Logbuch
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Curaçao
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Donnerstag, 7. bis Dienstag 19. Februar 2008

Heute beginnen wir mit der Geschichte von Bonaire und Curaçao, da wir dazu noch kein Wort verloren haben bis anhin.

Bonaire war ursprünglich von den Arawakindianern bewohnt, welche die Insel Bonay, tiefes Land, nannten. 1499 landeten die Spanier auf den ABC–Inseln und nannten sie Islas Inútiles, da sie nichts Nützliches auf den Inseln finden konnten oder Islas de los Gigantes, da die Arawaker im Schnitt einen Kopf grösser waren als ihre spanischen Eroberer. Zwischen 1513 und 1515 wurden alle Indianer versklavt und nach Hispaniola exportiert. Bonaire wurde zum Eiland ohne menschliche Bewohner. 1526 brachten die Spanier überlebende Arawaker zurück auf Bonaire, damit sie sich dort der Viehzucht widmeten. 1633 übernahmen die Holländer die ABC–Inseln und bauten auf Bonaire Salz ab, welches sie für die Konservierung von Heringen und Käse brauchten. Auch nützte ihnen das Salz bei der Herstellung der Delfter Keramik und des Leerdamer Glases. Um das Salz abzubauen, importierten sie Schwarze aus Afrika, welche als Sklaven arbeiten mussten.

Auch Curaçao ist von den Spaniern entdeckt worden. Die Insel ist 444 Quadratkilometer gross und damit die grösste der ABC–Inseln. Auch hier wurden die Arawaks als Sklaven nach Hispaniola gebracht. 1525 beschloss der spanische Gouverneur Juan Martines, die Insel wieder mit Indianern zu bevölkern. 1634 eroberte die Holländische West–Indische Kompanie Curaçao, weil sie Salz für ihre Heringe benötigte und die Spanier ihnen den Salzhahn zugedreht hatten. Als die Holländer sich in Curaçao nieder gelassen hatten, konzentrierten sie sich auf Viehzucht und Bauernwirtschaft. Anfangs des achtzehnten Jahrhunderts begannen die Holländer Handel zu treiben und machten aus Curaçao das Zentrum ihrer Sklavenindustrie bis die Sklaverei 1863 abgeschafft worden ist.

Gulden ist die erste Währung, bei der wir auch viereckigen Münzen begegnen.

   
Gulden    

Am Donnerstagmorgen montiert Martin den Adapter von der Gasflasche ab, um ihn dem Verkäufer in Budget Marine zeigen zu können. Den Schlauch in der Küche, der zum Wassermacher führt, montiert Martin auch ab, um ihn messen zu können. Mit dieser Grundlage fahren wir per Gratisbus zum Einkaufszentrum und statten als erstes Budget Marine einen Besuch ab. Es stellt sich heraus, dass wir den richtigen Adapter haben, doch sollte dieser mit etwas weniger Kraft montiert werden, damit das Ventil der Gasflasche trotzdem funktioniert. Schläuche haben sie nicht die gesuchten. Dafür sind die beiden bestellten Ventile angekommen. Ich setze mich ab und gehe noch Lebensmittel einkaufen, bis Martin das mit den Ersatzteilen abgewickelt hat. Zurück auf Suleika baut Martin das neue Ventil für die Salzwasserkühlung ein und startet den Motor: er läuft!!! Welch schönes Geräusch (das wir normalerweise nicht besonders mögen..). Wir fahren mit dem Dinghy zur Happy Hour und treffen dort Tony, Audrey und Michael.

Freitags nehmen wir es gemütlich und schauen beim Zmörgele den Windsurfern zu. Es gibt welche, die akrobatische Sprünge und Wendungen machen, dass es eine Freude ist. Um zehn Uhr kommt Ike von der Rhythm vorbei, um sich unseren Panamaführer zur Ansicht auszuleihen. Seine nächste Etappe werden die San Blas Inseln sein. Kurz nach Ikes Besuch fahren wir mit Tony zur Christina, seinem zukünftigen Schiff. Es ist eine siebenunddreissig Fuss lange Tatiana, dreissig Jahre alt. Uns gefällt das Schiff sehr gut. Tony lädt uns im Serafundys noch zu einem Kaffee ein. Audrey und Michael stossen auch zu uns. Wir essen einen Salat auf Suleika, lassen den Motor laufen, schrubben das Cockpit. Martin schraubt das zweite neue Ventil in der Küche für den Wassermacher probehalber mal ein. Es passt.

