Logbuch
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La Ceiba, Roatan, Barbareta, Guanaja und Vivorillos (Honduras)
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Freitag, 3. April 2009 bis Samstag 18. April 2009

Am Freitag gehen wir ins Marinabüro wegen der Steckdose und wählen die Fotos für den Logbericht aus, Martin verkleinert sie, während dem ich das Webmail abarbeite. Danach schicken wir den Bericht samt Fotos an Dorothee, welche das Ganze – zuverlässig wie immer (tausend Dank) – innert kürzester Zeit hoch lädt. Wir zahlen unseren Liegeplatz noch bis Sonntag, denn wir haben echt Lust, weiter zu segeln. Am späteren Nachmittag starten wir den Motor. Nach kurzer Zeit verliert er jede Menge Wasser. Sch.... Ich versuche, Luís anzurufen, doch teilt mir seine Frau mit, er komme erst in einer guten Stunde nach Hause. Auf gut Glück suche ich das Marinagelände nach seinem Wagen ab und finde ihn! Beunruhigt folgt er mir zu Suleika. Martin und er haben eine etwas laute Diskussion zum Thema Motor. Luís prüft das Ganze und teilt uns mit, dass es am Deckel liege, der nicht mehr dichte. Wir hoffen alle drei innigst, dass er mit seiner Analyse richtig liegt. Ich rufe Javier gleich an, um mit ihm ein Rendez–vous für Samstagmorgen um 7.45 Uhr abzumachen. Das Geschäft Kawas Motors, welches die Deckel verkauft, öffnet am Samstag um 8.00 Uhr und schliesst um 11.30 Uhr. Besser, wir treffen dort zeitig ein.

Javier ist pünktlich wie die Uhr. Kurz nach Ladenöffnung treffen wir bei Kawas Motors ein, kaufen einen neuen Deckel für den Wärmetauscher und füllen an der Tankstelle neben dran unsere Diesel– und Benzinkanister, die wir mitgebracht haben. Wir kehren auf Suleika zurück. Tatsächlich: mit dem neuen Deckel verliert der Motor kein Wasser mehr. Wir sind sehr erleichtert, da wir sonst am Sonntag nicht hätten abreisen können. Wir fahren für die Mittagszeit erneut mit Javier in die Stadt und essen im Bella Italia, wo wir Dunia ein letztes Mal treffen. Sie ist ziemlich müde von ihrer Arbeitswoche und freut sich auf den freien Sonntag. Anschliessend holt uns Javier wieder ab, wir fahren noch zum Markt und ins Shopping Center, um die letzten Einkäufe vor unserer Abreise zu tätigen. Wir machen das Schiff startklar und essen selbst gemachte Fajitas zum Abendessen.

   
Fajitas    

Am Sonntag ist um 3.30 Uhr Tagwache. Ich bin froh, nach der Dusche dem Wachmann den Schlüssel der Dusche übergeben zu können, genau wie abgemacht mit Karla vom Marinabüro. Um 5.30 Uhr – eine halbe Stunde später als geplant – lösen wir die Leinen und verlassen La Ceiba. Die Sonne zeigt sich am Horizont, kein Windchen bläst. Wir motoren bei strahlendem Wetter und bester Laune Richtung Roatan. Gegen elf Uhr setzen wir das Gross und können motorsegeln, um halb Zwei schaffen wir es gar zu segeln, allerdings nur für eine halbe Stunde. Wir segeln hart am Wind, bis die Genua unter Windsteuerung – von uns nicht beabsichtigt – die Seite wechselt, da gehen wir wieder zum Motorsegeln über. Besser als nichts. Wir schaffen es bis Port Royal. Immerhin weiter in den Osten, als wir je waren. Das ist doch was ;–).

