Logbuch
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Bonaire
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Montag, 7. Januar – Dienstag, 15. Januar 2008

Nach dem montäglichen Morgenschwumm fahren wir mit dem Dinghi zur Harbour Village Marina, um unseren Abfall zu entsorgen. Auf dem Heimweg schauen wir kurz bei Miss Charlotte vorbei und geben ihnen ein Exemplar unserer neuen Visitenkarte, da sie es waren, die uns veranlasst hatten, eine solche machen zu lassen. Denn ihre eigene – Toni ist Grafiker – stach uns ins Auge... Anschliessend machen wir uns auf ins Städtchen und siehe da: unser Auspuffersatztopf (eigentlich das Waterlock) ist bereits eingetroffen. Wir essen im Grandi zu Mittag, kaufen ein, schauen bei Marlis vorbei, leider ohne Erfolg. Nach wie vor keine Post für uns vorhanden.

   
Kralendijk vom Schiff aus   Hauptstrasse von Kralendijk  

Am Dienstag schlafen wir aus, schwimmen im türkisblauen Meer, geniessen das Morgenessen. Martin baut das Waterlock ein, während dem ich im Logbuch die Bilder von Trinidad einklebe und ihm hin und wieder ein benötigtes Werkzeug ins Bad reiche. Der Motor läuft rund nach dem Einbau. Was uns beunruhigt ist die Tatsache, dass der Stab, mit welchem wir den Ölstand messen, in der Zwischenzeit gerostet ist. Schlechtes Zeichen? Das Öl selbst präsentiert sich in normaler Farbe und Viskosität. Am Nachmittag bin ich mit Silberschmieden beschäftigt und Martin führt das Logbuch nach. Wir machen uns einen gemütlichen Abend daheim.

Am nächsten Morgen schauen wir bei Trish und Peter von der Skysong vorbei, da uns Peter von einem guten Motorenmechaniker erzählt hatte. Wir haben Glück, er wird ihn in fünf Minuten am Ufer treffen und uns ihm vorstellen. So machen wir Bekanntschaft mit Ton. Wir schildern Ton unser Problem und er rät uns – was Martin bereits in Erwägung gezogen hatte – das Öl zu wechseln und danach den Motor ein paar Stunden laufen zu lassen, damit etwaiges Salzwasser in der Zeit verdampfen kann. Machen wir doch glatt! Nach dem Mittagessen bringen wir den Abfall zur Marina und entsorgen auch das Altöl fachgerecht. Danach setzt mich Martin mit dem Dinghi am Land ab. Ich schaue bei Marlis vorbei und siehe da: der erwartete Brief ist eingetroffen und für das Päckli liegt ein Abholschein vor. Genial. Also nichts wie los auf die Post und das Paket abholen.

   
Das Haus von Marlis    

Danach kaufe ich noch ein und streife über den Markt, den sie in Kralendijk auf dem Hauptplatz aufbauen, wenn das grosse Cruisingship angelegt hat. Auch hier hat die Globalisierung zugeschlagen und es ist schwierig, etwas wirklich Eigenes von der Insel Bonaire zu finden, das mir auch noch gefallen würde. Also lasse ich es bleiben. Auf dem Rückweg zum Dinghisteg mit meinen Einkäufen beladen lerne ich Fred aus Puerto Rico kennen, der sich erkundigt, ob ich hier wohne. Als er erfährt, dass ich mit meinem Mann auf dem Segelschiff lebe, ist er total fasziniert und hat hundert Fragen. Er wird in zwei Jahren pensioniert und überlegt sich, was er dann tun soll. Ich kann ihm segeln nur empfehlen. Ich gebe ihm eine unserer Visitenkarten und bin gespannt, ob er je eine Mail schicken wird. Nach dem Abendessen erbrechen wir den Brief und das Päckli. Wir fallen über Fränzis Weihnachtsguetzli her. Sie sind soooo fein, dass nur ganz wenige den ersten Tag auf dem Schiff überleben. Vielen lieben Dank!

