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Logbuch Seite 37 |
Mohammedia, El Jadida, Marrakesch und Ouarzazate |
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Mittwoch, 23. August – Sonntag, 3. September 2006 |
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Am Mittwoch ist wieder einmal Logbucheintragtag, Ihr kennt das ja schon. Nachdem dieser
Programmpunkt erledigt ist, mache ich aus Martins und meinen kaputten Hosen Lumpen.
Am Abend essen wir in der Strasse mit den vielen Restaurants unsere erste "Friture
poisson". Ganz marokkanisch: von Hand, sämtliche Abfälle werden auf
dem Tisch aufgehäuft. Dazu trinken wir Mineralwasser. Wir fahren mit einem
"petit taxi" zum Hafen zurück.
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Anderntags ist Waschtag angesagt. Heute wird alles von Hand gewaschen. Martin montiert
in dieser Zeit eine Leiste auf der Steuerbordseite neu, die auf unserer Überfahrt
ausgerissen ist, als er sich daran festhalten wollte. Zum Glück ist ihm nichts passiert!
Auch den Festhaltehandgriff beim Herd macht er erneut richtig fest, da er sich gelockert hat.
Im weiteren versucht er, den Autopiloten zu flicken. Dieser Unternehmung ist das
Glück leider nicht hold.
Als ich am Freitag zur Dusche gehe, zeigt mir ein Marrokaner seinen erfolgreichen
Fischfang: zwei Congres hat er gefangen. Er erklärt mir, dass er den grössten
Teil des Fisches isst, dieser ähnelt entfernt einem Aal, und den Schwanz dann braucht,
um andere Fische zu fangen. Sooo ginge das... Am Nachmittag nimmt uns derselbe Typ mit
seinem Auto in die Stadt mit.
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Stadtzentrum Mohammedia |
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Ein Neubau entsteht |
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Grüner Mond statt grünes Kreuz |
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Wir essen Poulet mit Pommes Frites und gehen dann das erste Mal in einen Laden mit den
typischen Produkten von Marokko. Martin kauft sich einen neuen Ledergurt, da derjenige,
welchen er vor fünfzehn Jahren ebenfalls in Marokko gekauft hat, langsam den Geist
aufgibt. Ich poste ein für die Gegend typisches Oberteil mit passender Hose. Danach
finden wir den im Hafenführer beschriebenen Markt und freuen uns an der Vielfalt
und an dem Farbenreichtum, die auf diesem Markt herrschen. Wir kaufen Gemüse,
Obst und Gigotsteaks ein.
Am Samstag geben uns unsere Eingeweide die Quittung für unsere typisch
marokkanischen Essen. Wir ruhen uns aus, bleiben den ganzen Tag auf dem Schiff.
Für unsere Mägen trinken wir am Abend Appenzeller (Danke an Susanne und
Jürg) sowie den letzten Mirto (auf Euer Wohl, Patrizia und Marino). Der
Sonntagmorgen ist noch unserer eigenen Pflege gewidmet. Danach gehen wir in die Stadt,
ins Internetcafé, um das Wetter zu erfahren, posten Brot, Bier und Mineral und
melden dem Hafenpolizisten, dass wir heute um zwanzig Uhr auszulaufen gedenken. Er
verspricht uns, die Pässe rechtzeitig gestempelt zum Schiff zu bringen. Ein
Angestellter vom Hafen rät uns dringend, nicht später auszulaufen, da bei Ebbe
die Tiefe im Hafenbecken weniger als ein Meter beträgt. Pünktlich um zwanzig
Uhr starten wir den Motor und los geht es in die finstere Nacht hinaus. Unterwegs gibt es
jede Menge Leuchtalgen, so dass unser Kielwasser nur so funkelt in der Nacht. Auch der
Sternenhimmel ist absolut überwältigend. Wir treffen auf wenig Verkehr.
Martin hat das Glück, auf seiner Nachtwache von ein paar Delfinen begleitet zu
werden.