   
Abschied im Morgengrauen, La Ceiba    

Bei der Motorenkontrolle am Montag findet Martin Salzwasser im Auffangbecken unterhalb des Motors. Er stellt fest, dass Luís den Deckel beim Impeller weniger stark angezogen hat, als Martin das üblicherweise tut. Er zieht nach. Im weiteren entdeckt Martin, dass der neue Schlauch den Keilriemen berührt. Luís hatte ihn bereits vorgewarnt, dass er den Schlauch nach einigen Gebrauchsstunden weiter rein stecken soll. Das tut er nun und kann damit hoffentlich dieses Problem lösen. Wir starten den Motor und brechen Richtung Isla Barbareta auf. Wir motoren den ganzen Weg, fahren an Helene, einem Teil von Roatan, vorbei, sehen verschiedenste Riffe und finden die Einfahrt ins Riff bei der Isla Barbareta, gleichzeitig mit zwei französischen Schiffen. Als wir tief und fest schlafen, reisst mich ein Alarm aus den Träumen. Komisch, wir haben den Ankeralarm nicht gesetzt, da es nur wenig windet. Als ich Martin geweckt habe, findet er heraus, dass es unser Barometer ist, der wegen massivem Druckabfall Alarm schlägt.

   
Helene auf Roatan, Honduras    

Dienstagmorgen spannt Martin die neuen Keilriemen nach. Es gelingt ihm vom Zugang unter der Treppe her, so dass wir den Ersatzanker im Badezimmer nicht verschieben müssen. Das ist super. Das Meerwasser ist herrlich. Wir geniessen das Baden ausserordentlich. Jedes Mal, wenn wir längere Zeit in einer Marina verbringen mussten, gewinnt das Schwimmen an Bedeutung. Uns gefällt der Platz ausserordentlich. Zwar darf man das Land sprich den Strand nicht betreten, da die Isla Barbareta Privatbesitz ist, doch genügt uns die Bucht, um uns wohlzufühlen. Die in der Wettervorhersage angekündigte Kaltfront trifft ein. Wir lassen zehn Meter mehr Kette raus. Die Franzosen verlassen die Bucht, dafür treffen drei neue Schiffe ein. Wiederum zwei Franzosen und ein Amerikaner. Es gibt einen ganz kurzen, aber äusserst heftigen Regenfall. Da wir das Sonnedach vor dem Wasserfangen etwas gesäubert wissen wollen, reicht die Zeit nicht, Wasser zu sammeln. Ist nicht weiter schlimm. Wir haben Reserve.

   
Isla Barbareta    

Wir stehen am Mittwoch zeitig auf und verlassen die Bucht bei bedecktem Himmel und Wind aus Nordosten. Wie immer finde ich es aufregend, bis wir aus dem Riff draussen sind. Ein Nervenkitzel der besonderen Art. Heute können wir Segeln. Das ist immer noch das Schönste. Zwar gehen wir gegen die Wellen, aber diesmal haben wir den Wind von der Seite. Als wir in El Bight, Guanaja, einfahren, sehen wir den Dunbar Rock mit eigenen Augen. Ein Riesenfels, auf dem sich eine verrückte Person ein Haus gebaut hat: erstaunlich. Gerne würde ich mir das Haus von innen ansehen. Später erfahren wir, dass der Privatperson das Geld ausgegangen ist und das Haus nun ein Hotel ist: um Grössenordnungen weniger spannend... Unterwegs ziehen wir den Filter des Wassermachers durchs Meer, um ihn zu reinigen. Wir stellen fest, dass der Motor weissen Rauch macht, was uns nicht gerade beruhigt. Hoffentlich kommen wir gut an. Als wir in El Bight am Anker hängen, lässt Martin mich wissen, dass es nicht weisser Rauch war, sondern Wasserdampf. Das hätte er realisiert, als er einen Regenbogen darin sah. Leider hat er mir das unterwegs nicht mitgeteilt, hätte mich auch beruhigt! Dann kommen Eliane und Laurent von Linus mit ihren Gästen im Dingi vorbei, um uns zu begrüssen. Als wir im Cockpit sitzen, sehe ich gleich hinter dem Dingi des Nachbarbootes einen Delfin tauchen. Martin kann das nicht glauben. Zum Glück taucht der Delfin nochmals auf. Später erfahren wir, dass dieser Delfin hier in dieser Bucht lebt und gerne hat, wenn die Leute was an ihren Dingis machen, dann kommt er vorbei und interessiert sich dafür.