Als wir am Donnerstagmorgen in der Koje liegen, hören wir ein Kirchenglöcklein schlagen, danach das Gezwitscher von Vögeln und Hähne, die krähen. Richtig idyllisch. Beim Morgenessen können wir eine Schildkröte beobachten. Zu weit weg, um auf eine Foto gebannt zu werden, leider. Nach dem Zmorge machen wir uns mit vereinten Kräften daran, den Salzwasserfilter zu öffnen. Dank dem angesetzten Engländer gelingt es uns dieses Mal. Wir säubern den Salzwasserfilter und setzen ihn wieder ein. Dann lassen wir erneut ausgiebig den Motor laufen. Anschliessend überprüft Martin die Steuerung, da sie seit neustem Spiel hat. Es sieht gar nicht gut aus: das Kugellager von einer der Umlaufrollen ist verrostet. Wir setzen alles wieder zusammen und nehmen ein ausgiebiges Meerbad mit Schnorcheln. Wir geniessen den späteren Nachmittag im Cockpit.

   
Defekte Umlenkrolle    

Freitagmorgen machen wir uns auf zu Budget Marine: Ein Ersatzteil für die Steuerung bestellen – sie müssen es von Frankreich kommen lassen – und die Funktionlität des Ventils unserer neuen amerikanischen Gasflasche überprüfen lassen. Das Ventil ist in Ordnung, nur haben sie uns in Grenada einen falschen Adapter verkauft.... Wir machen uns zu Fuss zum Geschäft auf, das uns angegeben worden ist, welches über alle möglichen Adapter verfügen soll. Der Weg ist weit, die Sonne brennt und der Erfolg gleich null. Sie haben nicht einen einzigen müden Adapter hier. Dafür finden wir eine LED–Taschenlampe, nachdem diejenige, die wir bei unserem Schweizaufenthalt gekauft hatten, überhaupt nicht funktioniert. Ziemlich müde leisten wir uns eine Pizza in der Stadt.

   
Schöner Wohnen   Karger Garten  

Dann geht es zurück aufs Schiff. Martin bringt mich mit der Wäsche ans Ufer und ich pilgere zum Waschsalon. Während dem die Wäsche gewaschen und getrocknet wird, lese ich ganz friedlich auf einem Stuhl in meinem Buch. Zurück auf dem Schiff, als wir gerade mit dem Sundowner starten wollen, schauen Annie und Daniel von der Ananda vorbei. Wir laden sie zum Drink ein und verbringen ein gemütliches Plauderstündchen mit den beiden, sie sind heute in Bonaire eingetroffen. Auch sie sind an einer Inseltour interessiert und wir beschliessen, am Samstag gemeinsam ein Auto zu mieten.

Als wir Annie und Daniel abholen wollen, sind sie erst gerade beim Frühstück. Erst später im Verlauf der Inseltour stellen wir fest, dass sie noch die Chavészeit von Venezuela hatten und nicht die Bonairezeit. Wir nutzen die Pause, um kurz an Land Geld holen zu gehen. Auch versuchen wir, ein Auto zu mieten, doch ist hier im Ort kein Auto mehr zu haben. Zurück zu Ananda, die beiden im Dinghi mitnehmen. Wir rufen die Autovermietung am Flughafen an. Welch Glück: sie haben noch einen freien Pick–up und werden uns in der Stadt abholen kommen. Es dauert eine typisch karibische Viertelstunde – und benötigt ein telefonisches Nachfassen – doch dann können wir uns glücklich und zufrieden ins Auto setzen. Allerdings ist es bereits elf Uhr. Wir fahren zum Washington Slagbaai National Park. Um die Mittagszeit sind wir in Rincon und essen dort ein ganz leckeres Geissenvoressen mit Pommes Frites, Maisfladen mit Zimt und einem Stück Süsskartoffelkuchen mit Bohnen. Echt gut. Dazu ein kühles Bier. Was wollen wir mehr? Dann nichts wie los Richtung Park. Wir treffen um dreizehn Uhr fünfzehn dort ein und sie wollen uns nicht mehr auf die grosse Runde lassen. Martin argumentiert mit dem neusten Prospekt, in dem steht, die grosse Runde daure zweieinhalb Stunden, so dass wir locker vor der Schliessung des Parks um siebzehn Uhr zurück sein können. Nach einigem Hin und Her dürfen wir doch die grosse Runde in Angriff nehmen.

