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Logbuch Seite 47 |
Atlantiküberquerung | |||||||||||||||
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Samstag, 30. Dezember 2006 – Dienstag, 30. Januar 2007 | |||||||||||||||
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1. Tag: 30. Dezember 2006 Wir haben gestern unseren Liegeplatz bei den Hafenbehörden beglichen und sind bei der Polizei vorbeigegangen, um den Ausreisestempel in unsere Pässe gedrückt zu kriegen. Der anwesende Polizist stempelte uns ein Formular und musste von Martin massiv überredet werden, auch noch unsere Pässe zu stempeln. Gemäss allen Unterlagen ist dieser sehr wichtig, wenn man in der Karibik ankommt. Der Weg zurück wäre weit und gegen den Wind.... Die erste Stunde zwischen den Inseln sind wir per Motor gefahren. Doch seit knapp zwanzig Stunden seglen wir. Die erste Nacht war sternenklar und mondhell, leider bitterkalt. Wir haben nebst unserer Daunendecke zwei (!) Wolldecken in unserer Koje. Und mir haben Mamis Bettsocken jeweils die Füsse gewärmt, zum Glück. Jetzt segeln wir mit der Genua im ersten Reff. Die Wellen sind ungefähr drei Meter hoch und Suleika pflügt sich getreulich ihren Weg durch die Wellen. Unser kleines Schiffchen wird ziemlich heftig geschaukelt und wir sind froh, vorgekochte Menus zu haben. Das gestrige hat auch gleich noch als Zmorge gereicht ;–). |
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2. Tag: 31. Dezember 2006 / 1. Januar.2007
Die tropische Kälte bleibt uns treu. Zwar tragen wir nicht das schwere Ölzeug, doch schlüpfen wir auch tagsüber in die leichte Regenjacke und Regenhose, da ab und an eine Welle ins Cockpit tritt und uns pökelt. Wir sind – zu dritt – gut rübergerutscht. Als ich für die Wache von Mitternacht bis drei Uhr morgens aufstand, teilt mir Martin mit, dass eine Taube mit uns rüberrutschen wird. Das arme Tier sass völlig erschöpft auf unserer Sprayhood. Ich strich uns zur Feier von Sylvester Käsebrote mit Jamon. Als Martin der Taube ein paar Brosamen hinlegte, bewegte sie sich nicht und der Wind hat die Brosamen beseitigt. Aus Rücksichtnahme auf unseren Gast haben wir auf das Abbrennen der Knallteufel verzichtet ;–). Wir haben mit einer Dose Bier, Martin, der sich danach aufs Ohr legen durfte und einer Dose Coca, ich, die ich die Aufgabe hatte, auf etwaige Frachter aufzupassen, auf Euer Wohl daheim angestossen und uns vorgestellt, wie Ihr alle mit klingenden Gläsern das Neue Jahr begrüsst. Die Nacht war mondhell, sternenklar und ohne jeden Verkehr. Die Wellen haben eine ungefähre Höhe von drei bis vier Metern. Wenn wir mit Suleika im Wellental sind, sehen wir nicht mehr über die Wellenberge raus. Daher ist der Logbuchbericht eher kurz und Mailantworten bleiben vermehrt aus. Es ist nicht ganz einfach, den Computer und den Magen gleichzeitig unter Kontrolle zu halten beim aktuellen Seegang. Wir werden inskünftig auch unser Etmal bekanntgeben. Beim Etmal handelt es sich um die Luftlinie vom Schiffsmittag des Tages A und dem Schiffsmittag des Tages A+1. Das Etmal wird in Nautischen Meilen (nm, gleich ca. 1.9 km) angegeben. So könnt Ihr nachvollziehen, wie weit wir es in vierundzwanzig Stunden bringen. Aktuelles Etmal: 124 nm. Die ganze Strecke, die wir zurücklegen werden, beträgt ca. 2’800 nm. |
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3. Tag: 1./2. Januar 2007 Gegen Abend wird der Himmel milchig weiss und die Sicht nimmt deutlich ab: Saharastaub liegt in der Luft. In der Nacht hat man den Eindruck, die Sterne seien hinter einem Schleier verborgen. Die Wellen und der Wind sind beide recht heftig, so dass die Windfahnensteuerung Mühe hat, Kurs zu halten, und wir sie auf unserer jeweiligen Wache etwas von Hand unterstützen: gutes Oberarmmuskeltraining. Als ich nach meiner Wache mit warmen Bettsocken in die Koje gekrochen bin, ruft mich Martin an Deck. Ein Teil an der Windfahnensteuerung hat sich gelöst. Wir müssen das fixen, sonst muss er die ganzen drei Stunden von Hand steuern, was alles andere als angenehm ist. Ich ziehe mir also wieder mehrere Schichten über und kraxle ins Cockpit. Aus den Werkzeugkisten hole ich das entsprechende Zeugs herauf, zuerst das Falsche, dann das Richtige und bin heilfroh, dass wir nach wie vor in unserer normalen Koje schlafen. Hätten wir in den Salon zum Kojensegel gezügelt, müsste ich jetzt erst das Bett abprotzen, um an das Werkzeug zu kommen. Glück braucht der Mensch. Nach einigem Hin und Her hat Martin die Windfahnensteuerung wieder betriebsbereit und ich verkrieche mich zum zweiten Mal in die Koje. Diesmal kann ich auch drin bleiben, bis der Wecker mich ruft. Am Morgen tobt das Meer um uns. D.h. ich sehe das so, Martin meint, die See sei halt "rough", vier Meter hohe Wellen, ansonsten nichts Besonderes. Beide können wir stundenlang das Schauspiel der sich im Kamm brechenden Wellen verfolgen. Dabei wird dieses wunderschöne, kalte hellblau sichtbar, das man auch bei Gletschern in gefrorenem Zustand bewundern kann. Gleich darauf kräuselt sich dann die weisse Gischt und verkriecht sich auf alle Seiten. Traumhaft. Wir essen zum Morgenessen die letzten saftigen, süssen Mandarinen aus Erikas Garten: herrlich. Danach gibt es ein Joghurt mit Müeslimischung. Ansonsten verläuft der Tag ruhig. Unser Etmal beträgt 99 nm. |
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4. Tag: 2./3. Januar 2007
