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Logbuch Seite 33 |
Faro und Vilamoura |
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Sonntag, 18. Juni – Samstag, 22. Juli 2006 |
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Der Sonntag ist unseren Vorbereitungen gewidmet, die wir treffen müssen, da wir
Suleika wegen des Todesfalls von Martins Tante für drei Wochen alleine lassen
werden. Es gibt drinnen einiges zu organisieren. Auch legen wir das Dinghi aus und lassen
es von der Sonne trocknen, bevor es zusammengerollt und in der Gästekoje verstaut
wird. Am Montag bringt uns Manuel gegen Mittag ans Land, wir holen unsere Flugtickets
ab, erledigen einiges im Internetcafé und zu guter Letzt fahren wir noch mit dem
Minibus ins Forum Algarve zum Posten.
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Forum Algarve |
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Am Dienstag heisst es gründlich überlegen, was mit muss in die Schweiz und
was auf dem alleingelassenen Schiff zurückbleibt. Martin packt die Rucksäcke,
welche nicht gerade leicht ausfallen... Manuel hatte uns versprochen zu kommen, um
Suleika an eine andere Boje zu hängen, teilt uns aber nun telefonisch mit, dass er dies
tun werde, wenn wir bereits abgereist sind. Schade, wir hätten gerne gewusst, an
welchem Platz Suleika während unserer Abwesenheit hängt. Wir
benötigen sehr viel Zeit, um eines unserer Schlösser wieder zu reaktivieren.
Nach ein paar kräftigen Dosen WD40, einigem Gerüttel und viel, viel Geduld
funktioniert der Mechanismus wieder. Super! Am Mittwochmorgen wird es ernst: Tagwache
um 5h30. Wir montieren unseren Windgenerator ab, betten ihn in die gute Stube, verstauen
alle Fender und die Rettungsringe im Schiffsinnern und warten auf Manuel, der ziemlich
pünktlich erscheint, um uns ans Ufer zu fahren.
Am Dienstag, 11. Juli 2006, kommen wir mit einer Stunde Verspätung in Faro an.
Manuel bringt uns zu Suleika und erzählt uns, dass die Boje, an welcher Suleika
ursprünglich hing, zwischenzeitlich ausgerissen ist und das Schiff, das daran
festgemacht war, von der Meerespolizei abgeschleppt werden musste, da es im Bojenfeld
trieb... Haben wir ja nochmals Glück gehabt. Unser neuer Platz ist ganz am Ende des
Bojenfeldes und gefällt uns eher besser, als der, welchen wir vor knapp drei Wochen
verlassen hatten.
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Am nächsten Morgen fahren wir zeitig ans Land, da wir über keine frischen
Esswaren mehr verfügen und einen Grosseinkauf im Forum Algarve planen. Zum
Glück gibt es dort auf kleinem Raum wirklich alles zu kaufen, was das Herz begehrt
(und die zwei, drei Sachen, die wir vorher nicht gefunden haben, importierten wir aus der
Schweiz). Vor dem Übersetzen aufs Schiff trinken wir ein Bierchen in der
sympathischen Hafenbar, in welcher wir die Treffen mit Manuel immer vereinbaren, da er
dort in der Umgebung am Arbeiten ist. Wir machen einen ausgiebigen Nachmittagsschlaf,
um uns langsam wieder an den Schiffsrhythmus zu gewöhnen.
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Hafen von Faro mit Bierbeizli |
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Bier macht glücklich |
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Wasser auch |
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Den Donnerstag verbringen wir ausschliesslich auf dem Schiff. Es gilt, alles, was wir in der
Schweiz eingekauft haben, in Tupperware verpackt im Schiffsbauch von Suleika zu
verstauen. Ich habe einiges Material, um mich in Zukunft etwas mehr dem Silberschmieden
widmen zu können, und das will alles sinnvoll verpackt und gut verstaut werden.
Nachmittags unternehmen wir einen Versuch, den Mast gerade zu spannen. Martin hatte
dazu die gute Idee, dass wir uns zu diesem Zweck an den unteren Vor– und
Rückstagen zu schaffen machen. Zwar braucht das Prozedere seine Zeit, doch ist das
Resultat durchaus befriedigend. Der Mast ist eindeutig gerader als er vorher war.