   
Washington–Slagbaai Nationalpark: Kakteen überall    

Beim ersten Beobachtungsplatz für Flamingos halten wir nur kurz für ein paar Fotos, da wir vor vierzehn Uhr bei der Abzweigung zur grossen Runde ankommen müssen. Dann schliessen sie diese Strasse. Als wir den Zustand der Strassen im Park erleben, verstehen wir, dass sie keine Motorräder mehr zulassen, da sie zuviele Unfälle hatten in der Vergangenheit. Wir sind froh um unser hochgestuhltes Gefährt. Den ersten richtigen Halt legen wir beim Supladó (Blow Hole) ein. Wir schauen eine Weile zu, wie das Meerwasser immer wieder aus diesem Loch herauskatapultiert wird. Die Korallenlandschaft hier ist von einmaliger Schönheit.

   
Saliña Matijs mit Flamingos   Seru Grandi   Supladó (Blow Hole)


Wir setzen unseren Weg fort. Boka Kokolishi ist etwas enttäuschend nach dem Blow Hole, obwohl landschaftlich auch sehr schön. Anschliessend folgen wir der Abzweigung nach Malmok.

   
Nordostküste   Unser Pick–up   Boka Kokolishi


Hier befinden sich die Ruinen eines Leuchtturms und einer Forschungsstation. Wir treffen auf die ersten anderen Touristen, die ganz gemütlich ein Picknick einnehmen auf ihrem Pick–up. Ab sofort sind wir also nicht mehr die Letzten ;–) und nehmen es etwas gemütlicher. Wir fahren zur Playa Bengé. Ein paar Touristen tummeln sich am Sandsträndchen, das sehr einladend wäre für ein Bad, wenn wir über mehr Zeit verfügten.

   
Ruinen in Malmok   Parkstrasse  

An der Playa Funchi steigen wir aus, sehen von weitem ein paar Flamingos, von nahem kleine Iguanas und plötzlich ruft mich Annie: ein Riesentönder von einem Iguana spaziert ganz gemütlich über den Weg. Wir schiessen ein paar Fotos.

   
Hübscher Iguana   Megatönder  

Der nächste Halt ist Wayaká. Dort können wir vom Ufer aus beobachten, wie sich zwei Papageienfische im seichten Wasser tummeln. Auch hier wachsen überall Kakteen und prägen das Landschaftsbild. Wir umrunden die Salina Wayaká, ohne Flamingos zu sehen.

   
Selbstverteidigung   Saliña Wayaká  

Bei der Boka Slagbaai hat es ein Touristenzentrum und in der naheliegenden Saliña Slagbaai können wir Flamingos echt aus der Nähe ansehen. Ich versuche, zwei im Flug zu fotografieren, erwische aber nur noch eine Flügelspitze und auch die nicht scharf. Vom Juwapass aus haben wir einen schönen Ausblick in die Umgebung. In gemütlicher Fahrt verlassen wir den Park wieder und lassen die einzigartige Landschaft auf uns wirken.

   
Flamingos in der Saliã Slagbaai   Am Juwapass  

Beim Parkausgang schauen wir uns noch das Museum an – da wir zu Beginn keine Zeit dazu hatten – so wie das draussen ausgestellte Skelett eines Walfisches.

