Logbuch
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Petit Saint Vincent, Clifton Harbour (Union Island) und Carriacou
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Sonntag, 13. – Dienstag, 22. Mai 2007

Wir schnorcheln noch einmal ausgiebig bei Petit Saint Vincent und treffen ein paar schöne, grosse Fische an. Danach segeln wir durchs Riff. Diesmal finden wir die Mitte besser als auf dem Hinweg, die Tiefe nimmt in kleinerem Ausmass ab, als wir zwischen den beiden aus dem Wasser ragenden Inselchen vorbeisegeln. Auf der einen steht ein Sonneschirm aus Palmenblätter. Herrlich romantisch. Wir fahren korrekt zwischen der roten und der grünen Boje in die Bucht von Clifton Harbour ein und finden einen Ankerplatz, der nicht allzu weit vom Dinghysteg entfernt ist.

   
Clifton Harbour   Clifton mit Flugplatz  

Am Montag gehen wir ans Land, erkundigen uns an den verschiedenen Orten, was das Wäsche waschen lassen kostet, kaufen Briefmarken und essen im Eagle’s Nest, einer sympathischen Beiz an der Hauptstrasse ein typisch karibisches Mahl: Martin Fisch und ich Huhn. Danach gehen wir ins Internetcafé und holen mal wieder nach, wozu wir lange keine Zeit mehr gefunden hatten. Das Städtchen Clifton Harbour hat an vielen Orten wunderschöne Bäume und Sträucher, die in voller Blüte stehen.

   
Frangipani   Yucca   Rhododendron


Zudem haben sie ein paar Gedenktafeln aufgestellt, die uns nachdenklich stimmen: über die Sklaverei, über einen Schwarzen, der in der amerikanischen Armee zwar Schiffskapitän geworden ist, dann aber jahrelang aufgrund seiner Hautfarbe kein Schiff zum Befehligen erhalten hat, und über die Geschichte der Insel.

   
Hugh Mulzac    

Am Dienstag gehen wir zeitig ans Land, da wir gerne unsere Wäsche gleichentags zurück erhalten möchten. Wir liefern sie ab, verlassen die Hauptstrasse, wandeln auf der "Backstreet" und gelangen zum Castello. Aufgrund der Empfehlung in unserem Führer besichtigen wir die Galerie sowie den sehr persönlich gestalteten Garten. Wir erklimmen die Treppen und setzen uns auf das oberste Bänklein, von wo aus wir einen herrlichen Ausblick auf die Ankerbucht haben (als hätten wir das Meer schon lange nicht mehr gesehen..). Auf dem Rückweg kaufen wir Petrol für unsere Lampe und machen eine Runde in einem von einer Französin geführten Gourmetladen. Bilanz: ein T–Bone–Steak zum Znacht, ein frisches Weissbrot mit Wildschwein–Paté zum Zmittag. Was für ein festlicher Tag! Auf dem Weg zum Dinghy sehen wir unsere eigene Wäsche im Hotelgarten im Wind flattern. Wir fahren per Dinghy aufs Schiff, schlagen uns die Bäuche mit dem frischen Brot und dem Paté voll und geniessen die ehemals vertrauten Köstlichkeiten. Als wir gegen Abend unsere Wäsche abholen gehen, sehen wir gerade die Hotelkatze mit einem Iguana in der Schnauze. Auch im Schatten schlafende Hunde treffen wir an. Das T–Bone–Steak begleiten wir mit einem Glas Rotwein und geniessen das Abendessen ganz still und friedlich.

   
Unsere Wäsche im Hotelgarten   Freiluftboutique  

Am Mittwochmorgen spannt Martin die Reling nach, was dringend nötig war. Gegen Mittag fahren wir ans Land, statten dem Internetcafé einen Besuch ab und essen bei einem Gemüsestand im Baumschatten ein Peleau, eine lokaler Reiseintopf mit Huhn drin. Als wir die Rechnung verlangen, ist der Preis eindeutig überteuert, doch reagiere ich zu wenig rasch und wir bezahlen ihn nur ungern, lassen dies die Wirtin aber auch wissen.

   
Marktplatz Clifton, Union Island   Peleau am Marktplatz   Auf dem Hund


Noch vor dieser unerfreulichen Episode hat sie uns einen Buschauffeur organisiert, der bereit ist, uns auf seine Tour mitzunehmen, für uns ein paar Extraschlaufen zu fahren, für die Fotos anzuhalten, und der für die ganze Sache einen vernünftigen Preis verlangt. Wir sehen den Salzsee, in welchem die Leute von Union Island einmal im Jahr Salz gewinnen, fahren dann weiter und können die Chatham Bay von oben bewundern. Wir fahren durch Ashton, sehen Frigate Island mit dem lokalen Friedhof im Vordergrund.

