Logbuch
Seite 100
La Ceiba, Honduras
<< Seite 99
Seite 101 >>
Donnerstag, 19. März – Donnerstag, 2. April 2009

Wir stehen am Donnerstag zeitig auf in Erwartung unseres Mechanikers. Martin macht am Morgen ein paar technische Emails und ich gehe ins Internet. Am Nachmittag fettet Martin die Steuerrollen, während dem ich den Bericht samt Fotos an Dorothee sende. Der Mechaniker taucht nicht auf. Wir vertreiben uns die Wartezeit mit Lektüre, doch niemand erscheint.... Als ich am Abend einen zusätzlichen Schalter am Elektrobord einschalte, bricht die ganze Stromversorgung auf Suleika zusammen. Zeit, ins Bett zu gehen!

   
La Ceiba Shipyard    

Martin nimmt sich in aller Frühe der Stromversorgung an und kann das Problem zum Glück innert nützlicher Frist beheben. Ich kaufe eine grosse Wasserflasche, schleppe sie zum Schiff und fülle unsere Trinkwasserflaschen. Wir lassen uns von Javier in die Stadt bringen und essen in der Cafeteria Cobel zu Mittag. Sehr gutes lokales Essen. Martin entscheidet sich für Schweinsrippchen und ich nehme das Grillfleisch, dazu – wie immer – Reis, Bohnenmus und Tortillas. Wir suchen einen Ersatzimpeller, ohne Erfolg. Dafür finden wir Stoff für einen Sarong, da meiner langsam in seine Einzelteile zerfällt. Wir trinken einen Kaffee im Innenhof des Grand Hotel Paris, kaufen ein und fahren mit Javier zur Marina zurück. Unterwegs halten wir an einem Gemüsestand und beim Orangen–Pick–up um einzukaufen. Abends kommt Henry, den wir von der Tortugalmarina her kennen, auf einen Drink vorbei. Wir tauschen deutsche Bücher. Sooo lässig.

Roland, der hier seit zehn Jahren sesshafte Schweizer, bringt uns das bestellte Brot, die Würste und die Schweizer Schokolade. Mmmhhh!!! Unser heutiger Stadttripp ist bezüglich dem gesuchten Impeller schon wieder ein Flopp. Wir besuchen das Internetcafé, erledigen ein paar Mails und geniessen danach eine Pizza in der Pizza Hut. Nach dem Essen fahren wir zurück auf Suleika. Ich nähe meinen Sarong und flicke ein paar Sachen. Martin verfasst zwei neue technische Mails auf der Suche nach Informationen zu unserem Impellerproblem.

   
Schöpferisches Chaos    

Obwohl Sonntag ist, trudeln zwei Antworten auf unsere technischen Mails ein. Das ist absolut genial! Martin misst alles aus, was mit unserem Auspuff zusammen hängt. Wir sind entschlossen aufgrund der erhaltenen Informationen, unseren Auspuff, der sich jetzt unter der Wasserlinie befindet, über die Wasserlinie zu verlegen. Könnte gut sein, dass damit unser Impellerproblem endgültig gelöst sein wird. Am Abend kommt Henry noch auf ein Bier – er bringt sein eigenes, kühles (!) mit – und wir quatschen ein wenig.

Am Montagmorgen plant Martin den Auspuffumbau sehr sorgfältig. Der Entscheid wird endgültig: wir machen die Änderung. Wir haben für Dienstag einen Termin um 7.30 Uhr, um Suleika aus dem Wasser zu heben. Der Schweisser, Mario, hat Erfahrung mit Aluminium und am Dienstag Zeit, unsere Arbeit auszuführen. Was wollen wir mehr? Am Nachmittag fahren wir mit Carlos – Javier’s Sohn – in die Stadt, lernen dessen Verlobte kennen und kaufen ein. Wir finden Grundierungs– und rote Farbe, Antifouling für Aluminium ist in La Ceiba nicht erhältlich. Abends schnabulieren wir Pouletschenkel aus dem Backofen und Rösti.

   
Auswassern    

Martin sind nachts noch zwei Fragen in den Sinn gekommen und zum grossen Ärger von Salomon, dem Kranfahrer, diskutiert Martin die aufgetauchten Probleme mit Mario, dem Schweisser, bevor wir aus dem Wasser gehen. Mario gibt ihm zufrieden stellende Antworten, so dass wir um 9.15 Uhr auf dem Trockenen sind und Mario mit seiner Arbeit beginnen kann. Martin muss sich als Feuerwächter im Schiffsinnern betätigen, während dem Mario von aussen mit dem Schweissbrenner den Auspuff herauslöst.

