Logbuch
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Honduras: Roatan und Festland
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Dienstag, 3. bis Mittwoch 18. März 2009

Am Dienstag stehen wir zeitig auf. Janet und Russ zeigen uns heute, wo man das Dingi parkiert, wenn man in den Supermarkt zum Einkaufen fährt. Ich bin total begeistert vom Supermarkt, das Angebot ist sehr breit. Wir kaufen ein, um die Vorräte aufzufüllen, aber auch für unser heutiges leibliches Wohl. Martin fährt mit der eingekauften Ware und Russ per Taxi zur Dingianlagestelle zurück, Janet und ich spazieren das kurze Wegstück. Zurück auf Suleika essen wir zu Mittag. Anschliessend fahren wir mit dem Dingi bei SY Yvonne vorbei, bringen ihnen ein Buch, schauen auch kurz bei SY Destiny rein und begrüssen Katherine und Len, die auf eine neue Ankerwinsch warten und deshalb in der Marina der Fantasy Island am Dock liegen. Wir machen mit ihnen ab, dass wir am Donnerstag gemeinsam zum Essen gehen, es gibt ein Meeresfrüchte–Buffet. Danach tuckern wir zum Coco View Resort und nutzen den angebotenen Gratisinternetanschluss, trinken dazu ein kühles Bier. Am späteren Nachmittag fangen wir Regenwasser auf Suleika und hängen auf dem Schiff rum.

   
Riff von French Cay Harbour, Roatan    

Da wir beide gesundheitlich etwas angeschlagen sind, schlafen wir aus. Martin versucht am Morgen das Wetter am Funk zu hören, doch der Empfang ist derart desolat, dass es hoffnungslos ist. Wir lesen beide. Am Nachmittag versuchen wir erfolglos Penny und Mike zu kontaktieren, wir gehen mit dem Dingi zu ihnen, doch sie sind ausgeflogen. Als wir das Fantasy Island Souvenir Geschäft auskundschaften, treffen wir auf die beiden. Auch Penny ist gesundheitlich nicht voll auf dem Damm.

   
Amerikanisches Spielzeug    

Heute Abend sollten wir ausgehen, daher tauche ich am Morgen ins Meer und wasche meine Haare. Das bekommt mir gar nicht. Ich habe Halsweh, den Pfnüsel und etwas Fieber. Wir sagen unser Rendez–vous ab und verbringen einen Lektüretag auf Suleika. Abends schaut Mike vorbei per Dingi, sie haben ihr Mietauto auch noch am Freitagmorgen, da es zu spät geliefert worden ist, und laden uns ein, sie zu begleiten.

Zwar bin ich nicht voll fit, aber doch genug, um am Ausflug teilzunehmen. Zum Glück. Es regnet leicht, als wir ins Auto einsteigen. Mike fährt uns nach Punta Gorda, die erste Garifunasiedlung auf Roatan. Die Menschen hier leben ärmlich. Wir treffen eine schwarze Frau, die ein zwei Monate altes Bambi an der Leine hat. Ob das wohl eine künftige Fleischmahlzeit für die Familie ist? Der Strand in Punta Gorda ist hübsch, aber verlassen.

   
Strand von   Punta Gorda, Roatan   Bambi in Punta Gorda


Wir fahren weiter nach Oak Ridge. Hier gab es früher Piraten und die Stimmung mutet uns eher ungemütlich an, vielleicht liegt es auch am grauen Regentag? Penny und ich möchten gerne den Jaguar sehen, der sich im Blue Ocean Reef befinden soll. Wir fragen uns durch, um am Schluss in einer neuen Siedlung zu landen, wo sie versuchen, Luxuswohnungen an Touristen zu verkaufen. Sie rufen im Blue Ocean Reef an, aber es ist leider niemand dort, der uns den Jaguar zeigen könnte. So müssen wir darauf verzichten. Schade. Den Nachmittag verbringen wir auf Suleika, ruhen uns aus.

   
Riff an der Nordküste von Roatan    

Wir widmen den Samstag unserer Genesung, lesen, Martin lässt den Wassermacher laufen. Es windet den ganzen Tag recht stark, so dass wir den Motor nicht laufen lassen müssen, da der Windgenerator fleissig arbeitet.

Auch am Sonntag bläst uns der Wind ganz kräftig um die Ohren. Trotzdem fahren wir per Dingi zum Internet im Coco View Resort. Unterwegs laden wir Penny und Mike für den Abend auf einen Drink ein. Sie kommen gerne. Wir essen Popcorn, trinken Cuba libre und unterhalten uns glänzend.