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Als ich um sechs Uhr am Morgen die Wache an Martin übergebe, scheint die Sonne
und das Meer ist immer noch bewegt. Beruhigt gehe ich schlafen und erfahre erst um acht
Uhr dreissig, dass Martin gute zwei Stunden durch stockdicken Nebel fuhr, ständig
stehen musste, um ja kein Fischerboot zu übersehen, während dem ich ruhig in
der Koje gepennt habe. Wir melden uns per Funk im Hafen an und werden von weitem von
einer winkenden Person eingewiesen. Wir legen als viertes Schiff aussen an einem
Franzosen längsseits an.
Martin fährt ein wunderschönes Manöver.
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Suleika im vierten Glied mit Jugend des Club Nautico |
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Es herrscht gerade Ebbe und der Landgang ist unter diesen Bedingungen ziemlich
akrobatisch. Martin meistert auch den letzten Teil, vom grossen Schiff der Seerettung in
eine Seilschlaufe stehen und sich an der Hafenmauer hochziehen. Wir werden von zwei
Franzosen unterstützt. Nachdem die Formalitäten mit den
Hafenbehörden erledigt sind, erkundigt sich die zuständige Person in Uniform,
ob wir nicht ein Geschenk für die Capitainerie hätten.. Wir stecken ihm ein
Paket Zigaretten zu. Weiter geht es zur Polizei und zum Zoll. Beide Männer sind sehr
nett und hilfsbereit und erledigen die Formalitäten äusserst speditiv. Auf dem
Rückweg kommt nochmals der Hafenmeister und möchte noch ein Geschenk.
Also stecken wir ihm auch noch das zweite Päckli Zigaretten zu, das ich wohlweislich
in meinen Rucksack gepackt hatte. Auf dem Rückweg stellt sich Ahmed uns vor. Er
ist im Hafenführer erwähnt, als die Person, die den Seglern in allen Belangen
hilft. Um zurück aufs Boot zu gelangen, fragt Martin ein paar Knaben, ob sie nicht ein
kleines Boot hätten und uns rausrudern könnten, um die Kletterei zu umgehen.
Sofort wassern sie ein kleines Boot und rudern uns zu Suleika. Es ist gar nicht nötig,
ihnen zu sagen, wo wir hin wollen. Hier wissen schon alle, welches die Schweizer sind :).
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Fischer im Hafen von El Jadida |
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Am Dienstag bleiben wir den ganzen Tag auf dem Boot mit dem Versprechen, einen anderen
Platz zu erhalten, sobald das Schiff, das an der grossen Treppe liegt, den Hafen verlassen
hat. Wir grüssen alle vorbeifahrenden Fischer. Einer kehrt um und schenkt uns drei
Soles. Jetzt haben wir eine Aufgabe! Mit Koch– und Fischbuch bewaffnet, machen
wir uns an die Arbeit. Als wir den ersten Fisch malträtiert haben, kommt Ahmed und
zeigt uns, wie man das richtig macht. Im Handumdrehen haben wir zwei wunderschön
präparierte Fische zum Braten. Wir geniessen das Essen in vollen Zügen. Am
späteren Nachmittag laden wir unseren Nachbarn, Eric den Franzosen, zum
Apéro ein. Die anderen Franzosen bei der Treppe, verschieben ihre Abreise, so dass
wir erst morgen werden umparkieren können.
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Filetieren |
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A la mode d’Ahmed |
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Gegen Mittag am Mittwoch helfen uns Ahmed, Eric und Rachid unser Schiff zu verschieben.
Endlich kann auch Martin problemlos ans Land.
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Suleika bei der Treppe |
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Ich gehe mit Ahmed in die Stadt, um ein Auto für unseren geplanten Inlandausflug zu
mieten. Vergeblich, das Büro ist geschlossen. Beim zweiten Anlauf kommt Martin
auch mit. Da wir immer noch zu früh sind, gehen wir noch ein Stück Schlauch
posten, da unsere Leine an der Mauer reibt und wir sie ganz erhalten möchten. Das
mit dem Auto kommt zu klappen. Wir bringen Eric mit dem Wagen zu Ahmeds Coiffeur
und fahren zum Hafen zurück. Abends gehen Martin und ich zum ersten Mal in die
Stadt. Es herrscht ein buntes Treiben, riesige Völkermassen tummeln sich zwischen
Ständen aller Art. Wir essen eine Art Kebab und kehren aufs Schiff zurück.