Durch ausgiebige Beobachtung hat Martin herausgefunden, dass der Windpilot vor dem Wind bei höheren Wellen nicht benützt werden kann. Begründung: Oben am Wellenkamm läuft die Strömung mit der Welle. Wenn man in der gleichen Richtung fährt, ist die Strömung auf dem Wellenkamm gleich Null. In dieser Strömung gleich Null kann das Pendelruder nicht steuern. Darum haben wir beschlossen, anstelle des Windpiloten den Autopilot zu benützen. Der funktioniert bestens und da wir stets Wind haben (bis jetzt) wird der Strom für den Autopiloten durch unseren Surrli dauernd erzeugt. Als die Wellenhöhe von vier auf zwei Meter zusammenschnurrt, erwachen einige meiner lahmgelegten Lebensgeister wieder ;–). Ich ziehe den Fussboden auf, der von einem schlipfrigen Belag bedeckt ist, welcher durch Wellenspritzer und das Salzwasser an unseren Bordschuhen entstanden ist. Danach backe ich zwei Brote und koche zum Znacht ein Ratatouille mit Bulgur. Die Nacht verläuft ruhig bis auf das Missgeschick, dass die hölzerne Windfahne mit einem trockenen Knacks in Brüche ging. Habe das Teil sofort abmontiert und in der Gästekoje verstaut. Wäre besser gewesen, dies zu tun, so lange es noch ganz war.... Die Nachtwache findet immer noch mit dicken Wollsocken, Wollkappe, Halstuch und Winderhandschuhen statt. Wäre schön, wenn sich das gelegentlich änderte. Heute sind die Wellen mässig und wir tuckern ganz gemütlich vor uns hin. Es ist so ruhig, dass ich an meinem Silberring feilen kann. Wenn das so weitergeht, wird der fertig bis in die Karibik. Das wäre natürlich genial. Auch diese Nacht haben wir kein Schiff gesichtet. Martin hat sich zum ersten Mal den Bart abgeschlagen seit wir unterwegs sind und ich erkannte ihn wieder. Welche Freude! Unser Etmal beträgt 114 nm. |
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5. Tag: 3./4. Januar 2007 Heute haben wir den Wendekreis des Krebses übersegelt und befinden uns nun also in den Tropen. Judihui!!! Da unsere beiden Auberginen angefault sind und das Standardmenu, nämlich Auberginenrisotto, als vorgekochtes Menu schon vorkam auf dieser Reise, muss ich mir was anderes einfallen lassen. Ich blättere den Fülscher durch zur Inspiration (war ein guter Tipp, Fränzi, dieses Kochbuch mitzunehmen) und werde fündig. Heute wird es gefüllte Auberginen zum Znacht geben. Ich koche die Bouillon auf dem axial kardanisch aufgehängten Herd, höhle die Auberginen aus, fülle sie samt Bouillon in die Gratinform und verstaue das Ganze im Backofen, bis ich die Füllung von Schinkenwürfeli, Ei, Reibkäse, Rahm, Knoblauch und Gewürzen warm gemacht habe. Nehme die Gratinform auf die Küchenkombination und just als ich zu füllen anfangen will, kommt eine Welle und die Gratinform rast Richtung Schüttstein. Ich kann sie im letzten Moment noch aufhalten, doch entlockt mir das ganze einen Wutschrei. Sofort kommt Martin mir zu Hilfe und vierhändig können wir das nicht gerade hochseetaugliche Menu doch noch zur Vollendung bringen. Dann kommt der Gratin in den Ofen und die Tür des Backofens wird verriegelt, damit nichts Böses passiert während der Backzeit. Als ich um Mitternacht ins Cockpit steige, um die Wache zu übernehmen, steht der Vollmond senkrecht über Suleika und hat einen riesigen Halo. Es sieht aus, als ob Suleika einen Heiligenschein hätte. Liegt wohl auch an dem Saharastaub in der Luft. Zwischenzeitlich ist unser Segel, sind unsere Leinen, das Schweizerkreuz auf unserer Flagge und meine ehemals weisse Wollmütze alle in dasselbe braun–rot des Saharastaubs getaucht. Heute Morgen sehen wir das erste Frachtschiff. Mit einer hohen Geschwindigkeit zieht es an uns vorbei. Zum Glück stören wir seine Bahn nicht, so dass kein Ausweichmanöver fällig wird. Wir segeln mit einem Reff nur unsere Genua und kommen zügig vorwärts. Unser Etmal beträgt 120 nm. 6. Tag: 4./5. Januar 2007 Der Himmel ist etwas verhangen, so dass wir eigentlich den ganzen Tag die Sonne nie so richtig zu Gesicht bekommen. Die Wellen sind noch immer nicht ganz regelmässig, aber lange nicht mehr so hoch wie zu Beginn. Wir stellen unsere Bordzeit um eine Stunde zurück, so dass sie mit der Zeitzone übereinstimmt, in welcher wir uns befinden. Damit vermeiden wir einen Jetlag bei der Ankunft in der Karibik ;–). Unsere Bordzeit ist jetzt UTC–2 und bei Euch ist es UTC+1, d.h. wir sind drei Stunden hinter Eurer Zeit. Durch diese Zeitverschiebung wurde uns der Nachmittag etwas lang und wir haben einen unserer beiden Jamóns angeschnitten. Ein feiner Zvieri. Mir hätte so eine ganze Keule vorgeschwebt, aber Martin konnte mich davon überzeugen, dass es für zwei Personen etwas viel Schinken sei... Nach dem Znacht schnausen wir noch von Martins Ferrero–Rochers Süssigkeiten und dann lege ich mich aufs Ohr. Als ich um Mitternacht auftauche, ist der Mond versteckt hinter den Wolken. Doch noch bevor Martin im Bett liegt, reisst der Himmel auf und ich geniesse eine herrliche Nachtwache mit Mondschein und Sternengefunkel. Am Morgen ist der Himmel herrlich blau, Wind und Wellen stetig. Nach dem Zmorge spült Martin das Cockpit mit Salzwasser aus, da die Wellen das nun nicht mehr für uns tun. Ich reinige das Innere von Suleika. Hatte bei der Morgenwache auch Zeit für Lektüre. Wie ich das liebe. Heute ist wieder Brot backen angesagt, wenn wir morgen nicht von Dauer– oder Knäckebrot leben wollen. Mal sehen, wann der nötige Energieschub sich einstellt. Unser Etmal beträgt 110 nm. |
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7. Tag: 5./6. Januar 2007
Wind und Wellen haben sich sehr beruhigt und wir tuckern gemütlich vorwärts. Die Sonne heizt richtig auf, so dass ich Lust bekommen, meine Socken auszuziehen und die Füsse nackt der Sonne entgegen zu strecken. Wir reisen schliesslich auf der Barfussroute. Vielleicht wird’s ja doch noch was mit den wärmeren Gefilden. Ich gehe aufs Vordeck (nicht barfuss), um die Spanienflagge einzuziehen. Danach mäkelt Martin etwas am Autopiloten rum, der doch früher schön gesteuert hat... Ich gebe dem Autopiloten Rückendeckung, hat er uns doch schon hunderte von Meilen gute Dienste erwiesen. Beim Salat zubereiten plaudere ich mit Martin und als ich das Mittagessen servieren will, spielt der Autopilot verrückt. A: Das hast Du von Deinen Vorwürfen an seine Adresse. M: Du hast nicht zufällig ein Messer rumliegen? A: Schon wieder den Anfängerfehler gemacht, den ich mir geschworen haben, inskünftig zu unterlassen. Der Kompass für den Autopiloten ist unter dem Salzwasserschüttstein montiert. Wenn ich nun ein Messer in diesen Schüttstein lege, wird der Kompass irritiert und der arme Autopilot weiss nicht mehr, wohin er steuern soll.... Das geregelt, essen wir in Ruhe unseren Salat draussen an der Sonne. Der Nachtmittag vergeht gemütlich. Ich backe ein Brot. Die Nacht geht vorbei ohne besondere Vorkommnisse. Am Morgen erwache ich von einem etwas rüden Kommentar, welcher Martin zu zunehmenden Wind und Wellen abgibt in der Meinung, ich sei noch am Schlafen. Wir stecken ein drittes Reff und die Fahrt geht zügig weiter. Unser Etmal beträgt 128 nm. |
