Logbuch
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Kuba – Los Jardines de la Reina, Cienfuegos, Trinidad, Havanna und Viñales
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Pfingstsonntag, 11. bis Dienstag 27. Mai 2008

Abends kommen drei Fischer vorbei und bringen uns fünf Langustenschwänze sowie einen riesigen Red Snapper. Zum Dank laden wir die drei, Orlando und seine Kollegen, auf einen Drink ein. Im Nu verschwindet eine ganze Flasche Rum. Martin kocht den Fisch und die drei essen eine schöne Portion Fisch und Reis mit uns. Vorher hat ihr Kapitän noch einen Kollegen vorbei geschickt um zu prüfen, ob ihr Boot schlapp gemacht hat. Da dies nicht der Fall ist, zieht der vierte Fischer wieder ab, um den Kapitän auf dem laufenden zu halten. Wir schenken ihnen Illustrierte, Zigaretten, Rum und ein Feuerzeug. Zufrieden tuckern sie davon.

Am nächsten Morgen bringen uns die Fischer dreissig Liter Trinkwasser und einen Kübel voller Eis, damit wir unser Bier kühlen können ;–). Wir geniessen ein herrliches Langustenmorgenessen, nur schade, dass wir keinen Champagner an Bord haben.... Martin schrubbt Suleika noch zwischen den Kielen. Jetzt ist sie wie neu. Ich backe ein Brot. Wir geniessen einen gemütlichen Tag vor Anker.

Am Dienstag verlassen wir die Federn zeitig. Nach einem ausgiebigen Morgenshamponieren brechen wir auf. Weit und breit kein Windchen in Sicht. Das Wasser ist spiegelglatt. Wir motoren den Inseln entlang, kreuzen eine Ketch. Plötzlich surrt unsere Angelleine. Welch Freude! Leider hängt ein Barrakuda dran und auf den verzichten wir lieber, da wir keine Cigutera einfangen wollen. So lösen wir den Riesenkerl – er misst bestimmt einen Meter – vom Haken und lassen ihn wieder ziehen. Nachts kommt kurz Wind auf und wir können während einer Stunde segeln. Ansonsten fahren wir an ein paar Fischerbooten vorbei, der Mond scheint friedlich. Eine ruhige Nachtfahrt.

   
Sierra del Escambray, Kuba    

Als der Morgen tagt, freuen wir uns an Kubas eindrücklicher Silhouette in der aufgehenden Sonne. Wir finden die Einfahrt nach Cienfuegos, obwohl wir die erste Tonne, die auf der Karte eingezeichnet ist, vermissen. Das Castello de Jagua bietet einen schönen Anblick in der Morgensonne. Wir funken die Marina an, erhalten keine Antwort. Doch als wir uns nähern, winkt uns eine Person an unseren künftigen Liegeplatz: wir kommen direkt neben Yvonne zu liegen. So gut! Zwei Personen helfen uns anlegen. Kaum ist dies erledigt, sind die beiden ersten Beamten im Schiff und wir beginnen, alle nötigen Papiere auszufüllen. Kaum haben die beiden das Schiff verlassen, kommt der Hundeführer mit dem Drogenhund an Bord. Danach folgt ein weiterer Beamter und später noch zwei. Alle sind äusserst zuvorkommend und höflich. Als der Papierkram erledigt ist, spazieren Martin und ich ins nahe gelegene Hotel, um lokale Währung zu wechseln. Als Touristen bezahlen wir in Cuc’s, Pesos Convertibles, mit einem Kurs 1 Cuc gleich 1 US$, und 1 Cuc gleich 24 Pesos Nacionales. Zurück in der Marina, lerne ich einen Deutschen kennen, der sich überlegt, ein Segelschiff zu kaufen. Ich biete ihm an, dass er sich Suleika von innen ansehen kann. Klar, macht er gerne, nur möchte er auch seine Frau mitnehmen. Kein Problem für uns. Für die Hafenbehörden dagegen schon: seine Frau ist Kubanerin. Kaum weilt sie fünf Minuten auf Suleika, sind die Beamten da und erklären uns und ihr, dass sie als Kubanerin nicht berechtigt ist, ein Segelschiff zu besteigen... Da sie ihren deutschen Pass nicht auf sich trägt, gibt es keine Ausnahmeerlaubnis und unser Besuch ist schneller vom Schiff, als uns lieb ist!