   
Hier kommt der Auspuff hin   Mario an der Arbeit   Stutzen ausgeschnitten


Die Funken, die ins Schiffsinnere springen, gefallen mir gar nicht, doch Martin hat seinen Job gut im Griff. Mario löst gekonnt den Auspuff, macht das neue Loch am gewünschten Ort und setzt den Auspuff wieder ein. Saubere Arbeit!

   
Loch wird eingebrannt   Stutzen geheftet   Alter Auspuff zu


Wir sind sehr zufrieden damit. Am Nachmittag können wir die beiden Schweissstellen bereits mit Grundierung anstreichen. Als die Nacht übers Land gefallen ist, lassen wir uns von Javier zu einem Hotel bringen. Das dazugehörige Restaurant serviert italienische Spezialitäten, doch wir entscheiden uns für die Schweinskoteletten nach Art von La Ceiba. Mit raffiniert gewürzter Sauce und Zwiebelringen überbackene Schweinskoteletts, dazu Kochbananen. Fein.

   
Mario beim Schweissen   Aus dem ersten Stock  

Die unangenehme Überraschung am Morgen: es gibt kein warmes Wasser in der Dusche. Bäähh! Wir duschen trotzdem, es ist ja nicht wirklich kalt, aber Spass macht es auch nicht. Dafür ist das lokale Morgenessen in einem Beizli in der Nähe des Hotels ausgezeichnet. Das wärmt uns wieder auf. Zurück auf Suleika trägt Martin die erste rote Farbschicht auf. Normalerweise mein Job, aber der Fleck ist zu weit oben oder ich bin zu kurz gewachsen... Danach wechseln wir das Getriebeöl. Am späteren Nachmittag macht Martin den zweiten Farbanstrich. Auch beim Antifouling unten, das Grün ist, trägt er die rote Farbe auf, da wir nichts anderes zur Verfügung haben. Abends gehen wir wieder ins gleiche Hotel und essen in demselben Restaurant: diesmal Bruschettas zum Entrée und Lasagne als Hauptspeise. Dunia, die verantwortliche Person im Restaurant, offeriert uns einen Flan zum Dessert. Wir kommen mit ihr ins Gespräch. Sie hat noch nie jemanden gekannt, der auf einem Schiff lebt. Wir laden sie und ihre Schwester, die später zu uns stösst, ein, uns mitsamt ihren Töchtern am kommenden Sonntag zu besuchen. Das wird bestimmt lustig.

   
Kein Antifouling erhältlich   Fertige Arbeit  

Die kalte Dusche ist weniger schlimm, wenn man es im Voraus weiss ;–). Nach dem Morgenessen fahren wir mit Javier zurück auf Suleika. Wir beginnen mit den Aufräumarbeiten. Mario gibt uns Silikon, um den Bilgenstutzen wieder fachgerecht in die Bordwand einzusetzen. Martin und ich montieren das Teil gemeinsam, da Mario keine Zeit hat, uns zu helfen. Nach der Mittagspause zahlen wir das Aus– und Einwassern und kaum ist die Rechnung geregelt, steht Salomon mit seinem Kran da. Wir sind froh, Suleika wieder im Wasser zu wissen. Leider ist unser alter Platz vergeben und vom neuen aus ist das Funken nicht möglich. Schade. Henry, der am Montag nach Utilla segelte, trifft auch wieder ein und muss aussen an einem anderen Schiff anmachen, da das Dock besetzt ist.

   
Zurück ins Wasser    

Zwar hat uns das honduranische Morgenessen geschmeckt, doch das eigene daheim ist das Beste. Leider hat unser Motor ein neues Problem: Der Deckel des Wärmetauschers ist undicht! So können wir nicht losziehen, wir brauchen einen guten Mechaniker. Wir wenden uns an Jeovany, den Chef der Marina, der uns den Besuch des Mechanikers der Marina verspricht. Das Warten beginnt von vorn. Wir warten bis am frühen Nachmittag. Dann gehe ich mit Javier einkaufen und Martin belagert das Büro der Marina. Als ich um vier Uhr nachmittags zurück komme, trifft kurz danach auch Luís, der Mechaniker, bei uns an Bord ein. Er sieht sich das Problem an, kommt zum Schluss, dass er den Wärmetauscher ausbauen muss und wird am Montag wieder kommen. Immerhin.

