Logbuch
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Port Antonio, Jamaika und Los Jardines de la Reina, Kuba
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Montag, 28. April – Pfingstsonntag, 11. Mai 2008

Unser Wetterfile zeigt lauter keinen Wind.... So verschieben wir unsere für morgen geplante Abreise Richtung Kuba auf den 1. Mai 2008. Wir bringen ein Päckli auf die Post und sind beeindruckt, mit wievielen Briefmarken es zugepappt wird. Wir essen im Restaurant im ersten Stock des Village of St. George ausgesprochen gut und preiswert. Nach dem Essen gehen wir noch Getränke bunkern und widmen uns am Nachmittag der Fotosauswahl für den letzten Logbuchbericht.

   
Village of St. George (erbaut 1997)    

Am Dienstagmorgen finden wir zwei Emails von den angeschriebenen Marinas im Rio Dulce. Die eine ist ausgebucht, die andere schlägt uns vor, einen Platz zu reservieren, der erst in Konstruktion ist... Wir werden mal ganz ruhig abwarten, wie sich die Sache weiter entwickelt. Wir fahren mit Suleika quer über die Bucht zum Tanken. Als wir wieder in unseren Platz einfahren, nimmt Martin die Kurve etwas zu weit und zerquetscht einen unserer Fender. Zum Glück ist es ein altes Modell. Ich verbringe einen Teil des Nachmittags an der Nähmaschine. Gegen Abend wollen wir uns bei der Chaser II verabschieden, die für Morgen den Aufbruch Richtung Venezuela planen, und werden von ihnen auf ein Bier eingeladen und mit vielen guten Tipps und Adressen für Kuba eingedeckt. Genial!

Wir hören in aller Früh den Wetterbericht von Chris Parker und bleiben bei unserer Entscheidung, am Donnerstag, 1. Mai 2008, Segel Richtung Kuba zu setzen. Erwin, ein Holländer vom Schiff Fuga, schaut bei uns vorbei. Auch er hat vor, nach Kuba überzusetzen, aber ein paar Tage später als wir. Während unserer Unterhaltung kommt uns das zum Trocknen aufgehängte T–Shirt von Martin in den Weg und ich hänge es an einen andern Platz. Nachdem sich Erwin mit seiner Freundin Coletta verabschiedet haben, vermisse ich plötzlich das T–Shirt und finde es – getragen vom aufblasbaren Kleiderbügel – im Hafenbecken schwimmend. Zum Glück kann ich es mit dem Bootshaken erreichen und wieder rausfischen.... Am Nachmittag bringen wir einen Brief zur Post, kaufen Käse im Supermarkt, Früchte und Gemüse bei Norma und checken anschliessend aus bei der Marina Errol Flynn, wo wir uns ausgesprochen wohl gefühlt haben. Der Staff ist sehr zuvorkommend, die sanitären Einrichtungen und die Wasch– und Trockenmaschinen funktionieren einwandfrei. Um siebzehn Uhr dreissig sind wir bei der Ty Tom von Denise und Yves auf einen Sundowner eingeladen. Die beiden werden am Samstag heim nach Frankreich fliegen und ihr Schiff hier in Jamaika lassen für die kommende Hurrikansaison.

   
Marktfrau Norma mit ihrem Stand   Kesses Nummernschild  

Heute, an Lucas Konfirmation, an der wir leider nicht mit dabei sein können, hören wir erneut den Wetterbericht von Chris Parker, nehmen eine letzte herrliche Dusche und legen ab. Denise und Yves sowie George von der Marina lösen uns die Leinen. Die ersten dreieinhalb Stunden müssen wir motoren, da sich nicht das leiseste Windchen abzeichnet. Die Sonne knallt vom Himmel, so dass wir unser kleines Sonnensegel spannen und ich mich in den Schatten desselben flüchten kann. In der Nacht haben wir ein paar Squalls – ohne Regen – und einen angenehmen Wind, der uns schön segeln lässt. Morgens um drei Uhr dreissig geht eine feine, rot schimmernde Mondsichel am Horizont auf, verschwindet bald darauf in einer Wolkenbank und kommt dann silbrig glänzend wieder hervor und hängt gestochen scharf am Himmel.

   
Suleika in der Errol Flynn Marina, Port Antonio   Windstill  

Am Morgen flaut der Wind ab, doch reicht es noch zum Segeln. Als er gegen Mittag ganz einschläft, müssen wir wohl oder übel wieder den Motor anwerfen. Martin legt sich um einundzwanzig Uhr zehn aufs Ohr und eine Viertelstunde später legt der Wind los. Ich lass ihn schlafen, da ich mir sage, wenn er den Wind verschläft, hat er den Schlaf nötig, wenn nicht, wird er aufstehen und wir können gemeinsam Segel setzen. Um zehn vor Zehn höre ich eine Stimme: haben wir Wind? Oh ja und zwar stetigen seit vierzig Minuten. Im Nu ist Martin aufgestanden und wir setzen in der finsteren Nacht Segel. Immer noch ein kleines Abenteuer. Wir segeln aufs Schönste durch die Nacht.

