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Logbuch Seite 42 |
Santa Cruz de la Palma und Überfahrt nach San Sebastian de la Gomera |
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Mittwoch, 25. Oktober – Freitag, 3. November 2006 |
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Am Morgen ist Martin mit der heruntergeladenen Software von Winlink beschäftigt
und ich gehe in die Stadt, um Wein und Blumen für unsere Gastgeber zu posten. Wir
sind heute bei Ruth und Heinz, den Freunden von Karin und Andreas, die auf La Palma
wohnen, zum Mittagessen eingeladen. Es macht Spass, wieder mal schöne Rosen zu
kaufen, für Schiffseinladungen ist das Mitbringen von Blumen nicht angesagt....
Danach machen wir einen ersten Durchlauf zum Fotos auswählen für das
Logbuch. Diese Photo war das letzte Mal zuviel. Holen wir heute nach.
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Ein Observatorium |
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Heinz holt uns mit dem Auto ab. Die steile Strasse zu ihrem Haus ist ähnlich
beeindruckend wie die, welche zu Karl führt. Allerdings ist diese hier besser geteert.
Ruth und Heinz wohnen in einem zauberhaften Haus und die Aussicht von ihrer Terrasse ist
atemberaubend. Mit grossem Genuss essen wir die letzte Passionsfrucht von ihrem eigenen
Garten. Diejenigen, die ich später im Supermarkt kaufe, lassen sich nicht damit
vergleichen! Sowohl der Salat als auch die Spaghetti mit Fleisch– und
Roquefortsaucen sind ausgezeichnet. Ruth schiesst mit dem Dessert den Vogel ab:
gebrannte Creme. Eine Köstlichkeit, die wir lange nicht mehr gegessen haben. Lieben
Dank! Sie fahren uns in die Stadt zurück und ich hole auf dem Heimweg noch zwei
Drittel unserer Wäsche ab. Der Rest ist erst in einer Stunde soweit. Na, werde ich zu
Fuss nochmals vorbeischauen.
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Ruth und Heinz |
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Ihr Haus |
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Traumhafte Aussicht |
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Am Donnerstagmorgen bringt uns Eveline mein Geburtstagsgeschenk vorbei, als wir im
Cockpit beim Zmörgelen sind: eine wunderschöne selbstgemalte Karte mit
Suleika drauf und einen Köder zum Fischen! Wir hatten uns mit ihnen übers
Fischen unterhalten und sie waren der Überzeugung, dass wir zu grosse Köder
hätten und zu wenig Leine rausgelassen haben bis anhin. Das gilt es auszuprobieren,
sobald wir Santa Cruz de la Palma verlassen! Ich freue mich riesig. Wir laden die beiden
für den Abend zum Pizzaessen auf Suleika ein. Martin und ich gehen ins
Städtchen auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für mich. Ich hatte
natürlich schon etwas vorsondiert und mich in einen Strang mit Korallenzylindern
verliebt. Die deutsche Geschäftsinhaberin zieht mir eine Kette daraus auf mit ganz
kleinen Silberkügelchen zwischen den Zylindern, damit sie nicht aneinander reiben.
Sie versichert uns, die Teile seien nicht gefärbt – gerade das Rot fasziniert
mich so, das mir atypisch vorkommt für Korallen – und auch kein Raubbau an
der Natur seien und daher unbedenklich gekauft und getragen werden können. Wir
posten und holen auf dem Heimweg die fertige Kette ab: ein Traum. Abends köpfen
wir einen Cava zum Apero und verbringen das Essen mit angeregter Unterhaltung mit
Eveline und Guido.
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Boutique |
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Guido und Eveline |
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am Geburtstag mit Korallenkette |
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Anderntags stehen wir im acht Uhr kurz auf, um die Leinen der La Barraka zu lösen.
Sie ziehen weiter nach Teneriffa, wo Freunde von ihnen wohnen. Danach schlafen wir noch
ein wenig weiter. Wir gehen gemeinsam ins Städtchen. Bis anhin habe ich noch wenig
von diesem Ort berichtet. Die Stadt war zu Zeiten nach Kolumbus, Anfang des sechzehnten
Jahrhunderts, äusserst wichtig. Alle Schiffe, welche nach Amerika ausliefen oder von
dort kamen, machten hier halt. Der Hafen wurde zum drittgrössten des spanischen
Imperiums – nach Antwerpen und Sevilla – spanische, flämische,
englische und portugiesische Händler liessen sich hier nieder. Entsprechend finden
sich im Stadtkern auch viele historische Gebäude, welche die Palmeros gut erhalten
und pflegen, und die meisten sind auch zur Besichtigung freigegeben.
