Logbuch
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Guatemala
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Freitag, 2. – Donnerstag, 15. Januar 2009


Katherine und ich machen gemeinsam mit Jefe unseren Morgenspaziergang. Später räumen Martin und ich das Schiff auf, da Katherine sich angemeldet hat für den Nachmittag, um sich meinen Schmuck anzusehen. Sie kommt vorbei, schaut sich erst Suleika an und ist dann aber sehr neugierig, den Schmuck zu betrachten. Kurz entschlossen wählt sie ein paar Stücke aus, was mich total aufstellt. Das ist ein vielversprechender Beginn im neuen Jahr. Martin revidiert die Winsch, die geklemmt hat. Meersalz hat sich unter dem Lager der kleinen Zahnräder angesammelt. Wir grübeln es raus und das Teil funktioniert wieder wie ein neues.

   
Katherine von Destiny in Des–tiny    

Am Samstag machen wir unseren Morgenlauf bei herrlichstem Sonnenschein. Ein solcher Tagesbeginn erfüllt einem mit neuer Energie. Ich ziehe beim Mückennetz für unsere Luke über dem Bett einen neuen Gummi ein, da wir das Netz beinahe eingebüsst hätten beim letzten Luftzug. Offensichtlich war der Gummi nicht UV–beständig... Danach sichere ich Martin auf den Mast – Mast besteigen ist und bleibt eine seiner liebsten Beschäftigungen auf dem Schiff – wo er zwei neue LED–Birnen einsetzt. Auf Katherines Wunsch verlängere ich die endlose Königskette mit der Koralle dran. Voll motiviert beginne ich ein neues Armband. Martin pumpt unser Dingi auf und wir fahren in die Stadt zum Einkaufen. Wir finden – zum ersten Mal, seit wir hier sind – winzige Mandarinen, die so viel Aroma enthalten wie daheim die normal grossen. Traumhafte Früchte. Dazu kaufe ich ein uns unbekanntes Gemüse: Pacaya. Es sieht aus wie spriessender Bambus. Der Verkäufer erklärt mir, dass ich es aufschneiden muss, das Innere heraus nehmen und klein schneiden und gemeinsam mit anderen Gemüsen kochen soll.

   
MiM (Martin im Mast)   Minimandarinen (Vgl. Zahnstocher)  

Auch der Sonntag beginnt mit einem Morgenspaziergang mit Katherine und Jefe. Nach dem Morgenessen füllen wir unsere Wassertanks unter dem Bett. Dann machen wir uns daran, ein Muster für einen UV–Schutz für unseren Aussenborder zu erstellen. Martin arbeitet wie immer sehr präzis und ich zerraufe mir die Haare, wie ich das dann so genau schneidern soll. Doch für das erste Exemplar klappt es gar nicht schlecht. Einzig die Öffnung für den Benzintankdeckel ist etwas zu klein geraten, so dass wir den Deckel abschrauben müssen, um die Hülle über zu ziehen. Doch es sieht ganz passabel aus. Jetzt müssen wir uns erst an das neue Aussehen unseres Dingimotors gewöhnen :).

   
Taufrische Dingimotorhülle    

Montagmorgen gehen Jefe und ich allein spazieren. Als wir heim kommen, hat Martin mit dem Ausfüllen der Formulare für die AHV begonnen. Wir müssen allerhand Informationen zusammen suchen. Ich nähe einen Kissenbezug. Nach dem Mittagessen backe ich ein Müesli, mache meine ersten Brezeln, seit Barbara mir gezeigt hat, wie das geht, und dann noch eine Handwäsche. Die Brezeln konnte ich in Angriff nehmen dank Penny von No Name, die mir Baking Soda, was offensichtlich dem benötigten Natron entspricht, geschenkt hat. Daher kriegen sie und ihr Mann Pad je eine Brezel zum Probieren. Sie sind sehr begeistert davon, genau so wie wir auch. Heute Abend probieren wir das Pacaya–Gemüse. Das Innere sieht aus wie einer dieser kleinen Schirme, die wir auf Coupes finden in der Schweiz. Ganz weich im Fruchtfleisch und von zartem Grün. Interessant. Es hat einen bitteren, uns fremden, Geschmack. Doch durchaus fein.

   
Pacaya von aussen   von innen   und im Gemüse


Auch am Dreikönigstag gehen Katherine, Jefe und ich spazieren. Anschliessend fahren Martin und ich mit dem Dingi in die Stadt. Wir treffen Penny von Yvonne. Sie und Mike sind auch wieder auf dem Fluss. Es ist immer schön, alte Freunde wieder zu treffen. Martin und ich essen in einem Comedor Hühnchen mit Reis. Sehr fein. Auch haben wir einen herrlichen Ausblick auf das Treiben in der Strasse draussen, was wir geniessen. Wir posten noch eine Hose für mich, da diejenige von der Isla Margerita dem Zahn der Zeit zusehends zum Opfer fällt. Zurück auf dem Schiff striegelt Martin das Cockpit, während dem ich Häppchen vorbereite. Heute Abend haben wir Katherine und Len zu einem Apéro dinatoire eingeladen. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zu viert.