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8. Tag: 6./7. Januar 2007
Heute ist Dreikönigstag. Zur Feier des Tages essen wir nach unserem Mittagssalat den Marzipan–Stollen, welcher uns Christiane zu Weihnachten geschenkt hat. Lecker! Dann ziehen wir die Genua ein und fahren das Schiff in den Wind, um das Grosstuch einmal raufzuziehen und wieder runterzulassen. Beim letzten derartigen Manöver hat es sich so schlecht zusammen gelegt, dass es dauernd rausquellen will, was ihm nicht gut tut und auch nicht schön aussieht. Als das Manöver gelungen ist, schliessen wir den Segelsack, gehen auf Kurs und segeln mit der Genua weiter. Die erste Schicht meiner Nachtwache ist mondlos, dafür kommen die Sterne und die Milchstrasse am Himmelszelt umso mehr zum Tragen. Sei es tags– oder nachtsüber, es ist herrlich, immer den Himmel und das Meer im Blick zu haben. Die Wasseroberfläche sieht zu jeder Stunde anders und neu aus. Irgendwann nachts stelle ich fest, dass der Autopilot Probleme hat, kann aber den springenden Punkt nicht finden. So realisiert Martin erst beim Wachwechsel, dass ein Hebel nicht am richtigen Ort eingeklinkt war und das vermutlich während mehr als drei Stunden. Die Quittung erhalten wir am Sonntagmorgen: der Autopilot ist nicht mehr in der Lage, gescheit zu steuern. So graben wir die Ersatzwindfahne unter dem Ersatzanker im Badezimmer aus, montieren sie und erfreuen uns an den Leistungen des Windpiloten. Wer sagt’s denn. Beide Systeme haben ihre Vor– und Nachteile :–). Zum Morgenessen gibt es heute zum ersten Mal eine Orange von Adolfo. Die ist merklich weniger saftig und süss als diejenigen aus Erikas Garten. Aber immerhin, wir verfügen vorläufig noch über frisches Obst und Gemüse. Diese Herrlichkeit wird in absehbarer Zeit ein natürliches Ende finden. Leider. Unser Etmal beträgt 101 nm. |
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9. Tag: 7./8. Januar 2007 Am Nachmittag flickt Martin die zerbrochene Windfahne, was er sich hätte sparen können, wenn er meinen Rat befolgt hätte, und ich mache ein Nickerchen, damit ich dann fit bin für die Nachtwache. Ich entdecke den ersten fliegenden Fisch. Das ist ein gutes Zeichen. Die Nacht verläuft problemlos, gegen Morgen ist es immer noch ausgesprochen kühl. Bei der Wachübergabe um 9h00 durchbrechen wir den sich eingespielten Bordalltag. Statt wie üblich zum Müesli mit Joghurt überzugehen, planen wir die Kursänderung Richtung Westen und baumen zum ersten Mal die Genua aus. Natürlich gibt das immer mehr Schwierigkeiten im Ernstfall, als bei der Generalprobe im ruhigen Hafenbecken ;–). Wir kommen beide ins Schwitzen (ja, Ihr habt richtig gelesen), doch nach einiger Zeit steuert sogar der Windpilot das Schiff auf dem Kurs, den wir uns wünschen. Der Spibaum ist total versandet und bewegt sich nur schwer in der Schiene am Mast. Dabei hatte Martin doch vor der Abreise alle beweglichen Teile gefettet, aber die Natur ist eindeutig stärker als der Mensch. Ich finde auf Deck einen Winzling von einem fliegenden Fisch. Leider hat das Zeitliche den armen Kerl bereits gesegnet, als ich ihn entdecke. Trotzdem gebe ich ihn den Fluten zurück. Wir nehmen unser Zmorge ein, Müesli mit Joghurt, Brot mit Streichkäse und eine Orange zum Abschluss. Vorläufig haben wir noch von den feinen Früchten und das geniessen wir in vollen Zügen. Langsam ist das Gemüse am Verschwinden. Besser, als wenn es verfault. Heute hätte ich Lust, einen Fisch zum Znacht zu essen. Werde mal sehen, ob ich die Angel rauskriege und ob auch ein nettes Kerlchen anbeisst. Drückt uns die Daumen. Unser heutiges Etmal beträgt 111 nm. |
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10. Tag: 8./9. Januar 2007
Als wir beide am Navigationstisch die Karte studieren, auf der Martin die aktuellste unserer Positionen jeweils einzeichnet, schwappt eine Welle bis in die Küche hinunter! Der ganze Fussboden ist salzwasserüberdeckt. Langsam verzieht sich der grösste Teil des Wassers in die Bilge. Den Rest beseitige ich mit Hilfe des Bodenlappens. So was! Gerade als wir uns übers Fischen unterhalten und Martin bemerkt, in einem uns von Nici gegebenen Artikel übers Angeln stehe, dass die Fische am Morgen besser anbeissen, hören wir das Rrrrrrrrrrrrrrrr der Angel. Ein Fisch hat angebissen! Danke fürs Daumen drücken, hat gewirkt. Jetzt kommt wieder der spannende Moment, ob wir das Tier auch an Bord bringen. Zuerst geben wir ihm mal etwas Leine, dann ziehen wir ihn bedächtig Richtung Schiff. Martin holt derweil den Schnaps und die Handschuhe. Wir bringen den Fisch an Bord, dieselbe Rasse wie beim letzten Mal. Einmal mehr bedauern wir, dass Marcos Einführung ins Fisch–Ausnehmen und –Filetieren nur so kurz war. Irgendwie schaffen wir es doch, an zwei schöne Fischfilets ranzukommen. Martin mariniert sie mit frischer Zitrone, Pfeffer und Salz und brät sie dann in der Bratpfanne herrlich goldgelb. Ich serviere dazu den von mir vorbereiteten gebratenen Reis und zum ersten Mal auf unserer Atlantiküberquerung essen wir aus Tellern zur Feier des Festmahls. Normalerweise begnügen wir uns mit einer Pfanne und einem Löffel. Sonst muss man eh alles einzeln festhalten... Mit diesem Festessen im Bauch schlafen wir beide sehr gut während unserer ersten Pause. Ich sogar derart fest, dass ich den Wecker nicht höre und Martin mich wecken muss. Peinlich. Schliesslich freuen wir uns immer, wenn wir nach drei Stunden Nachtwache ins warme Bett kriechen dürfen. Die Nacht verläuft angenehm. Am Morgen ist es zum ersten Mal so warm, dass wir ohne Faserpelze draussen sitzen können. Das gefällt uns. Unser heutiges Etmal beträgt 109 nm. |
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11. Tag: 9./10. Januar 2007