   
Suleika in der Marina Marlin, Cienfuegos   Wir fahren in die Stadt  

Am Donnerstag schlafen wir ausgiebig aus. Die Stimmung im Hafen gefällt uns ausserordenlich gut. Die Aussicht von unserem Platz auf die Skyline der Stadt und den nahe gelegenen Klub, der in einem wunderschön restaurierten Kolonialhaus liegt, ist traumhaft. Nachdem wir die Visa bezahlt, Bier und Mineral gebunkert haben, fahren wir mit einem Pferdekütschchen in die Stadt. In Cienfuegos arbeiten Pferdekütschchen wie Taxis, es gibt etwa 700 davon. Wir schauen uns die Fussgängerzone von Cienfuegos an, welche von vielen kolonialen Gebäuden gesäumt wird, nicht alle in gleich gutem Zustand. Am Park Jose Martí trinken wir einen frischen Guavesaft und essen ein Sandwich dazu. Auf einem kleinen Markt zwischen zwei Häusern finden wir einen schönen Knochenring, den wir posten. Wir flanieren dem Platz Jose Martí entlang. Als wir uns in einem Geschäft Bilder ansehen, zerspringt mein Knochenring mit einem feinen Knacken. Danach fahren wir mit dem gleichen Pferdekütschli, mit dem wir gekommen sind, wieder zurück in die Marina. Wir trinken ein Bier in der Bar. Abends kommt ein Wachmann zu uns, um sich Dias von Marokko anzuschauen. Als sein Funkgerät zweimal knattert, muss er sich auf seinen Posten begeben und wir brechen die Diashow abrupt ab.

   
Kuba ist ein Automuseum    

Freitags bringe ich Santiago, dem Dockmaster, unsere Wäsche zum Waschen. Wir fahren mit einem Pferdekütschli zum Hotel, da wir ein Auto mieten möchten. Da es unsicher ist, ob am Montag ein Wagen zur Verfügung steht, fahren wir zur nächsten Autovermietung und reservieren dort ein Auto für Montagmorgen. Danach gehen wir in die Stadt. Wir finden das Internetcafe und senden die Fotos für den letzten Logbericht an Dorothee. In der Fussgängerzone essen wir einen Hamburger. Wir gehen nochmals auf den Markt und tauschen meinen Knochenring gegen einen neuen aus. Der Verkäufer sagt uns, das sei noch nie passiert. Es besteht also Hoffnung für das zweite Exemplar. Abends erblicke ich Blue Bie. Mit Philip, ihrem Besitzer, stehen wir seit längerem im Emailkontakt, ohne dass wir uns je getroffen hätten. Er und Nila laden uns unverzüglich auf ein Bier ein, was wir gerne annehmen. Das dazu servierte frisch gemachte Popkorn mundet uns vorzüglich. Philip schenkt uns einen Kubaführer auf Deutsch. Genial.

Am Samstag bleiben wir einen Tag in der Marina. Wir posten im kleinen Lädelchen in der Marina Mineral, Rum und Hackfleisch. Wir widmen uns der Lektüre des Führers, da wir am Montag losziehen werden. Als Dank bringen wir Philip eine Flasche Rum. Wir laden Nila und ihn zu einem Apéro dinatoîre auf Suleika ein. Philip mag unsere Hackfleischbällchen ausgesprochen gut, was uns aufstellt.

Am Sonntag schlafen wir aus. Unser Wachmann feiert heute seinen achtundreissigsten Geburtstag und wir schenken ihm ein Päckchen Zigaretten. Wir fahren mit einem Pferdekütschli in die Stadt, besuchen das Internetcafe, essen eine Pizza (wieder einmal) und kehren zur Marina zurück. Abends sind wir auf der Blue Bie zu Rösti eingeladen, dazu gibt es einen venezolanischen Champagner. Was für eine heimatliche Freude. Gekrönt wird das Ganze mit einer wunderbaren, von Nila selbstgemachten Schoggitorte, serviert mit frischer Ananas. Paradiesisch.

