Logbuch
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Trinidad, Los Testigos und Isla Margarita
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Sonntag, 25. November – Freitag, 7. Dezember 2007

Gestern, Samstag, haben sie noch das Dach geputzt vom Eingang des Crews Inn Restaurant. Eine zirkusreife Nummer.

   
Akrobatisches Putzen    

Am Sonntag schlafen wir aus, hören die morgendliche Funkrunde. Beim Zmörgelen beginnt es zu regnen. Als sich das Wetter beruhigt hat, nehmen wir unseren Aussenbordmotor wieder in Betrieb. Da wir kein Benzin mehr haben, schenkt uns Peter von der Kynda die nötigen zwei Deziliter für den Anfang. Ich verbrauche das letzte Vollkornmehl aus La Gomera. Abends kommen Ariane und Jean–Philippe von der Tuamitoo zu einem Apéro dînatoire zu uns. Auf ausdrücklichenWunsch von Ariane gehört diesmal auch eine Schmuckausstellung von meinem selber gemachten Schmuck dazu.

   
Ariane und Jean–Philippe von der Tuamitoo betrachten die Suleikakollektion    

Am Montag machen wir das Paket bereit mit dem bestellten Armband und bringen es zu Peake, die einen FedEx Service führen. Voraussichtlich sollte das Paket am Donnerstagabend in der Schweiz ankommen. Wir sind gespannt. Wir schauen bei Wasi II vorbei. Alain ist gerade auf der Bank, so dass wir seine brasilianische Partnerin Carla kennen lernen. Sie wird ihm ausrichten, dass wir vorbei geschaut haben. Auf dem Rückweg kehren wir bei Joe’s Pizza ein und essen eine feine Pizza zum Zmittag. Beim Volvovertreter kaufen wir danach Öl, Filter und Batterien. Martin von der Styrr, seine Tochter Ann und der Australier Douglas schauen auf ein Bier bei uns rein. Danach bringt Martin unseren Spibaum zum Laufen – ein Zug hat geklemmt – und ich gehe ein paar Längen schwimmen.

Dienstagmorgen ist dem Flicken meiner Jeans gewidmet, als Alain kurz vorbei kommt. Er ist im Schuss, wir laden ihn und Carla für den Abend zum Apéro und Essen ein. Fotos für den Logbericht aufbereiten. Nachmittags ölt Martin die Steuerung, ich gehe schwimmen. Als ich zurück komme, kann ich Martin noch etwas zur Hand gehen. Abends kommt Alain allein vorbei. Carla hat Kopfweh und hat sich hingelegt. Wir verbringen einen Abend mit angeregter Unterhaltung.

Der Mittwoch ist dem Mastputzen gewidmet. Ich sichere Martin auf den Mast und er putzt die Schiene des Grosstuchs mit einem nassen Lappen. Dann ölt er die Rollen des Grosssegels, die Rolle des Spibaums und die Reffrollen. Auch die Birne des Motorenlichts wird durch eine hellere ersetzt. Ich mache am Nachmittag die letzte grosse Wäsche in Trinidad. Theres von der Styrr schaut noch kurz bei uns rein. Wir erfahren per Mail, dass das Armband bereits in der Schweiz angekommen ist. Super.

Am Donnerstag sind wir in Aufbruchstimmung. Martin gibt an der Funkrunde bekannt, dass wir heute abreisen. Dank dieser Mitteilung kommen Val und Brian von der Meander II per Dinghi vom Ankerplatz ins Crews Inn, um sich von uns zu verabschieden. So lieb. Wir gehen ins Crews Inn. Sie bereiten die Abrechnung vor. Dann zur Immigration und zum Zoll. Als dort alles Finanzielle geregelt ist, können wir unsere ganzen TT–Dollar im Crews Inn in Zahlung geben. Diese Währung haben wir voraussichtlich für unsere Reise hinter uns. Wir wollen noch tanken, doch beide Quais sind besetzt. So fahren wir etwas raus, kalibrieren unseren Autopiloten, in dem wir langsame, grosse Kreise fahren. Zurück zur Tankstelle, der Typ ist nicht gerade angenehm im Umgang und bestärkt uns in unserem Entschluss, Trinidad den Rücken zu kehren.

