Logbuch
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Marokko und Überfahrt zu den Kanaren
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Samstag, 16. – Mittwoch, 27. September 2006

Gestern ist ein neues Schiff unter französischer Flagge eingelaufen: ein Schwesternschiff von Suleika, d.h. auch eine Outremer 33 von META. Wir haben uns natürlich sofort dafür interessiert, dieses Schiff von innen anzusehen. So sind wir heute Mittag auf der Wasi 2 zum Apéro eingeladen. Das Schiff wurde vier Jahre vor Suleika gebaut und der erste Besitzer hat den ganzen Innenausbau selber gemacht. Auffällig ist, dass die Stehhöhe wesentlich grösser ist als bei uns. Auch die Toilette wurde an einem anderen Ort eingebaut, nämlich vorne im Schiff, gleich hinter der Bugkoje. Alain, Michel und Françoise tischen uns von ihrer Reserve an Jamón aus Spanien auf. Etwas, das uns schon lange ausgegangen ist... Wir unterhalten uns ausgezeichnet mit unseren Nachbarn. Da Françoise heute Nacht heimreist, machen wir die Gegeneinladung noch gleichentags, da die drei natürlich auch neugierig sind, unser Schiff von innen zu sehen. Françoise hat am Nachmittag ein Henna Tatoo bei "meiner" jungen Frau machen lassen. Auch traditionell, aber in einer ganz anderen Art. Nicht so blumig wie meins, sondern mit vielen kleinen Punkten.

   
Schwesternschiff Wasi 2   Françoise, Martin, Ariane und Alain   Martin und Michel


Am Sonntag verfassen wir den Logbuchbericht, wählen die Fotos aus und gehen abends mit Alain und Michel in die Stadt essen. Wir gehen in ein Lokal, in dem wir alle noch nie waren. Leider fehlt es dem Couscous an Gewürzen und auch das nachbestellte Harissa hat nicht die gewohnte Schärfe. Wir lernen einen französischen Möchtegernschriftsteller kennen und haben ein kurzes, witziges Gespräch mit ihm.

Am Montagmorgen sticht unser Schwesternschiff wieder in See Richtung Agadir. Estefánia leiht uns eine DVD vom französischen Segler Antoine aus, der die Inseln im Atlantik vorstellt. Interessant, so bereits einen Einblick auf die Kanarischen Inseln zu gewinnen. Es wird dort wieder einiges zu entdecken geben! Martin liest im Führer, ich flicke wieder mal an diversen Hosen rum. Nachmittags studiert Martin die Funktionen des VHF und ich streune ein wenig durch die Stadt.

   
Glasperlenspiel   Von nah  

Auch besuche ich ein paar Holzschnitzer, schaue mir Halstücher und eine Galerie an, von deren Dach aus man einen herrlichen Blick aufs Meer, den Hafen und die Stadt hat.

   
Hafenszene   Mach mal Pause   Umgang mit dem Netz


Martin hat es ziemlich böse erwischt mit seiner Verdauungsstörung, so dass er nicht daran denken kann, das Schiff zu verlassen. Wir haben für heute den Wasserschlauch bestellt, um Suleika mal gründlich vom Dreck zu befreien, was sie dringend nötig hat. Anders und Estefánia schliessen sich uns an und bereiten ihre Goodwin II auch auf eine gründliche Wäsche vor. Eine Viertelstunde nach der abgemachten Zeit hake ich nochmals auf der Capitanía nach und bald darauf erscheint der Mann mit dem Feuerwehrschlauch. Obwohl Wasser in diesem Land ein rares Gut ist, verliert der Schlauch überall Wasser. Das Reinigen des Schiffs ist eine Wohltat für alle. Abends erhalten wir noch eine DVD ausgeliehen von unsern Nachbarn, ich hole uns Fertigpizzas zum Znacht und wir machen uns einen dekadenten Abend.

Am Mittwoch schaffen wir es endlich, die Skala des Hafens zu besuchen.

   
Kunst an der Kanone    

Wir erklimmen den Turm, geniessen die Aussicht und machen viele Fotos. Auch stellen wir fest, dass ein neues, riesiges Segelschiff reingekommen ist. Langsam wird es etwas eng mit den Liegeplätzen im Hafen.

