uns erneut nicht nur die Bidons einladen, sondern auch ablegen. Die Menschen auf La Providencia sind unheimlich zuvorkommend. Wir dürfen auch den Filter von Gisela und Frank ausleihen, damit kein Dreck in unseren Tank gerät. Nach dem Tanken holen wir den geschweissten Bügel bei Herrn Bush ab, er hat uns eben angerufen, und auch noch die Wäsche bei der Waschfrau. Abends kommen Gisela und Frank zu uns zum Drink. Ich backe am Nachmittag frisches Brot und streiche ein paar Brötchen zu den Bierchen, die wir trinken.

   
Gisela und Frank von Shared Dreams    

Dienstags kaufen wir Wasser, Paté und Spargeln ein. Wir treffen im Dorf Carmeni, sie hatte uns am Morgen angerufen, um zu fragen, wie es uns geht. Auch Cenen kreuzt unseren Weg. Lustig, wenn man plötzlich Bekannte hat, die man zufällig treffen kann. Ein in der Zwischenzeit ungewohntes Gefühl (auch ein Hinweis darauf, dass es Zeit ist, weiter zu reisen...). Zurück auf dem Schiff stattet uns Katharina, die Holländerin vom Schiff Topaze, einen Besuch ab und kurz darauf Julie. Ich erstelle eine Bunkerliste, Martin montiert unseren Handgriff im Cockpit. Es klappt. Nachmittags machen wir mit Julie eine Einführung ins Bretzel backen auf unserem Schiff. Als wir fertig sind, fahren wir zu dritt zur Miss Kathleen rüber und dürfen uns das Schiff anschauen. Ein schönes Boot. Dann ziehen wir weiter mit unseren Bretzeln zur Shared Dreams, wo Gisela Reibekuchen für alle bäckt. Reibekuchen ist eine Abart von Rösti: geraffelte Kartoffeln, Eier und etwas Mehl zum Binden, nebst Salz zum Würzen. Die einzelnen Fladen werden schwimmend im Fett gebacken. Schmeckt total lecker. Gisela und Frank haben eine breite, interessante Muschelsammlung in ihrer Stube. Ich kann mich kaum satt sehen daran. Nach dem doch eher mastigen Essen widmen Larry, Gisela und ich uns dem Ouzo. Der hilft verdauen ;–).

   
Mister Bing’s Reparatur   Gewinde nachschneiden  

Nachdem Suleika wieder reisefit ist, rufen wir Herrn Bush an um auszuklarieren. Wir treffen ihn um 10.30 Uhr am Dingidock. Er trifft mit etwas Verspätung ein. Auch andere Segler warten auf ihn. Wir kriegen alle unseren Zarpe, die Berechtigung, weiter zu segeln, doch ist der Herr von der Immigration nicht da. So müssen wir alle um 14.00 Uhr erneut antraben mit unseren Pässen. Gale, von der Miss Gale, erkundigt sich bei mir, welches Kartenmaterial wir für Kuna Yala hätten. Neben den amerikanischen Papierkarten (und elektronische Karten als Reserve) den neuen Führer von Bauhaus. Da das Gebäude um 14.00 Uhr über keinen Strom verfügt, müssen wir alle um 16.30 Uhr nochmals kommen. Gale verspricht uns eine CD mit den Karten aus dem Führer und ein Navigationsprogramm, mit dem man die Position des Schiffes via GPS auf den Karten sehen kann. Das ist natürlich Service, da diese Karten sehr genau sind. Wir kaufen Wasser und Coca Cola ein. Bringen das aufs Schiff. Dann Gemüse und Mehl. Wir essen ein letztes Mal in "unserem" Beizchen. Es schmeckt vorzüglich, wie immer.