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Freitags steht wieder ein Landausflug auf dem Programm, da die Fluggesellschaften
verbieten, Gas ins Gepäck zu tun, und wir so die Gasmischung für meinen
Minilötkolben in der Schweiz zurücklassen mussten. Martin war sehr
optimistisch, das wir diese Gasmischung hier auch finden werden. Wir erkundigen uns in
einem Shop und bei der Touristeninfo und finden den passenden Laden. Da dieser
während der Siestazeit zu ist, essen wir was Kleines in der Stadt und unterhalten uns
glänzend mit dem sympathischen Kellner. Dank der Tatsache, dass dieser Spanisch
spricht.... Im Portugiesisch sind wir immer noch nicht über "obrigado"
(Danke) herausgekommen, leider. Der Kellner war mal mit seinem grossen Töff in
der Schweiz und ist ganz begeistert, dass wir per Schiff hierher gekommen sind. Er legt uns
ans Herz, unbedingt Lagos zu besuchen. Werden wir bestimmt machen. Der Gasladen
verfügt auch nicht über die gesuchte Mischung. Als Notlösung kaufen
wir einen kleinen Lötkolben von Campinggas.
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Ebbe |
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mit Bojenfeld im Hintergrund |
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In der Nacht von Freitag auf Samstag werden wir morgens um zwei Uhr unsanft aus dem
Schlaf gerissen: Jemand poltert an Suleika rum! Ziemlich unangenehmes Gefühl. Wir
stehen auf und linsen aus den Luken. Draussen ist ein alter Mann in einem kleinen
Ruderboot und mecht etwas an Suleika rum. Wir fordern ihn auf, unser Schiff in Ruhe zu
lassen und brauchen im ersten Schreck einige Zeit um zu realisieren, dass er auch nichts
lieber als weit weg von uns wäre: sein Fischernetz hat sich in Suleikas Kiel
verheddert.... Als er es endlich befreien kann, verlässt er unseren Rumpf wieder und
wir setzen uns ins Cockpit und trinken ein Bierchen, um die erregten Gemüter wieder
zu beruhigen. Am Samstag eröffne ich meine Schmuckwerkstatt, versuche mal, ein
paar Ösen zu löten und zu hämmern und Martin putzt in dieser Zeit
unsere Anoden, welche das dringend nötig haben.
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Schmuckwerkstatt |
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Am Sonntag bevölkert sich unsere Nachbarinsel mit Portugiesen wie noch nie, seit
wir hier an der Boje liegen. Mit Kind und Kegel kommen sie, spannen ihre Sonnenschirme
auf, breiten die Badetücher aus und schleppen ganze Kühlkisten voll Essen und
Trinken an. Ein herrliches Bild. Nach unserem nächtlichen Abenteuer probieren wir
den Motor aus, ob auch nichts vom Netz des Fischers in der Schraube geblieben ist oder sich
andere Schwierigkeiten ergeben. Nein, zum Glück läuft der Motor rund. Martin
studiert die örtlichen Gezeiten, da wir langsam an ein Weiterziehen Richtung
Vilamoura denken. Suleikas Bauch ist ganz grün und sie muss sowieso aus dem
Wasser, da wir das Öl des Z–Drives wechseln müssen. Und die
Schraube, die wir zu diesem Zweck öffnen müssen, ist vor der Schiffsschraube
und kann nur bedient werden, wenn Suleika auf dem Land ist. Ich lese nach Herzenslust, da
ich mein Bücherreservoir wieder herrlich aufgestockt habe. Ein herzliches
Dankeschön allen edlen Spenderinnen!
Montag ist unser letzter Landausflug nach Faro. Manuel holt uns – begleitet von
seinen Töchtern Lucia und Marthe – ab.
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Manuel mit Töchtern |
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Storch über Faro |
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Wir spazieren zum jüdischen Friedhof. Dies ist ein eindrücklicher Ort, der eine
grosse Würde und Ruhe ausstrahlt. Wir sehen uns die einzelnen Gräber an,
lernen, dass wir von den eingemeisselten Jahreszahlen 3760 abzählen müssen,
um beim Geburts– resp. Todesdatum in unserer Zeitrechnung anzugelangen. Wir
sehen uns auch das kleine Museum an, das zum Friedhof gehört. Drinnen ist eine
Thorarolle ausgestellt, die eine Dauerleihgabe der jüdischen Gemeinde von
Zürich ist. Wie die Welt doch klein ist!