   
Dunbar Rock / 06 Dieses Haus / 07 regt die Phantasie an    

Als wir beim Morgenessen sitzen, schaut der Delfin wieder vorbei. Sooo schön. Wir fahren mit dem Dingi nach Bonacca zum Einkaufen. Bonacca ist eine Guanaja vorgelagerte kleine Insel innerhalb des Riffs, wo sich alle wichtigen Dinge wie Läden und Hafenbüro befinden. Es dauert etwa eine halbe Stunde mit dem Dingi von unserem Ankerplatz aus, um Bonacca zu erreichen. Wir parken das Dingi – wie im Führer vorgeschlagen – beim Supermarkt Zapata. In der Stadt drängen sich die Häuser aneinander, es gibt sehr wenig freien Platz.

   
Inselstadt Bonacca   Kirche am Wasser   Namensschild


Offensichtlich herrscht auch hier Armut. Die Bank wird von zwei bewaffneten Männern bewacht, die schöneren Häuser sind von Mauern, Gittern und Stacheldraht geschützt. Viele Männer sitzen rum, scheinen keine Arbeit zu haben, möchten uns rumführen, doch brauchen wir für das bisschen Stadt keinen Führer. Meeresarme durchschneiden das Inselchen und erinnern vage an Venedig. Wir kaufen Gemüse und Früchte ein. Eliane war so nett, uns gestern zu informieren, dass die Geschäfte nur noch heute Morgen offen haben und dann wegen Ostern geschlossen bleiben. Gestern Abend traf das Versorgungsschiff ein, so dass wir sogar Avocados posten können. Was für ein Luxus!

   
Entfernte   Ähnlichkeit mit   Venedig


Auf der Heimfahrt geht es gegen Wind und Wellen. Wir kommen pflotschnass auf Suleika an, müssen die ganzen Kleider durchs Süsswasser ziehen und zum Trocknen aufhängen, genau wie unsere australischen Nachbarn, welche etwa hundert Meter vor uns den Heimweg im Dingi angetreten haben. Als ich bereits aus dem Dingi ausgestiegen bin, taucht der Delfin neben Martin auf und erschreckt ihn ziemlich. Quasi mit dem Delfin unerwarteterweise auf Augenhöhe...

   
Hausdelfin im Ankerplatz    

Am Karfreitag plant Martin unsere Weiterreise, wir ruhen aus, lesen. Es windet nach wie vor sehr kräftig aus Osten, wo wir hin wollen. Wir gehen mit dem Dingi ans Ufer zum Manatee Restaurant und Bar. Es gehört einem Deutschen, Hansito oder Biber, und die beiden Angestellten Klaus und Annette sind auch Deutsche. Wir dürfen Wasser bunkern. Das ist genial. Klaus, der Koch, lädt mich ein, einen Blick ins Ofenrohr zu werfen. Da drin brutzelt eine Schweinshaxe vom Schönsten. Wir können nicht widerstehen, obwohl Karfreitag ist. Wir essen im Restaurant das Schweinefleisch mit Kartoffel– und anderen Salaten sowie Knoblibrot. Soooo fein. Wir lernen Geri kennen, eine Amerikanerin, die seit neun Jahren auf Guanaja wohnt. Sie lädt uns für den kommenden Tag ein, bei ihr zu waschen. Es gibt noch wirklich freundliche Menschen auf diesem Erdball.