   
Christina, Tonys zukünftiges Schiff   Motoreninspektion   Christinas Teakdeck


Immer, wenn wir mit dem Gratisbus einkaufen wollen, müssen wir am Morgen zügig vorwärts machen. Martin geht zum Budget Marine und ich direkt in den Supermarkt. Ich unterhalte mich mit Antoine, dem jungen Franzosen, von der Gaua. Zurück auf dem Schiff testet Martin das Ventil in der Küche, ich maile und lese. Beth von der Slow Dancing schaut kurz rein. Zum Znacht essen wir feines Lomito, zartestes Rindsfilet aus Südamerika, welches uns auf der Zunge zergeht. Mmhh.

Am Sonntag geht es wieder gemütlicher zu und her. Entgegen unserer Planung besuchen wir den Seglerflohmarkt im Serafundys und werden auch noch fündig: eine DVD und ein Führer finden den Weg auf Suleika.... Am Nachmittag ankert ein Catamaran mit österreichischer Flagge ganz in unserer Nähe. Evi und Wolfgang von der Sleipnir 2 schauen bei uns rein und erkundigen sich nach den Gegebenheiten vor Ort. Gerne geben wir ihnen Auskunft.Am späteren Nachmittag misst Martin noch andere Schläuche, da wir denken, es wäre gut, Ersatzstücke dabei zu haben. Die Dinger wiegen auch nicht so schwer.

   
Seglerflohmarkt im Serafundys    

Montagmorgen nichts wie los mit dem Bus zu Budget Marine. Leider haben sie die Teile, welche Martin für den Wassermacher braucht, nicht vorrätig. Der Angestellte ist äusserst zuvorkommend und verspricht uns, die Teile am nächsten Tag in einem grossen Hardwarestore für uns zu besorgen. Also müssen wir morgen nochmals vorbei schauen. Wir kaufen noch kurz ein. Tony lädt uns, Audrey und Michael von der Windshadow IV zu sich auf Viva Lass zum Apéro ein. Vorher gehen wir ganz kurz zur Happy Hour, da ich Astrid von der Chouchou versprochen, habe, ihr ein paar deutsche Bücher mitzubringen. Die sind nämlich hier im Bookswap Mangelware. Danach fahren wir zu Tony und bringen was zu Trinken und ein paar Kässchnittenhäppchen mit. Letzteres enttäuscht ihn beinahe, da er befürchtet, wir würden nicht genug von seinen Häppchen essen. Weit gefehlt. Tony verwöhnt uns mit Rauchlachs, mit Thon gefüllten Eiern, holländischer Streichwurst, Walnusskäse, Blue Cheese und was der leckeren Dinge mehr sind auf der reich ausgestatteten Tafel. Alle geniessen wir das feine Essen und die dazu servierten Biere oder Weine, je nach Gusto. Zurück auf Suleika brät Martin noch unsere Entrecotes, doch ich bin zu satt und zu müde, um noch was zu essen.

   
Tony der Gastgeber auf Viva Lass   Reich gedeckter Tisch   Die Geniesser Tony, Michael und Audrey


So gibt es am Dienstag ein kaltes Entrecôte zum Zmorgen. So fein. Leider teilt uns der Verkäufer von Budget Marine mit, dass er die Teile auch im anderen Geschäft nicht auftreiben konnte, d.h. sie müssen bestellt werden. Pech. Das dauert eine Woche. Wir gehen einkaufen. Zurück auf dem Schiff wird nach dem Mittagessen das Schiff geschrubbt, da heute Abend Beth und Richard von der Slow Dancing zum Apéro kommen. Sie erzählen uns von all den Orten, an denen sie schon Urlaub verbracht haben.

Da noch immer unser nur teilweise funktionierende Motor auf uns lastet, verbringen wir einen Tag auf dem Schiff. Martin setzt den Salzwasserfilter runter und muss daher aus Platzgründen die Elektronik für den Windgenerator raufsetzen. Ein erneuter Versuch zeigt, dass sich der Zustand des Motors nicht gebessert hat: er saugt erst Wasser an, wenn Martin ihn auf zweitausend Touren beschleunigt. Wir werden wohl doch einen Mechaniker zuziehen müssen. Sch.... Wir nehmen ein spätes Mittagessen zu uns. Tony schaut vorbei und erzählt uns, dass er Terry, dem Besitzer der Viva Lass, am Telefon gesagt hat, dass er die Christina kaufen will. Martin will sich per Funk bei Rick von der Panacea erkundigen, welche Mechaniker hier zur Verfügung stehen. Auch Richard von der Slow Dancing bringt noch eine Telefonnummer eines Mechanikers vorbei. Tony isst mit uns zu Abend.

