Logbuch
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Barbados, Carlisle Bay
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Dienstag, 30. Januar – Samstag, 10. Februar 2007

Unser erstes Ankermanöver verläuft nicht ganz problemlos. Zuerst liegen wir zu nahe an einem Holländer, nehmen daher den Anker wieder auf. Beim Raufnehmen gibt es eine Wicklete mit der Kette. Beim nächsten Ankerrunterlassen geschieht, was auch schon passiert ist, die Kette lässt sich nicht mehr bremsen. Bis ich die Hauptsicherung freigeschaufelt habe, hat sich die Sicherung schon von allein verabschiedet. Beim dritten Ankermanöver lässt Martin den Anker von Hand runter und alles klappt wunderbar. Wir sehen das erste Mal den vielgepriesenen "Green Flash" beim Sonnenuntergang. Wenn die Sonne schon fast ins Meer getaucht ist, färbt sie sich ganz strahlend grün. Ein herrlicher Anblick, der nur von kürzester Dauer ist.

Am nächsten Morgen schlafen wir erst mal gründlich aus. Danach machen wir als erstes einen Morgenschwumm rings ums Schiff. Es ist absolut traumhaft. Die Wassertemperatur herrlich angenehm. Martin taucht nach dem Anker und stellt fest, dass er sich ausgezeichnet eingegraben hat. Dann entdecken wir eine Schildkröte, die am Grund der Bucht irgendwelche Pflanzen frisst.

   
Morgen–   schwumm  

Nach dem Frühstück protzen wir die Weihnachtsdekoration ab, ich mache eine kleine Handwäsche, Martin holt unser Dinghy hervor und pumpt es auf. Er bringt mich zum Posten ans Ufer. Hab doch glatt vergessen, Schuhe mitzunehmen.... Also kaufe ich als erstes ein Paar Flip Flop, da ich barfuss doch einen ziemlichen fremden Anblick biete, mitten in Bridgetown, der Hauptstadt von Barbados. Hier ist alles eine Runde teurer, als wir uns das von den Kanaren her gewohnt sind. Auch muss ich mich erst an das Angebot gewöhnen. Noch am gleichen Abend stellen wir fest, dass uns das auf Barbados gebraute Bier ausgezeichnet mundet!

   
Atlantikschläffe    

Am Donnerstagmorgen beobachten wir erneut die Schildkröte beim Schwimmen. Dann besucht uns ein Schmetterling im Cockpit, als wir am Zmörgelen sind. Martin nimmt den Wassermacher in Betrieb und macht jede Menge Wasser. Ich gebe mich der transatlantischen Schläffe hin und lese im Schiffsinnern.

Am Freitag bringt Martin mich ans Ufer. Wir haben für ihn die Krücken mitgenommen, so dass er in der Coconut Beach Bar ein Bier trinken kann, während dem ich die Stadt erkunde und Esswaren einkaufe. Wir essen ein Thonsandwich an der Bar zum Zmittag. Zurück auf dem Schiff erfahren wir per Mail, dass meine Lieblingstante gestorben ist. Wir sind beide sehr traurig, auch deswegen, weil wir keine Möglichkeit sehen, an ihrer Beerdigung teilzunehmen. Wenigstens weilen wir auf Barbados, eine Insel, auf der sie mal ihre Ferien verbracht hatte und die ihr sehr gut gefallen hat. So versuchen wir uns langsam an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir sie nicht mehr besuchen können, wenn wir in der Schweiz weilen. Traurig. Nachmittags schwimmen wir erneut in der wunderschönen, türkisblauen Carlisle Bucht.

   
Unsere Aussicht (rechts Coconut Beach Bar)   Abendstimmung  

Wir sind auch das ganze Wochenende hindurch noch ziemlich müde. Wir schwimmen, beobachten die Schildkröten (bereits zwei an der Zahl) und entdecken den ersten Skorpionfisch. Wir lesen, ich wasche unsere Wollkäppli und Martin macht Wasser. Am Samstagabend geniessen wir zum Apéro den ersten Schluck Carlos Primeros (Danke, Louis), der uns ganz samten die Kehle runterfliesst. Danach gibt es Pizza. Leider fehlt darauf der frisch gefangene Fisch, aber mit Schinken und Peperoni schmeckt sie auch ganz lecker. Am Sonntag kümmert sich Martin um die Ankerwinsch. Das Relais klemmt, er kann es mit Hilfe der Fernbedienung lösen. Sehr gut. Künftig wollen wir den Anker stets von Hand herunterlassen und das Relais gelegentlich auswechseln. Dann hängen wir zwei Kalender auf, damit wir vor lauter schönem Wetter die Übersicht nicht verlieren, wo im Jahr wir uns befinden. Der Züri by Mike Kalender im Badezimmer bewirkt, dass wir uns jetzt nur noch mit Brille dahin begeben und das Ganze jeweils etwas länger dauert als bisher... Martin montiert auch noch einen Haken neben dem Backofen, so dass wir das Türchen unter den Schüttsteinen fixieren können, wenn wir Wasser machen. War bis jetzt ein ungelöstes Problem.

