Logbuch
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Mehrfach im Mast
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Montag, 24. April – Sonntag, 7. Mai 2006
Am Montag ist es immer noch grau und regnerisch. Ich übertrage Anninas Gedichte in unser Reisetagebuch und Martin bildet sich bezüglich Wetter weiter. Als es am Nachmittag aufklart, betätige ich mich als Grenzgängerin und kaufe auf der preiswerteren, spanischen Seite Gas und Essen ein.

Der nächste Tag wird dem Schiffsunterhalt gewidmet. Wir nehmen die Genua runter, da wir das Vorstag mehr spannen möchten. Als die Genua drunten ist, stellen wir fest, dass es bei diesem französischen Vorstag nicht möglich ist :). So machen wir uns auf den Weg zur Paketpoststelle um nachzufragen, ob unsere LED–Birnen angekommen seien. Eine weitere Niete.... Am Nachmittag wechseln wir das Öl der Ankerwinsch. Als wir anschliessend den Anker ausprobieren wollen, funktioniert die Winsch nicht. Tja, dieses Problem wird auf einen anderen Tag verschoben. Jetzt gibt es erst mal Znacht im Cockpit und wir geniessen den Rest des milden Abends.

Am Mittwoch geben wir uns einmal mehr dem Marktvergnügen von La Linea hin. Martin schenkt mir ein Holzarmband voller Heiligenbildchen, die hier gross in Mode sind und mich wahrscheinlich faszinieren, weil die Abbildungen mich an die beiden grossen Heiligenbilder in der Stube meiner Grosseltern erinnern. Dann kaufen wir auch noch eine schöne Halskette aus Kernen einer Frucht aus Ecuador. Leider kennt der Hersteller und Verkäufer den Namen der Frucht nicht. Nachdem wir sonst noch ein paar Sachen gepostet haben, stärken wir uns in dem von uns geliebten Tapasrestaurant mit einem feinen Menu.

   
Wieder Mal auf dem Markt    
Auf dem Heimweg rufen wir die Volvovertretung in Frankreich an, da der Fax, welcher bestätigt, dass sie uns im vergangenen Juli einen neuen Tourenzähler eingebaut haben, immer noch ausstehend ist. Abends sind wir bei Brian und Will zu einem Apéro eingeladen. Wie immer ist es spannend, ein neues Schiffsinneres beaugapfeln zu können. Zumal Brian alles an diesem Boot selber revidiert oder neu erstellt hat. Die Holzarbeit ist phantastisch, die er da geleistet hat.

   
Brian und Will Taylor in Rhoda   Rhoda von Innen  
Das Thema Ankerwinsch wird wieder aufgenommen. Martin findet – nach längerer, ausgiebiger und systematischer Suche – den Defekt: eines der beiden Zuführkabel von der Batterie zum Relais ist aus der Drahtklemme rausgefallen. Wir hatten riesig Glück, dass es nicht das andere Kabel berührt hat! Martin flickt das, wir setzen auch alles andere wieder in Stand und siehe da: die Ankerwinsch funktioniert.

   
Wo ist das Problem ...    

Wir probieren auch gleich noch die Handfunktion der Winsch aus. Das Mühsamste ist, das Pulli zu lösen, da wir das noch nie gemacht haben. WD40 hilft immer. So können wir den Anker von Hand runter lassen und wieder einziehen. Tiptop, ankern ist also auch wieder möglich. Unsere Ankerkette wurde ursprünglich alle zehn Meter mit oranger Farbe versehen, damit wir beurteilen können, wie viel Kette wir gesteckt haben. Da sich die Farbe auf leisen Sohlen davon schleicht, setzen wir in den ersten zwanzig Meter mal die Farbteile in die Kettenglieder, die wir zu diesem Zweck gekauft haben. Sieht gut aus. Als ich im Hafenbüro vorbei schaue, ist auch der erwartete Slip eingetroffen. Ich gehe das Paket abholen, werde vom Chef persönlich bedient der meint, es sei gut gewesen, hätten wir nachgefragt ...
Voller Freude erklimmt am Freitagmorgen Martin den Mast und montiert zuoberst die LED–Birnen. Er kommt runter und klettert gleich nochmals bis zur ersten Saling, um dort das Dampfer– und das Brückenlicht wieder einzuschrauben.