Am Donnerstagmorgen schaut Twight – ein Mechaniker, der auf einem Segelschiff lebt – per Dinghi kurz bei uns vorbei. Er lässt sich unser Problem erklären und schlägt vor, dass Martin das Teil, welches er rausgenommen und abgeschmirgelt hat, nochmals abmontiert und die Schraube sowie die Hinterseite des Teils mit Silikonfett bestreicht. Hoffnungsfroh macht sich Martin an die Arbeit. Leider bringt das Vorgehen gar nichts.... Das Stimmungsbarometer auf Suleika sinkt noch ein wenig. Wir kümmern uns um einfachere Dinge und gehen an Land, um Wäsche zu waschen. Als wir an der Bar auf die Wäsche warten, sitzen dort Twight und Joe, zwei Mechs. Wir sprechen über unseren Motor – wieder einmal – und Joe meint, es sei die Dichtung hinter dem Lager, die undicht sei. Zurück auf Suleika hängen wir die Wäsche auf und lassen sie lustig im Wind flattern und an der Sonne trocknen. Wir schauen zu, wie Tony mit seinem künftigen Schiff rausfährt, um Christina unter Segel kennen zu lernen. Um uns etwas abzulenken, fahren wir zur Happy Hour ins Serafundys.

   
Bordwäsche    

Es ist wieder mal Zeit, die Vorräte aufzufüllen und wir gehen per Bus einkaufen. Martin findet die gesuchte Dichtung nicht im Budget Marine. Ich finde jede Menge feine Sachen zum Essen, wenigstens das. Auf dem Heimweg unterhalten wir uns mit Alain von der Gaua, der sofort bemerkt, wenn die Dichtung nicht dicht wäre, hätten wir Wasserverlust, was nicht der Fall ist! Wieder daheim, versuchen wir einen Mechaniker per Telefon aufzutreiben. Erfolglos. Frust macht sich breit. Wir fahren per Dinghy zu Tony rüber, um ihm zwei Flaschen Weisswein in den Kühlschrank zu geben, da wir heute Abend ihn, Audrey und Michael zum Sundowner eingeladen haben. Auf dem kurzen Weg zu Viva Lass sehen wir eine riesige Schildkröte aus dem Wasser äugen, uns erblicken und schon taucht sie wieder ab. Schade. Danach Abfall entsorgen. Zum ersten Mal sehe ich einen Oriole aus der Nähe. Das ist der Nationalvogel von Curaçao. Zurück auf dem Schiff bereiten wir jede Menge Häppchen vor und bringen einen vergnüglichen Abend zu fünft. Da die Gäste unser Schiff erst gegen dreiundzwanzig Uhr verlassen, gehen wir davon aus, dass es ihnen ebenso gut gefallen hat wie uns.

   
Farbenfroh    

Für Samstagabend sind wir auf The Wet Bar zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Pixie von Silver Sea wird neunundfünfzig und Bettsy von Dolphin fünfzig Jahre alt. Wir gehen also posten, kaufen je eine Tafel Schweizer Schokolade für die Geburtstagskinder und kehren aufs Schiff zurück. Richard von Slow Dancing fragt an, ob wir für Montag an einer Inseltour interessiert wären. Doch momentan interessiert uns einzig und allein unser Motor und dessen Reparatur. Auf einen Tipp eines anderen Seglers hin fetten wir den Impeller mit Silikonfett ein. Auch das bringt nichts. Mit Wein und Käseschnittenhäppchen machen wir uns auf den Weg zur Geburtstagsparty. The Wet Bar von Meg und Greg ist unser Nachbarschiff. Sie haben wunderschön aufgetischt und eine lustige Gesellschaft findet sich ein. Die Post geht ab und ich sehe genau das, was ich mir immer unter einer amerikanischen Geburtstagsparty vorgestellt habe. Laut, fröhlich, bunt. Martin unterhält sich unter anderem mit Dave von der Knotts Gipsy, ein anderer Nachbar von uns und als Nora und Dave sich verabschieden, bestätigt Nora Martin, dass Dave anderntags bei uns reinschauen wird. Dave ist Schiffsmechaniker. Die Hoffnung blüht erneut.

