Logbuch
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Grenada
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Dienstag, 8. – Freitag, 18. Juni 2007

Freitag steht unter dem Zeichen unserer geplanten Inseltour. Wir rufen nach der Funkrunde nochmals Inga über den VHF an und erfahren, dass unser Bus plus/minus um neun Uhr dreissig hier auf dem Parkplatz des Yachtclubs eintreffen wird, um uns mitzunehmen. Als wir das Dinghy vertäut haben, warten bereits Paula und Brian, ein kanadisches Ehepaar, vom Schiff Magique, auch auf den Bus für die Inselrundfahrt. Der erste Halt unserer Inseltour ist das Fort Frederick. Als wir die Stufen erklimmen, sehen wir einen eindrücklich grossen Tausendfüssler auf der Treppenstufe. Vom Fort aus hat man einen wunderbaren Rundblick. Wir entdecken auch Suleika vor Anker.

   
Tausendfüssler   Aussicht von Fort Frederick  

Unser Minibusfahrer, Cotty, ein Einheimischer, ist sehr bewandert, was die Vegetation anbelangt. Der nächste Halt ist bei einer Plantage. Hier auf Grenada gibt es nur gemischte Plantagen. Er zeigt uns die Avocado– und Cacaobäume, das Zuckerrohr, das Lemongras, die Wurzel, welche hier als Safranersatz gebraucht wird, Koriander und eine Mimosenart, welche sie hier "Sleeping Beauty" nennen.

   
Cotty – unser Fahrer und führer   Kakaofrucht   Cotton Silk Tree


Dann geht unsere Reise weiter bis zu den Annadale Falls. Hier können wir nach Herzenslust im Becken unterhalb eines Wasserfalls schwimmen, uns unter den Wasserfall setzen und die Massage des herabfallenden Wassers geniessen oder den Rastamännern zuschauen, die von ungefähr fünfzehn Metern Höhe in den Pool springen. Unsere Haut geniesst es, wieder mal ausgiebig von Süsswasser umspielt zu sein.

   
Annadale Falls   Callaloo   Iris


Natürlich machen solche Abenteuer auch hungrig. Auf dem Weg nach Grenville, wo wir einheimische Kost geniessen werden, hält Cotty nochmals an und zeigt uns einen Muskatnussbaum. Grenada ist nach Indonesien weltweit der zweitgrösste Muskatnussproduzent! Ein paar Kurven später halten wir staunend zum ersten Mal die Frucht in Händen, auf der die Cashew Nuss wächst.

   
Reife Muskatnüsse   Cashew Nut auf ihrer Frucht  

Die Natur ist voller Wunder. Unser nächster Halt ist beim Grand Etang, einem Kratersee. Auch hier ein schönes Stück Natur. Cotty lockt mit Bananen einen der hier lebenden Mona–Affen an. Hübsche Tiere, die sich gut an die Menschen gewöhnt haben.

   
Kratersee Grand Etang   Mona Affe  

In Grenville angekommen essen wir mitten in der Stadt in einem von aussen unscheinbaren Restaurant, im ersten Stock droben. Das Essen ist vorzüglich gekocht und wir geniessen unser Beefcurry. Martin hat noch nicht den letzten Bissen runtergeschluckt, als schon wieder zum Aufbruch geblasen wird. Auf dem Weg zur Rumdestillerie zeigt uns Cotty die Janet–Häuser. Die kleinen Holzhütten wurden nach dem grossen Hurrikan mit dem Namen Janet im Jahr 1955 von Venezuela gespendet. Im nächsten grossen Hurrikan, Ivan im Jahr 2004, hielten die Janet–Häuser, während dem währschaft gebautere Häuser gleich nebenan zerstört worden sind. Auch Ivanhäuser zeigt er uns, die nach diesem Hurrikan von verschiedenen Staaten gespendet worden sind. Wir fahren zur Belmont Estate, wo wir uns anschauen können, wie sie die Kakaobohnen fermentieren, in der Sonne trocknen, die schlechten aussortieren. Natürlich können wir es nicht lassen, je eine Tafel Schokolade zu kaufen. Die uns bereits bekannte mit 71% Kakao und die andere mit 60%, die wir noch nicht kennen.