Diesmal haben wir in unser Brot noch Sonnenblumenkernen reingetan. Müssen aber das nächste Mal doch das Vollkornmehl von Brigitta aus La Gomera etwas mit Weissmehl auflockern, die Brote sind sooooo schwer, klein und kompakt. Voll motiviert vom gestrigen Erfolg hängen wir unseren Köder raus. Als wir gerade etwas im Suleikabauch rumknusten, Rrrrrrrrrrrr, ruft uns der Fisch an Deck. Ich lasse ihm etwas Leine und beginne dann mit dem Einziehen. Plötzlich geht das verdächtig leicht. Muss ein riesiger Brocken gewesen sein: er hat sich mitsamt unserem Köder verabschiedet und ich habe nur noch Silch zum einbringen. Tja. Martin macht sich daran, die nötigen Teile wieder am Silch zu befestigen, damit wir weiterhin fischen können. Als dies erledigt ist, werfen wir die Angel wieder aus. Noch einmal haben wir Glück. Der heutige Fang – vermutlich eine Goldmakrele – hat die stolze Länge von 68 cm. Einmal mehr gibt es einen feinen Znacht. Als ich zur Nachtwache komme, sehe ich im Heck von Suleika den Mond von dicken Wolken verdeckt und vor dem Bug wirkt der Horizont schon so hell, als ob es demnächst tagen würde. Der Mast von Suleika baumelt in den Wellen vor klarstem Sternenhimmel hin und her. Dies ist die erste Nacht mit vorbeiziehenden Squalls. Dabei handelt es sich um riesige, schwarze Wolken, die zuerst den ganzen Wind absorbieren und danach pfeift es einem so richtig um die Ohren. Es gibt auch welche, die genau über Suleika ausregnen. Als der Tag anbricht, herrscht das schönste Wetter mit Sonnenschein. Nur die Wellen kommen gleichzeitig aus drei verschiedenen Richtungen und werfen Suleika wie einen Ping–Pong–Ball durch die Gegend. Martin hilft dem Windpiloten gelegentlich, die Richtung zu halten. Ich profitiere vom Sonnenschein, um mich draussen mal gründlich zu waschen. Für die Haarwäsche ist es mir allerdings noch zu kühl. Unser heutiges Etmal beträgt 121 nm. |
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12. Tag: 10./11. Januar 2007
Auch Martin verzieht sich für längere Zeit ins Badezimmer. Jetzt können wir wieder mitmachen beim: "Spieglein, Spieglein an der Wand..." ;–). Wir können über einen längeren Zeitraum unsere Mails nicht abholen. Winlink scheint ein Serverproblem zu haben. Sie regeln es aber zum Glück im Lauf des Tages, so dass wir unsere Wetterfiles runterladen und studieren können. Ferner stellen wir fest, dass wir bereits 5’000 nm mit Suleika unterwegs sind. Lässig! Heute lassen wir die armen Fische mal in Ruhe und hängen keinen Köder raus. Um unser Problem mit dem Autopiloten eventuell in den Griff zu kriegen, fragen wir Heinz Schneider per Mail an, ob er uns die Emailadresse der zuständigen Firma beschaffen kann. Dasselbe hatten wir vor zwei Tagen bei der Marina Rubicón angefragt, aber leider keine Antwort erhalten. Heinz antwortet prompt und wir sind gespannt, ob wir eine Antwort in der Inbox haben werden von der zuständigen Firma. In der Nacht sehe ich den Mond nur kurz am Horizont aufgehen, gleich wird er von schwärzesten Squallwolken verschluckt. Dann findet er eine Lücke und lässt seinen silbernen Glanz auf den Wellen spielen, um bald darauf wieder zu verschwinden. Nach dem Zmorge – die letzte Orange haben wir soeben vertilgt – hänge ich den Köder raus, da die Lust nach Fisch bereits wieder anklopft. Wir wollten gerade anfangen, das Trinkwasser von der Fünfliter– auf die Eineinhalbliterflaschen umzufüllen, als Rrrrrrrrr, einer anbeisst. Noch vor dem Mittagessen! Also holen wir den Fisch rein und backen ihn im Backofen im Salzmantel. Göttlich! Dazu gibt es einen Tomatensalat mit hartgekochtem Ei und ein Bierchen. Mmmhhh. Jetzt rufen noch die Pflichten: Etmal bestimmen, Position eintragen, Logbuchbericht verfassen. Und das alles wohlgenährt und fern der Heimat. Unser heutiges Etmal beträgt 115 nm. |
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13. Tag: 11./12. Januar 2007
Nach dem Essen füllen wir das Wasser in die kleineren, handlichen Flaschen um. Bei dem Wellengang geht das natürlich nicht ganz ohne Verlust. Danach genehmige ich mir ein kleines Nachmittagsschläfchen. Zum Znacht gibt es Pilzrisotto. Noch bevor der Wecker mich zur Mitternachtswache rufen kann, flappert die Genua derart arg und lässt das ganze Schiff erzittern, dass ich weiss, Martin kämpft da draussen mit einem Megasquall. Doch schon höre ich, wie die Wintsch läuft, er hat ein Reff gesteckt, d.h. die Segelfläche verkleinert, und sofort kehrt Ruhe ein. Ich bleibe noch liegen, bis der Wecker mich zum Aufstehen mahnt. Martin ist total verregnet worden und pitschnass. Wir haben die ganze Nacht viele Squalls, aber keinen mehr, der solch heftigen Regen mit sich bringt. Zum Glück. Am Morgen hole ich die Mails runter und wir haben tatsächlich eine Antwort auf unser Autopilotenproblem: es liegt am Hebel, der eingeklinkt werden muss, und da hilft nur ein neuer Hebel, den wir nicht dabei haben ;–(. Heute ist der Tag des Haare waschens. Tut echt gut, nach der langen Zeit. Danach müssen wir bei der Windfahnensteuerung eine neue Leine einziehen, da die jetzige ziemlich durchgescheuert ist. Bin froh, dass Martin sich so gut um das Material kümmert, der Windpilot ist bei fehlendem Autopiloten doppelt wichtig. Unser heutiges Etmal beträgt 102 nm. Die zurückgelegte Distanz (addierte Etmale) beträgt 1’450 nm und die zurückzulegende bis Barbados (Luftlinie) 1’360 nm! Yeah! |
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14. Tag: 12./13. Januar 2007
Wir bereiten einen Teig vor und zur Feier der Streckenhälfte gibt es heute eine Pizza zum Znacht. Einen Mozzarella haben wir nämlich mitgenommen und der muss wohl – da wir ja keinen Kühlschrank haben – gelegentlich gegessen sein. Als wir gerade diskutieren, ob eine Thon– und/oder eine Sardellendose drauf kommt, Rrrrrrrrr, gibt uns die Fischerrute die Antwort: frischer Fisch kommt auf die Pizza. Als ob die Fischwelt unseren Menuplan kennte, beisst ein kleiner an. Gerade die richtige Grösse für eine Pizza. Martin häutet und filetiert ihn fachgerecht, dass ich nur applaudieren kann. Zum ersten Mal genehmigen wir uns auch ein Gläschen Rotwein auf der Atlantiküberquerung. Ein schon beinahe fremder, aber sehr feiner Geschmack. Wir stellen heute die Zeit wieder eine Stunde zurück und befinden uns damit bei UTC–3, d.h. vier Stunden hinter Eurer Zeit. Die Nachtwachen verlaufen ruhig. Zwar hat es Squalls, aber alle ohne Regen, was sie wesentlich angenehmer macht zum Aushalten. Ich muss nach dem Zmorge wieder mal eine Kappe Tagesschlaf nachholen, damit ich die künftigen Nachtwachen nicht schlafenderweise begehe... Zum Zmittag kommt die letzte Gurke in den Salat, eine Tomate und ein wenig Weisskabis. Das Ganze wird mit einer Büchse Ravioli ergänzt. Unser heutiges Etmal beträgt 102 nm. |