   
Essaouira   Blick von der Skala des Hafens   Grosses Schiff, der Platz wird eng


Wir essen auf dem Schiff weissen Reis zum Zmittag. Abends gehen wir noch ein wenig durch die Stadt und posten ein paar Souvenirs. Der Souk in der Dunkelheit ist äusserst eindrücklich. Schön, dass sich mehrheitlich Marokkaner und Marokkanerinnen darauf bewegen und Touristen wie wir in der Minderheit sind. Wieder daheim leiht uns Estefánia eine spanische DVD mit einer amüsanten Liebesgeschichte aus.

   
Für Hals und Fuss   Wer die Wahl hat, hat die Qual   Souk, Souk, Souk


Abends hat der Wind auf Süden gedreht und alle hatten eine äusserst unruhige Nacht. Daher beschliessen wir alle gemeinsam das grosse Umparkieren. Der achtzehn Meter lange Franzose kommt an unsere Stelle, sein französischer Nachbar, der direkt am Steg lag, hängt sich aussen an ihn. Wir kriegen den Platz am Steg und Anders und Estefánia liegen wieder bei uns längsseits. Und das alles vor dem Frühstück!!!

   
Anders auf Goodwin II parkiert um   Estefánia und Anders beim Anbinden  

Nachher unternehmen wir einen Stadtbummel. Ich hatte noch einen zweiten Armreif im Visier, der aber fünf Minuten bevor wir gekommen sind verkauft worden ist. Schicksal! Wir gehen noch einmal durch den Souk.

   
Im Souk   Teppich gefällig   Think pink


Wir besuchen ein Internetcafé und gehen dann auf die Capitanía zum Zahlen. Doch die sind gerade in der Mittagspause. Also kommen wir später wieder. Wir zahlen unsere Liegegebühr, das Wasser schenken sie uns, und gehen zur Polizei, um unsere Pässe ausstempeln zu lassen. Die zuständige Person ist nicht da. Wir müssen um achtzehn Uhr nochmals kommen. Ich gehe Vorräte einkaufen und danach mit den Pässen zur Polizei. Der Polizist macht mich darauf aufmerksam, dass wir jetzt den Hafen nicht mehr verlassen dürfen. Ich erbitte mir die Erlaubnis, am nächsten Morgen noch frisches Brot kaufen zu dürfen, was er mir freundlicherweise auch gewährt. Martin bereitet das Schiff vor für die Überfahrt zu den Kanaren und ich koche vor, damit wir auch bei etwaig hohem Wellengang was Warmes zwischen die Zähne kriegen.

   
La vue du port   Fischverkauf   Psst, nicht fotografieren


Ich erwache am Freitagmorgen mit Fieber. Wir beschliessen, trotzdem die Reise in Angriff zu nehmen. Ich poste Brot und noch ein paar Kleinigkeiten. Anders und Estefánia sind auch schon auf, da sie ja ihr Schiff dann an unseren Platz verschieben werden. Wir vermachen ihnen unsere letzten Dirhams. Mustafa schaut noch vorbei und will uns noch Wasser holen, ist aber zu spät dran. So verabschieden wir uns noch herzlich von ihm und los geht’s. Der Himmel ist ganz grau und verhangen. Wir motoren die ersten paar Stunden mangels Wind. Ich schlafe viel, Martin hält Ausschau. Das Wetter reisst auf. Wir verschenken unterwegs die angebrochene Packung Zigaretten an zwei Fischer, die wir auf ihrem Bötchen treffen. Wir sind täglich im Emailkontakt mit der Temptation, die bereits seit zwei Wochen in der Marina Rubicón auf Lanzarote weilt und einiges an Reparaturen hinter sich zu bringen hat.

   
Unterwegs    

In der Nacht übernimmt Martin vierstündige Wachen und ich habe nur zweistündige, da mein Gesundheitszustand nicht voll befriedigend ist. Nach dieser Nacht erwache ich ohne Fieber. Kurz nach sechs Uhr am Morgen schläft der Wind ein und wir motoren erneut. Wir treffen eine Schildkröte. Martin fährt ganz nah ran, aber da geht sie auf Tauchstation. Wieder keine Foto, leider. Wir kriegen ein Mail von Fritz von der Temptation, der sich wegen dem Schwell Sorgen um uns macht. Wir können ihn beruhigen, da die Wellen in grossen Abständen kommen und ganz friedlich unter Suleika durchrollen. Nachts von Samstag auf Sonntag hat es plötzlich derart viel Verkehr, dass ich Martin wecken muss. Wir ziehen die Segel ein, werfen den Motor an und kreuzen die Schiffahrtsstrasse im rechten Winkel. Danach können wir wieder Segel setzen, Martin legt sich hin und ich schiebe weiterhin meine Wache. Bis morgens um sechs Uhr segeln wir am Wind.