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Casa Salazar (17. Jahrhundert) |
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Plaza de España |
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Calle Real |
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Man spürt im Städtchen Einflüsse von Europa, Afrika und
Südamerika. Das ganze hat einen eigenen Charme. Das hier gesprochene Spanisch
wurde in Aussprache und Wortschatz stark von Lateinamerika beeinflusst, genauso die
traditionelle Musik und die Folklore. Auch die Architektur hat so ihre Eigenheiten. Bei den
Fenstern sind Bänkchen eingemauert, so dass man gemütlich am Fenster sitzen
und rausschauen kann. Selbst der Pfarrer vom Kirchturm aus lässt so seinen Blick
über den Platz und seine Gemeinde schweifen. Die Balkone, die sie an den
Häusern haben, sind ganz typisch für diese Gegend, eine Mischung aus
spanischer und portugiesischer Architektur.
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Typisch palmerische |
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Balkone |
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Das ganze Leben spielt sich in einem gemütlichen Rhythmus ab. Die Palmeros
kennen vermutlich keine Herzprobleme. Sie leben in erster Linie vom Bananenanbau und
sonstiger Landwirtschaft und erst in zweiter Linie vom Tourismus.
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Bananas |
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Die UNESCO hat die ganze Insel zum Biosphärenreservat erklärt. Das
Städtchen Santa Cruz de la Palma ist mit dem Zentrum nach innen gebaut. Gegen das
Meer draussen haben sie eine riesige Mauer errichtet, dann kommt die Strasse und erst
danach die erste Häuserzeile. In sicherem Abstand von den Seeräubern. Nach
dem Mittagessen setzt sich Martin intensiv mit unserem Wassermacher resp. dessen
Unterlagen auseinander, da er fest entschlossen ist, das Teil auf der Überfahrt nach La
Gomera zum ersten Mal in Betrieb zu nehmen.
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Schöne Fassade |
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Innenhof |
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schön dekoriert |
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Der Samstag vergeht wie im Flug. Martin lädt via Winlink Gribfiles, eine Form von
Wetterbericht, herunter und ich maile, nähe und flicke. Am Sonntag besteht die
Hauptbeschäftigung in Aufräumen und Putzen. Danach gehen wir zur
Internetzone des Hafens, Martin sucht ohne Erfolg nach einer Vorhersage für die
Wellen und ich finde endlich wieder mal Zeit, die letzten Gedichte von Annina in unser
Bordtagebuch zu übertragen. Es regnet ohne Unterlass, so dass wir uns am Abend
wieder mal ein Bollywood–DVD anschauen. Soooo schön. Auch am Montag
ist es regnerisch und wir kramen ein bisschen rum. Ich schwimme ein paar Längen
und abends erneut ein Boolywoodstreifen.
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Da ich erfahren habe, dass Mami uns zwei Briefe hierher gesandt hat, erkundige ich mich
am Dienstagnachmittag im Club Nautico danach. Die schicken mich ein Haus weiter. Das ist
verschlossen, keiner da. Also gehe ich zum Hafenausgang, wo normalerweise immer ein
Mann in Uniform die vorbeifahrenden Autos kontrolliert. Leider ist auch er nicht an seinem
Platz. So frage ich in einem Büro einer Speditionsfirma auf dem Hafengelände.
Der zeigt mir ein freistehendes Haus auf einem Plätzchen. Ich gehe dahin: alles zu,
nichts angeschrieben. Also weiter zur Post. Die behaupten, die Adresse sei falsch. Ich hatte
sie aus unserem Hafenführer als Absender für ein Schreiben an meine Eltern
rausgesucht. Also möchte ich wissen, was sie mit Briefen mit inexistenten Adressen
denn täten. Die schicken sie an den Absender zurück. Aber nicht sofort. Ich
solle mich im unteren Stock erkundigen, aber der sei am Nachmittag nicht offen, morgen sei
Allerheiligen und alles zu, am besten käme ich am Donnerstagmorgen wieder. Super.
Der Rest des Tages vergeht mit putzen, nähen, flicken, Administration
nachführen. Abends noch mal den ersten Bollywood.
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Plaza de San Francisco |
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Blick über die Stadt |
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An Allerheiligen prüft Martin, ob er die beiden Tridatainstrumente gegeneinander
austauschen könnte. Doch leider ist dies nicht möglich. Danach schliesst er
sämtliche Verbraucher der Verbraucherbatterie ans Ampèremeter an und
beschriftet die Elektronik an der Schalttafel. Ich komme endlich dazu, aus den Unterlagen,
die Karin mir von der diesjährigen Schmuckmesse in Basel gesandt hat, eine Collage
in unserem Bordtagebuch zu erstellen. All dies nur dank dem anhaltenden Regenwetter.
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Am Donnerstagmorgen pilgern wir zur Post. Wir erhalten von der Person am Schalter erneut
die Auskunft, diese Adresse existiere nicht. Da mischt sich ein Kunde ein und zeigt auf
dasselbe Gebäude, das mir bereits der Mann von der Speditionsfirma gezeigt hat.
Also machen wir noch einen Versuch. Diesmal ist die Tür offen, wir treten ein und
erklären unser Problem. Der Chef bittet uns, morgen wieder zu kommen, sie
könnten dann ja mal ihr Postfach leeren gehen.... Morgen wollen wir ja weiterziehen.
