Logbuch
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Küste der Algarve
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Donnerstag, 3. – Donnerstag, 10. August 2006

Am Donnerstag, 3. August 2006, bläst in Lagos ein so kalter Nordwind, dass wir den Tag mehr oder weniger im geschlossenen Suleikabauch verbringen. Wir verzichten sogar auf das von uns so geschätzte Bierchen beim Hauptplatz, als wir kurz in der Stadt sind, weil es zu heftig bläst und zu kalt ist. So was! Und das im Süden von Portugal. Bei schönen Schweinskoteletts zum Znacht erwärmen wir uns Seele und Körper.

Anderntags unternehmen wir grosses Büchseninventar auf Suleika. Als wir beide Schapps bis auf ihren Grund geleert haben, tauchen Martins Lederschuhe wieder auf, welche wir anlässlich unseres Schweizbesuchs heftig vermisst hatten. Obwohl das Schiff endlich ist in der Grösse, verschwindet immer wieder mal was, das dann irgendwann unerwarteterweise wieder auftaucht. Wir inventarisieren unseren Büchsenvorrat im Computer samt Stauplan, falls wir dann eben nicht mehr wissen, wo was gelagert ist. Ich gehe einkaufen und Martin schraubt in dieser Zeit den neulich erstandenen Haushaltpapierrollenhalter an die Wand. Unsere Küche wird immer besser!

Am Freitag starten wir zu unserem Ankerunterfangen. Wir motoren der Küste entlang und treffen endlich auf die berühmten Felsen im Wasser. Die Küste fällt steil ab und das Gestein ist horziontal geschichtet. Ansprechend anzusehen.

   
Felsenküste Algarve, Ponta da Piedade    

Unterwegs kommen wir an einer Stelle vorbei, wo ganz viele kleine Krebse an der Wasseroberfläche schwimmen. Ein lustiges Bild. Wir motoren an unserem Ziel, der Bucht von Baleeira, vorbei bis zum Cabo Sao Vicente und schauen dort um die Ecke.

   
Cabo Sao Vicente   Blick auf die Westküste  

So haben wir wenigstens ein Aug voll von der Westküste Portugals erhascht. Dann kehren wir um – übrigens ziehen wir schon seit Stunden unseren Gummipulpo an der Angelrute hinterher, weil wir doch soooo gerne mal frischen Fisch zum Znacht hätten – und motoren in die Bucht von Baleeira.

   
Seebär    

Hier treffen wir die Holländer wieder, die im Hafen von Lagos vor ein paar Tagen neben uns lagen. Die Welt der Seglenden ist manchmal klein. Wir ankern in ihrer Nähe. Um herauszufinden, wie stark die Ebbe ist, lassen wir das Tiefenmeter an. Als die Ebbe ihren Höhepunkt erreicht hat, zeigt unser Tiefenmeter nur noch 1,6 Meter. Das reicht für diese Nacht, heisst aber, dass wir morgen umparkieren werden. Wir haben keine Lust aufzusitzen. Zum Znacht gibt es keinen Fisch, sondern Pizza mit Thon aus der Dose....

   
Ankern in der Bucht von Baleeira    

Leider haben wir über Nacht unsere aus einer Fünfliterpetflasche improvisierte Ankerboje eingebüsst. Glücklicherweise lässt sich der Anker aber problemlos heben und wir verschieben Suleika um fünfzig Meter, so dass wir auch bei Vollmond – in zwei Tagen – noch genug Wasser unter dem Schiff haben werden. Diesmal nehmen wir einen Fender als Ankerboje und verlängern auch noch die dazugehörige Leine, was sich bestens bewährt. Heute eröffne ich die Silberschmiedwerkstatt, arbeite mit beiden Lötgeräten und habe meine helle Freude. Bei den Arbeiten, bei denen mir die Ständer und Pinzetten aus dem Schmuckkurs fehlen, stellt sich Martin als Helfer zur Verfügung und wir arbeiten vierhändig. Ein ganz neues Gefühl!