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind, kennt offenbar hier in French Cay Harbour keine Pause! Trotzdem fahren wir per Dingi zum Supermarkt. Wir spazieren durch French Harbour. Auch hier ist die einheimische Bevölkerung kaum besser gestellt als die Menschen in Punta Gorda. Armut herrscht. Die Diskrepanz zu den Touristensiedlungen erschlägt uns beinahe. Wir essen in einem Fast Food Place Hühnchen zu Mittag, kaufen ein. Wir finden frische Ananas und Mangos, leider keine Orangen. Wir motoren per Dingi gegen Wind und Wellen zurück zu Suleika. Pitschnass erreichen wir sie und stellen fest, dass auch Momo im Ankerfeld von French Cay Harbour angekommen ist. Barbara und Wolfgang schauen am Nachmittag bei uns vorbei.

   
Katholische Kirche von French Harbour, Roatan   Schwemmholz, French Harbour  

Es windet auch am Dienstagmorgen immer noch. Nachts ist stets die Ankerwache im GPS angestellt. So würde das Gerät einen Alarm auslösen, wenn unser Anker nicht hielte. Obwohl ich mich lieber auf mein Gehör und Gefühl verlasse als auf die Technik. Ein französisches Boot ist heute im Ankerfeld angekommen. Claire und Fabien schauen bei uns rein, um sich zu erkundigen, was die Örtlichkeiten zu bieten haben. Sie laden uns abends auf einen Drink ein. Nach dem Mittagessen gehen wir die Iguanafarm besuchen.

   
Charakterköpfe   von   Iguanas


Der Besitzer mag diese Tiere und hält sie zur eigenen Freude. Unglaublich, wie viele von diesen urigen Tieren sich auf seinem Grundstück tummeln. Daneben gibt es Truthähne, Aras, grüne Papageien, Schildkröten und Affen. Ein richtiger kleiner Privatzoo. Fabien erzählt uns abends schöne Geschichten aus der Südsee. Er hat fünf (!) Jahre im Pazifik verbracht. Er lädt uns einen Führer von den San Blas Inseln auf unseren USB–Stick. Genial.

   
Siesta   Auch ein Charakter   Harte Schale, weicher Kern


In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zerrt Suleika öfters am Anker. Wir liegen beide eine Zeitlang wach. Den Mittwoch verbringen wir auf dem Schiff mit Lesen, Schmuck zeichnen, Fotos anschreiben und aussortieren, Mails beantworten und Dolce far niente. Claire und Fabien bringen noch eine Info betreffend Ecuador vorbei. Wir laden sie für heute zum Drink ein, da sie morgen bereits weiter ziehen. Sie werden ihr Schiff im Rio Dulce parkieren, einen Lastwagen kaufen und bis nach Alaska reisen. Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit den beiden.

Da der Wind etwas nachliess, erlaubten wir uns, dass Sonnendach über Nacht oben zu lassen und sind froh, dass es gehalten hat. Wir verabschieden uns von Barbara und Wolfgang, bringen unsere Wäsche zum Waschen und fahren ans Land.

   
French Harbour, Roatan   Waterfront von French Harbour   Auf dem Weg zum Supermarkt, French Harbour


Per Taxi reisen wir nach Coxen Hole und schauen uns das hübsche Städtchen an. Der Markt besteht nur aus fünf bis sechs Gemüse– und Früchteständen, zwei Metzgerständen und einem kleinen Imbissbüdelchen, wo wir ein feines Mittagessen geniessen. Dazu trinken wir Tamarindensaft. Ganz fein. Wir kaufen auf dem Markt und im Shopping Center ein: Black Angus Beef Hackfleisch. Das werden edle Hacktätschli heute zum Abendessen. Per Taxi und Dingi zurück aufs Schiff, die gemachte Wäsche abholen und Feierabend.

   
Hauptstrasse von Coxen Hole   Markt in Coxen Hole   Aussicht vom Edelsupermarkt, Coxen Hole


Freitag, der dreizehnte, ist der richtige Tag, um unserem Ankerplatz den Rücken zu kehren und weiter zu ziehen. Wir verabschieden uns von Janet, Russ, Katherine und Len, heben den Anker und los geht es. Per Motor brettern wir gegen Wind und Wellen die zehn Meilen bis Port Royal, Mango Creek Resort. Martin findet die Einfahrt durchs Riff problemlos und wir machen uns an einer Boje fest. Kurz darauf schaut Terry, der Eigentümer von Mango Creek Resort, per Schiff mit seinem Hund "Sailor" vorbei, um uns zu begrüssen. Endlich sind wir wieder fit genug, um ein Meerbad zu nehmen. Ich backe eine Pizza zum Abendessen.

   
Freitag, der dreizehnte   Gegen Wind und Wellen, Roatan   Baden erfrischt, Port Royal


Auch hier bläst der Wind nachts wie ein Verrückter.... Martin liest und kickt den Wassermacher an. Ich lese, mache ein Paar Ohrringe und regle ein paar administrative Dinge. Abends wollten wir im Mango Creek Resort essen, doch als wir am Land sind, klärt uns Terry auf, dass sie den amerikanischen Konsul zu Gast haben und seine beiden Leibwächter das Restaurant während der Mahlzeit leer haben wollen. So spazieren wir über das äusserst gepflegte Grundstück, nehmen einen Drink mit Terry, seiner Frau Trish, Cindy und John von der SY Tashmoo. Der Konsul stösst zu uns, als er vom Fischen zurück kommt. Wir unterhalten uns mit ihm, bis das Essen serviert wird, dann machen wir vier unseren Abgang.

