Logbuch
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Logbericht Nr. 96 Guatemala
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Freitag, 16. – Samstag 31. Januar 2009

Am Freitagmorgen regnet es, so dass ich unsere Wäsche in die Wäscherei bringe, denn dort haben sie einen Tumbler. Ansonsten wird die Ware nicht trocken. Wir warten vergeblich auf Diana, die Computerfachfrau. Sie hat uns eine Voicemail auf dem Natel hinter lassen, doch können wir die nicht abhören, da unser Saldo auf Null ist.... Wir leihen uns das Natel von Bill aus und rufen sie an. Diana hat Stellen, die an ihrem Schiff lecken, und muss dies erst in Ordnung bringen, bevor sie zu uns kommt. Wir verschieben das Treffen auf Samstag. Wir fahren per Dingi nach La Fronteras und kümmern uns um einen Ersatz für den kaputten Luftfilter. Es könnte sein, dass der Ersatzfilter am kommenden Mittwoch oder Donnerstag eintrifft, so die Antwort des Volvovertreters. Wir essen eine Pizza in der Stadt und fahren zurück. Komme gerade noch rechtzeitig zur Yogastunde. Gut!!!

   
Tägliche Besucher, Marina El Tortugal   Blick flussabwärts, Rio Dulce  

Auch am Samstag regnet es. Wir sind froh, dass Diana trotzdem kommt. Sie trifft mit ihrer Lancha durchfroren und nass bis auf die Knochen bei uns ein. Ich habe zum Glück heissen Tee bereit und leihe ihr meinen warmen Pullover. Im Handumdrehen löst sie die anstehenden Computerprobleme. Eine wahre Freude, ihr zuzuhören. Denn ich sitze im Cockpit und schmückle, während dem Martin Diana genau auf die Finger schaut, damit er das Problem das nächste Mal selber lösen kann. Da es regnet, fahren wir mit der Lancha ins Dorf. Kümmern uns um eine neue SIM–Karte, posten Gemüse, essen was Kleines und fahren mit der Frühnachmittagslancha zurück. Auch heute geniesse ich eine der Gratisyogastunden bei Nikki. Ein wahres Vergnügen! Martin arbeitet am Computer.

   
Hier macht Duschen Spass, Marina El Tortugal    

Wir verbringen den ganzen Sonntag auf dem Schiff. Ich komme ans Ende mit dem Dreierverbundarmband und mit vereinten Kräften schliessen wir es zusammen. Jedes Mal wieder eine Herausforderung! Doch nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen gelingt es. Zum Znacht koche ich eine Rösti. Da ich gleichzeitig den Brotteig mache resp. die Rösti mich von hinten überholt, ist der Teig für das Brot zu wenig geknetet und geht nicht gescheit auf. Schade.

Die Sonne lacht vom Himmel. Wir hören am Netz, dass Katherine und Len heute die Marina El Tortugal verlassen werden und Richtung Belize aufbrechen. Wir gehen uns von den beiden verabschieden mit der Hoffnung, sie irgendwann, irgendwo auf unserer Reise erneut zu treffen. Per Dingi ins Städtchen. Die Ersatzteile sollten kommen. Zurück auf Suleika und nach dem Mittagessen machen wir uns an den grossen Hausputz. Suleika ist in den Monaten hier ziemlich vermoost und verschlammt. Wir schrubben sie mal bis in die Hälfte und befreien sie von ihren Grünschleiern. Wie schön sie ist! Am Nachmittag nehme ich an einer weiteren Yogastunde teil. Auf dem Heimweg vom Yoga, das wir auf dem Holzdeck des Baumhauses geniessen, sehen wir einen wunderschönen roten Vogel. Da das Wetter so herrlich ist, packe ich die Kamera und spaziere über das Gelände von der Marina und schiesse ein paar Fotos von der Umgebung. Abends gehen wir ins Freiluftkino und sehen uns den Film "Emerald Forest" an. Ein etwas amerikanischer Streifen, aber doch so gemacht, dass wir wieder mal gründlich darüber nachdenken, dass wir alle etwas dazu beitragen sollten, dass die Regenwälder nicht weiter abgeholzt werden.