Trudi und Bill von der Leonore of Sark kommen heute auch mit auf den Morgenspaziergang. Jefe ist total aufgestellt, dass so viele Menschen mit ihm spazieren gehen. Zurück auf Suleika verschicken wir einige Mails, um an die fehlenden Informationen für die AHV–Formulare zu kommen. Hier nochmals ganz herzlichen Dank an alle, die uns dabei unterstützt haben. Was würden wir auch ohne Euch daheim machen??? Wir holen per Dingi Penny und Mike bei der Brücke ab und fahren zu viert zu Rosita zum Mittagessen. Ein schönes Beizli am Fluss, das nur auf dem Wasserweg zu erreichen ist. Wir wählen einen Tisch am Wasser, wo uns eine sanfte Brise streichelt und geniessen ein feines Essen bei herrlicher Aussicht. Am Nachmittag kümmert sich Martin ums Wetter mit dem Funk und ich schmückle im Cockpit.

   
Schildkröte    

Nach dem Morgenspaziergang fällt mir einer unserer Teller runter und zerspringt in tausend Stücke ;–(. Das stellt mich nicht so auf. Allerdings ist es seit dreieinhalb Jahren der erste Teller, den wir einbüssen. Also dürfen wir nicht klagen. Martin erklärt Katherine und Len ihr Funkgerät, welches sie mit dem Boot gekauft, aber noch selten bis gar nie gebraucht haben. Ich erstelle eine Liste der Sender, die Martin einstellt. Len kauft uns unsere Kubakarten ab, da die beiden planen, im nächsten Jahr Kuba zu besuchen. Während Martin sich weiterhin mit den AHV–Formularen auseinandersetzt, backe ich ein Müesli. Ich habe in der Stadt alle fehlenden Zutaten gefunden. Genial. Martin stellt fest, dass unsere beiden Gasflaschen leer sind... Wir hatten beide total vergessen, dass wir am Tag vor unserer Abreise noch die Gasflasche ausgetauscht hatten. So bringen wir beide schnellstens zu Chickies zum Füllen und werden in den nächsten paar Tagen aufs Kochen verzichten müssen. Schlecht organisiert.

Am Freitag ziehen wir mit der sechs Uhr dreissig Lancha los und dann per Bus in die Hauptstadt. Es hat sehr viel Verkehr und wir brauchen entsprechend lange. Dann per Taxi zu Lisseth, Matthias und Fanny nach Hause. Als wir eintreffen, setzen sie sich gerade zu Tisch und haben auch schon für uns gedeckt. Was für ein liebevoller Empfang. Vielen Dank. Nach dem Essen fährt uns Matthias zu jensten Läden und wir finden alle die Dinge, die wir in der Hauptstadt besorgen wollten. Sogar die richtigen Campinggaspatronen für meine Lötmaschine. Wow! Ich bin überglücklich. Luki, Lisseth’s Schwester, kommt zum Abendessen und wir alle geniessen die feinen Ravioli, die Lisseth gekocht hat.

   
Airconditioning läuft    

Fanny und eine andere Schülerin von Lisseth, Alessandra, möchten gerne einen Sommerkurs an einer Ballettschule in New York besuchen. Die Aufnahmeprüfung wird in vierzehn Tagen in New York durch geführt. Martin und ich haben das grosse Glück, dass wir eine Trainingsstunde der beiden jungen Frauen miterleben dürfen.

   
Fanny und Alessandra   am   Trainieren


Lisseth ist eine phantastische Lehrerin und die beiden Frauen geben ihr Bestes und kommen recht ins Schwitzen dabei. Es ist eindrücklich zu erleben, welche Energien in dieser Stunde frei gesetzt werden. Wahnsinn.

   
Lisseth   La Maestra  

Nach der Ballettstunde fährt Matthias mit uns in die Stadt auf der Suche nach all den Lebensmitteln, die wir auf der Liste haben. Wir können erfolgreich alle Punkte abstreichen. Nach einem feinen Hühnchen mit Kartoffeln, Gemüse und Salat fahren wir erneut in die Stadt zum Kunsthandwerkmarkt. Ich möchte noch mehr Keramikfrauen kaufen, werde fündig und poste auch noch Keramikvögel. Auf dem Heimweg hält Matthias bei der Kirche der Dominikaner an. Ein wunderschönes Gebäude. Die Seitenkapelle in Gold und Tiefblau mit einer Jesusgestalt in einem Sarg und einem künstlichen Blumenmeer ist besonders eindrücklich. Doch auch die Statue auf dem Vorplatz der Kirche, wo ein Dominikanermönch mit in die Ferne gerichtetem Blick einen Indígeno zu seinem Glauben bekehrt, gibt uns zu denken. Der Mönch in aufrechter Haltung, der Indígeno kniet vor ihm mit einer Hand auf der Bibel.... Abends gehen wir zu fünft auswärts essen. So lernen Martin und ich die Zona Viva kennen. Da tummeln sich ein Haufen Leute. Wir essen in der Circus Bar. Sei es der Fisch, sei es das Fleisch, sie haben wunderbar gekocht und es mundet uns ausgezeichnet. Als wir zahlen wollen, fällt der Strom aus. Der Kellner muss uns von Hand einen Beleg erstellen, da die Kopie für den Kunden dem Stromausfall zum Opfer gefallen ist. Wir kehren heim und sinken alle müde vom Tag ins Bett. Wir geniessen das Riesenbett, das uns bei Lisseth und Matthias zur Verfügung steht. So viel Platz zum Schlafen haben wir auf dem Schiff nicht einmal, wenn nur einer in der Koje liegt und der andere Wache schiebt.