   
Salzsee   Big Sands, Union Island   Frigate Island


Nach der Bustour kaufen wir ein und die Frau vom Supermarkt schenkt uns eine reife Mango aus ihrem eigenen Garten. So nett :). Als wir wieder auf dem Schiff sind, fährt Sydney, der T–Shirt–Verkäufer von den Tobago Cays, vorbei. Wir winken ihn zu uns und trinken mit ihm gemeinsam ein Bier auf Suleika. Dabei kommen wir zum Schluss, dass Martins Lieblings–T–Shirt, welches er vor fünfzehn Jahren in den Tobago Cays gekauft hatte – ein oranges mit Handbemalung – auch von Sydney gewesen sein muss.

Anderntags lauschen wir am Morgen Hugo’s Wetterprognose. Danach gehen wir Wasser bunkern im Anchorage Yacht Club. Auch hier bläst es ohne Unterlass, doch haben wir seit Bequia dazu gelernt, so dass der Wind keine Chance mehr hat, uns unsere Kanister zu entreissen. Wir rufen Pa an, der heute seinen vierundachtzigsten Geburtstag feiert. Die Verbindung ist schwankend, doch freuen wir uns alle, uns gegenseitig zu hören.

   
Baum mit   Blüten  

Danach pilgern wir zum Flughafen zum Auschecken. Wir werden in eine Halle verwiesen, wo in der hintersten Ecke ein schwarzer Beamter in Uniform tief schläft auf seinem Pult. Wir grüssen laut und deutlich, er erwacht, reicht uns die Papiere zum Ausfüllen und schläft gleich weiter. Als wir alles ausgefüllt haben, räuspert sich Martin, der Beamte erwacht erneut, versieht die Papiere mit den nötigen Stempeln und schickt uns in ein winziges Büro am Eingang der Halle. Darin arbeitet ein wesentlich jüngerer Beamter, der sehr aktiv am Telefon spricht. Trotzdem winkt er uns in seine Besenkammer. Wir ziehen es nach kürzester Zeit vor, draussen das Ende des Gesprächs abzuwarten, da es wirklich beängstigend eng ist in seinem Büro. Er verpasst uns ein paar Stempel und schickt uns weiter ins Büro der "Immigration". Der zuständige Beamte ist gerade in einen amerikanischen Bestseller vertieft, den er zur Seite legt, als wir eintreten. Als ich mit Stielaugen den Titel zu entziffern suche, versorgt er das Buch auf dem Fensterbrett. Schade. Danach füllen wir erneut ein Papier aus und können nun offiziell beglaubigt den Staat "Vincent and the Grenadines" anderntags verlassen. Zur Feier dieser Tatsache fahren wir per Dinghy zur Happy Island.

   
Happy Island    

Dies ist eine kleine Bar mitten auf dem Riff. Shanti, ein Schwarzer mit indischen Wurzeln, hat auf dem Riff mithilfe von Conches – den rosaroten Muschelschalen der Fechterschnecke – eine Insel erbaut. Wir trinken seine Hausspezialität, einen wunderbaren Rumpunsch, den er mit gemahlener Muskatnuss überstreut. Soooo fein. Als wir den zweiten bestellen, lässt er uns wissen, dass der dritte auf Kosten des Hauses gehe. Shanti erklärt uns auf unsere Anfrage hin, dass die Krabben sowohl an der Luft als auch im Wasser atmen können und nur drei Monate alt werden. Wir kamen auf das Thema, weil eine ganze Herde Krabben in seinem Grill die Reste aufessen. Der ganze Tag war das Licht sehr trübe und Shanti führt aus, dass dies der Saharasand mache, hier, in der Karibik! Wir schlürfen einen Rumpunch nach dem andern und lassen es uns wohl ergehen. Etwas gekäppelt und glücklich kehren wir per Dinghy auf Suleika zurück.

   
Shanti, Kreator von Happy Island   Happy Rumpunch   Gierige Krabbe


Als wir am Freitagmorgen unser Sonnendach zusammenlegen, ist es voller Saharasand. Wir geniessen das herrlichste Segeln nach Carriacou. Mit einer Geschwindigkeit zwischen 5,1 und 6 Knoten fegen wir durch das Wasser, alle Tücher voll im Wind. Wunderbar. Für die Einfahrt in die Bucht von Hillsborough nehmen wir die Segel runter und motoren. Per Dinghy fahren wir ans Land und klarieren ein. Zuerst in der "Immigration", dann beim "Customs". Im zweiten Büro hat es auf engstem Raum ganz viele Leute, die alle zur gleichen Musik singen und pfeifen, dass es eine wahre Freude ist. Wir bezahlen den verlangten Betrag, erhalten die nötigen Stempel und sind damit offiziell auf Carriacou, im Staat Grenada, angekommen. Der Name Carriacou geht auf die Kariben zurück und bedeutet "von Riffen umgeben". 1776 lebten auf dieser Insel 200 Weisse und 3153 Sklaven, welche die Baumwollfelder und Zuckerplantagen bearbeiten. Man stelle sich das Zahlen– und Machtverhältnis vor! – Wir erkunden Hillsborough zu Fuss, kehren ein, finden ein Internetcafé und verlassen dann die Stadt wieder.