   
Philip in Aktion    

Anderntags, als wir zu Blue Bie gehen, um die Leinen zu lösen, müssen wir erst warten, bis die Offiziellen ihre Pflicht erfüllt haben, dann bläst uns Philip ein Abschiedsständchen auf dem Alphorn, sooo schön, bevor unsere beiden Freunde zu neuen Ufern aufbrechen. Wir kommen etwas verspätet beim Autovermieter an. Das erste Ziel ist der Botanische Garten von Cienfuegos. Noch bin ich nicht gewohnt, dass man in Kuba mit dem Auto überall anhalten kann. So verpassen wir eine geniale Foto von einem Ochsengespann, hochbeladen mit Heu, mitten in der Stadt... Die Verkehrssituation in Kuba ist katastrophal, was heisst, es gibt viel zu wenig Fahrzeuge für all die Leute, die gerne wohin fahren wollen. So nehmen wir stets Personen mit, die am Strassenrand auf eine Transportmöglichkeit warten. Heute picken wir einen jungen Mann auf, den sie uns an einer Polizeikontrolle wieder abnehmen. Offenbar handelt es sich um einen Jinetero, was Schlepper bedeutet. Das sind junge Kubaner, die versuchen, auf alle möglichen Arten Geld aus den Touristen heraus zu locken. Im Botanischen Garten angekommen, trinken wir in der Gartenbeiz ein Bier und essen ein Sandwich dazu. Wir erkundigen uns, wo wir anfangen sollen: beim Palmengarten. Es ist einer der grössten weltweit und enthält 280 verschiedene Sorten. Tatsächlich sind wir überrascht und erfreut, so viele verschiedene Palmen anzutreffen. Die Vielfalt ist unglaublich. Auch grosse Bambusbestände befinden sich im Park. Wir sehen uns noch die Kakteensammlung an, die weitaus weniger beeindruckend ist als die Palmen.

   
Palmengarten   Lichtspiele  

Danach fahren wir zurück Richtung Cienfuegos und besichtigen die Necrópolis Tomás Aceo. Dies ist ein Gartenfriedhof, der von einem riesigen neoklassizistischen Pavillon aus dem Jahr 1926 dominiert wird. Der Pavillon wird von vierundsechzig dorischen Säulen flankiert und ist dem Parthenon in Griechenland nachempfunden. Ilda, unsere Führerin, weiss viel zu erzählen und spricht extra langsam und deutlich Spanisch mit uns. Wenn wir nicht folgen können, übersetzt sie das Gesagte auf Englisch. Sie erklärt uns den Brauch, dass bei den Verstorbenen nach zwei Jahren die Knochen wieder ausgegraben und gereinigt werden, dass sich alle versammeln, die ihn liebten, das bedeutet häufig neben der Ehefrau noch eine oder mehrere Geliebte. Sie selber hofft, ihr Mann habe keine Geliebte, ist sich aber im klaren darüber, dass sie das erst bei der Reinigung seiner Gebeine mit Sicherheit wird sagen können....

   
Necrópolis Tomas Acea, Cienfuegos    

Nach dem Friedhofsbesuch fahren wir zum Castillo de Jagua, das wir bereits bei der Einfahrt vom Schiff aus betrachtet haben. Wir setzen mit einer Fähre über, erklimmen die Festung, die 1745 von den Spaniern erbaut worden ist, und geniessen den Weitblick über die Einfahrtsbucht für Cienfuegos. Als wir abends in die Marina zurück kommen, sind Penny und Mike auf ihrem Schiff. Was für eine Freude! Sie kommen auf ein Bier zu uns rüber und wir haben eine Menge zu plaudern.