   
Kakaobohnen am Trocknen    

Bei der Rumdestillerie River Antoine haben wir das Gefühl, dass das hochgepriesene Wasserrad und auch andere, grosse Teile der Anlage längst nicht mehr gebraucht werden. Wo sie wirklich noch arbeiten ist beim Rum brennen. Wir vermuten, dass sie die Molasse importieren und nur noch den Schnaps machen. Martin fragt Cotty auf der Weiterfahrt, ob sie noch Zuckerrohr anpflanzen, hier auf Grenada. Nein, im Jahr 1980 haben sie das aufgegeben. Also war unsere Vermutung richtig, dass ein Grossteil der Rumdestillerie nur noch ein Museum ist.

   
Museal seit 1980    

Als uns Cotty gegen achtzehn Uhr im Jachtclub auslädt, versuchen wir noch, unseren Logbericht im Internetcafé abzuschicken. Doch um diese Zeit hat keine derartige Institution mehr geöffnet. Also verschieben wir das auf Samstagmorgen. Als wir mit dem Dinghy zurück fahren wollen, öffnen sich die Schleusen des Himmels und zwingen uns, im Jachtclubrestaurant anzuhalten. Dabei beobachten wir eine der schönsten Abendstimmungen, die wir hier je erlebt haben.

   
Himmlische Lichtspiele    

Zeitig auf und ab in die Stadt. Wir erledigen alles, was wir müssen, im Internetcafé. Danach essen wir in "unserem" Beizli zu Mittag und besuchen anschliessend den Fischmarkt, posten zwei Tranchen Sailfish (kannten wir nicht bis anhin, können Euch jetzt aber sagen: der Fisch schmeckt sehr gut). Auf dem Markt kaufen wir Gemüse und Früchte ein und lassen uns dann vom Bus heimkutschieren. In dem kleinen Strassenkiosk, gleich neben dem Jachtclub, nehmen wir noch unser obligates kühles Bierchen und gehen dann aufs Schiff.

   
Sailfish in Vorbereitung    

Am Sonntag schlafen wir aus, da der Regen aufs Deck prasselt. Als er nicht aufhören will, nehmen wir uns Morgenbad im Regen. Stört ja nicht wirklich, nass werden wir eh dabei. Leider hat der Zahn der Zeit einen riesigen Schranz in mein Stretchleintuch gefressen, so dass ich auf das Ersatzleintuch zurückgreifen muss. Wir lesen, ich arbeite an einem Armband und Martin bereitet unsere Route vor von Trinidad bis zum Panamakanal. Damit wir mal eine Vorstellung haben, wie lang die Strecke ist, wo wir anhalten wollen und ähnliches mehr.

Am Montagmorgen haben wir allerhand Administratives zu erledigen, viel Computerarbeit ist dabei. Als alles aufbereitet ist, gehen wir in die Stadt und senden die verschiedenen Dokumente an die betroffenen Leute. Auf dem Heimweg strecken wir unsere Nase in ein Schmuckgeschäft, von welchem wir in verschiedenen Broschüren gelesen haben, dass sie ausschliesslich hier auf der Insel gemachten Schmuck verkaufen. Der Goldschmied Dennis kommt aus dem Atelier in den Verkaufsraum, wir kommen ins Gespräch, er sieht sich meine selbstgemachten Fingerringe genau an und lädt uns dann ein, sein Atelier zu besichtigen. Er erklärt uns, wie er Formen erstellt, einen Master davon macht und sie dann beliebig oft giessen kann. Alles macht er selber. Zum Abschied schenkt er mir eine Rolle grünen Feilwachs. Sooo nett. Bin total aufgestellt und motiviert, was Neues zu machen.

Der Dienstag steht im Zeichen der Shipchandler. Wir suchen einen Saugnapf, einen Schaber und neue Sitzkissen. Martin hat beschlossen, das Unterschiff von Suleika diesmal selbst zu schrubben. Mit dem Saugnapf kann er sich dann mit der einen Hand am Schiffsrumpf festhalten und mit der anderen das Grünzeug und die Muscheln abschaben. Saugnapf und Schaber finden wir hier im Ort. Sitzkissen haben sie auch eines, aber nicht in der Art wie wir das suchen. So nehmen wir den Bus und fahren zur Spice Island Marina, wo es einen anderen Shipchandler gibt. Auch hier werden wir nicht fündig, was die Kissen anbelangt. Dafür haben sie die Ersatzbirnchen, die wir schon lange suchten. Blöderweise haben wir aber die Schiffspapiere nicht dabei, d.h. wir müssten siebenunddreissig Prozent Steuern zahlen auf den Verkaufspreis. Also lassen wir es bleiben. Das Marinarestaurant De Big Fish lockt uns mit seiner Terrasse auf die Bucht hinaus. Wir genehmigen uns einen Hamburger und geniessen die Aussicht. Als der erste Flieger über die Bucht rauscht, sind wir froh, nicht hier zu ankern. Da ist es bei uns wesentlich ruhiger. Nach dem Mittagessen fahren wir mit dem Bus in die Spice Island Mall, von der wir auch vieles gelesen haben. Wir flanieren durch die Läden und kaufen dann im Supermarkt ein. Er hat ein deutlich breiteres Angebot an europäischen und amerikanischen Artikel als der in unserer Nähe. Auf dem Weg zum Bus treffen wir auf Paula und Brian, die Kanadier, und halten einen Schwatz ab.