   
Auch ein Bewohner des Shipyards    

Am Samstag wechselt Martin die beiden Keilriemen und wir besorgen neue in der Stadt. Auch ein kurzer Internetcafébesuch ist dabei, sowie ein Hamburger Essen. Zum Abendessen haben wir feine Fischfilets gekauft. Den Nachmittag verbringen wir mit Lektüre und Schmuck machen.

Wir stehen zeitig auf, geniessen ein gemütliches Morgenessen und machen uns ans Schiff aufräumen und putzen, denn heute kommt Besuch. Um 15.00 Uhr trudeln Dunia, ihre Töchter Samanta und Alicia, das Kindermädchen Sonja und ein Freund des Hauses, Ruben ein.

   
Dunia und Alicia   Samanta   Ruben


Wir verbringen einen lustigen Nachmittag. Alle sind fasziniert, dass wir in unserem Schiff ein Bett, eine Küche und ein Badezimmer haben. Auch wir. Wir machen ab, dass wir gemeinsam ein Frühstück einnehmen werden in der kommenden Woche. Ist von unserem Mechaniker und den Fortschritten bei der Reparatur abhängig, wann das der Fall sein wird.

   
Sonja, das Kindermädchen   Dunia und Ruben  

Wir erwarten Luís um 8.30 Uhr. Um 9.00 Uhr kommt er und sagt, er benötige eine weitere halbe Stunde für einen anderen Kunden. Damit können wir leben. Kurz vor zehn Uhr geht es los, er und sein Assistent, Franklin, machen sich an den Ausbau des Wärmetauschers. Sie benötigen gut zwei Stunden dazu. Mittagspause.

   
Der Wärmetauscher ist ausgebaut   Er fehlt hier  

Danach kehren sie zurück, nehmen den Wärmetauscher und Martin mit und verschwinden in der Werkstatt. Mal sehen, wann sie zurück kommen werden. Martin kommt gegen halb vier Uhr zurück: ohne Wärmetauscher dafür voller Geschichten. Das Auto des Mechanikers hat keine Bremse. D.h. er kann die Bremse durchtreten bis auf den Grund und nichts geschieht. Wenn er bremsen muss, schaltet er einfach runter, manchmal bis in den ersten Gang. Wenn er das Auto abschalten will, betätigt er eine Schnur, die nach vorn führt zum Motor, und stellt damit ab.... Die müssen wohl hier ihre Autos weniger häufig dem Strassenverkehrsamt vorführen als wir!

   
Innenansicht von Luís’ Auto    

Die Werkstatt ist auch karibisch. Unter einem grossen Dach sind einige Autos und Teile davon, und auf oder unter einer langen Bank liegen Maschinenteile aller Art. Dazwischen ein grosser Schraubstock, an dem gearbeitet wird. Und Luís stellt sich als sehr guter Mechaniker heraus.

   
Wärmetauscher in Arbeit   Werkbank von Luís   Wärmetauscher, Stutzen und Spannring


Unter der Gummihaube des Salzwasserkreislaufs finden sie einen Impellerflügel! Unser neuer Impeller hat nur fünf Stunden gehalten, hoffentlich ging er vor dem Auspuffumbau kaputt (?!). Sie fahren zu einem Auspuff–Shop, um den Stutzen zu kaufen, der gebrochen ist, und finden einen alten, der ausgelötet wird. Dann bringen sie das Gehäuse unseres Wärmetauschers zu einer anderen Werkstatt, da um den Stutzen herum Aluminium aufgeschweisst werden muss. In der Schweiz hätten wir auf jeden Fall einen neuen Wärmetauscher kaufen müssen!