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15. Tag: 13./14. Januar 2007
Am Nachmittag müssen wir uns – einmal mehr – unserem Motor annehmen. Wir brauchten ihn die erste Stunde, als wir Teneriffa verliessen und seither haben wir ihn drei– oder viermal in Betrieb genommen, wenn die Batteriespannung zum Mailen knapp war. Dabei mussten wir feststellen, dass das Kühlwasser nicht so fliesst, wie es sollte. Also ran an den Impeller: so traurig hat er noch NIE ausgesehen. Er hat nur noch zwei Flügel. D.h. wir müssen in der Leitung die restlichen vier Flügel finden. Martin bläst den Schlauch durch und alle vier Teile fliegen uns entgegen. Zum Glück. Wir wechseln den Impeller. Eine mittlere Übung auf dem offenen Meer bei Wellengang. Die Treppe will so verstaut sein, dass sie uns nicht um die Ohren fliegt, das Tor zum Motor ebenfalls. Na, irgendwie kriegen wir das Ganze auf die Reihe. Am Abend haben Dir, Louis, bestimmt die Ohren geläutet oder die Nase hat Dich gebissen. Wir haben nämlich – Dir zu Ehren – Speck mit Bohnen und Gschwellti gegessen. War echt gut. Die Nacht ist sternenklar. Ich erlebe einen wunderschönen Mondaufgang. Die Sichel ist schmal und liegt auf dem Rücken. Auch das Kreuz des Südens zeichnet sich am Horizont ab. Auch diese Nacht bleiben wir vor Regengüssen verschont. Der Wind frischt etwas auf, was wir gut gebrauchen können, da er tagsüber sehr flau war und wir nur langsam vorangekommen sind. Als es tagt, bezieht sich der Himmel mit grossen, grauen Wolken. Mitten im Morgenessen müssen wir in den Schiffsbauch zügeln, da es heftig zu regnen anfängt. Wie nicht anders zu erwarten, müssen wir kurz darauf in den Regen raus um zu reffen, da der Wind ganz kräftig bläst. Als Martin das Etmal bestimmt hat, stellt er fest, dass wir besser die Genua schiften, damit wir unseren Kurs auf Barbados gut beibehalten können. Wir machen dies das erste Mal auf Fahrt und kämpfen dementsprechend mit ein paar Anfängerproblemen. So, jetzt haben wir uns ein Mittagessen verdient. Unser heutiges Etmal beträgt 100 nm. |
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16. Tag: 14./15. Januar 2007 Am Nachmittag macht Martin ein Nickerchen und ich backe Brot für die kommenden Tage. Zum ersten Mal fangen wir keinen Fisch ;–(. Also gibt es halt was anderes zum Essen. Schade. Die Nacht verläuft ruhig. Der Mond geht während Martins zweiter Wache auf und als ich um sechs Uhr übernehme, sieht man ihn schon nicht mehr, weil es tagt. Heute sind die Wellen so richtig wie es sich für den Atlantik gehört: in regelmässigen Abständen schwappen sie unter Suleika durch. Die Sonne scheint und als Trost für gestern, beisst der erste Fisch heute schon vor dem Mittagessen an. Ausgerechnet während meiner kleinen Morgenschlafpause. Doch da lohnt es sich, die zu unterbrechen. Vorläufig brauchen wir immer noch vier Hände, um den Fisch an Bord zu bringen. Vielleicht ändert sich das mit zunehmender Routine. Mal sehen. Zwar ist es nur ein kleiner Fisch, dafür aber ein ganz feiner. Dazu gibt es Basmatireis. Aufgrund unseres heutigen Mittagsstandortes stellen wir fest, dass wir ziemlich genau in der Mitte zwischen den Kap Verden und Brasilien sind. Also am weitesten weg von jeglichem Land. Witzig daran ist, dass dies eine rein intellektuelle Erfahrung ist. Vom Gefühl her unterscheidet sich unser heutige Standort in keiner Weise von demjenigen am zweiten Tag unserer Reise, als wir kein Land mehr sahen. Unser heutiges Etmal beträgt 95 nm. 17. Tag: 15./16. Januar 2007 Kaum haben wir festgestellt, dass wir am weitesten Weg vom jeglichen Land sind, sitzen wir im Cockpit und Martin entdeckt ein Segelschiff am Horizont! Wir schalten den VHF ein und kurz darauf funkt uns ein Franzose an. Er ist mit seinem 42–Fuss–Schiff Boulouboulou unterwegs nach Martinique. Typisches Ziel für einen Franzosen! Er fährt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sechs Knoten und wird in ungefähr acht Tagen dort ankommen. Wir mit unserer Durchschnittsgeschwindigkeit von vier Knoten werden voraussichtlich noch zehn Tage brauchen bis Barbados. Als Martin sich in die Koje zurückzieht beim Einnachten, entdecken wir noch das Licht eines anderen Schiffes. Hier hat es ja richtig Verkehr! In der Nacht ist das Meer äusserst unruhig und die Wellen kommen von allen Seiten. Ein entspanntes Sitzen auf der Nachtwache ist nicht möglich. Ich versuche einmal, die Beine auf der Bank unterzuschlagen und mich gegen den Niedergang zu lehnen, aber diese Nacht habe ich keine Chance in dieser entspannten Haltung verharren zu können. Ständig muss ich entweder mit den Beinen gegenstemmen oder mich mit den Händen festhalten oder beides gleichzeitig, so werfen die Wellen Suleika von einer Seite auf die andere. Trotzdem zischt sie heftig beschleunigt von den zu den Squalls gehörigen Böen durch das nächtliche, turbulente Meer. Hat schon seine Richtigkeit, dass wir nachts immer angeschnallt sind ;–). Gemäss unserem heute berechneten Etmal haben wir seit Santa Cruz de Tenerife 1’684 nm zurückgelegt und bis Barbados liegen noch 970 nm vor uns. Das ist doch was, oder? Unser heutiges Etmal beträgt 102 nm. |
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18. Tag: 16./17. Januar 2007