An Martins Geburtstag schlafen wir aus. Als wir uns abmelden für die kommende Woche, muss noch ein Vertrag für unsere Abwesenheit aufgesetzt werden und wir lassen einen Schlüssel für Suleika zurück. Um elf Uhr rollen wir Richtung Trinidad. Aufgrund eines Tipps in unserem Reiseführer halten wir in Guajimico in der Hacienda La Vega für das Mittagessen an. Wir treffen Rita, eine Schweizerin, die seit zwanzig Jahren immer wieder nach Kuba reist und hier ihre Tanzausbildung gemacht hat. Wie immer, nehmen wir auch heute Autostöppler mit. Die Frau, die sich am Ortseingang von Trinidad absetzen lässt, erklärt uns noch den Weg zu unserer Casa Particolar. Eine Casa Particolar ist ein Privathaus, das eine Bewilligung hat, Touristen zu beherbergen und zu verpflegen. Es sind zwei Zimmer frei und wir wählen dasjenige, das uns besser gefällt. Wir fahren ins Städtchen und flanieren durch das historische Zentrum. Dabei lernen wir Mario kennen, einen Kubaner, der fünf Jahre in Deutschland in der Autoindustrie Zylinder montiert hat. Er möchte sich gerne wieder mal auf Deutsch unterhalten und lädt uns für den nächsten Tag zu sich zu einem Kaffee ein. Abends feiern wir Martins Geburtstag auf der Dachterrasse unserer Unterkunft mit feinen Langusten und frisch gemachtem Mangosaft. Himmlisch.

   
Strassenbild in Trinidad   Am Restaurieren  

Wir gehen frühmorgens ins Museo Nacional und erklimmen den Turm. Die Aussicht auf Trinidad und seine Umgebung, die Bergketten im Hintergrund ist berauschend. Auf dem Weg zum Museum hat mich noch eine Halskette angelacht, der wir nach dem Museumsbesuch nachgehen. Wir besichtigen die Galerie gegenüber dem Nationalmuseum und schauen uns dann die Kirche Iglesia Parroquial de la Santísima Trinidad am Hauptplatz, Plaza Mayor, an. Darin befindet sich ein Christus aus dem 18. Jahrhundert. Wir bummeln zur Casa de la Trova rüber, wo wir unseren ersten Mojito genehmigen und dazu Livemusik hören und beobachten können, wie sich Touristinnen im Salsa tanzen üben. Als die Touristengruppe einen Drink zu sich nimmt, übernimmt ein junges, kubanisches Pärchen die Tanzfläche. Offensichtlich Profis. Die Tanznummer ist ein optischer Genuss. In der Mittagssonne unternehmen wir einen gemächlichen Spaziergang zur Iglesia de Santa Ana, welche nur noch eine Kirchenruine ist. Die Aussicht auf die Umgebung versöhnt uns mit der Hitze. Wir kehren ins Städtchen zurück und trinken in einem von Blumengewächsen überschatteten Innenhof ein kühles Bier, da kein Kaffee zu haben ist. Die Frau, die in diesem Laden Zigarren dreht, macht uns darauf aufmerksam, dass sie in der Nähe jemanden kennt, der Kaffee kochen würde. Wir bleiben vorerst beim Bier. Eine gute Weile später schaut die kaffeekochende Dame rein und nimmt uns mit zu sich. Xiomarla, so ihr Vorname, schliesst die grosse, hohe Tür ihres dreihundertjährigen Hauses, da sie offiziell Ausländern keinen Kaffee servieren darf... Wir verstehen uns ausgezeichnet mit ihr. Sie schenkt uns je eine Kernenhalskette als Glücksbringer und wir schenken ihr mein silbernes Königskettenarmband, was sie sehr berührt. Ihr Mann Ariel singt uns ein wunderschönes Lied vor zum Dank. Wir schauen danach bei Mario vorbei, der noch nicht daheim ist. Wir setzen uns auf einen Platz, wo die Dorfjugend Tanzunterricht erhält und schauen zu, wie geschickt sie sich alle zu Musik bewegen. Als wir zum zweiten Mal zu Mario kommen, ist er daheim. Er führt uns in sein klitzekleines Zimmer, das er auf dem Dach des Hauses seiner Schwester erbaut hat. Er verfügt über ein Bett, einen winzigen Schrank, in dem eine leere Tasche und zwölf deutsche Bücher sind, einem Brett als Tisch, auf dem der Fernseher steht, der ihm ein deutscher Freund geschenkt hat, und vor dem Zimmer draussen hat er einen kleinen Elektrokocher. Seine Freundin Antonia leiht ihm Geld, damit er genug Kaffeepulver kaufen gehen kann für eine Lavazzakaffeemaschine. Wir trinken den Kaffee und geben Mario ein paar Cucs, die er mit grosser Freude nimmt. Wir essen in unserer Casa Particolar zu Abend: die Fischfilets sind wunderbar.