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Am Donnerstag stehen wir früh auf, montieren den Plastikschlauch neu, da er so, wie
wir das gestern getan haben, nicht gehalten resp. sich verschoben hat, wechseln Geld auf der
Bank und dann nichts wie los mit dem Auto ins Abenteuer. Bei 41 Grad Celsius sind wir
schon zum ersten Mal froh über die Klimaanlage. Wir fahren lange Strecken
über ödes Land. Die Farben Beige und Fahlgelb herrschen vor. Wir kreuzen
viele von Esel gezogenen Wägelchen aus Wasserfässern, auf denen ihre
Besitzer mit gegrätschten Beinen sitzen und zur nächsten Wasserstelle
unterwegs sind. Immer wieder erleben wir unterwegs, dass da, wo Wasser ist, Leben ist.
Dann und wann fahren wir durch ein hingekauertes Dorf.
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Tor zum Dorf |
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Bauerndorf |
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In Marrakesch angekommen, versuchen wir den Weg zur Medina zu finden. Ein
Töfflifahrer erkennt unser Problem, lotst uns, zeigt uns auch gleich ein Hotel zum
Übernachten und bietet sich als Führer an. Wir verabreden uns mit ihm am
späteren Nachmittag und geniessen eine Siesta auf dem Dach des Hauses, unter einem
Berberzelt.
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Unser Hotel, Riad el Sagaya |
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Im Berberviertel |
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Mohammed, unser Führer, zeigt uns das Berberviertel. Eine eindrückliche
Gegend, wo sich kaum Touristen tummeln und die Marokkaner ihren gewohnten Alltag
leben. Wir posten zwei getöpferte Schälchen von Safi zu einem derart
überhöhten Preis, dass Mohammed für Martin noch eine Tasse dazu
erhandelt.
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Ein Platz im Schatten |
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Holz des Bäckers |
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Danach setzt er uns in ein Taxi und wir fahren zum grossen Platz, Djemaa el–Fna. Im
ersten Stock eines Restaurants essen wir ein feines Taboulé. Danach nichts wie heim
und schlafen.
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Am Freitag erheben wir uns zeitig und laufen zu Fuss los Richtung Souk. Wir flanieren unter
zum Trocknen aufgehängten, gefärbten Wollsträngen durch, schauen uns
alle möglichen Auslagen an, vermeiden aber, irgendeinen Laden zu betreten, da wir
nicht vorhaben, was zu kaufen. Je mehr wir uns dem Hauptplatz nähern, desto
aggressiver werden die Methoden der Händler im Versuch, uns in ihren Laden zu
bringen.
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Auf dem Souk |
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Per Taxi fahren wir zum Hotel zurück und essen gleich nebenan Leberspiesschen in
einem Fladenbrot mit Kreuzkümmel gewürzt. Sehr fein. Unser Führer
bringt uns noch, wie abgemacht, zwei Pack des – seiner Meinung nach –
besten Tees, den wir am Ende der Führung im Haus eines Berbers getrunken haben,
wo uns jede Menge schöne Teppiche vorgeführt wurden, wir aber nichts
gekauft haben. (Wohin denn auch mit einem Teppich auf Suleika???).
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Strasse |
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in der Medina |
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Gegen Abend ziehen wir wieder los und sehen nahe bei unserem Riad – dabei handelt
es sich um ein Haus mit Innenhof (unser Hotel) – einen sehr schönen
Baumwollkaftan bei einem Schneider. Ich probiere ihn, er gefällt, der Preis
lässt sich nicht runterhandeln, so dass wir wieder gehen. Der Mann vom
Nachbargeschäft setzt sich noch für uns ein: ohne Erfolg. Nach einigem
Überlegen kehren wir trotzdem um, da uns das Stück gefallen hat. Wortlos
kostet das Kleidungsstück jetzt fünfzig Dirham (entspricht fünf Euro)
weniger als vorher. Verstehe einer die Marokkaner und deren Preise! Als wir
weiterspazieren, kommt ein kleiner Sandsturm auf, vor welchem wir unter einem Torbogen
Schutz suchen, da allerlei durch die Luft fliegt, nicht nur Sand. Wir sehen einen
schönen Tuaregfingerring, doch der Preis ist derart exorbitant, dass wir das
Geschäft fluchtartig verlassen. Wir essen auf dem grossen Platz "Chez
Aischa". Martin ein feines Gemüsetajin und ich ein leckeres Pouletcouscous.