Während meiner ersten Nachtwache ist der Himmel total zu. Als ich um Mitternacht ins Cockpit steige, erstrahlt ein wunderschöner Sternenhimmel. Sternklar ist die Nacht. Auch die Sternschnuppen fehlen nicht. Dazwischen kommen dräuende schwarze Squalls auf, die eine solche Wucht entfalten, dass auch ich – wie Martin vorher während seiner Wache – dem Windpiloten beim Steuern etwas nachhelfen muss. Das führt dazu, dass nicht die gewöhnliche Nachtwachenschläppe eintritt, sondern eine Aufgekratzheit, die wir bisher noch nicht kannten. Zum Glück sind es regenlose Squalls. Nachdem wir gestern keinen Fisch gefangen haben, hängen wir heute den Köder schon vor dem Morgenessen raus. Wir probieren wieder mal meinen Geburtstagsköder von La Barraka aus um zu sehen, ob eine andere Fischsorte anbeisst, wenn der Köder rosarot und nicht hellgrün ist. Kurz nach elf Uhr Rrrrrrrrrrrrrrr. Die Rute beugt sich wie verrückt. Es muss ein Riesenbrocken an der Angel hängen. Ich fange an reinzukurbeln und zack, spüre, wie sich der Fisch verabschiedet. Nichts ist mehr an der Angel, nur noch der bare Silch. Martin nimmt sich der Sache an und fittet unser Gerät wieder hin. Also kehren wir zum grünen Köder zurück. Nach 13h00 beisst einer an. Welche Freude. Als wir ihn reinziehen, erkennen wir einen Bonito, eine Thunfischsorte. So läss! Als Martin den Köder kurz ins Wasser taucht, um ihn abzuspülen, beisst gerade der nächste an. Ob wohl ein Schwarm da unten ist? Auf jeden Fall schieben wir zwei Bonitos im Salz in den Backofen und freuen uns wie die Könige auf dieses Festmahl. Unser heutiges Etmal beträgt 101 nm. |
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19. Tag: 17./18. Januar 2007 Die beiden Bonitos reichen für zwei Mahlzeiten. Das Zmittag und der Znacht sind somit abgedeckt. Die Nachtwache verläuft ruhig. Der Himmel ist ziemlich bedeckt, nur ab und an erwischen wir einen Blick auf die Sterne. Der Wind nimmt langsam ab. Es gibt Momente, wo der Surrli sein Rad gar nicht mehr dreht. Martin sichtet auf seiner Nachtwache ein Schiff, das aber weit vor uns unseren Weg kreuzt. Heute haben wir zum ersten Mal kein Joghurt mehr, um unsere Müesli zu essen. Aber die Pulvermilch ist auch nicht zu verachten. Heute Morgen ist der Wind ganz sanft, so dass wir uns nur mit 2,5 Knoten vorwärts bewegen. Dafür sitze ich zum ersten Mal in der Badehose im Cockpit. Ist doch auch was ;–). Unser heutiges Etmal beträgt 92 nm. |
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20. Tag: 18./19. Januar 2007
Martin flickt die Bullentalje. Eine der Leinen ist beinahe ganz durchgescheuert. Martin ersetzt diesen Part mit einer neuen Leine. Wir haben Mühe mit dem Funkverkehr. Unser Logbuchbericht ist gestern zum ersten Mal nicht angekommen und wir mussten ihn heute Morgen nochmals senden. Da das Meer ruhig ist, füllen wir Speiseöl von der 3lt– in die 0,75lt Flasche um. Auch Trinkwasser von der 5lt– in die 1,5lt–Flaschen. Dabei stellen wir fest, dass die Ruhe des Meeres nur relativ ist und wir sowohl vom Öl als auch vom Wasser Teile verschütten, leider. Wir verbringen eine ruhige Nacht mit wenig Wind. Als am Morgen wieder etwas Wind aufkommt, setzen wir alle drei Segel und bewegen uns Richtung Süden. Allerdings hält das Vergnügen nicht lange an. Da das Azorenhoch nicht an seinem Platz ist, fehlt die normale Trade–Wind–Wetterlage im Nordatlantik. Anstelle des Azorenhochs gibt es zwei Hochdruckgebiete, zwischen denen sich stets neue Tiefs bilden. Heute erwischt uns der südliche Ausläufer eines dieser Tiefs und wir machen eine ganz neue Erfahrung: wir dümpeln in der Flaute. So was! Unser heutiges Etmal beträgt 59 nm. |
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21. Tag: 19./20. Januar 2007
Da nun schon mal Flaute herrscht, beschliessen wir, sie uns zunutze zu machen. Wir hängen einen grossen Fender an eine fünfzehnmeter lange Leine. Die Leine befestigen wir an einer der hinteren Klampen und lassen den Fender im Meer treiben. Dann wird die Badeleiter in den Atlantik gesenkt und los geht es. Das Meer ist herrlich lauwarm. Zuerst schwimme ich ein wenig, lasse mich mit dem Fender treiben und steige dann aus, um mich von Kopf bis Fuss mit Meerwassershampoo einzureiben. Ein erneuter Sprung ins herrliche Nass und endlich wieder einmal so nach dem Bad sein! Luxus pur. Als ich die Prozedur hinter mir habe, ist Martin an der Reihe und geniesst es genau so in vollen Zügen wie ich. Danach lassen wir es uns im Cockpit wohlsein, während dem Suleika auf dem Meer treibt. Als die Nacht übers Land fällt, beschliessen wir, Richtung Süden zu motoren, da gemäss der Wetterkarte dort etwas mehr Wind anzutreffen sein sollte. Die Nacht ist sternenklar und herrlich mild. Ein Genuss. Am Morgen kreuzen kurz nacheinander zwei Frachtschiffe unsere Route. Allerdings in angemessener Entfernung. Wir halten den Motor an zum Zmörgele und beschliessen, einen weiteren gemütlichen Tag einzulegen, da der Wind auf sich warten lässt. Daher auch unser bescheidenes Etmal! Unser heutiges Etmal beträgt 59 nm. |
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22. Tag: 20./21. Januar 2007
Es gibt einen Tag des dolce far niente. Kein Wind, nichts zu machen. Wir geniessen das Nichts tun. Können mal tagsüber ein Schläfchen machen, ohne den Wecker zu stellen. Wir sind jetzt den zweiundzwanzigsten Tag unterwegs und der Dreistundenrhythmus unserer Wachen hat sich bewährt. Martin ist so gut daran gewöhnt, dass ihn seine biologische Uhr des Nachts immer kurz bevor der Wecker schellt, aufweckt. Das funktioniert bei mir natürlich nicht. Mein Körper verlangt – wie seit eh und je – seine acht Stunden Schlaf am Stück. Da er die nicht kriegen kann, läutet mich der Wecker aus den tiefsten Träumen oder aus einem herrlichen, komaähnlichen Schlaf. Ich brauche ein paar Sekunden, um mich zu orientieren. Richtig, Martin wird froh sein, wenn ich zügig die Federn verlasse und ihn im Cockpit ablöse, so dass er sich aufs Ohr legen kann. Der Vorteil des Systems: wir können uns jede Nacht mehrfach auf ins Bett gehen freuen ;–). Wir motoren die ganze Nacht durch. Am Morgen gibt es eine Pause zum Zmörgelen und danach setzen wir die Genua. Der Wind ist schwach, wir machen wenig Fahrt, aber es ist alle Weil besser als zu dümpeln oder zu motoren. Unser heutiges Etmal beträgt 63 nm. |
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23. Tag: 21./22. Januar 2007