   
Stadtkern von Trinidad   Plaza Mayor, Trinidad   Antonia und Mario in seinem Zimmer


Am Donnerstag um neun Uhr rollen wir von dannen. Am Dorfausgang von Trinidad nehmen wir zwei Autostöppler mit. Wir erklimmen zu viert den Mirador und geniessen die Aussicht auf die Küste. Wir fahren durch die Berge, die Strasse hat unvorhergesehene und zum Teil recht tiefe Löcher im Belag. Nachdem uns die beiden Männer verlassen haben, nehmen wir zwei Frauen und ein Kind mit. Später gesellt sich Ricardo, seine Schwägerin und sein Neffe zu uns. Ricardo ist Spanischlehrer. Er macht uns jeweils zuerst mit dem Vokabular bekannt, bevor er uns einen Witz erzählt. Echt unterhaltsam, der Typ. Er schenkt uns zwei alte kubanische Banknoten und eine kubanische Münze mit dem Antlitz von Jose Martí drauf. Vor der Autobahnauffahrt verlässt uns Ricardo. Wir nehmen diverse andere Leute mit. Kaum sind wir ins Stadtinnere von Havanna gefahren, stellen wir fest, dass wir hinten rechts einen Plattfuss haben. Wir fahren an den Strassenrand und wechseln das Rad. (Das hatten wir doch schon mal in Curaçao...). Mit Hilfe des Stadtplanes von Philip finden wir die Casa Particolar, die uns von Franzosen in Boca Chica empfohlen worden ist. Das Quartier ist super gut gelegen, hat einen Lift und Richard ist echt ein Meisterkoch. Allerdings werden wir das erst später erfahren, da er heute nicht da ist und wir auswärts essen gehen. Noris empfiehlt uns das Restaurant Los Nardos (Die Lilien). Das Lokal ist total heruntergekühlt. Ansonsten gefällt es uns ausgezeichnet. Zwar bringen sie uns erst eine Zitronenlimonade anstelle der bestellten Sangría, doch können wir dieses Missverständnis lösen. Das Rindfleisch, das Gemüse, der Reis und die Plátanos schmecken ausgezeichnet.

   
Parque Central, Havanna   Alltag in Havanna   Am Prado


Am Freitagmorgen folgen wir dem Tipp in unserem Reiseführer und essen im neunten Stock des Hotels Sevilla Zmorge. Das Brot und der geräuchte Schinken sind ein absoluter Traum. Ganz zu schweigen von der frischen Ananas und der Aussicht. Später spazieren wir den Prado runter und schlendern dem Malecón entlang. Eigenartiges Gefühl plötzlich an einem so berühmten Ort zu flanieren. Wir schauen den Kubanern beim Baden zu.

   
Centro Habana, Blick vom Hotel Sevilla   Malecón, Havanna   Vom Meer und Hurrikanen gezeichnet


Später halten wir ein Cocotaxi auf, um zur Plaza de San Francisco de Asís zu fahren. Leider gibt das Gefährt fünf Minuten später den Geist auf und wir müssen uns nach einem anderen umsehen. Wir besichtigen die San Francisco de Asís Kirche und die Kreuzgänge. Vor dem Eingang sitzt eine Bronzeskulptur der Mutter Teresa von Kalkutta. Im Innenhof hat es einen Brunnen und allerlei Grünpflanzen und Palmen. Die Ausstellung der alten Bilder und Statuen ist sehenswert. Wir schlendern weiter zur Plaza Vieja, wo wir uns zwei kühle Bierchen gönnen. Von dort aus zieht es uns zur Plaza de la Catedral. Auf dem Weg kehren wir im Schokoladenmuseum ein und geniessen köstliche kalte und warme Schoggis. Die Kathedrale hat zwei ungleiche Türme. Laut dem Romancier Alejo Carpentier ist sie "Musik in Stein gehauen". Die Barockfassade ist wirklich faszinierend. Wir setzen uns in ein Strassencafé auf dem Platz und lassen diese wunderbare Architektur auf uns wirken. Unter einer der Arkaden lehnt eine Bronzestatue von Antonio Gadés an einem Pfeiler und betrachtet ebenfalls die Kathedrale. Wir schlendern zu Fuss heim und Richard verwöhnt uns mit einer Comida Criolla mit Lammfleisch. Ganz herrlich. Müde sinken wir ins Bett und brauchen doch tatsächlich die Klimaanlage, weil es so heiss ist in Havanna.