   
Martin auf dem Mast    

Wir erhalten einen Telefonanruf, dass unser Cockpitsichtschutz fertiggestellt ist. Er wird uns hier in die Marina geliefert und gefällt uns sehr gut. – Auf Anregung unseres Nachbarn Brian gehen wir verzinkte Schäkel einkaufen, um den Anker an der Ankerkette zu befestigen. Brian hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass die rostfreien Schäkel den Anker und die Kette zum Korrodieren bringen. Im Shipchandlergeschäft lernen wir noch dazu, dass man die Schäkel mit einem Kabelbinder sichert. Auch kaufen wir eine Halogenbirne für das Brückenlicht. Auf dem Heimweg sehen wir einmal mehr ganze Familien, welche die Erstkommunion feiern. Die Mädchen – wie bei uns zu Hause – in bodenlangen, weiten, zum Teil mit Reifunterröcken ausstaffierten Kleidern, die Jungen in Schneeweiss: Hosen, Hemd und Kittel. Wahnsinn. Sie feiern das in Spanien offensichtlich nicht alle am gleichen Samstag, sondern verteilen das auf die ganze Woche. Da der Fax aus Frankreich noch nicht eingetroffen ist, rufen wir erneut an. Sie haben gestern den Fax geschickt und die Bestätigung erhalten. Senden ihn noch einmal... Als ich fünf Minuten später im Hafenbüro nachfrage, gibt mir der Marinero den frisch angekommenen Fax. Endlich!!! Wir rufen nochmals an und bedanken uns.

Am Samstag machen wir uns auf die Socken zum Carrefour in La Linea, da wir noch mehr von den gut bewährten "Tupperware" kaufen möchten. Leider haben sie hier weder die gleiche Marke noch die uns bekannten Modelle :(. Kaum zurück auf dem Schiff, stürzt sich Martin ins Klettergestälti, arbeitet sich zur ersten Saling empor und setzt die neuerworbene Halogenbirne ein: funktioniert nicht. Er kommt frustriert mit der alten und der neuen Birne wieder aufs Deck runter. Ich backe im Ofen unsere Müeslimischung, die wir dank Deborah jeden Morgen mit grossem Genuss verzehren.
Am Sonntag montieren wir den Cockpitsichtschutz und – seit langem wieder einmal – unser Sonnenschutzdach. Zwar legen die Cockpitsichtschütze eine Barriere zu unseren britischen Nachbarn, die vorher nicht da war, aber grundsätzlich sind sie genial!

   
Neu mit Sichtschutz    
In der Marina ist eine Katze von verantwortungslosen Seglern zurückgelassen worden. Ein mit Brian und Will befreundetes Ehepaar werden sie adoptieren, sind aber gerade selbst ein paar Tage abwesend, so dass Brian in der Zeit die Katze füttert. Sie ist ein charmantes, zutrauliches Tier, springt von seinem Boot auf unseres rüber und erkundet das Vogelnest, schaut zum Fenster rein, beschnuppert Martin und sieht sich nach Herzenslust auf Suleika um.

   
Neugierige   Besucherin  

Wir nehmen alle unsere Elektrosachen hervor und stauen sie neu mit Hilfe der neuen "Tupperware". Das gibt Martin auch noch die Gelegenheit, die Halogen–Brückenbeleuchtung zu probieren und siehe da: die Birne ist in Ordnung. Nachdem alles neu geordnet, angeschrieben und verstaut ist, schneide ich Martin auf dem Quai die Haare. Anschliessend schwingt er sich erneut in den Mast und siehe da, nach etwas rumwerken funktioniert die Halogenlampe auch in der Brückenbeleuchtung. Super!

Als wir den Motor kurz anlassen, um funken zu können, stellt Martin fest, dass etwas nicht stimmt, da sehr wenig Wasser austritt und stellt den Motor sofort wieder ab. Die Fehlersuche ergibt: der Salzwasseransaug ist hoffnungslos verstopft und uns fehlt das geeignete Werkzeug, ihn zu entstopfen.
Am Dienstag haben wir kein Brot, so dass ich vor dem Morgenessen nach La Linea posten gehe. Ich kaufe in einer Ferreteria einen 3,4mm dicken Eisendraht, damit wir unserer Verstopfung auf den Leib rücken können. Leider gibt es ihn nicht als Meterware, so komme ich mit einem Kilo, das sind 14 Metern heim... Wir sind glücklich, als die Verstopfung beseitigt ist und das Wasser wieder munter hinten raus spritzt. Und schon wieder geht es auf den Mast. Martin ersetzt das Ducktape in der zweiten Saling, ich übernehme das für die erste Saling. Sieht alles wieder viel sauberer aus, wenn keine Tapes mehr im Wind flattern!