Gegen Abend fällt der Wind in sich zusammen. Wir beschliessen, eine dritte Nacht durchzumotoren. Obwohl, segeln macht viel mehr Spass, keinen Lärm und stinkt auch nicht, aber was soll’s. Wo kein Wind ist, ist kein Segeln! Die Nacht verläuft ereignislos. Zum Zmörgelen stellen wir den Motor ab und dümpeln an Ort und Stelle. Danach setzen wir die Genua. Als ich gerade den Mittagsstandort aufschreibe, Rrrrrrrrrrrrrr, lockt mich die Angelrute ins Cockpit. Ein Riesentönder ist an der Angel. Der Fisch ist bestimmt zwischen einem Meter zwanzig und einem Meter fünfzig lang. Wobei die Schätzung schwierig ist, solange er im Wasser weilt. Er spring hoch auf und ich denke, dass wir dieses Riesentier wohl kaum an Bord kriegen. Als ich ihn reinspule, wird er von einem zweiten Fisch begleitet. Das rührt mich so, dass ich ihn gerne frei liesse. Martins lakonische Frage, wie ich das machen will, kann ich leider nicht beantworten. Als ich ihn schon nahe am Boot habe, reisst er sich mit einem Riesensprung los und befreit sich. Zwar hat er jetzt unseren Angel im Mund, aber immerhin ist er frei, mit seiner Begleitung dahin zu ziehen, wo er gerne möchte ;–). Unser heutiges Etmal beträgt 66 nm. |
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24. Tag: 22./23. Januar 2007
Am Nachmittag machen wir uns daran, den Wassermacher in Betrieb zu nehmen, da unsere Trinkwasservorräte sich langsam dem Ende zu neigen. Er funktioniert tiptop, was uns natürlich total aufstellt. Wir machen neun Liter Wasser und sind ganz zufrieden. Die Nachtwache ist wunderschön, da wir im Gegensatz zu den letzten drei Nächten nicht motoren, sondern mit ausgebaumter Genua übers Meer gleiten. Der Windpilot steuert und unsere Aufgabe ist es zu überwachen, dass wir keinem Frachter in die Quere kommen. An unsere Ohren dringt nur das Plätschern der Wellen, die sich an Suleika brechen. Bei meiner Wache, die um Mitternacht beginnt, sichte ich um ein Uhr morgens ein Licht. Eine gute Stunde später erkenne ich das rote Licht, weiss dadurch, dass der Frachter nach links fährt, kann aber schwer entscheiden, ob wir ihm im Weg sein werden oder nicht. Also wecke ich schweren Herzens Martin, da ich ein Ausweichmanöver unter Segel nicht allein durchführen kann. Wir beobachten den Frachter eine weitere Viertelstunde, peilen ihn mehrfach und kommen zum Schluss, dass er knapp hinter uns vorbeifahren wird. So kann sich Martin wieder schlafen legen. Am Morgen tummeln sich ein halbes Dutzend wunderschöner Fische in unserem Bugwasser. Sie haben blaue Flossen und gelbe Schwanzflossen und fühlen sich sichtlich wohl im Atlantik. Wir beobachten sie eine Weile. Von Zeit zu Zeit springt einer in die Luft, macht eine Drehung und geniesst das Leben. Der Wind ist immer noch schwach, aber immerhin so stark, dass der Windpilot steuern kann und Suleika angenehm durchs Wasser gleitet. |
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25. Tag: 23./24. Januar 2007
Wir stellen fest, dass wir auch genug zu essen dabei haben, wenn die Reise noch eine Weile dauert. Der erste Artikel, der ernsthaft knapp wird, ist das Bier ;–(. Wir müssen feststellen, dass unser Fotoapparat nicht mehr gescheit funktioniert. Obwohl sowohl Martin als auch ich die Betriebsanleitung studieren, können wir den Fehler nicht beheben. Hoffentlich ändert sich das noch. Ein Frachter kreuzt uns ganz nahe. Ich backe wieder mal Brot und versetze den Teig heute mit Mandeln statt mit Sonnenblumenkernen. Öfters mal was Neues! Wir hängen im Cockpit rum und ich lese. Während der Nachtwache sieht Martin zwei Frachter. Bei beiden zeigt sich innert Kürze, dass wir ihnen nicht in die Quere kommen werden. Gut so. Kein Handlungsbedarf. Am Morgen erlebe ich einen wunderschönen Sonnenaufgang. Glühend orange taucht die Kugel erfrischt aus dem Meer auf, strahlt die Wolken von unten an und wird langsam sattgelb. Die Fische springen in unserem Heck. Ich hänge den grossen Köder raus und hoffe, Martin mit einem Fisch überraschen zu können, wenn er aufwacht. Nach zwanzig Minuten habe ich einen an der Leine. Ich ziehe in ran, lasse ihm Leine, ziehe wieder rein und versuche, ihn möglichst zu ermüden. Doch, hélas, nach einer Viertelstunde gibt es einen dezidierten Ruck und ich sehe den befreiten Fisch an Suleika vorbeizischen. Der Köder ist noch an der Angelrute. Er hat ausschliesslich den Haken mitgenommen. Als Martin aufwacht, zmörgelen wir ganz friedlich und hängen danach wieder einen grossen Köder raus. Keine halbe Stunde später Rrrrrrrrrrrrrrr. Welch schönes Geräusch. Wir ziehen mit vereinten Kräften einen rechten Tönder an. Martin hält mit den Handschuhen die Leine und ich steche ihn mit dem Stachel an, den wir extra für diesen Zweck gekauft haben. Im Cockpit gibt es ein Blutbad! Unsere Jeans sind voller Blutflecken, T–Shirt und Hemd haben auch was abbekommen. Dafür liegt ein 96 cm langer Fisch im Cockpit. Judihuii!! Wir häuten und filetieren ihn und ich kann Euch sagen, das Mittagessen bestehend aus Fischfilet und Quinoa war wieder mal ein einmaliges Festessen. Unser heutiges Etmal beträgt 61 nm. Wir haben jetzt 2’272 nm hinter uns und noch 444 nm vor uns. Na? |
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26. Tag: 24./25. Januar 2007 Im Verlauf des Nachmittags schiften wir zweimal die Genua, um Kurs auf Barbados halten zu können. Als ich nach vorn zum Mastkorb gehe, entdecke ich wieder mal einen toten fliegenden Fisch, dem unser Deck zum Verhängnis geworden ist. Er ist etwa fünfzehn Zentimeter lang. Ich schmeisse ihn über Bord und aus dem Nichts taucht ein halbes Dutzend Goldmakrelen auf, die sich um die Beute balgen. Zum Znacht gibt es Reis und nochmals von den wunderbaren Fischfilets. Die Nacht verläuft ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Als Martin aufsteht, schiften wir die Genua erneut. Sollte der Wind von der Richtung her stabil bleiben, können wir auf dem Backbordbug Barbados erreichen. Wir hatten etwas mehr Wind als in den letzten Tagen, so dass unser heutiges Etmal 75 nm beträgt. Alleweil. 27. Tag: 25./26. Januar 2007 Wir stellen die Uhr wieder um eine Stunde zurück. D.h. die Bordzeit ist jetzt UTC – 4h. So gewinnen wir eine zusätzliche Stunde. Wir machen beide ein ausgiebiges Tagesnickerchen. Von Zeit zu Zeit ist dies nötig, um die Schlafstückeleien etwas auszugleichen. Wir verbringen einen gemütlichen Nachmittag mit Lesen und übers Meer schauen. Die Nachtwache verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Sowohl bei der Abend– als auch bei der Morgendämmerung geht das lustige Goldmakrelengumpen wieder los. Es ist echt erstaunlich, wie weit aus dem Wasser die Fische jucken können und dann mit einem mächtigen Platsch wieder in den Fluten verschwinden. Unser heutiges Etmal beträgt 77 nm. Wir haben noch 297 nm vor uns bis Barbados. Wenn der Wind der Wettervorhersage entspricht, sollten wir in vier Tagen ankommen. Werden heute Nachmittag wieder mal versuchen, noch so ein Prachtsexemplar von einer Goldmakrelen an Bord zu bringen :–). 