Als Martin insistiert, erklärt er sich bereit, schon heute das Postfach zu leeren, wir
sollen uns in zwei Stunden wieder melden. Wir nutzen die Zeit um ein weiteres Problem
anzugehen: meine Korallenkette färbt ab, wenn sie in den Regen kommt... Das war
nicht die Meinung. Wir erklären unser Problem der Ladeninhaberin und sie ist der
Meinung, dass wir unbedingt zufrieden sein sollten mit dem Schmuck, den sie verkauft.
Also sehen wir uns im Laden um und finden eine faszinierende Lavakette mit einem
vergoldeten Mittelteil. Schön, für den gleichen Geburtstag zweimal das
Vergnügen geniessen zu können, eine Kette auszuwählen! Alle sind
zufrieden und wir ziehen mit der neuen Kette von dannen. Eine Lavakette passt auch viel
besser als Andenken an diese vulkanischen Inseln als die Korallenkette, deren Teile aus den
Philippinen stammten! Wir trinken einen Kaffee und ich gehe nochmals checken, was nun
mit unseren Briefen ist. Und siehe da, die Frau im Büro winkt mir schon von weitem
mit zwei Couverts. Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Zufrieden zockle ich mit
meinen beiden Briefen ab. Neugierig wie wir sind, erbrechen wir sie im Kaffeehaus. Ein
Umschlag enthält einen Geburtstagsbatzen, den wir umgehend in ein wunderbares
Essen auf einem schönen Plätzchen der Stadt umsetzen. Sowohl Salat,
Rindsfilet wie auch Rioja schmecken ausgezeichnet. Herzlichen Dank Mami und Pa! Nach
dem Essen rufe ich meine Eltern an, damit sie auf dem laufenden sind, dass die Briefe uns
doch noch erreicht haben. Auf dem Heimweg zum Schiff schauen wir uns eine gestern neu
eröffnete Ausstellung von Gemälden und Tonskulpturen an. Die Berlinerin,
Sybille Eckhorn, stellt aus. Ansprechende Gemälde und ganz geniale Skulpturen.
Wirklich schade, dass wir auf Suleika nur ein so beschränktes Platzangebot haben.
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Zweites |
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Geburtstagsessen |
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mit Lavakette |
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Am Freitagmorgen um sieben Uhr dreissig verlassen wir den Hafen von Santa Cruz (und
erfahren im Verlauf des Tages per Mail, dass Karin Huber per Webcam mit dabei war...).
Entgegen der Wetterprognose weht kein Lüftchen.
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Teide im Morgenlicht |
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Wolken, kein Wind |
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Schnelles Wachstum |
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Wir hängen den neuen Köder hundert Meter raus und Martin verschwindet im
Schiffsinnern, um sich mit unserem Wassermacher auseinander zu setzen. Plötzlich
rattert die Angelrute: ein Fisch an der Leine!!!
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Welcher Fisch |
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hat angebissen |
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Ganz aufgeregt ziehen wir den Fisch in Bootsnähe, ein rechter Apparat. Als wir die
Goldmakrele bereits einen halben Meter aus dem Wasser gehievt haben, schlägt sie so
fest aus, dass sie sich vom Haken befreien kann und ins Meer zurückfindet. Wir
bleiben zurück mit langen Gesichtern und leeren Händen. Das lassen wir nicht
auf uns sitzen. Postwendend bringen wir den Köder wieder aus. Martin müht
sich weiterhin mit dem Wassermacher ab. Er funktioniert nicht gescheit. Er saugt Luft an,
wo er nicht sollte. Ich warte auf unseren nächsten Fisch und siehe da: rrrrrrr macht die
Spule. Diesmal lassen wir den Fisch etwas länger draussen, damit er müde wird
und nicht mehr genug Kraft hat, sich vom Angel zu befreien. Dann ziehen wir ihn langsam
ein. Wenn wir unsere Bücher richtig lesen, handelt es sich um eine
Rauchflossenmakrele von ungefähr dreissig Zentimeter Länge. Es gelingt uns,
sie an Bord zu hieven, wir töten sie mit Hilfe von Alkohol. Ich nehme sie aus, wasche
und filetiere sie (so gut ich das kann...). Danach marinieren und Martin haut sie in die
Bratpfanne. Ihr habt ja keine Vorstellung, wie fein ein selbstgefangener, frischer Fisch
schmeckt!
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Tja wer sagt’s denn |
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Festschmaus |
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Nach dem Essen hängen wir den Köder gleich wieder raus. Unterwegs sehen
wir zwei Schildkröten und von weitem ein paar Delphine. Der fast Vollmond schwebt
über dem Teide auf Teneriffa. Herrliche Ausblicke bieten sich uns. Als wir nach
neunzehn Uhr die Hafenmole erreichen, ist es bereits dunkel. Wir hatten uns am Vortag
telefonisch für achtzehn Uhr angemeldet und als wir funken, wir kämen, ist der
Marinero auch schon bereit und informiert und zeigt uns eine Box, in der wir die Nacht
verbringen können. Sicher müssen wir morgen zügeln, aber für
heute ist der Platz perfekt.
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