Sonntags heisst es erneut motoren. Wir fahren – wie auf der Karte ersichtlich – über einen Seeberg. Die Tiefe beträgt nur noch 170 Meter. Delfine und andere Fische tummeln sich in dieser Gegend. Um dreizehn Uhr ist Lanzarote in Sicht! Was für ein erhebendes Gefühl nach zweieinhalb Tagen und zwei Nächten auf See. Wir mailen Fritz, dass wir uns aufgrund seines Inputs entschlossen haben, auch in die Marina Rubicón zu fahren und nehmen sein Angebot, für uns einen Platz zu reservieren, dankbar an. Noch eine letzte Nacht ohne Wind, in welcher wir ganz friedlich, ohne Mond, der Ostküste von Lanzarote entlang gleiten. Als wir uns dem Hafen nähern, ruft uns Fritz auf dem VHF auf. Er und Chris sind wach und auf und erwarten uns. Der Marinero zeigt uns mit dem Schlauchboot unseren Platz und Chris und Fritz helfen uns, Suleika festzumachen. Danach folgt eine herzliche Begrüssung und wir werden auf die Temptation zum Frühstück eingeladen. Sooo schön. Da wir eh ziemlich müde sind, begiessen wir die Schinkenbrote mit Bier und legen uns danach sofort schlafen. Als wir aufwachen, gehen wir auf die Hafenbehörde, holen Schlüssel für die Dusche und geniessen das Wasser von oben ganz, ganz ausgiebig, da es bereits im Hafen von Essaouira keine Duschen hatte... Wir kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein und nehmen dann einen ausgiebigen, friedlichen Apéro mit Chris und Fritz bei uns. Danach sinken wir zu einem ununterbrochenen zwölfstündigen Schlaf in unsere Koje.

   
Suleika in der Marina Rubicón, Lanzarote    

Am Dienstag hatten wir geplant, mit Chris und Fritz in die Stadt zu gehen. Wir sind aber am Morgen nicht bereit. Wir müssen uns erst mal um unseren Autopiloten resp. dessen Reparatur kümmern. Danach ziehen wir das Gross auf und legen es schön zusammen, bevor wir den Segelsack schliessen. Danach wird mit Seifenlauge das Deck geschrubbt. Chris und Fritz schauen vorbei, um mich an den Swimming Pool mitzunehmen. Ich bin aber noch nicht bereit und wir machen ab, dass ich später folge. Als ich zum Pool komme, sehe ich die beiden nirgends. So tauche ich ins Wasser und schwimme meine vierzig Längen. Danach gehe ich aufs Schiff zurück. Später schauen die beiden auf dem Heimweg vom Pool bei uns vorbei. Ich stelle fest, dass ich in einem privaten Hotelpool geschwommen bin und nicht in dem von der Marina! Na ja, werde ich morgen besser machen ;–). Abends sind wir auf der Temptation zum Apero eingeladen. Schampar schön.

   
Fritz an der Arbeit   Chris am Geniessen  

Heute ist der Tag der grossen Entscheidung: es muss ein neuer Autopilot her. Der alte ist hinüber und war eh zu klein für unser Schiff. Martin verhandelt mit der Werft, während Chris und ich in die Stadt fussen, über den Mittwochsmarkt streifen und durch die Läden bummeln. Gemeinsam sind wir sehr erfolgreich. Unsere Beute besteht aus einem Jupe, zwei Kleidern und einem Oberteil. Danach sind wir zufrieden und hungrig, d.h. in der richtigen Stimmung um Esswaren einzukaufen. Mit vollen Rucksäcken spazieren wir dem Meer entlang zurück zum Hafen. Martin hat viel am und fürs Schiff gearbeitet und auch noch den Abwasch erledigt. Wir essen einen kleinen Happen, sehen uns unseren zukünftigen Autopiloten auf einem anderen Schiff an und entschliessen uns dann zum Kauf. Das Teil wird am kommenden Dienstag geliefert werden und dann brauchen sie noch zwei Tage für den Einbau. Da haben wir schön Zeit, die Insel zu besichtigen.