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Jüdischer Friedhof |
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Grabstein |
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Nach dem Friedhofsbesuch ein letzter Einkauf im Forum Algarve, ein letztes Bierchen im
Hafen und ab aufs Schiff. Wir holen unser kleines Propellerchen für die
Geschwindigkeitsmessung des Tridatas rein, um es gründlich zu putzen. Diesmal
haben sich zwar keine Muscheln drin eingenistet, dafür ist es hoffnungslos
verschlammt und Dutzende von kleinen Organismen kreuchen drin herum. Na, mit
Handschuhen bewaffnet putze ich das Teil so gut wie möglich. Den Rest
übernimmt Martin mit blosser Hand und zerquetscht die letzten paar Mohikaner.
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Dienstagmorgen gilt es ernst. Leider ist nicht so mein Tag, mir fällt beim Abwaschen
eines unserer schönen Weingläser (die vom Nordafrikaner in Motril) vom
Schüttstein und zerspringt in Tausend Stücke. Soll ja Glück bringen, sagt
Martin. Dann steure ich Suleika aus dem Bojenfeld raus, während dem Martin vorne
auf dem Bug den Anker wieder anschäkelt. Der Wind pfeift uns fröhlich um die
Ohren und wir freuen uns auf eine angenehme Segelpartie. Die Ausfahrt aus dem Ria
Formosa gelingt dank Martins Flut– und Ebbeberechnungen ausgezeichnet, wobei
sich an der engsten Stelle riesige Wellen auftürmen. Doch Suleika durchpflügt
diese geduldig und bald befinden wir uns auf dem offenen Meer. Leider herrscht hier
absolute Flaute. So motoren wir bei bedecktem Himmel Richtung Vilamoura. Wir kreuzen
hie und da einen Fischer. Einer erschreckt uns ein wenig, da er sein Boot gar nicht steuert
und wir etwas Zeit brauchen, um dies zu realisieren und auszuweichen. Tja, so erleben wir
immer wieder mal was Neues. Vilamoura ist ein künstliches Ferienressort mit einer
Marina, die über tausend Plätze verfügt. Wir kriegen einen angenehmen
Platz und sind froh, schon im voraus gewusst zu haben, dass hier die Plätze in der
Hochsaison ziemlich köstlich sind.
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Suleika in Vilamoura |
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Schon beim Einchecken setzen wir uns mit den Leuten, die für den Kran
zuständig sind, in Verbindung und erhalten einen Termin für
Donnerstagnachmittag. Wir sehen dem Ereignis, Suleika aus dem Wasser zu heben, mit
einer gewissen Spannung entgegen! Wir schauen auch noch beim Volvo Penta Vertreter
vorbei und erklären ihm das Problem, welches wir in Valencia mit dem Motor hatten,
und dass wir vermuten, dass sich Wasser im Dieseltank befindet. Er gibt uns ein paar
Fünfliterpetflaschen mit und empfiehlt uns, Diesel von Hand rauszupumpen, bis kein
Wasser mehr mit dem Diesel vermischt ist. Als wir Suleika an dem uns zugewiesenen Platz
festmachen, gleitet mir meine Lesebrille aus der Brusttasche und ich kann nur hilflos
zusehen, wie sie im Hafenbecken versinkt. So ein Ärger! Sie war sehr schön
und ausgesprochen bequem. Ich werde Mühe haben, einen gleichwertigen Ersatz zu
beschaffen. Schade!!!
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Nach einer ausgezeichneten Nacht spannt Martin am Morgen noch vor dem Zmorgen das
Sonnendach auf, da die Sonne bereits mit voller Wucht auf uns niederstrahlt. Schön
im Schatten zmörgelen wir und schauen dem Treiben am Quai zu, wo die Touristen
rauf und runterwusseln in den knappsten Bekleidungen. Zum Teil eine reine Augenweide,
zum Teil weniger. Ich ziehe unser Bett ab und bringe die Wäsche zum Waschen.
Martin füllt in dieser Zeit die Wassertanks, welche wir in Faro vollständig
geleert hatten. Ein gutes Gefühl, wieder an fliessendem Wasser angeschlossen zu
sein.
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Silberionen für das Trinkwasser |
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Am frühen Nachmittag attackieren wir unser Dieseltankproblem. Wir reinigen den
Zugang gründlich, Martin schraubt das Dutzend Muttern auf, welche den Deckel
festmachen, und wir heben – zum ersten Mal – den Deckel und schauen in die
Tiefen unseres Tanks. Zwar wirkt der Diesel unten in der Mitte bläulich, doch ist
unklar, ob das ein Effekt der Lichtbrechung ist oder tatsächlich Wasser. Wir
beginnen, den Diesel rauszupumpen und stellen ziemlich rasch fest, dass kein Wasser damit
vermischt ist. So brechen wir diese Übung – mit unbefriedigendem Resultat
– wieder ab.