Am Samstagmorgen nähern wir uns langsam aber sicher Los Jardines de la Reina (den Gärten der Königin, was für ein poetischer Name). Dabei handelt es sich um eine grosse Gruppe unbewohnter Mangroveninseln im Süden von Kuba, zu Kuba gehörig. Wir sehen die Inseln lange nicht, da sie sehr flach sind. Finden die Einfahrt Pasa Cachiboca und – nachdem wir drei Mal vergeblich den Anker warfen, er schlitterte stets über das dichte Seegras – nähern wir uns mit Hilfe des GPS dem Ankerplatz, den SY Yvonne uns angegeben hat, und siehe da: der Anker hält auf sandigem Grund. Warum denn nicht gleich?? Zur Feier unserer Ankunft in Kuba bereite ich uns ein paar Snacks vor zum Ankerdrink. Wir geniessen das Angekommensein.

   
Erster Blick auf Los Jardines de la Reina, Kuba   Im Ausguck   Pasa Cachiboca


In der Nacht pfeift uns der Wind so kräftig um die Ohren, dass wir die Luke über unserem Bett schliessen, weil es zieht. Am Sonntagmorgen holen wir unseren Windgenerator runter und Martin fixiert das Kabel, welches aus dem Kästchen raushing. Danach kontrollieren wir das Getriebe– und das Motorenöl und stellen fest, dass beide in Ordnung sind. Wir pumpen noch das Wasser aus der Bilge und widmen uns dann der Lektüre. In unserer Nähe ist eine Boje, an der sich gegen Mittag ein Touristenmotorboot festmacht, und ab diesem Moment ist es vorbei mit der idyllischen Ruhe. Ab und an kommen kleine Speedboote vorbei, alle schön nah, damit sie uns auch ausgiebig betrachten können. Schade, hatte uns gefallen, als wir allein hier weilten. Gegen Abend kommen auch noch zwei Fischerboote und ankern in derselben Ecke. Scheint echt der einzige Ort mit ordentlichem Sandgrund zu sein.

   
Schöner Ankerplatz    

Am Montag bereiten wir uns nach dem Morgenessen aufs Segeln vor. Wir motoren langsam aus der seichten Buchteinfahrt, die lokale Polizei schaut auf einem Motorboot vorbei und fragt, wie es uns geht, dann verlassen wir diese Bucht. Es hat zwar wenig Wind draussen, doch dank der Strömung können wir trotzdem Segeln zu Beginn.

   
Freundschaftliche Beamte    

Wir motoren für gute drei Stunden. Als wir im Canal de Caballones ankommen, liegt bereits eines dieser Touristenmotorboote vor Anker. Schade. Doch hat es Platz genug, so dass wir trotzdem unsere Intimsphäre wahren können. Ich springe ins Wasser, tauche nach dem Anker, der schön eingegraben ist, und schwimme danach Richtung Land. Als ich schon zwei Drittel der Strecke zurück gelegt habe, begegne ich einem riesigen Rochen von mindestens einem Meter zwanzig Durchmesser. Er erschreckt mich derart, dass ich beschliesse, schleunigst zum Schiff zurück zu schwimmen. Zwar habe ich gelesen, dass die Rochen ihren Giftstachel nur benutzen, wenn man auf sie drauf tritt, doch bin ich mir nicht sicher, ob dieser Riesenkerl das auch so sieht... Ansonsten schnorchle ich an einigen Seesternen und Conches vorbei. Ich koche uns Aglio Oglio Spaghetti zum Znacht: welch Genuss. Wir gehen früh in die Heia.

   
Spaghetti Aglio Oglio    

Anderntags stehen wir mit der Sonne auf und legen um sieben Uhr fünfzig los. Zuerst motoren wir, dann segeln wir eine Weile, müssen aber leider wieder zum Motoren übergehen. Zu unserer Enttäuschung beisst während der ganzen Überfahrt kein Fisch an. Die Lagune Cayo Algodón Grande ist einsam und wunderschön. Unser Anker hält auf Anhieb. Wir planschen in beinahe dreissiggrädigem Wasser und sind voll motiviert, endlich Suleikas Unterschiff vom Schlamm und Muscheln zu befreien und machen uns vergnügt an die Arbeit. Der Sonnenuntergang beim Znacht ist wunderschön. Sogar einen Green Flash können wir beobachten.

   
Cayo Algodón Grande   Abendstimmung   Jetzt geht sie unter


Am Mittwoch beschliessen wir, die Mangrovenstrasse per Dinghi zu befahren. Beim ersten Anlauf macht der Aussenborder innert kürzester Zeit schlapp, noch bevor wir die Einfahrt in die Mangroven entdecken können. So rudern wir zu einem nahe gelegenen Sandsträndchen, erfreuen uns an der einsamen Insel und der wunderschönen Umgebung.