   
Dolce   far niente  

Am Montag wagen wir das Abenteuer, Martins Prothese mit ans Land zu nehmen, da er doch nur zu gerne Bridgetown auch mal geniessen möchte. Wir packen die Prothese in zwei Abfallsäcke und ich habe die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie nicht nass wird. Wir schaffen es, die Prothese trocken ans Land zu bringen. Martin kann sie in einem Hinterräumchen von Nita’s Coconut Beach Bar anziehen. Wir gehen gemeinsam zum Internetcafé und schauen uns danach verschiedene Fotokameras an. Unsere kann hier nicht geflickt werden. Wir posten eine kleine Handkamera, die keinen Sucher hat, sondern bei der man das Bild auf dem Bildschirm wählt. Für uns beide ziemlich gewöhnungsbedürftig. Doch möchten wir nicht darauf verzichten, unsere Logbuchberichte mit Fotos zu versehen. Nach dem erfolgreichen Kauf essen wir im ersten Stock in einem kleinen Beizli Hamburger zu Mittag und beobachten das Treiben auf Bridgetown’s Hauptstrasse: Broadstreet. Ein Genuss.

   
Beim Kamerakauf   Hier assen wir im ersten Stock   Broadstreet in Bridgetown


Zurück in der Bar, trinken wir noch ein Bier – auch als Dank dafür, dass wir unseren Abfall immer hier deponieren dürfen – und starten dann Richtung Schiff. Caroline, die Barmaid von Nita, hilft uns beim Ablegen, so dass wir auch dieses schwierigere Manöver schaffen, ohne die Prothese zu netzen. Super.

   
Nita   Caroline   In der Coconut Beach Bar


Anderntags sehen wir erneut sowohl den Skorpionfisch als auch die Schildkröte. Ich bürste ein wenig an der Wasserlinie herum, da allerhand Dinge wachsen an unserem Schiffsbauch... Heute ist Haare waschen angesagt. Denn Martin benötigt dringend wieder mal einen Haarschnitt, sonst kann er bald einen Rossschwanz machen, so wie ich. Unsere norwegischen Nachbarn, drei junge Männer, verlassen heute die Bucht mit ihrem Schiff Richtung St. Vincent. Martin macht Wasser und programmiert Datum und Uhrzeit in der neuen Kamera ein.

   
Seele baumeln lassen   Unterlagenstudium  

Da ich keine Lust habe, die frisch gewaschenen Haare wieder zu netzen, vergnüge ich mich während des Morgenschwumms mit weiteren Putzarbeiten an Suleika. Martin sieht zwei Schildkröten gleichzeitig, eine davon riesig! Heute bringen wir die Wäsche zu Nita, welche sie weitergibt zum Waschen. Martin bleibt in der Bar, ich gehe in die Stadt einkaufen.

   
St. Mart’s Church   Harrisons  

Eventuell findet heute Abend ein Barbecue statt. Caroline wird uns auf dem laufenden halten. Ungefähr zwei Stunden später schwimmt Caroline zu uns heraus und teilt mit, dass das Barbecue stattfinden wird. Wir melden uns an. Per Dinghy gehen wir an Land. Da es schon Nacht ist, sieht Martin die Wellen nicht kommen wie sonst, und eine spült mich aus dem Dinghy, ich lande auf dem Rucksack am Strand... Wir erfahren von Nita, dass das Barbecue kurzfristig abgesagt worden ist. Sie organisiert uns dafür Fliegenden Fisch mit Salaten und Kartoffeln. Ist auch nicht schlecht, bloss war das nicht die Meinung: Martin und ich die einzigen Gäste, die was essen in der Coconut Beach Bar. Auch nicht weiter schlimm. Nach dem Essen rudern wir zu unserem Schiff, wo wir den Rest des Abends geniessen.

   
Suleika von der Bar aus   Westindische Wasseramseln (oder so)  

Am Donnerstag backe ich noch vor dem Zmorge Brot. Dann gehen wir schwimmen und Schildkröten beobachten. Das gleichentags Backen bewährt sich nicht: Wir essen fast doppelt so viel Brot beim Morgenessen als normal.... Martin macht Wasser, ich lese. Danach wählen wir die Fotos für den Transatlantikbericht aus. Zum Znacht gibt es Fried Rice mit Speck und Eiern. Fein!

   
Fried Rice    

Als wir am Freitag morgen ins Cockpit kommen, entdecken wir eine Heuschrecke, der eines ihrer Springbeine fehlt. Wie die bloss bis zu uns rausgekommen ist? Ein Segelschiff mit spanischer Flagge lässt ganz in unserer Nähe den Anker runter. Drei junge englischsprechende Männer sind darauf, die sich umgehend ins kühle Nass stürzen. Wir machen wieder mal einen Landgang im üblichen Sinn. Die Wäsche ist schon zurück. So fahren wir viermal zum Schiff. Einmal, um das Gepostete abzuladen und dann drei Mal, um die Wäsche in unserem wasserdichten Fass trocken aufs Schiff zu bringen. Beim Zusammenlegen stellen wir fest, dass gar nicht alles so trocken war, wie wir dachten. Einiges hängen wir noch auf, damit es dann nicht in den Kästen vergammelt.

   
Heuschrecke   Schöne Wohnlage  

Am Samstag sehen wir beim Morgenschwumm vier Schildkröten gleichzeitig! Eine davon ist halb so gross wie die anderen. Heute starten wir den Motor und lassen ihn laufen, um die Batterien wieder mal richtig laden zu können. Hier ist es wunderschön!