   
Der Klügere gibt nach    

Wir begeben uns auf den Heimweg. Annie und Daniel laden uns zum Znacht auf Ananda ein. Gerne nehmen wir an. Nach einem ausgiebigen Sundowner holt Annie Barrakudafilets aus dem Tiefgefrierer. Diesen können wir uns ruhig munden lassen, da die beiden bereits davon assen und damit die Gefahr einer etwaigen Ciguatera (Fischvergiftung) gebannt ist. Dazu gibt es Reis und einen fruchtigen Weisswein. Mmhh. Zum Dessert reicht uns Annie eingelegte Pfirsiche und Daniel schenkt uns einen Cointreau ein. Die beiden haben jahrelang in den verschiedensten Ländern gewohnt wie Afrika, Indien, Venezuela und Dominikanische Republik. Ihre Erzählungen sind kurzweilig und faszinierend. Müde von den vielen neuen Eindrücken kehren wir auf Suleika zurück.

Am Sonntagmorgen beschliessen Martin und ich, noch eine kleine Tour in den Süden der Insel zu machen, bevor wir das Auto um elf Uhr am Flughafen abgeben müssen. Wir fahren auf der Ostseite der Insel gen Süden. Kommen am "Le Lac" vorbei. Ein Naturreservat, in dem es drei verschiedene Arten von Schildkröten gibt. Leider sehen wir keine einzige. Dafür treffen wir wieder auf Flamingos und auf Wasserpumpen. Auch Mangroven sehen wir in allen Altern. Ganz kleine keimen in den sumpfigen Gewässern nahe der Strasse.

   
Alte Mangrove   Wasserpumpe   Bonaire’s Ostküste


Am südlichsten Punkt erkennen wir die Türme und Häuser wieder, welche wir bei unserer Ankunft vom Meer aus gesichtet hatten. Wir halten ein paar Mal an, um die Landschaft in uns aufzunehmen und dem Brausen des Meeres zu lauschen.

   
Salzgewinnung    

Als wir wieder gen Norden fahren, kommen wir an den Sklavenhäuschen vorbei. Unglaublich, wie winzig die Türen in diesen Minihäuschen sind. Kein Mensch kann da aufrecht hindurch schreiten.

   
Restauriertes Sklavenhaus   mit niederem Eingang  

Auf dem Weg zurück zum Flughafen sehen wir die Salzberge. Im Morgenlicht scheinen sie wunderschön weiss am Horizont, im Vordergrund die von Algen rot gefärbten Salzseen. Überall am Ufer gibt es weissen Salzschaum, der sich auch auf das Gelände zwischen dem See und der Strasse flockig verteilt. Ein lustiger Anblick.

   
Salzschaum   Salzbecken   Salzberge


Termingerecht liefern wir das Auto ab und ein netter Holländer bringt uns nach Kralendijk zurück. Wir essen ein BBQ in der Stadt und machen anschliessend ein Mittagsschläfchen. Die vielen neuen Eindrücken machen müde. Am Nachmittag widme ich mich dem Silberschmieden. Auch nehmen wir noch ein ausgiebiges Bad.

Als wir am Montagmorgen erwachen, sehen wir Ananda am Horizont entschwinden. Wir nehmen kurz Funkkontakt mit ihnen auf, um ihnen eine gute Reise zu wünschen. Wir hoffen, die beiden irgendwo wieder einmal zu treffen. Danach gehen wir zu Budget Marine: unser Ersatzteil ist auf dem Weg. Martin bestellt eine Wasserpumpe, ich poste uns eine neue Karte für den Internetzugriff sowie Früchte und Gemüse bei den Venezolanern. Ich schenke demjenigen, der mich bedient, unsere restlichen Bolívares, da wir nichts mehr damit anfangen können. Er freut sich sichtlich darüber.

   
Freewinds sicher vertäut    

Nachmittags gehen wir in die Marina, verlängern unser Abo auf den Moorings, bunkern Wasser, entsorgen den Abfall. Martin bringt mich ans Land und ich statte Marlis einen ausgiebigen Besuch ab. Sie zeigt mir einen Teil ihrer Fotos. Ganz toll ihre Flamingo–, Pelikan–, Kolibri–, Blumen– und Perubilder. Ich kann mich kaum satt sehen. Sie schliesst um achtzehn Uhr ihr Geschäft und ich begebe mich zum Fischersteg, wo mich Martin mit dem Dinghi abholen kommt.

Der Dienstag ist dem Logbericht gewidmet.