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Blick in den Dieseltank |
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Da der Nachmittag noch jung ist, beschliessen wir, auch gleich die nötige
Motorenrevision durchzuführen. Obwohl es nicht das erste Mal ist, bin ich froh, dass
Martin sämtliche Unterlagen nochmals genau studiert hat und wir Schritt für
Schritt erledigen. Die ganze Revision klappt bestens und der Motor schnurrt danach ganz
zufrieden. Wenigstens hier können wir einen Tageserfolg verbuchen.
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Am Donnerstag gehe ich kurz vor sieben ans Land und treffe doch bei meiner
Rückkehr tatsächlich einen Reiher auf unserem Steg an! Erstaunlicher Vogel,
der auf dem Steg rumstelzt, als ob auch er hier wohnte.
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Morgendlicher Besucher |
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Im Verlauf des Morgens räumen wir die Gästekoje leer, da dort hinten der
Zugriff zum Ölreservoir des Z–Drives ist. Wir fahren pünktlich zur
Box, aus welcher der Kran Suleika in die Lüfte heben wird, und Martin fährt
ein wunderschönes Manöver und stellt Suleika perfekt in die Mitte der Luke.
Bravo! Wir schweben mit Suleika in die Lüfte, steigen dann aus und folgen ihr zu
Fuss.
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Das Abenteuer beginnt |
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Alles unter Kontrolle |
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Da schwebt sie |
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Als der hintere Teil des Unterwassers mit Hochdruck gereinigt worden ist, machen wir uns
an das Rauslassen des Öls. Wir sind gut vorbereitet mit Trichter und Gefäss, in
welchem wir das Altöl auffangen, nur leider haben wir die Rolle Haushaltpapier in
Suleika liegen lassen... Na, es geht auch so. Als Suleika fertig geputzt ist, erklimme ich die
Leiter und fülle neues Öl ein.
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Es kann losgehen |
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Dreck muss weg |
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Ölwechsel am Z–Drive |
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Danach wird Suleika wieder gewassert, wir legen am Wartequai an und besuchen noch den
Volvo Penta Vertreter, da wir gerne neue Filter und neues Öl kaufen möchten.
Leider ist niemand da. Ein netter Portugiese hilft uns weiter, gibt uns zwei Telefonnummern
und entledigt uns der alten Filter. Wir fahren mit Suleika zurück an unseren Platz.
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Am Freitag machen wir einen Hafenrundgang zu Fuss. Die Anlage ist ziemlich
weitläufig. Auf dem Hinweg zum Volvo Penta Vertreter finden wir den dritten
Supermarkt, der auf den Plänen eingezeichnet ist, nicht. Bei der Volvovertretung
angekommen, ist nur der Mechaniker da, welcher uns erklärt, der Chef sei gerade vor
fünf Minuten weggefahren und komme erst in einer bis anderthalb Stunden
zurück. Er selber könne leider nicht entscheiden, uns Filter und Öl zu
verkaufen, da der Chef dies nur tue, wenn seine Werkstatt die entsprechenden Arbeiten
ausgeführt hätte, aber wir sollen doch mal mit ihm persönlich sprechen.
Während wir auf seine Rückkehr warten, klappern wir den Shipchandler und
die Segelmacherin in der Nähe ab auf der Suche nach einem Schäkel. Leider
erfolglos. Auch erkundigen wir uns, ob das Paket von Annette mit den Gaspatronen
für meinen schweizerischen Lötkolben angekommen sei, auch hier ist der
Bescheid negativ. Im Foyer der Capitanía mache ich auf dem Kampfstuhl eine
Trockenübung.
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Trockenübung |
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Als der Chef eintrifft, erklärt ihm der Mechaniker unser Anliegen, da der Chef nur
Portugiesisch spricht. Sie versprechen uns das gewünschte Material für
Montag. Gut. Wir spazieren zurück, finden den Supermarkt und backen uns eine feine
Pizza zum Znacht.
Ausschlafen, zmörgelen und Logbuchbericht schreiben sowie Fotos dazu aussuchen.
Wenn alles bereit ist, werden wir das hiesige Internetcafé aufsuchen und alles an
Dorothee weiterleiten. Jetzt schon vielen Dank für Deinen Einsatz, Dorothee!
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