Am Dienstag holt uns Dunia morgens um acht Uhr ab, um eine Spazierfahrt mit ihr und Ruben zu unternehmen. Als erstes fahren wir bei ihrem Haus vorbei. Sie wohnt in einem Quartier ganz nahe dem Shipyard. Ein hübsches Dreizimmerhaus, mit viel Liebe und Geschmack eingerichtet. Sie bewohnt es mit ihren beiden Töchtern und dem Hund. Sonja, das Kindermädchen, öffnet uns die Tür. Anschliessend fahren wir in die Stadt und essen ein typisch honduranisches Frühstück: Spiegelei, eine Scheibe Schinken, Bohnenmus, Frischkäse, Butter und Kochbananen. Fein! Ruben entscheidet sich für Huevos Rancheros, die auch sehr gluschtig aussehen. Dunia überrascht uns mit Geschenken. Ich erhalte ein oranges besticktes Baumwolloberteil und Martin ein weisses T–Shirt, auf dem die honduranischen Inseln aufgedruckt sind. Wir schenken Dunia ein Paar Ohrringe aus Silber mit Zuchtperlen. Als alle fertig gegessen haben, fahren wir zum modernsten und schönsten Hotel von La Ceiba, dem Quinta Real. Hier arbeitet Dunias Exmann als Personalchef. Das Hotel ist ausgesprochen gediegen und verfügt über einen traumhaften Sandstrand. Wir wechseln auch ein paar Worte mit Dunias Exmann. Danach fährt uns Dunia zum Shoppingcenter. Sie muss um elf Uhr ihre Arbeit antreten. Wir kaufen ein und Carlos, Javier’s Sohn, fährt uns nach Hause mit einem Zwischenhalt, um Früchte und Gemüse zu kaufen. Zurück auf Suleika studiert Martin das Manuel des Motors und ich lese.

   
Dunia und Martin   Dunia, Ruben und Ariane  

In der Nacht kommt Martin in den Sinn, dass es wohl besser wäre, den Temperaturfühler am Wärmetauscher vor dem Schweissen auszubauen. Er ruft Luís in aller Frühe an deswegen. Die Schweissarbeit wurde bereits erledigt. Trotzdem bringt Luís kurz nach acht Uhr den Temperaturfühler vorbei. Wäre jetzt nicht mehr nötig gewesen.... Luís teilt uns mit, dass er die Arbeit an einem anderen Boot fertig stellen muss und erst nachmittags zu uns kommen wird. Er erscheint nicht resp. erst nach fünf Uhr abends, um sich zu entschuldigen und sich für den nächsten Tag in aller Frühe anzumelden. Nach Luís trifft Osmen ein mit unseren zwei bestellten Impellern. Allerdings sind wir bei näherer Betrachtung enttäuscht: einer ist in der Originalverpackung mit Dichtungen und Fett, der andere hat nichts von dem und ist in einem Plastiksäckchen.... Wir teilen das Osmen mit, der sich entschuldigt und erneut mit Miami telefoniert. Er bestellt einen ganzen, der aber erst kommende Woche eintreffen wird. Martin arbeitet den ganzen Tag am Motor, ich assistiere, lese und löse Sudokus. Nach dem Nachtessen – Rösti mit Spiegeleiern – backe ich Brot. Tagsüber ist es definitiv zu heiss dazu. Martin legt sich schon mal auf’s Ohr.

Wie angekündigt, stehen Luís und Franklin, sein sechzehnjähriger Assistent, um sieben Uhr dreissig vor Suleika. Wir sind nicht ganz bereit, da wir noch eine kleine Orangensaftverschüttungskatastrophe beseitigen mussten. Der Wärmetauscher ist geflickt. Der Stutzen ist eingepresst, mit Spezialkitt verklebt, und das Ganze ist grün gespritzt. Sie arbeiten hart in der Hitze und ich verlasse das Schiff und die drei Männer, um in der Stadt Geld zu holen und einzukaufen.

   
Luís und Franklin   Luís   Franklin


Als ich zurück komme, ist Martin allein auf dem Schiff. Der Wärmetauscher ist eingebaut, aber ein Schlauch, der hier schwierig zu erhalten ist, ist kaputt gegangen und wir haben keinen Ersatz. Wie lange das dauern wird??? Wir haben Glück. Luís hat in seiner Werkstatt noch ein Stück entsprechenden Schlauch gefunden und baut diesen mit Hilfe von Franklin ein. Danach testen sie den Motor. Der läuft prima! Dann prüft Luís unsere Salzwasserpumpe und kann uns auch nicht sagen, wieso unser zwölfter Impeller wieder einen Flügel verloren hat. Das ist nicht allzu erfreulich, lässt sich aber nicht ändern.