   
Im Hintergrund Venezuela   Im Vordergrund Ariane   Passatwolken


Wir haben für die Nachtfahrt nach Los Testigos herrliche Bedingungen – nachdem wir den ersten heftigen Regenfall hinter uns haben. Zuerst eine klare Sternennacht und danach ein herrlicher Mondschein, der uns auf unserer Reise begleitet. Morgens um sechs Uhr, als ich mich gerade ein letztes Mal aufs Ohr legen will, sichtet Martin Los Testigos. Das muss ich natürlich auch gesehen haben! Um 11h50 stoppen wir den Motor vor der Isla Iguana, wo sich die Einklarierungsstelle befindet. Wir pumpen das Dinghi, setzen ans Land über und erklimmen in der schlimmsten Mittagshitze den Hügel, auf welchem das Büro daheim ist. Als Weihnachtsdekoration haben sie die Eingangstüre wie ein Geschenk verpackt. In unserem Führer stand, dass man normalerweise einen Aufenthaltsbewilligung für 48 Stunden erhält.

   
Pelikane auf Los Testigos   Bürokratische Weihnachtsdeko   Tropische Vegetation


Auf diesen kleinen Inseln leben nur 160 Personen, so dass die im Büro den Pass nicht stempeln und wir somit nicht offiziell in Venezuela einklarieren können. Wir erhalten einen Zeitraum von drei bis vier Tagen, was uns ausserordentlich freut. Als wir zurück auf Suleika sind, versagt die Ankerwinsch ihren Dienst, so dass wir den Anker von Hand raufholen. Wir schauen uns etwas um und entscheiden uns für den Ankerplatz zwischen den Inseln Testigo grande und Testigo pequeña. Ein herrlicher Ort. Gleich hinter dem Ankerplatz hört man die Brandung auf der Ostseite der Inseln.

   
Sonnenuntergang vom Schiff aus   Fische beim Schiff   Aussicht gegen Osten


Am Samstag geniessen wir das Erdendasein an diesem schönen Fleckchen Natur. Wir nehmen ein ausgiebiges Morgenbad. Danach lesen wir. Martin kümmert sich um die Ankerwinsch. Zuerst zerlegt und ölt er die ganze Mechanik, damit die Kette von selbst rausläuft, und ich assistiere. Dann schaut er sich im Schiffsinnern die Verkabelung an und siehe da, ein Stecker ist rausgefallen... Zum Glück ist es nichts Gravierenderes. Wir essen Knobliteigwaren zum Znacht und legen uns in die Koje.

   
Idylle   Testigos pequeño   Vogelfelsen


Am Sonntag goldschmiede ich und backe eine Müeslimischung. Martin führt das graue Büchlein nach und richtet den Alarmbereich am Radar neu ein. Er liest den Führer, lernt spanisch und ich lese.

   
Toller Flieger   Lebende Gallionsfigur   Fischerboote


Wir beginnen den Montag mit einem Schwumm ans Ufer, um die an die Palme geheftete Tafel zu entziffern: es handelt sich um eine Reklame für ein Restaurant auf der Insel Testigo grande. Martin sitzt im Wasser, während dem ich das Ufer erklimme und die Umgebung auskundschafte. Ich finde einen wunderschönen Seeigelpanzer am Strand. Zurück auf dem Schiff widme ich mich erneut dem Goldschmieden und Martin speichert unsere Fotos auf CDs und auf die Harddisk ab. Auch räumt er bei den Karten auf dem Computer auf. Als ich im Cockpit sitze, schnorchelt ein Einheimischer um unser Schiff. Plötzlich wirft er mir eine Languste an Deck und sagt "un regalo para ti". Keine Ahnung, wie ich zur Ehre dieses Geschenks komme. Die Languste rettet sich zurück ins Wasser. Er taucht ihr nach und ich lasse ihm die Pütz runter, damit er das Tier reinlegt. Wir behalten die Languste bis am Abend in der Pütz. Wir kochen sie im Dampfkochtopf und freuen uns riesig über das leckere Abendessen.