Auch am Montag bin ich fleissig an der Arbeit und Martin hilft mir, wo nötig. So entsteht das erste Schmuckstück auf Suleika, bei dem ich auch löten konnte. Ich löte, hämmere und löte fleissig meine Ösen und Martin unternimmt den ersten Fischfangversuch vor Anker. Niggi hat uns die entsprechende Ausrüstung geschenkt. Martin hängt ein Blei mit zwei Haken, an denen je ein Stück Brot hängt, über Bord und befestigt den Silch an der Winsch. Als er das Ganze eine Weile später überprüft, haben wir Blei und Haken eingebüsst. War wohl doch der falsche Knopf! Also holt Martin die zweite Garnitur hervor, verknotet diesmal alles besser und hängt es wieder – diesmal an der Angelrute befestigt – über Bord. Als ich mal rausschaue, sehe ich gerade, wie ein Fisch friedlich das Brot von aussen abknabbert. Blöd sind die Fische hier offensichtlich nicht. Nur die Fischenden lassen zu wünschen übrig. Immer wieder können wir Möwen ganz aus der Nähe beobachten, da sie – wenn ein Fischer reingekommen ist – in unserer Nähe im Meer schwimmen und auf Futter warten.

   
Warten auf Fische (wie wir ...)   Baleeira   Blick nach Osten


Am Dienstag hat Martin einen Haarschnitt wieder mal dringend nötig. Aufgrund von Kurts Ratschlag versuche ich, die Ränder mit Hilfe des Kammes schöner hinzukriegen. Ich rutsche aus und fräse Martin eine kahle Stelle in den Hinterkopf. So ein Mist. Zum Glück stört das weder die Möwen noch die Fische und das Haar wächst ja wieder nach. Aber ärgern tut es mich trotzdem. Wir backen erneut unsere Müeslimischung und ich arbeite am Nachmittag weiter an meiner Silberkette, während dem Martin liest. Am Abend essen wir bei Fastvollmond im Cockpit unser Znacht. Sehr romantisch.

Am Mittwoch morgen wird die Sicht zunehmend schlechter. Als wir beim Morgenessen sitzen, ist das Ufer kaum mehr auszumachen. Unglaublich. Gegen Mittag klart es auf und wir beschliessen, nach Lagos zurück zu fahren. Die drei Tage vor Anker, ohne Landbesuch, ohne Musik von draussen, waren herrlich. Als wir starten, bläst uns der Wind genau auf die Nase und mit der Zeit lässt er ganz nach. Unser Tridata funktioniert wieder mal nicht, so dass wir an Deck nicht sehen, wie schnell wir fahren. Wir motoren die ganze Strecke und haben natürlich den Köder draussen. Zwei Möwen interessieren sich intensiv dafür und wir stellen uns vor, wie wir dann die Möwen zum Schiff ziehen, statt die erwünschten Fische... Am Ponta da Piedade mache ich nochmals ganz viele Fotos von den malerischen Felsen und der steil abfallenden Küste.

   
Ponta da Piedade zum Zweiten   Stille Geniesser   So kennt man die Algarve


Hier gibt es auch jede Menge Grotten und viele kleine Motorbötchen, die mit Touristen besetzt in die Höhlen rein und raus fahren. Auch viele kleine Strandbuchten gibt es, die mit steilen Treppen zugänglich gemacht sind und das Herz vieler Touristen erfreuen.

   
Alles vergnügt sich    

Wir kommen gut in der Marina an. Da Martin das Tridata fehlt, fährt er etwas zackig in den uns zugewiesenen Platz. Tja, auch ihm können nicht immer alle Manöver perfekt gelingen.

   
Heiss ist’s    

Zurück in der Stadt, zotteln wir nach dem Frühstück los, geniessen unser Bierchen samt Cheeseburger auf dem Platz Gil Eanes und beobachten die anderen Touristen und die Einheimischen. Eine lustige Beschäftigung. Wir schauen uns drei neue Gemäldeausstellungen an, flanieren durch die Gassen und kehren aufs Schiff zurück, da wir noch den Logbuchbericht verfassen und die entsprechende Fotoauswahl treffen wollen.