Logbuch
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St. Vincent
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Samstag, 7. – Dienstag, 10. April 2007

Um Viertel vor Sieben starten wir den Motor und hissen kurz darauf die Segel. Bei strahlendem Sonnenschein setzen wir auf St. Vincent über. Kurz vor der Wallilabou Bay, unserem Tagesziel, sehen wir in der Ferne ein paar Delfine sich im Wasser tummeln. Wir ankern in der Bucht und lassen eine Leine am Land an einer Palme festmachen. Wir verhandeln mit verschiedenen Boatboys. Martin engagiert Franklin und sein Sohn Franky, um das Unterwasserschiff zu putzen, und ich poste eine Halskette bei Morris. Er schenkt mir noch ein passendes Armband dazu. Abends gehen wir einklarieren, smooth and easy, und trinken zur Feier eine Piña Colada an Land (habt Ihr es gemerkt, Marika und Andreas?). Franky meldet uns, dass er und sein Vater sich auf den Heimweg machen, damit sie noch vor einfallender Dunkelheit die Ruderpartie hinter sich bringen können.

   
Wallilabou Bay, St. Vincent   Rock Arch  

St. Vincent, so sagt man, ist am 22. Januar 1498, dem Namenstag des Heiligen Vincent, von Christoph Kolumbus anlässlich seiner dritten Westindienreise entdeckt worden. Die ansässigen Kariben nannten die Insel damals Hairoun, was soviel wie die Heimat des Glücks bedeutet. Heute heisst das lokale Bier so :). Die Insel ist im Oktober 1979 von den Briten in die Unabhängigkeit entlassen worden. Der Vulkan Mount Soufrière auf St. Vincent ist auch heute noch aktiv. Der letzte Ausbruch ereignete sich am 17. April 1979. Die Insel lebt vorwiegend von der Landwirtschaft. Sie bauen Gemüse, Maniok und Kartoffeln für den Eigenbedarf an und Baumwolle, Bananen, Kakao und Gewürze für den Export.

Am Samstagmorgen stellen wir fest, dass der Schiffsrumpf, soweit er von der Wasseroberfläche aus erreichbar ist, gut geputzt ist. Martin verhandelt mit Franklin und die beiden werden handelseinig. Franklin und sein Kollege Delroy werden heute das ganze Unterschiff putzen. Martin sägt den Deckel des hintersten Schapps im Badezimmer entzwei, so dass wir nicht immer alles ausräumen müssen, wenn wir was brauchen von dahinten. Wir verstauen die zehn Meter Kette für den Ersatzanker in diesem Schapp und nehmen dafür den Dinghyanker mit zugehöriger Kette heraus. Ich mache einen Pizzateig. Pizza und Brot gelingen.

   
Franklin, Delroy und Siko   Franklin und Siko auf dem Heimweg  

Kaum haben wir unser Morgenbad am Ostersonntag beendet, ruft uns Delroy vom Ufer aus: er hat uns wie versprochen die DVD "Pirates in the Carribean" mitgebracht. Soo lässig. Als Zugabe kriegen wir auch noch zwei grüne Kokosnüsse geschenkt, um den Saft daraus zu trinken. Zur Feier des Tages öffnen wir das letzte Gläschen Paté. Es schmeckt ausgezeichnet mit dem frischgebackenen Brot. So langsam gehen die europäischen Köstlichkeiten dieser Art auf Suleika zur Neige. Am Nachmittag machen wir einen Landgang, entsorgen den Abfall, besuchen das Internet und besichtigen die Filmkulissen. Wir versuchen möglichst alles zu verinnerlichen, damit wir die Plätze dann beim abendlichen DVD schauen wieder erkennen. Zum Teil sind die Kulissen schon arg zerfallen, zum Teil nagt der Zahn der Zeit schon denkwürdig daran... Die Jetty ist nur noch über ein schmales Hilfsbrett zu erreichen, da ein Teil einfach eingebrochen ist. Erstaunlich.

   
Filmkulisse   Es nagt der Zahn der Zeit   Blick hinter die Kulissen


Wir lernen auch noch Franklins Freundin resp. die Mutter seiner beiden Söhne kennen. Sie verkauft den Touristen Schmuck. Nach dem Landgang rudere ich das Dinghy heim und erleide beinahe einen Hitzestau. Wir verbringen ausgiebig Zeit im Wasser, um wieder etwas abzukühlen. Franklin bringt den versprochenen Fisch nicht vorbei. Vielleicht ein ander Mal? "Pirates of the Carribean gefällt uns sehr gut.