   
Meditation im Grünen, Marina El Tortugal   Einladende Terrasse, Marina El Tortugal   Urwaldgewächs, Marina El Tortugal


Am Dienstag tuckern wir nach einem gemütlichen Morgenessen per Dingi nach La Fronteras um Jonny zu treffen. Offenbar der wichtigste Mann der lokalen Volvovertretung. Leider ist er einmal mehr nicht anwesend. Zurück auf Suleika hole ich Nikki, meine Yogalehrerin, auf unser Schiff. Sie kommt mit ihren Töchtern Evi und India. Ich schenke ihr ein paar Ohrringe als Dank für die wunderbare Einführung ins Yoga. Lasse sie selber auswählen, da ich sie zu wenig gut kenne, um das an ihrer Stelle zu tun. Sie und ihre Töchter sind begeistert von meinen Ohrringen. Am Nachmittag trägt sie die blauen Turmalinohrringe zum Unterrichten. Sie stehen ihr ausgesprochen gut ;–). Sie kündet an, dass es jetzt eine zweiwöchige Pause gibt, da sie mit Mann und Töchtern nach Antigua und zum Lago Atitlán reist. Da löst sich Maggie aus der Klasse ab und teilt uns mit, dass sie auch ausgebildete Yogalehrerin ist und künftig das Erteilen der Lektionen übernimmt, bis Nikki wieder da ist. Genial. Als ich abends am Nachtessen kochen bin, schaut Nikki nochmals vorbei und postet zwei Paar Ohrringe. Ein Paar für ihre Freundin und ein anderes Paar für sich selber. Sooo lässig. Gibt mir einen totalen Motivationsschub, so dass ich nach dem Nachtessen gleich noch drei Paar Ohrringe mache.

   
Ohrringe bereit für ein eigenes Leben    

Morgens mailen, Jonny anrufen und herausfinden, dass er erst heute unser Ersatzrückschlagventil bestellen wird. Es ist zum Verzweifeln.... Es wird sieben Arbeitstage dauern, bis das Ersatzteilkit hier sein wird. Heute schrubben wir die zweite Hälfte von Suleika und sie sieht richtig schön aus, als wir fertig sind. Ich besuche die von Maggie erteilte Yogastunde. Sie hat einen anderen Stil als Nikki, aber auch super gute Übungen und auch hin und wieder eine eher unangenehme.... Abends ruft uns Matthias an, wie es uns und den Ersatzteilen so gehe.... Mässig, würde ich sagen. Er und Fanny reisen am Donnerstag nach New York, Lisseth ist schon heute geflogen. Wir werden Fanny die Daumen drücken, dass sie den gewünschten Sommerkurs an der Balletschule in New York besuchen kann und die entsprechende Aufnahmeprüfung besteht.

Handwäsche, Schmückeln und Ohrringe machen. Wir fahren per Dingi zum Einkaufen, essen Pollo y Papas an der Strassenecke mitten im Dorf und betrachten das muntere Treiben um uns herum. Rechtzeitig für die Yogastunde kehren wir heim. Martin ist am Cömpi. Ich fülle unsere Wassertanks, als ich aus der Yogastunde wieder daheim bin. Danach schmückle ich weiter.

   
Reihertag, Marina El Tortugal    

Am Freitag stehe ich auf und würde gerne mit Jefe spazieren gehen. Doch ist weit und breit kein Jefe zu finden. Dann halt nicht. Bei herrlichem Sonnenschein lüfte ich unser Duvet. Wir prüfen die Umlenkrollen unserer Steuerung und stellen zufrieden fest, dass beide noch bestens funktionieren. Zufällig lernen wir Jonny heute persönlich kennen, da er auf einen Nachbarschiff zu tun hat. Das ist sehr gut. Er teilt uns mit, dass das heiss ersehnte Rückschlagventil für unsere Bilgenpumpe bald kommen sollte. Dafür ist nichts mit dem Schaumstoff für unseren Luftfilter. In der Vertretung in Miami haben sie das entsprechende Teil nicht. Sie müssten es in Kalifornien bestellen, aber dort wird eine Bestellung nur ausgeführt, wenn sie den Betrag von US–$ 500.– übersteigt. Na super. Jonny erklärt uns, dass es der Fuss eines Damenstrumpfes auch tut. So opfere ich eines meiner beiden Paar Strumpfhosen. Ich schmückle, während dem Martin den Anker inspiziert, einen Kabelbinder montiert, sich überlegt, wie wir die Kette legen könne bei Gegenwind, damit wir das Loch verstopfen können und nicht zuviel Wasser ins Schiff eindringt. Dann kümmert er sich um den Wetterfaxfahrplan, während dem ich die Shrimps zubereite fürs Abendessen.

Wir sind gerade am vierhändigen Löten im Cockpit, als Janet reinschaut und sagt, sie würde sich gerne nochmals meine Ohrringe anschauen, da sie ein neues Paar brauche. Aber gern. Wir machen unsere Arbeit fertig, essen einen Salat zu Mittag und dann hole ich Janet rüber. Da sie sich nicht entscheiden kann, postet sie zwei Paare. Judihui! Zum Abendessen brutzle ich wieder mal Pouletschenkel im Backofen. Gibt immer eine Sauerei da drin, aber schmeckt einfach traumhaft gut.