   
Schafe auf dem Weg zur Kirche    

Wir motoren zur Tyrell Bay rüber, wo wir über die grosse Anzahl der vor Anker liegenden Schiffe erstaunt sind. Am Samstag machen wir per Dinghy eine kleine Erkundungstour in der Bucht. Der Dinghysteg, an welchen wir uns erinnern von unserem Besuch von vor fünfzehn Jahren, existiert nicht mehr. Der einzige Dinghysteg, der noch vorhanden ist, gehört zu einer Pizzeria.

   
Tyrell Bay, Carriacou   Malerisches Puff  

Am Nachmittag eröffnen wir unser Schmuckbüchlein der Suleika–Kollektion. Darin werden wir sämtliche auf dem Schiff entstandenen Schmuckstücke festhalten. Ich notiere ein paar Stammdaten und Martin macht die Zeichnungen des Schmucks. So lässig. Als wir uns zum Abendessen Teigwaren kochen wollen, ist die erste Packung von Rüsselkäfern befallen und wandert ins Meer. Dem zweiten Sack Penne ergeht es nicht anders. Von Claire wussten wir, dass wir früher oder später mit diesen Insekten rechnen mussten, hätten aber gerne noch etwas länger auf die erste Begegnung gewartet. Zum Glück ist das dritte Pack Teigwaren – eine andere Sorte – nicht befallen und wir kriegen doch noch etwas zwischen die Zähne.

Heute ist Martins Geburtstag. Wir nehmen ein gemütliches Frühstück ein, fahren dann per Dinghy an Land und spazieren der Hauptstrasse entlang. Wir entscheiden uns, das Mittagessen in der Pizzeria einzunehmen. Die Pizza ist echt italienisch, die Terrasse hat einen wunderschönen Blick über die Tyrell Bay.

   
Blick auf   Tyrell Bay  

Wir sitzen angenehm im Schatten und werden von Karibikrhythmen gewiegt und geniessen die feinen Pizzas. Was wollen wir mehr!

   
Geburtstägler   am Geniessen  

Hier ist das Internet für die Kunden gratis. Ein ganz neues Erlebnis. Mit vollgeschlagenem Bauch kehren wir auf Suleika zurück und machen uns einen gemütlichen Nachmittag. Martin liest und ich putze von Dinghy aus die Wasserlinie von Suleika, die völlig verschlammt und von Krebsen bewohnt ist. Wir gehen zeitig in die Heia.

Am Montag tuckern wir per Dinghy ans Land und machen wieder mal einen gröberen Getränkeeinkauf. Als wir die ganzen Kartons auf dem Schiff ausladen, flitzt eine Kakerlake durch das Cockpit. Ich gebe Kakerlakenwarnung und stürze mich in die Küche auf der Suche nach der Insektengiftspraydose. Martin hält das Vieh in Schach, besprüht es mit Gift, fängt es mit einem Papier ein und wirft es über Bord. Nochmals Schwein gehabt. Am Nachmittag machen wir eine ausgiebige Siesta. Abends sehen wir beim Sonnenuntergang wieder mal einen Green Flash, was schon lange nicht mehr der Fall gewesen ist.

   
Kurz vor dem Green Flash    

Nach dem Morgenessen widme ich mich meinem Ohrringprojekt. Wie schon mein allererster Schmuckkurslehrer gesagt hat: jedes Schmuckstück macht an einem gewissen Punkt Probleme in der Herstellung. Auch heute habe ich etwas zu kämpfen, kann aber die auftretenden Schwierigkeiten überwinden. Auch diesmal hilft mir Martin, die Stecker anzulöten. Am Nachmittag machen wir mit dem Dinghy einen Ausflug in die Mangroven. Das Wasser im Mangrovenkanal ist ganz ruhig, etwas trübe, kleine bis mittlere Quallen treiben an uns vorbei. Wir treffen drei Wracks an, die so halb im Wasser liegen. Hier müsste man wohl länger verweilen, da könnten wir sicher jede Menge Vögel beobachten. Wir fahren bis ans Ende des Kanals, kehren um und treffen bald danach wieder auf Suleika ein. Ich poliere die Ohrringe und Martin widmet sich der Hafenführerlektüre für Grenada, unser nächstes Ziel.

 
Mangroven