   
Port Royal, Mango Creek Resort, Roatan    

Auch in der Nacht auf Sonntag windet und windet es. Martin befürchtet, dass unser Impeller sich wieder mal verabschiedet hat. Leider bestätigt die Kontrolle seinen Verdacht: von sechs Flügeln sind nur noch zwei vorhanden. So ein Sch... Wir diskutieren alle Möglichkeiten durch und entschliessen uns schweren Herzens, nach La Ceiba zurück zu kehren, um diesem Problem auf den Grund zu gehen. Wir haben wenig Lust, in Vivarillos mitten in den Riffen einen Motor zu haben, der unvorhergesehenerweise aussteigt. Wir gehen an Land und essen mit Terry, Trish, deren Sohn Jeremy, Cindy und John zu Abend. Es gibt ganz leckeren Fisch, Reis mit Bohnen, eine feine Sauce und gegrillte Peperoni. Zum Dessert eine Bananencrème. Mmmhh. Terry gibt uns Tipps für die Vivarillos und für die Südsee. Er und Trish sind in sechs Jahren um die Welt gesegelt, allerdings in einem Schiff, dass fast doppelt so lang war wie Suleika: einundsechzig Fuss. Cindy und John geben uns den Namen und die Telefonnummer von einem guten Mechaniker in La Ceiba. Den werden wir auf jeden Fall berücksichtigen.

   
Wir spazieren durch   die Gartenanlage, Mango Creek Resort  

Am Montag klettern wir zeitig aus den Federn, nehmen ein erfrischendes Morgenbad im Meer. Per Dingi an Land, den Internetanschluss von Mango Creek Resort nützen, noch eine neue Runde im wunderschönen Park drehen, wo wir eine knallrote Libelle beobachten. Zurück auf Suleika, das Dingi aus dem Wasser ziehen, Martin schrubbt es ab, hängt es zum Trocknen ans Grossfall. Danach legen wir es zusammen und verstauen es in der Gästekoje.

Um fünf Uhr nimmt uns der Wecker auf. Anderthalb Stunden später sind wir startbereit. Diesmal steure ich Suleika durch die Lücke im Riff, doch ist es mir eine Beruhigung, dass Martin daneben steht. Als wir das Riff hinter uns haben, setzen wir Segel und geniessen einen traumhaften Kurs. Wie herrlich ist es, mit Wind und Wellen zu segeln. Trotzdem sind wir etwas traurig im Herzen, da wir es vorziehen, zu neuen Ufern aufzubrechen, nicht zu bekannten. Um halb elf gesellt sich eine Gruppe von einem guten halben Dutzend Delfine zu uns und spielt mit Suleikas Bug. Es ist lange her, seit wir diesen faszinierenden Geschöpfen zum letzten Mal begegnet sind. Wir nehmen sie als gutes Omen für unser Unterfangen. Wir treffen um halb fünf in La Ceiba ein. Tagesbilanz: fünfzig Minuten motoren, acht Stunden und fünfundfünfzig Minuten Segeln. So hätten wir es gern für die Zukunft ;–). Als wir im Shipyard festgemacht haben, rufe ich den Mechaniker an und hinterlasse eine Nachricht auf seiner Combox. Siehe da, eine halbe Stunde später ruft er zurück, er wird noch heute Abend kommen. Zwar etwas verspätet, trotzdem bin ich begeistert. Er analysiert unser Problem während zwei Stunden und kommt zum Schluss, dass wir eine neue Salzwasserpumpe benötigen. Er wird versuchen, eine aufzutreiben. Ziemlich erledigt geniessen wir ein Bier, essen eine spanische Tortilla und legen uns aufs Ohr.

   
Delfine besuchen uns auf dem Weg nach La Ceiba   Schöne Maid, La Ceiba  

Eine so ruhige Nacht hatten wir schon lange nicht mehr. Kein Windchen! Ich löse MarNel die Leine, sie brechen heute auf Richtung Belize. Nachdem ich die Mails, welche gestern nicht raus konnten, weil keine Funkverbindung zu Stande kam, raus geschickt habe, gehe ich aufs Büro und bezahle für eine Woche. Wir lernen Massimo, einen Italiener und seine kubanische Frau kennen. Die beiden wohnen seit einem Jahr hier in der Marina auf ihrem Schiff. Dann setze ich mich hinter das Bericht schreiben.

   
Kaputter Impeller – Grund für unsere Rückkehr ans honduranische Festland