Am Sonntag basteln wir uns aus der Damenstrumpfhose unseren Luftfilter Marke Eigenbau. Ich schneide einen Fuss ab und nähe einen schönen Rand. Martin zieht ihn über die entrostete und grundierte Feder. Sieht ganz annehmbar aus. Er montiert das Ganze auf dem Motor, lässt letzteren zwei Stunden laufen und es scheint so weit alles in Butter zu sein. Gut. Da die Nähmaschine schon Einsatz bereit ist, nähe ich auch gleich noch einen Luftschlitz für unseren Dingimotor. Wir mussten nämlich feststellen, dass der Motor, seit er eine Hülle hat, hustet. Als Martin der Sache auf den Grund geht, findet er heraus, dass wir den Luftschlitz unberücksichtigt gelassen haben. Das holen wir jetzt nach. Am Nachmittag schellt das Telefon und wir rechnen mit einem Anruf von Jonny oder SY Yvonne. Weit gefehlt! Jodi ist am Telefon und skypt uns von Miami aus an. So toll. Es geht ihr gut und sie freut sich, bald wieder nach Panama zu reisen.

   
Luftfilter, zerfallen in der Hurrikanpause   Hausgemachter Luftfilter   aus Damenstrumpfhose


Heute Montag ist Chinesisches Neujahr. Die Sonne lacht vom Himmel und ich gehe mit Jefe spazieren. Nach dem Morgenessen fahren wir per Dingi zu Marmarine. Leider haben sie die von uns gesuchte Leine nicht. Wir schauen bei SY Yvonne vorbei. Den beiden geht es gut. Sie hatten eine schöne Inlandreise mit ihren Familienangehörigen. Bei Chickie’s finden wir die gesuchte Leine. Wir kaufen Lebensmittel ein und kehren auf Suleika zurück. Martin kriegt mit, dass unsere Schiffsnachbarn ins Dorf fahren, um das Natel zu laden, da es heute dreifachen Saldo gibt. Cindy und Ralph sind so nett, unser Natel auch mit zu nehmen und laden es auf. Super. Während dem ich im Yoga bin, putzt Martin die Bilgenpumpe und die Anoden. Ich schmückle noch ein bisschen und koche dann eine Rösti mit Leber. Wir sehen uns den DVD "We shall dance" an. Schöööön.

Am Dienstag bin ich zu faul, um mit Jefe spazieren zu gehen. Ich mache das Königskettenarmband fertig. Dann weiche ich die Genuaschoten im Seifenwasser ein und schrubbe sie anschliessend kräftig, um sie von Grün, Grau und Schwarz sowie Mief zu befreien. Das gelingt ziemlich gut. Wir richten für Martin unten an der Ranchita einen Arbeitsplatz ein, wo er auf dem Suleikaschraubstock die Anoden mit der Feile von der Oxidation befreit. Er arbeitet den ganzen Nachmittag sehr konzentriert. Als ich die Genuaschoten in der Sonne zum Trocknen ausbreiten kann, kehre ich zum Schmücklen zurück und mache ein weiteres Paar Ohrringe fertig. Am späten Nachmittag lädt uns Trudy spontan zum Abendessen ein. Sie kocht uns feine Nudeln, dazu Linsen mit Speck und Karotten sowie einen gemischten Salat. Soo fein. Wir verbringen einen gemütlichen Abend auf der Leonore of Sark mit Trudy und Bill. Zum Dessert gibt es einen feinen hiesigen Kuchen. Als wir das Schiff verlassen, hat Bill die von uns mitgebrachte Flasche Rotwein aufs Dock raus gestellt. Also nehmen wir sie wieder nach Hause.

   
Verhocktes Meersalz   Speziell eingerichteter   Arbeitsplatz


Trudy begleitet Jefe und mich auf den Morgenspaziergang. Der Himmel ist etwas bewölkt, aber ohne Regen. Nach dem Morgenessen schrubbe ich die Fockschoten, während dem Martin die Anoden wieder an Suleika fest schraubt. Es war unglaublich zu sehen, wie viel Salz in den Schrauben fest sass. Nachmittags geniesse ich wieder eine Yogalektion. Maggi hat sich entschlossen, jeden zweiten Tag zu unterrichten. Heute habe ich Yogalektion mit Jefe. Erst sitzt er hinter mir auf der Yogamatte und beschnüffelt meinen Rücken und bei der Übung "Der Hund schaut nach unten" knabbert Jefe zuerst an meiner Silbermuschel, die an meiner Halskette hängt und anschliessend versucht er, mir das Gesicht zu lecken. Nicht so praktisch. Bill schaut bei Martin rein um zu erfahren, wie wir die Wetterberichte bestellen über das Internet resp. über den Amateurfunk. Ich halte einen kleinen Schwatz mit Trudi, als ich unsere Schweinskoteletten bei ihr abhole. Hatte gestern bereits Fleisch gekauft, als sie uns zum Essen einlud. Liebenswürdigerweise hat sich Trudy dann anerboten, unser Fleisch bis am andern Tag zu kühlen. Martin brutzelt uns die Koteletts in der Bratpfanne, ich koche Christopheen dazu und wir essen bei herrlichem Sternenhimmel im Cockpit draussen. Abends schauen wir uns den DVD "The sixth sense" an, sind aber nicht begeistert davon.