Mittwoch ist Martin nicht mehr zu halten. Wir montieren eine Leine quer unter dem Schiff durch und er macht sich an die Arbeit. Ich unterstütze seinen Elan vom Dinghy aus und kratze das Grünzeug an der Wasserlinie entlang vom Schiff, er arbeitet unter Wasser. Die kleinen Fische lieben ihn, die Krebse zwicken ihn, da er ihnen die Lebensgrundlage raubt. Als ich genug Sonne erwischt habe, verziehe ich mich ins Schiffsinnere und stopfe mein Leintuch. Auch eine Hose und ein Kopfkissenanzug sind flickwürdig. Als alles gestopft ist, mache ich mich ans Nachtessen kochen, damit Martin nach der vielen Arbeit im Wasser auch von innen wieder aufgewärmt wird.

Auch heute ruft uns Geschäftliches mit dem Computer ins Internetcafé. Wir drucken das entsprechende Dokument und füllen es aus. Danach gehen wir in "unser" Beizli für den Zmittag. Wie immer bestellen wir je zwei Fischcakes, zwei kleine Tranchen gebackenen Fisch und ein paar frittierte Fischchen. Wir staunen nicht schlecht, als uns die Enkelin eine Fischsuppe hinstellt mit den Worten, ihre Grossmutter, die Köchin, möchte gerne, dass wir das probieren. Ja, nichts wie los. Die Suppe mundet uns vorzüglich. Wir bedanken uns bei der Grossmutter, bezahlen und machen uns auf den Weg zur Post, da die früh schliesst. Wir schaffen es rechtzeitig und spazieren von dort aus zum Dinghy.

   
Fischsuppe    

Am Freitag geht es früh aus den Federn und in die Marina mit dem Dinghy und unseren Wassertanks, um Wasser zu bunkern. Die ersten beiden Zehnlitertanks verlaufen normal, doch mit jedem Fünflitertank, den wir füllen, wir das Wasser brauner und brauner. Am Schluss ist die Farbe derart wenig ansprechend, dass Martin den Hafenmeister fragt, ob das Wasser giftig sei. Nein, nein, es sei behandelt und bedenkenlos trinkbar, die Farbe käme davon, dass es in den letzten Tagen in den Bergen heftig geregnet habe... Tja, hoffentlich hat er recht. Wir laden das Wasser auf Suleika ab, fahren erneut ans Ufer und machen das Museum von St. George’s unsicher. Sie haben ein paar ganz schöne Keramikstücke von den Arawaks, einer der Stämme, welche Grenada um das Jahr Null ursprünglich bevölkert hat. Wir sehen den Rückenwirbel eines Walfisches und die scharfen Zähne eines Hais. Auch eine Luke der Orinoco, die am 2. November 1900 hier gesunken ist. Die Muschel– und Korallensammlung ist beeindruckend. Hier hätte es auch ein paar schöne Stücke, die man zu Schmuck verarbeiten könnte. Nach dem Museum geht es kurz ins Internetcafé, was Kleines, Feines essen in der Stadt und ab zur Immigration. Da eine Tropical Wave im Anzug ist, wird nichts aus unserem Plan, am Dienstag loszusegeln und da am Mittwoch unsere Visa ablaufen, ziehen wir es vor, sie um einen Monat zu verlängern, dass wir frei sind in der Wahl des Reisezeitpunktes und uns aufs gute Wetter konzentrieren können. Nachdem wir das erfolgreich erledigt haben, gehen wir noch einkaufen und dann zurück aufs Schiff.