   
Geburtstagsfrauen Bettsy und Pixie   Zuckersüss  

Ausschlafen, schwimmen, per Dinghi rüber zu The Wet Bar, wo wir uns für die gelungene Party bedanken. Zurück auf dem Schiff kommt Dave zu uns. Zielsicher kontrolliert er ein paar Punkte an unserem Motor. Seine Analyse: der Deckel beim Impeller hat tiefe Furchen vom Impeller, dort strömt die Luft zurück. Also nimmt er unseren Deckel mit auf sein Schiff und feilt ihn flach, so gut das geht. Eine Furche ist immer noch reichlich tief, doch möchte er nicht mehr vom Material des Deckels abfeilen, da er sonst um dessen Stabilität fürchtet. Der anschliessende Test ergibt eine geringe Besserung. Nora und Dave kommen auf ein Bier vorbei. Dave schlägt vor, die Furche im Deckel mit flüssigem Metall aufzufüllen. Werden wir am Montag in Angriff nehmen. Denn jetzt müssen wir uns um die Schinkengipfeli kümmern, welche wir gerne Evi und Wolfgang aufstellen wollen, wenn die beiden um achtzehn Uhr zum Sundowner kommen. Endlich haben wir wieder mal Blätterteig gefunden. So ein Fest! Wir sind mit dem Backen etwas im Verzug. Macht aber nichts. Während Evi, Wolfgang und Martin in der Stube höckeln, kann ich in der Küche den Rest noch vorbereiten. Danach sitzen wir zu viert ins Cockpit, lassen es uns schmecken, kosten den Roten, den die beiden mitgebracht haben und unterhalten uns hervorragend. Wieder einmal auf Deutsch, welche Freude. Nachdem wir alle Schinkengipfeli verputzt haben, streiche ich noch ein paar Brötchen mit der feinen Leberwurst, die Tony uns mitgebracht hat. Echt lecker.

   
Wolfgang und Evi von der Sleipnir 2    

Am Montagmorgen ab auf den Bus. Martin pilgert diesmal zu Napa, da wir noch Ölfilter benötigen, während dem ich Lebensmittel einkaufe. Wir diskutieren im Bus mit Dave das weitere Vorgehen. Er holt den Deckel bei uns ab, um ihn mit flüssigem Metall zu reparieren. Mit der Sleipnir 2 tauschen wir noch verschiedene auf CDs gespeicherte Infos aus zum Nutzen beider Parteien. Zudem tauschen wir Bücher. Wir bringen die CDs und noch ein Buch rüber, fahren dann zur Happy Hour. Zu schade, dass Evi und Wolfgang heute schon weiterziehen. Sie haben einen Dreitagestripp nach Cartagena, Kolumbien, vor sich. Dave bringt den Deckel zur Happy Hour. Leider war das flüssige Metall nicht mehr brauchbar, so hat er das Loch mit Epoxy gefüllt. Ob das gut kommt? Von Pixie erhalten wir ein wunderschönes, ganz lieb formuliertes Kärtchen als Dank für die Schokolade, welche sie offensichtlich gut mag. Während der Happy Hour unterschreibt Tony den Kaufvertrag für Christina. Wir laden ihn zu uns zum Znacht ein und sprechen intensiv über sein neues Schiff und was seine Pläne damit sind. Wir machen ab, dass wir für Donnerstag und Freitag zu dritt ein Auto mieten und die Insel erkunden. Motor hin oder her.

Kein Einkauf, Motor fixen ist angesagt. Martin montiert den Deckel mit dem Epoxy. Wir starten den Motor. Mist, das Wasser fliesst gar nicht. Als Martin den Impeller prüft, fehlt ein Flügel. Frust, Frust, Frust... Wir funken Knotts Gipsy an. Nora teilt uns mit, dass Dave in der Stadt weilt und erst in zwei Stunden zurück kommt. Wir üben uns in Geduld. Was bleibt uns anderes übrig? Eine gute Stunde später kommt Dave an Bord. Er lässt sich alles im Detail schildern, baut einen Johnson Impeller ein – die Impeller von Volvo haben einen schlechten Ruf – gibt zusätzlich zur Dichtung noch Dichtungsmaterial auf Deckel und Gehäuse, schraubt alles wieder zusammen und siehe da: der Motor schnurrt los und pumpt Salzwasser wie ein Grosser. Was soll das???