   
Am Schoten schrubben    

Heute bin ich allein mit Jefe unterwegs, was ihm wohl die Jagdhundgeschichte ins Gedächtnis zurück bringt. Auf halbem Weg zum Tor kehrt er um und rast heim. Tja, dann eben nicht. Bei strahlendem Sonnenschein hänge ich die Handwäsche zum Trocknen auf, als Penny und Mike mit dem Dingi ankommen. Ich zeige ihnen zuerst das Marinagelände und anschliessend meinen Schmuck. Penny entscheidet sich für die türkisfarbenen Papageien, die auch Mike sehr gefallen. Die beiden fahren kurz vor uns ins Dorf. Wir gehen alle einkaufen und Geld holen auf der Bank. Abends holt uns die Lancha der Casa Perico ab und wir essen ein feines Cordon bleu von André. Einmal mehr echt lecker. Besonders schön ist es in der Casa Perico immer dann, wenn wir weder auf der Hin– noch auf der Heimfahrt verregnet werden!

   
Angeregte Unterhaltung beim Cordon bleu   Gut gegessen   Mike und Penny


Am Freitagmorgen fixiert Martin die Türstütze in der Reling auf der Steuerbordseite. Ich sortiere Schmuckfotos auf dem Computer und stelle fest, dass ich das Paar "Azul" vergessen habe zu fotografieren. Muss es mir kurz von Janet borgen, um das nach zu holen. Zu zweit ziehen und stossen wir am Schlauch unserer Bilgenpumpe, um zu sehen, ob wir die Bilgenpumpe frei kriegen, damit dann die etwaig eintreffenden Ventile auch montiert werden können. Als ich Jonny telefonisch zu erreichen versuche, nimmt zuerst eine fremde Person ab und anschliessend kommt die Combox. Ich hinterlasse eine Nachricht, dass ich gerne wüsste, wo sich unser Ersatzteilkit befindet.... Nachmittags erreiche ich Jonny. Unser Ersatzteilkit ist bereits in Guatemala Stadt und sollte morgen bei uns in Rio Dulce einreffen. Judihui! Nachmittags geniesse ich eine Yogalektion bei Maggie. Leider regnet es, so dass wir nicht das herrliche Holzdeck benützen können, sondern auf dem Betonboden, geschützt unter dem Hausdach, unsere Übungen absolvieren. Abends gehe ich zu Trudy auf Leonore of Sark, um ihr zu zeigen, wie man Bretzel bäckt. Wir haben einen lustigen Backanlass. Als die Bretzel im Ofen sind, hole ich Martin. Wie wir auf Leonore of Sark zurück kehren, hat Trudy wunderschön den Tisch gedeckt, scharfen Käse und Leberwurst (!!!) aufgetischt und wir geniessen das feine Abendessen mit Trudy und Bill von Herzen.

   
Trudy und Ariane beim Bretzel backen   Schöne Bretzel   Bill und Trudy auf Leonore of Sark


Der Himmel öffnet seine Schleusen und begrüsst den Samstagmorgen grau und nass. Während Martin alle Geräte mit Batterien überprüft, nähe ich eine neue Leine in den Sack, in dem wir das Dingi verstauen, so dass dieser wieder einsatzbereit ist. Wir prüfen den Wasserdeckel im Motor. Wie Martin gesagt hat, sitzt er schief, aber vermutlich war das schon immer so, nur hatten wir es nicht bemerkt. Ich rufe Jonny an: er wird uns um siebzehn Uhr mitteilen, ob unser Ersatzteilkit hier im Rio Dulce ist oder nicht.... Wir bereiten die Fotos für den Logbericht auf, als Coletta und Erwin von SY Fuga per Dingi vorbei kommen. Ganz toll, dass wir die beiden noch treffen. Sie konnten die Finanzierung organisieren und kaufen hier ein grösseres Schiff. Fuga misst nur 27 Fuss, ist also glatt noch einen Meter achzig kürzer als Suleika und wirklich winzig, um zu zweit darauf zu leben. Wir gönnen den beiden ihr Glück von Herzen. Um zehn nach Fünf hat Jonny noch nicht angerufen.... Ich erreiche ihn per Telefon, das Teil ist hier. Wir vereinbaren, dass wir es am Sonntagmorgen um neun Uhr im Volvogeschäft in La Fronteras abholen: auf dass es das richtige Ersatzteilkit sei!!!