Am Samstagmorgen sind wir voller freudiger Erwartung: wir besuchen einen Kockurs, der ein anderer Segler organisiert hat. BB, unser Chefkoch, ist von der Karibik, hat einige Jahre in London ein Feinschmeckerlokal geführt und ist jetzt wieder heimgekehrt. Er verbreitet eine ausgesprochen heitere, entspannte Stimmung, führt uns mit grosser Begeisterung Gemüse und Früchte der Insel vor, erklärt uns auch, dass Callaloo – ein spinatähnliches Gemüse – das Blatt der Tajinewurzel ist, welche hier auch häufig gegessen wird. Seine Zwillingstöchter Mia und Ave helfen ihm, geben uns Mango zu probieren, oder reichen uns die einzelnen Gemüse. Seine Frau Anna schaut aus dem Hintergrund, dass alles klappt.

   
Chefkoch BB   Aufmerksame Klasse   Chef in Aktion


BB ist ein witziger Koch, der uns immer wieder auffordert, auch andere Zutaten ins Essen zu geben, wenn wir Lust darauf hätten, da es ja schliesslich uns schmecken muss am Ende. Die Klasse ist zu gross, als dass wir selber kochen könnten, doch ist es ein wahres Vergnügen, BB zuzuschauen, wie der die einzelnen Zutaten rüstet und in der Pfanne zusammenwirft. Wir lernen Callaloosuppe kochen, Saltfish Souse zubereiten und Ziegenfleisch an Currysauce. Herrlich.

   
Callaloo–Okra–Suppe   Salt Fish Souse   Geissencurry


Dazwischen erklärt er uns noch Lambi, das Fleisch der Conchmuschel, und serviert uns – allerdings ohne uns dieses Rezept zu verraten – herrliche Tandoori–Lambi–Stücke, die traumhaft munden.

   
Tandoori Lambi   Gourmetkritiker  

Als alles gekocht ist, dürfen wir uns zu Tisch setzen und all die leckeren Dinge probieren.

   
Tafelrunde   am Geniessen  

Nach dem Essen führt BB uns vor, wie man eine Landkrabbe tötet (er reisst ihr bei lebendigem Leib den Kopf und versichert uns, dass sie das nicht spüre, was ich nicht glauben kann), doch das Krabbenfleisch zerläuft auch mir auf der Zunge. Kein Kommentar.

   
BB mit Landkrabbe   und Zwillingstöchtern  

Als uns Cotty auf dem Parkplatz des Jachtclubs ablädt, giesst es wie aus Kübeln. Diesmal kommen wir im Jachtclubrestaurant sogar zu einem Bierchen, was wir das letzte Mal nicht geschafft hatten. Danach aufs Schiff und ausruhen, da am Abend die Schildkrötentour auf dem Programm steht.

Auch diese Tour wurde – wie die Inseltour und der Kochkurs – auf dem morgendlichen Funknetz angeboten. Es ist das erste Mal, das wir an einem Ort sind, wo ein derart aktives Netz existiert. Da wird ein Wetterbericht verlesen, neu angekommene Segler melden sich zu Wort, diejenigen, welche die Insel verlassen, verabschieden sich und dann werden eben soziale Events und Touren angeboten. Vielleicht erinnert Ihr Euch, in diesem Funknetz können alle alles anbieten, was sie zu verkaufen haben, dies läuft unter dem Titel "Treasures of the Bilge".