   
Cadetral de San Cristóbal de la Habana   Musik in Stein gehauen (Alejo Carpentier)   Antonio Gadés mit Fan


Am Samstagmorgen hat mein Magen irgendein unbekanntes Problem, das mich hindert, das herrliche Frühstück zu geniessen. Soooo doof. Martin macht sich mit Richard auf den Weg, um unseren Plattfuss flicken zu lassen und zu Geld zu kommen. Ich lege mich hin und schlafe noch eine Runde. Die Felge am kaputten Rad war arg zerbeult. Der Mechaniker, der in einer kleinen Hütte am Rand des Parkplatzes arbeitet, beult die Felge kurzerhand aus und montiert den schlauchlosen Pneu, völlig dicht. Super. Als die beiden wieder daheim sind, machen wir uns auf den Weg zum Museo Nacional de Bellas Artes. Kunst und Kommunismus resp. Zensur scheinen sich schlecht zu vertragen... Wir spazieren weiter zu zwei Kunstmärkten, die uns aber – ausser schönen Bildern, die wir zur Zeit nicht posten wollen – wenig zu bieten haben. Auf dem Heimweg isst Martin ein Sandwich in einer Bar, ich trinke ein Mineralwasser. Wieder daheim bereitet uns Richard feine Schweinsplätzchen mit einer Art Kartoffelstock, Pommes Frites, gebratenen Bananen, Bohnenmus und Reis zu. Zum Dessert gibt es Früchte. Uffff.

   
Strasse in Havanna    

Am Sonntag machen wir uns zeitig auf die Socken. Leider macht unser Auto keinen Wank, die Batterie ist tot, nachdem es drei Tage auf demselben Parkplatz gestanden ist. Martin spricht einen anderen Autobesitzer an. Hier in Kuba scheint es keine Überbrückungskabel zu geben. So montiert der Kubaner seine Batterie raus, unsere raus, seine bei uns rein, wir starten den Motor, seine bei uns wieder raus und unsere wieder rein und los geht es zum nächsten Abenteuer! Wir fahren auf Nebenstrassen erst der Sierra del Rosario und dann der Sierra de los &OACUTE;rganos entlang. Wir fahren durch hohe Kiefern gepaart mit Palmen, sehen verstreute, knollenähnliche Kalksteinfelsen, die hier "Mogotes" heissen und erfreuen uns an der traditionellen Architektur der Farmen und den strohgedeckten Häusern. Wir fühlen uns in die Fünfziger Jahre zurück versetzt.

   
National Geographic 1950   Landwirtschaft   Sierra de los Organos


Auf der von uns gewählten Strasse begegnen wir mehr Ochsengespannen als anderen Autos. Wir machen viele Fotohalte. Als wir in Viñales ankommen, suchen wir die uns von den Engländern und auch in unserem Führer empfohlene Casa Particolar auf. Wir haben Glück, es hat noch freie Zimmer. Nenita nimmt uns herzlich in ihre Familie auf. Die Aussicht von der Dachterrasse ist gewaltig. Wir essen Hühnchen zum Znacht und ziehen uns bald zurück, müde von der Fahrt.