   
Suleika in der Wallilabou Bay   Andere Blickrichtung  

Am Ostermontag schaut Franklin vorbei. Wir machen ab, gleichentags mit ihm den nahe gelegenen Wasserfall zu besichtigen. Wir lesen alles, was wir über St. Vincent erfahren können, da wir morgen mit dem Taxi eine Inseltour unternehmen werden. Um 14h30 holt uns Franklin mit seinem jüngeren Sohn Siko für die Wasserfalltour ab. Der Spaziergang ist sehr informativ, beide erklären uns die Bäume und Früchte, an denen wir vorbeikommen. Siko zeigt mir das Kraut, welches die "Jobfruit" hervorbringt. Eine graue "Perle", welche hier für den Schmuck verwendet wird. Am Wasserfall angekommen, tummelt sich bereits ein deutscher Tourist im kühlen Pool. Als er sein Bad beendet hat, übernehmen Siko und ich die Ablösung. Das Süsswasser beträgt herrlich kühle zweiundzwanzig Grad und wir lassen das Wasser auf uns hinunterklatschen, dass es eine wahre Freude ist. Auch Franklin stürzt sich ins kühle Nass. Am Abend schauen wir uns "Pirates of the Carribean" nochmals an, da wir uns das erste Mal vor allem auf die Geschichte konzentrieren mussten.

   
Kühles Nass    

Das uns von Kenny für acht Uhr versprochene Brot bleibt aus. So essen wir Dauerbrot und machen uns bereit. Franklin ruft uns schon zwanzig Minuten vor der abgemachten Zeit vom Ufer her zu, er sei bereit für den Ausflug. Wir machen das Schiff dicht und rudern zum Steg. Masi, unser Taxichauffeur, ist ein ausgesprochen sympathischer Mensch. Wir halten an einem wunderschönen Aussichtspunkt am Meer an, der im zweiten Teil des "Pirates of the Carribean" vorkommt, den wir noch nicht kennen.

   
Windward Küste    

Zuhinterst im Mesopotamiatal liegt Montreal Gardens. Ein absolut atemberaubender Garten am Rand des Regenwalds.

   
Montreal Gardens   Schöner Garten   Totentrompeten


Ursprünglich gehörte dieser Garten einem Schwarzen, der die Pflanzen für den Export zog. Als er älter wurde, hat er ihn einem Weissen verkauft, der ihn nun für die Touristen zugänglich gemacht hat.

   
Blütenweiss   Rot und Grün   Orchideenart


Wir tummeln uns mit Franklin eine gute Stunden zwischen allen möglichen Pflanzen und Blüten und geniessen die Vielfalt und das Unbekannte.

   
Farnbäume   Schönheit in Gelb und Weiss   Blätterwald


Nebst vielen bunten Blüten gibt es auch ganz bunte Eidechsen, die hier Iguanas heissen.

   
Zarter Blütenstand   Vorwitziger Hibiskuks   Iguana


Gerne hätten wir eine Foto geschossen, als eines dieser possierlichen Tiere auf einem wunderschön geschwungenen Eisenzaun sass, doch leider wollte Franklin das Tierchen für uns fangen, und so misslang sowohl die Foto als auch der Fang. Jä nu.

   
Farn entrollt sich   Franklin und Ariane  

Auf dem Heimweg halten wir unterwegs an für das Mittagessen. Da wir spät dran sind, ist die Auswahl eingeschränkt. Martin erwischt das letzte Roti mit Leber und wir andern drei essen die lokale Spezialität: Brotfrucht mit gesalzenem Fisch. Gut.

   
Mesopotamia Valley   Blick ins Hinterland  

In Kingstown setzt uns Masi neben der Markthalle ab. Unter Franklins Führung posten wir jede Menge Gemüse und Früchte. Danach noch in den Supermarkt für die Getränke und zum Schluss zwei Pfund frischer Thunfisch für umgerechnet CHF 6.–. Die Fischsteaks sind ein absoluter Hit. Wir sinken müde und zufrieden in unsere Koje.

   
Kingstown