Von März bis August kommen die "Leatherbackturtles" von Kanada und England hierher, um ihre Eier zu legen. Mai und Juni sind die Monate, in denen am meisten Schildkröten an Land kommen, also ist unsere Chance gross, auch wirklich eine zu treffen. Jedes Jahr kommen gut hundertfünfzig an der Zahl in die Karibik. Die Fahrt zum Leverastrand ganz im Norden von Grenada, einer der drei Plätze in der Karibik, wo die Leatherbackturtle nisten, dauert gut anderthalb Stunden. Je näher wir dem Strand kommen, desto schlechter wird die Strasse und Cotty muss sehr vorsichtig in die Löcher rein und wieder raus fahren. Kaum sind wir ausgestiegen, steht unsere Führerin von Ocean Spirits, einer Organisation von Wissenschaftlern, mit einer roten Taschenlampe bereit und nimmt uns mit zum Strand. Es ist bereits eine Schildkröte dabei, sich ihr Nest einzurichten. Wenn sie soweit ist, dürfen wir uns ihr nähern. Allerdings nur von hinten und ohne selber irgendeine gewöhnliche Taschenlampe anzuzünden, da helles Licht die Schildkröte stören würde. Auch Blitzaufnahmen sind verboten. Als wir im Halbkreis im Rücken der Schildkröte stehen, schauen wir fasziniert zu, wie gezielt und gekonnt sie mit ihren Hinterflossen ihr Nest gräbt. Ihre rechte Hinterflosse ist schwer havariert, ein Haifisch hat ihr ein grossen Stück davon abgebissen. Trotzdem buddelt sie auch mit dieser Flosse geschickt ihr Nest. Als das Nest die geplanten siebzig Zentimeter tief ist, beginnt sie Eier zu legen. Die Eier haben ungefähr die Grösse von Hühnereiern, aber eine flexible Schale, damit sie beim ins Nestplumpsen nicht kaputt gehen. Unsere Schildkröte legt sechsundneunzig befruchtete und siebenundvierzig unbefruchtete Eier. Die unbefruchteten sind deutlich kleiner und dienen dazu, das Nest feucht zu halten, bis die Jungen ausschlüpfen, was ungefähr fünfundsiebzig Tage dauert. Die Schildkröte kümmert sich nach dem Verscharren des Nestes nicht mehr um ihre Eier. Gemäss Auffassung der Wissenschafter braucht es 2’500 ausgeschlüpfte Schildkröten, damit eine davon das Erwachsenenalter erreicht. Als die Schildkröte die letzten Eier legt, dürfen wir sie anfassen. Der Panzer ist weicher als die uns bekannten Panzer der kleinen Schildkröten. Die Hinterflosse ist kühl und ledern. Die Wissenschaftler messen die Schildkröte, ihr Panzer ist ca. 1.50m lang, und scannen ihre Personalien von der Erkennungsmarke ein. Diese Schildkröte ist schon das zweite Mal am Eierlegen dieses Jahr, in der Regel kommen sie drei Mal pro Jahr und dann für einige Jahre nicht mehr. Plötzlich entdecken wir, dass eine weitere Schildkröte an Land kriecht. Wir dürfen uns nicht nähern, da die Tiere nicht gestört werden dürfen, bis sie ihren Platz für das Nest ausgesucht haben. Unsere Schildkröte schaufelt ihr Nest zu, dreht sich einmal um sich selber und robbt dann zurück ins Wasser. Wir sehen sie ins Wasser tauchen und unseren Blicken entschwinden. Ein eindrückliches Erlebnis.

   
Leatherback Turtle   beim Nestbau  

Wir hätten gerne noch die andere Schildkröte beobachtet, doch ist bereits eine zweite Gruppe Touristen eingetroffen und wohl deshalb lädt uns Cotty wieder in sein Auto für die Heimfahrt. Die Fahrt zieht sich und als wir im Jachtclub ankommen, ist Mitternacht schon eine ganze Weile vorüber. Wir setzen uns ins Dinghy, starten den Motor, der seltsam spukt, und lösen die Leine. Kurz darauf stirbt der Motor ab und es beginnt zu regnen. Bis ich unsere Regenjäggli aus dem Rucksack gekramt habe, sind wir schon durchnässt bis auf die Haut. Trotzdem wärmen uns die Jacken. Als Martin ein paar Mal vergeblich versucht hat, den Motor wieder anzuwerfen, entschliesst er sich, uns nach Hause zu rudern. So gut ich es in der Nacht mit regennassen Brillengläsern vermag, gebe ich ihm die Richtung an, in welche er rudern muss. Nachts ist es nicht so einfach, in einem Ankerplatz das eigene Schiff zu finden. Als wir Suleika erreicht haben, sind wir froh und hundemüde. Wir nehmen noch ein Bierchen als Schlummertrunk und sinken dann völlig erledigt in die Federn.

Den Sonntag gehen wir gemütlich an. Nach dem Morgenessen attackiert Martin nochmals das Unterschiff, ich putze wieder mal gründlich das Schiffsinnere. Danach widme ich mich meinem Silberarmband. Gemeinsam schaffen wir den Zusammenschluss der beiden Enden und das Stück ist überzeugend.

   
Schmuck ohne Ende    

Am Montag geht Martin der Störung unseres Aussenborders auf den Grund und siehe da: kein Benzin mehr im Tank. Wir vermuten, dass uns jemand den Most gestohlen hat, als wir das Dinghy nachts am Dinghysteg liessen, denn vor der Abfahrt prüfen wir immer das Benzinniveau und das war gut, als wir Suleika verliessen. So fällt wenigstens keine grosse Reperatur an. Hat auch Vorteile. Wir gehen einkaufen, essen auf Suleika und machen dann wieder mal Bordwäsche im Jachtclub.