   
Vulkan Agua von Guate–Stadt aus    

Am Sonntagmorgen gibt es ein echt guatemaltekisches Frühstück mit Rühreiern mit Tomaten, Bohnenmus und Sahne. Als absoluter Hammer tischt Matthias auch noch einen gefüllten Lebkuchen aus Einsiedeln auf. Wer hätte das gedacht, dass wir in Guate Stadt eine Schweizer Spezialität geniessen werden! Matthias und Fanny bringen uns zur Busstation und wir verabschieden uns schweren Herzens von ihnen. Es war eine super Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Die Heimreise verläuft gut. Es regnet hin und wieder mal, nie wirklich heftig, zum Glück. Per Lancha zur Marina El Tortugal und dann auf Suleika. Wir sind zu müde, unsere proppenvollen Rucksäcke gleich zu entleeren. Wir knabbern ein paar Chips, essen die beiden letzten Avocados und gehen dann schlafen.

   
Die sind neu hier    

Am Montag bin ich allein mit Jefe unterwegs. Was ihn leider veranlasst, noch vor dem Tor umzukehren und heim zu rasen. Vermutlich sind ihm wieder die Jagdhunde in den Sinn gekommen. Wir fahren in die Stadt, posten, essen was Kleines und kommen zurück aufs Schiff, um Bestandesaufnahme der vorhandenen Nahrungsmittel zu machen mit Erstellen einer entsprechenden Liste. Leider müssen wir feststellen, dass es uns eine Ananasbüchse verknallt und die Umgebung unter der Schweinerei gelitten hat. Martin nimmt sich dem an, während ich Mails beantworte. Als Martin routinehalber unsere Handbilgenpumpe kontrolliert, stellt er fest, dass das Gummirückschlagventil zerbröselt ist....

   
Vergorene Ananas    

Wir machen uns am Dienstagmorgen als erstes auf die Suche nach einem Ersatzventil für die Handbilgenpumpe. Bei MAR–Marine geben sie uns Bescheid, dass man das in der Hauptstadt finden könnte. Welchen Ärger, dass wir das nicht früher geprüft haben. Jetzt würde das Organisieren zehn Tage dauern und die wollen wir nicht einsetzen. Wir möchten echt am kommenden Sonntag lossegeln. Wir schauen kurz bei Penny und Mike rein, die an einem Dock der Nana Juana Marina liegen. Martin und ich essen noch einmal bei Rosita zu Mittag, da wir nach wie vor kein Gas haben, um selber zu kochen. In einem gewissen Mass geniessen wir das auswärts essen auch ;–). Nach dem Essen gehen wir mit der grossen Liste bewaffnet in den Supermarkt und zu Bruno’s. So können wir bereits einiges abstreichen. Als wir bei Suleika ankommen, stellen wir fest, dass unsere Nachbarn auf der anderen Seite des Stegs eingetroffen sind. Trish und Hank von Aventura machen einen sympathischen Eindruck. Abends schauen wir in der guten Stube das DVD "Michael" mit John Travolta in der Hauptrolle. Was haben wir gelacht! Ein empfehlenswerter Film.

   
Bunkern    

Der morgendliche Regen verhindert am Mittwoch den üblichen Spaziergang mit Jefe. Nach dem Morgenessen fahren wir per Dingi ins Dorf und gehen zuerst zur Post: Zwei Wunder auf einmal. Erstens ist die Poststelle geöffnet und zweitens wartet der Brief von Annette bereits auf uns. Das ist ein Aufsteller ohne gleichen. Wir holen das bei Tom bestellte Mehl ab. Es hat fast Platz in dem eigens dafür gekauften Behältnis. Den Rest füllen wir in eine leere Fünfliterpetflasche. Per Dingi zu Chickie’s, wo wir unsere beiden gefüllten Gasflaschen abholen und Kerosin für die Petrollampe kaufen, in Ermangelung von Petrol. Soll es hier in Guatemala nicht geben resp. nur in der Hauptstadt ….. Nachmittags arbeitet Martin am Computer, ich räume auf. Abends gehen wir gemeinsam mit Penny und Mike in die Casa Perico zum Pizzabuffet. Wir haben Wetterglück, werden nur auf dem Hinweg ein wenig nass, auf dem Heimweg ist es trocken.

   
Klein, aber oho    

Kann am Morgen Jefe’s Halsband nicht finden. So spazieren wir beide nur bis zum Tor des Marinageländes und wieder zurück. Martin nimmt die Elektronik unseres Motors auseinander, da die Motorenstunden nicht angezeigt werden, während dem ich den Logbericht schreibe.