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Aischa am Kochen |
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Am Samstag ziehen wir früh los. Der Parkwächter und ein Kollege spielen
unser Auto frei, in dem sie zwei andere verschieben, putzen uns auch noch die vom gestrigen
Sandsturm total verdreckten Scheiben. Nach etwas Üben finden wir den Ausgang aus
der Medina und eine gute Weile später auch die richtige Strasse nach Ouarzazate. Wir
nähern uns langsam aber sicher dem Hohen Atlas. Die Gegend ist eindrücklich.
Wechselt von rot mit grünen Tupfen zu fahlgelb.
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Auf dem Weg zum Hohen Atlas |
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Terrassenfelder |
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Wüstenrot |
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Kurz vor der Passhöhe, Tizi–n–Tichka, 2260m, halten wir an, um eine
Foto zu machen. Da nähert sich uns ein Berber in langem Gewand mit einem
geschmackvollen Weidenkorb am Arm und zeigt uns Mineralien. Wir fahren ab,
überlegen uns die Sache unterwegs und kehren um, um zwei wunderschöne
Kugeln mit Mineralien drin zu kaufen. Auf der Weiterfahrt werden wir von einem
Marokkaner angehalten. Er steht neben seinem Auto mit geöffneter Motorhaube und
will – wegen einer Autopanne – bei uns bis Ouarzazate mitfahren, das
immerhin noch gut vierzig Kilometer entfernt ist. Ich bin einverstanden, er sitzt schon im
Auto, als Martin sich dagegen entscheidet. Also gibt er uns eine auf Arabisch geschriebene
Nachricht für seine Freunde mit und eine Skizze, wo wir die finden. Als wir
unterwegs essen, fragen wir den Beizer, ob er uns einen arabischen Text auf
Französisch übersetzen könnte und zeigen ihm den Zettel. Er
schüttelt den Kopf, zerreisst den Zettel und informiert uns, dass dieser Mensch sicher
keine Panne habe. Es handle sich um einen Basarbesitzer, der auf diese Weise versucht,
Kunden in seinen Laden zu bekommen....
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Quarzazate liegt vor uns |
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Umgebung von Quarzazate |
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In Ouarzazate angekommen, suchen und finden wir das Zentrum. Zwei ganz nette junge
Typen empfehlen uns ein Hotel. Wir sind sehr zufrieden mit der Wahl, buchen ein Zimmer
und ziehen los, um den Ort zu erkunden. Im ersten Geschäft, in das wir eintreten, sind
wir die einzigen Kunden und der Inhaber zeigt uns in aller Ruhe alle seine
Schmuckschätze. Wir kaufen afrikanische Ohrringe und zahlen einen Fünftel
des erstgenannten Preises, so dass wir denken, wir hätten nicht allzu viel zuviel
bezahlt. In einem anderen Geschäft kommen wir im ähnlichen Rahmen zu
einem wunderschönen Armreif. Wir spazieren noch bis zur Kasba und per petit taxi
zurück zum Hotel.
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Kasba von Quarzazate |
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Wir durchstreifen die benachbarten Souks, posten für Ahmed eine Flasche des
Arganöls mit einem Bimsstein, den ich für die Schmuckwerkstatt gut
gebrauchen kann, als "Zusatzgeschenk" – Martin handelt es gut runter
– und vor dem Znacht schreibe ich noch eine Postkarte auf Französisch (auch
dies wohl ein Trick, um mich in den Laden zu kriegen) und gehen dann ins Hotel, ohne uns
die Sachen zeigen zu lassen, die zum Verkauf stünden.... na ja!
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Am Sonntag essen wir zeitig das Frühstück auf dem Dach des Hotels und rollen
dann heimwärts. Wir lassen die grossartige Landschaft nochmals ganz intensiv auf
uns wirken.
Irgendwo auf dem Land halten wir an und essen die besten Lammkoteletts und
Hacktätschchen der ganzen Reise.
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Der Koch versteht sein Handwerk |
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Daheim in El Jadida fahren wir noch zum Supermarkt, damit wir etwas zu essen haben und
freuen uns riesig, als wir wieder daheim auf Suleika sind.
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