   
Unsere Köchinnen    

Wir fahren etwas früher ans Ufer, gehen noch schnell unsere Mail im Internetcafé checken, danach zur Immigration. Diesmal klappt es und Gale und ihr Mann Slim überreichen uns die versprochene CD. Ich spurte noch kurz zum Supermarkt und kaufe Fleisch ein. Angeregt von Gisela habe ich beschlossen, für diesen Tripp ein Gulasch vorzukochen. Zurück auf Suleika fordert Martin mich auf, das Küchenfenster zu schliessen, da er das Dingi an Deck abschrubben will. Es klemmt, ich taste nach der Bullentalje, finde sie nicht, denke es klemmt einfach ein wenig und würge: eine Ecke des Plexiglases bricht ab. Sch... Ich bin wütend und frustiert. Martin trägt es mit Fassung und macht sich an die Reparatur. Mit Isolierband klebt er die Ecke einigermassen wieder hin. So werden wir wenigstens morgen trotzdem reisen können. Jetzt haben wir neben der leckenden Salzwasserpumpe auch noch eine undichte Luke....

   
Mittwochs kommt das Versorgungsschiff   Esswaren und Anderes  

Am Donnerstag ist um 5.00 Uhr Tagwache. Wir nehmen ein Morgenbad. Ganz schön frisch, wenn man sich anschliessend nicht die Sonne auf den Buckel scheinen lassen kann. Um 7.30 Uhr geht es los. Wir fahren bei Miss Kathleen vorbei und verabschieden uns von Julie. Dann setze ich den verlangten Funkspruch an die Capitanía ab. So dass uns Jolanta und Frank auch noch zuwinken, ja sogar das Nebelhorn blasen zum Abschied. Es ist ein sonniger Tag. Wir sehen grosse Schwärme von fliegenden Fischen die silbern in der Sonne blinken, wenn sie übers Wasser fliegen. Das vorbereitete Gulasch schmeckt herrlich. Nachts sehen wir nur ein Schiff und zwar sieht es Martin auf seiner Wache. Meine erste Nachtwache findet bei einem prächtigen Sternenhimmel statt und bei der zweiten leuchtet mir der Mond den Weg. Nachts haben wir einen angenehmen Wind und relativ glatte See.

   
La Providencia ade    

Am Freitag knallt erneut die Sonne vom Himmel, so dass wir unser Segeldach aufspannen, um wenigstens ein bisschen Schatten im Cockpit zu schaffen. Zum ersten Mal leiden wir beide ein wenig unter der Sonne und der Hitze. Jetzt sind wir wirklich in den Tropen! Tagsüber lässt der Wind etwas nach. Als die Sonne untergeht, haben wir schon die Hälfte der Strecke hinter uns. In der zweiten Nacht, vor allem bei den Wachen nach Mitternacht, merken wir deutlich die Nähe des Panamakanals. Der Verkehr nimmt zu. Das AIS (Automatic Information System) sowie MerVeille, unser Radardetektor, bewähren sich beide sehr und erleichtern uns das Leben bei Wache gehen.

   
Ein Squall unterwegs    

Auch der Samstag ist heiss und sonnig, wenn auch etwas dunstiger. Wir sitzen unter dem Sonnendach und freuen uns darüber, dass nach der Mittagszeit die Strömung kehrt und uns beim Vorwärtskommen hilft und nicht mehr hindert, wie bis anhin. Wir denken, dass wir es schaffen, bei Tageslicht anzukommen. Welche Freude, als ich "Land in Sicht" melden kann! Martin beschliesst, dass wir aus Zeitgründen die Einfahrt durch die Riffpassage nehmen, welche gemäss Führer für Novizen nur bei hohem Sonnenstand geeignet ist. Wir folgen den drei Wegpunkten und dann unserer Nase, um plötzlich umkehren zu müssen, da das Riff aus dem Boden wächst.... Mit zweitausend Touren fräsen wir unter Motor um die Insel rum und können beim letzten Büchsenlicht den Anker werfen. Er hält nicht... So dass ich ihn nochmals einziehen und bei katzdunkler Nacht erneut werfe. Diesmal hält er. Wir trinken ein Ankerbierchen, essen eine Tortilla und sinken müde und glücklich in unsere Koje. Die Nacht vergeht im Nu bei traumlosem und tiefem Schlaf.

   
Land in Sicht – Kuna Yala