   
Suleika allein vor Anker    

Wir rudern zurück aufs Schiff, essen einen Salat und machen einen zweiten Versuch. Diesmal schnurrt der Aussenborder ganz zufrieden vor sich hin, wir finden die Wasserstrasse in den Mangroven, durchqueren das kleine Fichtenwäldchen und stehen an einem traumhaften Strand.

   
Das Ende der Wasserstrasse   Blick zurück   Palmenstrand


Palmen, weisser Sand, türkisblaues Wasser, in welchem wir Fische von Aug beobachten können. Wo die sich nur immer tummeln, wenn wir angeln?

   
Wie im Bilderbuch   Dinghifahren in den Mangroven   Traumhafter Ankerplatz


Am Donnerstag ist um fünf Uhr dreissig Tagwache und um sieben Uhr geht es los. Wir nehmen den Anker mit Motorenhilfe rauf, da es recht windig ist. Wir können mit der Genua segeln. Der Wind ist absolut herrlich, die See ist hackig, da es hier überall untief ist (die tiefsten Stellen betragen knapp zwanzig Meter). Als wir in die Cayos Cuervo einfahren, sehen wir von weitem einen Mast. Ein Kanadier liegt mitten in der Lagune vor Anker. Wir winken ihm, als wir an ihm vorbei fahren und suchen uns einen weit entfernten Ankerplatz vor einem kleinen Sandstrand. Wir baden, lesen, ruhen aus und ich widme mich wieder mal dem Silberschmieden.

Als wir aufwachen, findet Martin eine kleine Ameise, die in unserem Bett rumkrabbelt. Nimmt mich wunder, wo die her kommt! Als wir uns für den heutigen Dinghiausflug bereit machen, verlässt der Kanadier die Bucht. Wir fahren zum kleinen Strand. Machen unser Dinghi an einer Mangrove fest und überqueren die Insel.

   
Ein paar Iguanas und wir   Strand in Cayos Cuervo  

Auf der anderen Seite reiht sich ein Sandstrand an den anderen mit malerisch ausgebleichten alten Mangroven, neuen grünen Mangroven, jeder Menge Seeigelskeletten in wunderschönen Grün– und Weissfärbungen. Richtig herrlich.

   
Strandschätze   Seeigelskelette   Mangrovenwurzeln mit Bewuchs


Das Wasser ist superklar und die türkistöne desselben laden zum Träumen ein. Danach besteigen wir wieder das Dinghi und erkunden eine Wasserstrasse in den Mangroven, die zu einem ruhigen Platz führt, der wohl als Hurrikanhole benützt werden könnte. Zurück auf Suleika beenden wir unsere Unterwasserputzaktion. Ich schmückle noch zwei Stunden. Gegen Abend kommen zwei französische Segelschiffe und ankern in unserer Nähe. Sie geben uns den Tipp, dass wir unser nächstes Ziel, den Estero Inglés, durch die Südeinfahrt erreichen sollen, da sie den Zugang über die Nordeinfahrt nicht gefunden haben.

   
Mangrove   Einladend   Abchill–Ecke


Die Nacht auf Samstag ist extrem heiss, dazu kommt noch Regen, so dass wir die Luken auf der Seite schliessen müssen. Wir öffnen dafür die Tür zum Cockpit, da wir sonst echt zu wenig Luft zum Schlafen kriegen. Wieder ist um fünf Uhr dreissig Tagwache und um sieben Uhr fünfzehn ziehen wir los. Es ist absolut windstill und wir motoren fünf geschlagene Stunden. Dafür – judihuiii – haben wir das erste Mal, seit wir in kubanischen Gewässern weilen, Anglerglück. Wir fangen einen achtundsechzig Zentimeter langen Fisch und freuen uns darüber wie die Kinder. Das Fischbestimmungsbuch gibt keine eindeutige Auskunft. Martin filetiert ihn und ich mariniere ihn. Die Lagune von Estero Inglés gefällt uns gut. Wir ankern, er hält beim ersten Mal, und essen gleich mal die Hälfte der wunderbaren Fischfilets. Welch ein Luxus und Vergnügen! Zwei Fischer schauen mit einem kleinen Motorboot vorbei. Wir bestellen bei ihnen eine Languste für Pfingstsonntag. Auch an unserem neusten Ankerplatz ist der Sonnenuntergang sehenswert. Echt.

   
Kubanisches Petri Heil    

Am Pfingstsonntag schlafen wir aus, nehmen ein gemütliches Morgenessen ein, baden und lesen. Martin spannt als erstes das grosse Sonnendach auf, was das Dasein noch angenehmer macht. Bei Temperaturen über dreissig Grad ist auch er froh, wenn er im Schatten weilen kann. Der Nachmittag ist dem Logebericht gewidmet.