   
Schon wieder   Ariane im Mast  

Schon wieder Mittwoch und Markttag: diesmal gibt es kurze Hosen für die Mann– und Frauschaft. Zurück auf dem Schiff knöpfe ich mir Martins neue Hose vor: die Säcke müssen nachgesteppt werden, damit sie ohne Löcher sind und die vorderen Säcke verlängere ich ihm mit Hilfe eines zerschnittenen Abtrocknungstüchlein. Nicht, dass ihm gleich alles wieder aus der Tasche fällt, was er rein tut. Wir räumen noch verschiedene Sachen im Gästekojenkeller auf. Auch der Donnerstag profitiert noch von unserer Räumungswut. Leider müssen wir feststellen, dass mein in einem Schapp gelagertes Necessaire ziemlich verrottet ist. Es wird ausgiebig in Waschmittel gebadet... Wir verpacken unsere beiden Wolldecken hoffentlich feuchtigkeitsdicht und verstauen sie in einem Schapp. Auch sonstiges wird besser gelagert und gestaut. Brian leiht sich noch eine unserer LED–Birnen aus, um das Ganze mit zwei befreundeten Skippern zu besprechen. Wir gehen in die Stadt und erkundigen uns nach einer Fischereiausrüstung. Ein junger, spanischer Berufsfischer berät uns ausgezeichnet. Am Abend laden wir Brian zum Gemüserisotto ein und diskutieren den Vorschlag des Fischereiverkäufers mit ihm.
Am Freitag ist herrliches Wetter und eine Traumsicht: unser Tag, um den Affenfelsen zu erklimmen. Per Bus zum Cable Car und mit dem auf den Berg.

   
Hauptplatz   Im Cable Car  
Kaum oben ausgestiegen, geben die Affen ihre Künste zum Besten. Auch den Möwen sehen wir voller Bewunderung zu, wie sie den Wind zum Segeln nützen. Herrlich muss es sein, sich so über die Kante des Rocks setzen zu lassen! Wir geniessen die Aussicht in allen Richtungen. Das Atlasgebirge in Marokko ist einer der Höhepunkte. Die Fahrt hinunter mit dem Cable Car geniessen wir in vollen Zügen.

   
Blick auf das Atlasgebirge   und auf die Stadt  

   
Akrobat,   Geniesser,  
   
Träumer   und Denker  

   
Ausblick nach Norden   Am Starten   Gipfelimpressionen


Drunten in der Stadt kaufen wir uns die vorgeschlagene Fischereiausrüstung und zusätzlich einen dritten Köder sowie drei Swivels (keine Ahnung, wie die Dinger auf Deutsch heissen...). Nun heisst es überlegen, wo und wie wir die Angel dann am Schiff festmachen können.

Am Samstag gehen wir auf die Suche nach einem Halter für unsere Fischerrute. Und siehe da, wir werden fündig und posten ein Modell aus rostfreiem Stahl. Leider zerbricht unterwegs Martins Sonnenbrille. Wir kaufen in der Stadt ein neues – hoffentlich robusteres – Modell. Allerdings ist der Zerfall erklärbar: Martin hatte in jeden Bügel ein kleines Loch gebohrt, um das Brillenbändeli an einem fixen Ort montieren zu können und dort ist der Bügel denn auch gebrochen. So kaufen wir auch noch ein anderes Modell Bändeli. Jetzt sollte das nicht mehr passieren. Auf Suleika montieren wir unseren Rutenhalter. Genial!!! Jetzt müssen dann nur noch die Fische anbeissen, und die Panik bricht garantiert aus....
Am Sonntag planen wir eine Aufhängung für die Angelrute in der guten Stube, da sie nur draussen sein wird, wenn sie im Einsatz ist. Ich nähe die entsprechenden Stoffstreifen und versehe sie mit Klettverschlüssen. Martin bohrt die dazugehörigen Löcher und schraubt die Dinger an die Decke. Das Resultat ist überwältigend. Oder sagen wir mal: uns gefällt’s. Die Rute hängt an der Decke, als ob sie ihr Leben lang keinen anderen Platz innegehabt hätte.

   
Warten auf den ersten Einsatz