28. Tag: 26./27. Januar 2007 Leider war unser Fischfangversuch nicht von Erfolg gekrönt. Obwohl wir im Heckwasser einige Goldmakrelen gesichtet haben. Vermutlich ist die Schiffsgeschwindigkeit einfach zu langsam, so dass die Fische erkennen, dass es sich nicht um was Lebendiges handeln kann, was wir da als Köder hinter uns herschleifen. Schade. So gibt es Pasta mit Corned Beef an einer Zwiebel–Tomaten–Rahm–Sauce zum Znacht. Die Nacht verläuft ruhig. Vor Mitternacht wenig Wind, nachher etwas zunehmend, doch flaut er gegen Morgen wieder ab. Martins Müdigkeitsstatus ist jetzt auch so weit, dass er nicht mehr vor dem Wecker erwacht. Auch er wird in die Realität zurückgelärmt, wann er seine jeweilige Schicht antreten muss. Heute ist ein wunderschöner, strahlend blauer Tag. Unser Etmal beträgt 70 nm. Wir hätten gerne ein etwas grösseres Etmal vorzuweisen, aber was soll’s? So dauert unsere Reise voraussichtlich noch gut drei Tage. 29. Tag: 27./28. Januar 2007 Martin sichtet ein Segelschiff unter Spi. Wir schalten den VHF ein, doch dieses Mal handelt es sich um einen weniger neugierigen Zeitgenossen als das letzte Mal, er funkt uns nicht an und verschwindet bald wieder aus unserer Sicht. Am Anfang meiner ersten Wache sichten wir gleich zwei Frachter. Martin bleibt noch auf, bis klar ist, dass wir beiden nicht in die Quere kommen. Ansonsten verläuft die strahlende Mondnacht ereignislos und der angesagte, etwas stärkere Wind ist tatsächlich vorhanden, was uns von Herzen freut. Die Schweizer Schokolade, die wir per Post erhalten haben, ist alle aufgegessen. Wir haben kanarische Schoggi gekauft, ist aber schon nicht das Gleiche. Wobei wir fairerweise auch sagen müssen, dass es langsam fast zu warm ist, um Schokolade zu essen. Sie ist so ziemlich fluffy. In unserem Reiseführer haben wir gelesen, dass die Segelschiffe, welche nach Barbados wollten, vor der Zeit des GPS, ein Schwein an Bord hatten. Die Insel Barbados ist sehr flach und daher nicht von weit weg sichtbar. Wenn der Kapitän dachte, die Insel müsse in der Nähe sein, liess er das Schwein über Bord werfen. Mit seinem ausgeprägtem Geruchssinn orientierte sich das Tier dann Richtung der Insel und so hatte der Kapitän seinen neuen Kurs. Der Technik sei Dank, mussten wir nicht auch noch ein lebendiges Säuli mitnehmen ;–). Wie jeden Tag macht Martin am Mittag die Position, trägt sie in die Papierkarte ein und auf der elektronischen Karte im Computer. Heute haben wir 2’580 nm hinter uns und nur nohc 144 nm vor uns. Wir feiern die Tatsache, dass wir weniger als 200 nm vor uns haben mit einem Coca Rum resp. einem Gin Tonic. Prosit! Unser heutiges Etmal beträgt 86 nm. 30. Tag: 28/29. Januar 2007 Während das Znacht auf der Gasflamme simmert, Rrrrrrrrr, oh zut, ich habe vergessen, den Köder loszumachen! Es ist bereits dunkel draussen und nachts zu fischen, hatten wir eigentlich in keiner Weise vor, zumal das Menü für den Znacht schon steht. Es gibt Teigwaren mit Gulasch aus der Büchse, etwas aufgepeppt mit einer Büchse Champignons und einer Büchse gepellter Tomaten, fein gewürzt. Wir spurten ins Cockpit. Die Angel biegt sich arg. Das muss wieder mal ein Riesenfisch sein, obwohl wir extra den kleinen Köder rausgehängt hatten, weil wir lieber was kleineres gefangen hätten. Martin macht Handschuhe, Winschkurbel und Haken bereit, ich kurble den Fisch langsam in unsere Nähe. Wir sehen absolut nichts. Es ist zappenduster. Der Kraft an, die ich anwenden muss, weiss ich, dass ein grosser Fisch an der Angel hängt. Kurz vor dem Bus sieht Martin, wie sich der Fisch wehrt. Zack, fliegt mir der Köder an die Stirn. Zum Glück mit dem weichen Ende und nicht mit der Angel, und unser Fang hat sich höflich verabschiedet. Tant pis. Als wir beim Znacht sitzen, fährt ein Motorboot in unserer Nähe vorbei. Gerade als Martin sich bereit macht für die Wachübernahme, geht der Mond unter. Silberfarben verschwindet er in einer breiten Wolkenbank, aus der er unten ganz orange wieder auftaucht, um in der nächsten Wolkenbank direkt über dem Horziont zu verschwinden. Etwa so wie ich in die Koje. Martin bestimmt am Mittag unsere Position. Wir haben noch gut 60 nm vor uns! Zur Feier dieses Ereignisses trinken wir je ein Bier zum Zmittag. Jetzt bleibt uns noch eine letzte Bierbüchse bis zur Ankunft. Wir freuen uns auf den Landfall und sind auch entsprechend gespannt. Vermutlich müssen wir noch ein Reff stecken, damit wir nicht mitten in der Nacht ankommen ;–). Unser heutiges Etmal beträgt 84 nm. 31. Tag: 29/30. Januar 2007 Wir sind auf Barbados!!! Mal der Reihe nach. Reffen mussten wir nicht, der Wind ist ganz von allein weniger geworden. Wir sehen unsere ersten Delphine auf dem Transat. Eine Gruppe von sechs Delphinen spielt in den Wellen. Herrlich anzuschauen. Wirklich schade, dass unsere Kamera vor einigen Tagen den Geist aufgegeben hat. Wir wollten für den Znacht einen Fisch fangen, aber leider hat keiner angebissen, so dass wir uns anderweitig verpflegten. Kaum bricht die Nacht herein, erspähen wir vereinzelt die ersten Lichter von Barbados. Komisches Gefühl sich der Zivilsation wieder zu nähern. Auch die ersten Flugzeuge ziehen ihre Bahnen am nächtlichen Himmel. Mein Schlaf von 3h00 bis 6h00 reduziert sich auf eineinhalb Stunden, weil das Runterladen der Wetterkarte extrem zeitintensiv ist. Martin ist viel zu aufgeregt und Barbados viel zu nahe, als dass er seinen Morgenschlaf noch einziehen würde. Wir segeln bis kurz vor Port St. Charles. Die letzten paar Meter motoren wir rein. Wir erledigen die Immigration, Customs und Health. Alle drei Büros werden von sehr netten uniformierten Schwarzen geführt. Jetzt sind wir wirklich da. Die ersten Schritte auf festem Boden am 32. Tag unserer Überquerung fühlen sich fremd an. Wir segeln zur Carlisle Bay, wo wir den Anker werfen werden und endlich mal in Ruhe liegen, bis es langt. Unser heutiges Etmal beträgt 61 nm. |
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