   
Manatee Bar und Restaurant   Annette und Klaus in Action  

Wir schlafen aus, essen das Frühstück nach dem Morgenbad. Martin kontrolliert den Aussenborder und den Motor. Beide sind in Ordnung. Jim vom amerikanischen Schiff Uccelli di Mare schaut wegen dem Wetter rein. Er, sein Sohn Jeff und sein Freund Claude wollen baldmöglichst weiter Richtung Mexiko. Sie kommen von Providencia, unserem Ziel. Am späteren Vormittag gehen wir mit unserer Wäsche zu Geri, lernen ihren Mann Al kennen. Wir sitzen gemütlich im Baumschatten im Garten. Ich darf die Wäsche auch noch in ihrem Garten aufhängen und trocknen und in der Zeit ans Internet. D.h. wir werden nach Strich und Faden verwöhnt und geniessen das auch entsprechend. Danke Geri und Al! Zurück auf dem Schiff backen wir einen Zopf für das Osterzmorge.

   
Haus von Geri und Al   Im Garten von Geri und Al  

Am Ostersonntag geniessen wir den frischen Butterzopf, einen Chlöfpmoscht, ein Coquilles–St.–Jacques–Pâté (welche wir auf den holländischen Antillen gekauft und tief in den Bilgen gelagert hatten) und natürlich hart gekochte – allerdings ungefärbte – Eier.

   
Oster–   z’Morge  

   
Fröhliche   Ostern  

Als Laurent mit seinen Wasserkanistern im Dingi vorbei fährt, winken wir ihn zu uns und geben ihm ein schönes Stück Butterzopf mit. Kurz darauf funkt uns Eliane an und bedankt sich für den Zopf. Wir legen uns nochmals aufs Ohr. Danach prüft Martin die Erdungen, verbessert eine oder zwei. Danach lesen wir. Am Abend fahren wir zur Feier des Tages ans Ufer und essen auswärts: Gulasch mit selbstgemachten Spätzli. Wer sagt’s denn. Das hatten wir auch schon eine ganze Weile nicht mehr auf dem Menuplan. Wir lernen Anke und Bernd kennen, die hier seit ein paar Jahren wohnen und Eva und Dieter vom Segelschiff Samana. Alle vier sind Deutsche.

Nach dem Morgenbad, dem Wetterbericht und einem schönen Stück Zopf machen wir uns daran, das Sonnensegel zu nähen. Martin hat festgestellt, dass sich die langen Nähte langsam auflösen. Martin hilft mir, das Riesenteil rumzuschieben. Ich bin stolz auf unsere Nähmaschine und die Jeansnadel. Beide tun uns einen grossen Dienst. Anschliessend putzt Martin das Ventil des Dingis und siehe da, wir haben kein Wasser mehr im Dingi. Gut. Ich backe nochmals einen Zopf, wenn wir schon eine angefangene Butter haben. Es handelt sich um eine holländische Dosenbutter, die ohne Kühlung gelagert werden kann. Phantastisch für uns ohne Kühlschrank. Wir backen einen kleinen Zopf und ein Brot aus dem Teig. Abends haben wir für 17.30 Uhr Eliane und Laurent zum Apéro eingeladen. Ich mache Thon–, Eier und Tomatenbrötchen. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zu viert.

   
Fregattvogel    

Am Dienstagmorgen fahren wir zweimal mit dem Dingi ans Ufer, um alle Wasserbehältnisse, die wir an Bord haben, mit Wasser zu füllen. Heute ist absolut windstill. Das hat zur Folge, dass die No–see–ums in Heerscharen schon beim Frühstück stechen ;–(. Nach dem Mittagessen holen wir den Anker rauf und fahren mit Suleika nach Alcatraz, eine weitere, Guanaja vorgelagerte Insel, auf der sich die Tankstelle befindet. Auf dem Weg dahin, fahren wir so nah wie möglich am Abfallhaus vorbei und werfen den Abfallsack vom Schiff ins Haus, ganz wie Laurent uns das empfohlen hat. Auf Alcatraz füllen wir unseren Dieseltank, lassen Suleika stehen und fahren mit dem Dingi rüber nach Bonacca zum Ausklarieren und zum voraussichtlich letzten Einkauf.