   
Lebende Languste   Festmahl  

Am Dienstag ist der vierte Tag abgelaufen und wir müssen weiter. Tagwache um 4h15. Bei schönstem Mondschein essen wir das Frühstück im Cockpit draussen. Um 6h00 motoren wir los. Auf der ganzen Strecke weht kein Lüftchen, so dass wir das Sonnensegel aufspannen und nach Isla Margarita motoren. Wir sind nicht die einzigen, die diese Fahrt heute unternehmen, wir sehen ein paar andere Segelboote – alle unter Motor – und ein Motorschiff. Unterwegs haben wir Fangglück und erwischen einen Bonito. Zum ersten Mal essen wir Teile davon roh. Es schmeckt uns vorzüglich. Als wir in der Bucht von Porlamar den Anker gesetzt haben, funken wir die Marina Juan an. Heute sei es zu spät zum Einklarieren, wir sollen morgen um 9h00 mit den Papieren bei ihm, Juan, vorbei schauen. Zum Abendessen gibt es die beiden grösseren Filets zur Vorspeise, als Hauptgang folgen gefüllte Cannelloni. Müde und zufrieden gehen wir schlafen.

   
Lieber ein Fisch in der Hand   Punta Ballena, Isla Margarita  

In der Nacht klemmt sich Martin seinen rechten Ringfinger in der Luke ein, als er das Ding öffnen will.... Wir schauen, dass wir pünktlich um 9h00 am Ufer sind mit unseren Unterlagen. Um 9h30 fährt uns ein Bus gratis zu einem Einkaufszentrum. Wir sind überwältigt, welch breites Angebot uns entgegenlacht und wie günstig das Preisniveau ist hier in Venezuela. Zurück bei der Marina Juan posten wir einen Baumwollpareo für mich, während dem wir darauf warten, dass unsere Pakete vom Supermarkt geliefert werden. Wir laden alles auf dem Schiff aus, müssen zurück ans Land, weil der Kapitän Papiere unterzeichnen muss. Per Auto werden wir zum Einklarierungsort gefahren und Martin muss Papiere unterzeichnen und mit seinem Fingerabdruck versehen. Andere Länder, andere Sitten. Als wir danach wieder ins Dinghi klettern, bleibe ich mit einem Rucksackriemen am Steg hängen und baumele wie gekreuzigt zwischen Steg und Dinghi. Zum Glück reagiert ein Segler, der eben auch sein Dinghi besteigen wollte, sehr rasch und hilft mir aus dieser misslichen Situation. Wir fahren aufs Schiff und kochen uns was Feines zum Essen.

Am Donnerstagmorgen gehen wir zum Schiff Iwi. Robert ist der Wifi–Guy hier in der Bucht. Wir lösen Internetanschluss für eine Woche. Danach backe ich die ersten Grittibänzen meines Lebens, um den heutigen Samichlaus würdevoll zu begehen. Martin lädt in der Zeit einen neuen Virenschutz runter, da der unsrige nicht mit dem Wifi hier kompatibel ist. Wir geniessen die Grittibänzen mit einem Paté, das wir im Supermarkt auftreiben konnten. So fein.

   
Grittibänze    

Die Nacht auf Freitag ist windig und rollig. Das Geschirr klappert und morgens um 5h00 halte ich es nicht mehr aus und erledige den Abwasch, damit es etwas mehr Ruhe gibt. Wir nehmen unser erstes Morgenbad hier in der Bucht und machen uns auf den Weg ans Land. Wir fahren per Taxi in die Stadt, schauen uns die beiden Fussgängerzonen an. Es wimmelt von Leuten, der Platz Bolivar ist hübsch, ansonsten ist die Stadt optisch nichts wirklich Schönes.

   
Plaza Bolívar in Porlamar   Bolívar himself   Calle Guevara in Porlamar


Die Kirche am Hauptplatz wird renoviert und wir können sie nicht anschauen. Wir flanieren durch die Strassen und erleben zum ersten Mal eine venezolanische Stadt. Wir finden ein kleines Strassenrestaurant, wo wir gut essen.

   
Nach kurzem heftigem Regen   Strassenbeiz  

Wir schauen uns noch die Avenida 4 de Mayo an. Ziemlich müde fahren wir per Taxi zurück zur Marina Juan. Wir trinken im Beizli neben an noch ein Bier und freuen uns, wieder zu Suleika zurück zu kehren.

   
Ankerfeld mit Dinghisteg   Lustiger Kerl