   
Kraftprotze   Ochsengespann   Mit Nasenringen gebändigt


Wir fahren montags zum Valle Ancon, doch hat uns die Fahrt hierher besser gefallen. Auch hier treffen wir schöne Ochsengespanne. Dann besuchen wir den Jardín de Caridad. Die alte Dame – weit über achtzig – sitzt vor ihrem Häuschen und beauftragt eine jüngere Frau damit, uns durch den Garten zu führen. Der Garten ist erstaunlich gross und die Vielfalt der Pflanzen und Bäume ist gewaltig. Unsere Führerin erklärt uns all die Pflanzennamen, doch konnten wir uns nicht alle merken. Es waren deren zuviele.

   
Scheinbare Idylle   Blick von oben, Jardín de Caridad  

Nach dem Garten fahren wir zum Hotel Los Jazmines, das für seine Aussicht berühmt ist. Wir würden gerne ein Sandwich essen, doch sind die ausgegangen. So begnügen wir uns damit, ein paar Fotos zu schiessen und fahren dann weiter zum Hotel La Ermita. Weniger schön gelegen, dafür ist der Swimming Pool voller lebensfroher Kubaner und es läuft hier ziemlich rund. Die Sandwichs sind gut, Bier und frischgepresster Orangensaft munden ausgezeichnet. Von dort ziehen wir weiter zum Stausee El Salto. Es windet heftig, der Himmel ist grau und es herrscht eine düstere Stimmung an diesem Ort. Als ich vom Fotografieren zum Auto zurückkehre, fehlt mir erneut ein Stück in meinem zweiten Knochenring. Kein Glück mit diesem Schmuck. Schade. Wir fahren nach Viñales zurück und besichtigen die Dorfkirche. Abends wird uns das Langustendiner auf der Dachterrasse serviert. Wir trinken dazu einen lokalen Rotwein. Ein Festessen. Nach dem Essen steigen wir wieder runter, spielen mit Nenita und Joel Domino und geniessen einen Mojito dazu. Ganz fein. Joel will noch Salsa tanzen gehen, doch müssen wir ihn allein ziehen lassen, die vielen neuen Eindrücke machen uns müde.

   
Mogotes im Valle Viñales   Viñales   Auf dem Dach bei Nenita, Viñales


Wir zmörgelen um acht Uhr mit einem jungen spanischen Touristenpaar. Anderthalb Stunden später machen wir uns auf den Heimweg. In Havanna verlieren wir mal kurz die Orientierung und müssen feststellen, dass wir unsere Havannakarte wohl auf dem Tischchen vor unserem Zimmer bei Nenita haben liegen lassen. Zwei junge Kubaner sehen unsere Verlegenheit, lassen sich von uns heim bringen und erklären uns von dort aus den Weg zur Autobahn. Als wir auf der Autopista nacional eingefädelt sind, nehmen wir eine junge Soldatin mit. Wir erklären ihr zu Beginn, dass wir unterwegs was essen möchte, das stört sie nicht. Als wir bei einem Restaurant anhalten und sie bitten, mit uns was zu essen, erklärt sie uns, sie dürfe mit uns nicht gesehen werden, da ihr jeglicher Kontakt zu Touristen verboten sei, wenn sie die Uniform trägt. So wartet sie im Auto, bis wir gegessen haben. Andererseits ist sie super froh, mit uns direkt von Havanna nach Cienfuegos fahren zu können. Es ist selten, dass sie diese über dreihundert Kilometer lange Strecke im gleichen Auto zurück legen kann... Als wir in die Nähe von Cienfuegos kommen, regnet es. Da der Scheibenwischer nicht besonders gut funktioniert, macht dies das Fahren ziemlich anstrengend. Am Dorfeingang laden wir unseren Fahrgast ab und sind froh, in der Marina angekommen zu sein. So froh, dass wir das Auto parkieren und erstmal in der Bar ein Bier trinken. Grosser Fehler: jemand mit einem Zweitschlüssel öffnet unser Auto und stiehlt unser Necessaire aus dem Rucksack. Die Leute von der Marina wollen offensichtlich nicht, dass wir die Polizei kommen lassen, also verzichten wir darauf. Würden unsere Sachen ja kaum wieder auftreiben können. Dieses Erlebnis erschüttert unser Vertrauen in die Sicherheit innerhalb der Marina, trotz der vielen Wachleute, die hier angestellt sind, und Martin bekommt langsam einen Bart....