   
Westfront von Bonacca    

Einer der arbeitslosen Männer führt uns zum Hafenbüro und kriegt einen kleinen Obolus für seinen Dienst. Danach kaufen wir ein – weit und breit keine Avocados, da das nächste Versorgungsschiff erst in zwei Tagen eintrifft – und trinken noch ein Bierchen. Wir lernen Anthony kennen, ein Original aus Bonacca, der mit seinen Karatekampfstöcken rumspaziert und für Ordnung sorgt. Es bleibt zu sagen, dass Anthony mindestens siebzig Jahre alt ist und brandmager. Wir geben ihm Geld für eine Coca Cola und er spielt uns ein kleines Ständchen auf seiner Mundharmonika. Danach kaufen wir noch gefrorenes Gehacktes und Eier und machen uns auf den Heimweg.

   
Stilleben   Zweisprachig...   Interessantes Privathaus


Zurück am Ankerplatz beschliessen wir, unseren letzten Abend mit einem Hühner–Cordon–bleu zu begehen. Klaus kocht uns das phantastisch mit Pommes Frites dazu, Annette bereitet einen Salatteller und Knoblibrote. Was wollen wir mehr? Ich kriege noch eine Glacé zum Dessert. Auch können wir Annette überreden, vier deutsche Bücher zu tauschen. So haben wir wieder genügend Lesestoff an Bord für die nächste Strecke. Wir verabschieden uns herzlichst von allen.

Zwar haben wir kein Wetterfenster, wie wir es eigentlich bräuchten, um nach Vivorillos zu gelangen, doch ist die Ungeduld in uns gross und der Wind hat etwas nachgelassen. Also was soll’s? Wir stehen zeitig auf, nehmen ein Morgenbad und bereiten Suleika auf die Weiterreise vor. Als wir noch hinter dem Riff Guanaja entlang fahren, treffen wir Linus, die sich zurück nach El Bight begibt. Wir verabschieden uns über Funk und ich merke Laurents Stimme genau an, dass er es nicht für eine kluge Idee hält, unsere Weiterreise beim herrschenden Wind anzutreten. Wie immer habe ich einen Knoten im Bauch, bis wir das Riff passiert haben. Die Passage ist 200 m breit und wir meistern die Aufgabe bravourös.

   
Riffpassage   Nahe am Grund  

Kaum sind wir draussen, spüren wir ziemlich unangenehme Wellen gegen uns von einem bis zwei Meter Höhe. Unser Motor schnurrt zufrieden und bringt Suleika wacker vorwärts. Gegen fünf Uhr abends kommen etwa zwei Dutzend Delfine und ergötzen uns während einer Stunde mit ihrem Schauspiel, wie sehr sie die Wellen geniessen und zum Spielen nutzen. Wir nehmen das als gutes Omen für unsere Reise.

   
Abendstimmung    

Die Nacht lässt sich ruhig an. Der Mond geht kurz vor Mitternacht auf und beleuchtet das nächtliche Meer. Als ich um drei Uhr meine Schicht antrete, mache ich ein Frachtschiff aus. Martin verfolgt den Frachter im Schiffsinnern auf dem AIS, ich beobachte das Ungetüm draussen, bis wir beide sicher sind, dass wir ihm nicht in die Quere kommen werden. Dann legt sich Martin aufs Ohr und ich übernehme die Wache.

   
Licht, Schatten und Wolken am Morgen    

Der Donnerstag kündigt sich als sonniger Tag an. Ich lege mich um sechs Uhr nochmals aufs Ohr bis acht Uhr, wenn das Wetter gesendet wird. Dann schäle ich mich aus der Koje. Wir motorsegeln munter drauf los. Die Wellen haben sich zum Glück ziemlich beruhigt. Wir können das Segel den ganzen Tag oben lassen. Auch heute kommen kurz vor dem Eindunkeln ein paar Delfine vorbei. Allerdings weniger als gestern, und sie bleiben auch nur kurz, die kleinen Wellen machen ihnen eindeutig weniger Spass. Als ich um neun Uhr aufstehe für meine Wache wölbt sich ein gigantischer Sternenhimmel über Suleika. Gegen Mitternacht ziehen leider ein paar Wolken auf, die das schöne Bild etwas trüben. Martin sieht während seiner Schicht ein Segelschiff vorbeisegeln Richtung Guanaja. Ansonsten bleibt die Nacht ruhig.

Bereits um fünf Uhr ist Martin auf den Beinen. Wir nehmen das Gross runter und direkten Kurs auf unser Ziel, die Cayos Vivorillos. Wenn der Wind nicht zunimmt, haben wir gute Chancen, im Verlauf des Nachmittags unser Ziel zu erreichen. Gegen elf Uhr sehen wir die erste Insel von Vivarillos, die sich ganz schwach am Horizont abzeichnet. Kurz darauf macht unser Motor ein neues Geräusch! Wir öffnen die Tür, schauen rein und können nichts Aussergewöhnliches entdecken. Auf unserer Suche nach der Ursache tritt Martin hinter dem Steuer auf den Deckel der Steuerung und das Geräusch verschwindet. Der Deckel hat begonnen zu vibrieren. Wir sind erleichtert, dass es nichts Anderes war. Der Motorenschreck sitzt uns beiden immer noch tief in den Knochen. Wir sehen von weitem, dass wir nicht allein sein werden an unserem Ankerplatz. Zwei Segelschiffe liegen bereits an diesem paradiesischen Ort. Wir suchen uns ein Plätzchen, fahren den Ankerkreis, ich achte darauf, unseren Anker nicht einem der vielen Seesterne, die im Sand dösen, auf den Kopf zu werfen und dann gibt es den wohlverdienten Ankerdrink. Danach ein Bad im Meer. Das Wasser hier ist samtweich und wärmer als in Guanaja. Der Ausblick auf das kleine Sandinselchen mit seinen Palmen verleitet wirklich zum Träumen. Nach einer Rösti und ein paar Spiegeleiern sinken wir in die Koje und schlafen durch, bis die Sonne uns weckt.

   
Vivorillos erscheint am Horizont   Südseetraum   Sonnenuntergang am Ankerplatz


Eines der beiden Schiffe sehen wir Segel setzen, als wir aufstehen. Das andere funken wir an und laden sie heute Abend zu einem Drink ein. Mal sehen, was sie uns zu erzählen haben. Wir kontrollieren unseren Motor bis ins kleinste Details. Es ist alles in Ordnung. Erleichterung macht sich breit. Ich sonne die beiden Matratzenspitzen und das Duvet. Unser Ankerkasten ist nicht gescheit abgedichtet, so dass bei Kursen gegen Wind und Wellen Wasser aus dem Ankerkasten durchs Bett rinnt. Nicht gerade optimal.... Wir überlegen uns, dies in Zukunft mal abändern zu lassen. Wir räumen das Schiff auf und bereiten belegte Apérohäppchen vor. Heather und Chris kommen pünktlich um fünf rüber, bringen Walnüsse mit rote Beeren – der korrekte Name fällt mir im Moment nicht ein – in einer schönen Holzschale mit. Wir trinken ein Gläschen Rotwein und sie geben uns jede Menge Informationen zu den Kunaindianern, Panama und Ecuador. Wir schenken ihnen unser Buch über Honduras, den Stadtplan von La Ceiba und ein paar Lempiras, was bewirkt, dass Chris nochmals vorbei schaut und uns ein Natel von Panama schenkt. Genial!