Logbuch
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Marina del Este bis Marbella
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Donnerstag, 2. – Mittwoch, 15. März 2006
Donnerstags mache ich mich am Morgen allein auf nach Almuñécar zum Posten und fahre mit dem 12h30 Bus zurück. Wir essen im Cockpit an der Sonne zu Mittag, lesen nachmittags und geniessen die Stille. Am Freitag machen wir uns gemeinsam auf den Weg nach Almuñécar. Die Stadt gefällt uns sehr. Internetcafé ist angesagt und in der deutschen Bäckerei kaufen wir ein ganz feines Schrot– und Korn–Brot. Echt lecker. Für Martin posten wir eine neue Sonnenbrille. Wir stellen fest, dass heute Warenmarkt ist, aber leider fehlt uns die Zeit, ihn zu besuchen. In der Markthalle kaufen wir für einen Euro ein Kilo Avocados ein. Die Qualität ist einzigartig. Wir sind total begeistert. Der Marktstand ist uns aufgefallen, weil da schon so viele Leute waren und die hatten alle recht.

   
Kieselsteinmosaike   im Herzen   von Almuñécar


Das Wochenende samt Montag verbringen wir in der Marina. Endlich flicke ich meine Bordjeans erneut. Es sind bald keine Jeans mehr, sondern ähneln eher einem Patchworkkunstwerk aus Jeansstoff ... Wir machen einen Hafenspaziergang und ich suche am Sonntag den nahegelegenen Strand auf.

Am Dienstag ist wieder mal Stadtbesuch angesagt. Leider kommt der 9h00–Bus nicht. Der nette Wachmann, der mir bereits bei meinem ersten Stadtbesuch ein Privattaxi verschafft hat, hält auch diesmal einen Wagen für uns an. Zwei Fischer nehmen uns anstandslos nach Almuñécar mit und setzen uns erst noch direkt neben der Markthalle ab. Service soigné! Zum ersten Mal seit ungefähr fünfundzwanzig Jahren gehe ich nicht zu Kurt, um die Haare schneiden zu lassen. Zwar ist der Coiffeur ausgesprochen nett, von der scheuen Sorte. Da unser Spanisch nicht als fliessend bezeichnet werden kann, zieht er es vor, die meiste Zeit zu schweigen und mit grossem Ernst seiner beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Er macht seine Sache gut. Trotzdem fühle ich mich auf seinem Stuhl recht fremd.

   
Beim Coiffeur    

Am Mittwoch ist wieder mal haushalten angesagt mit Wäsche waschen, Matratzen sonnen und Boden aufziehen. Das Wetter ist traumhaft und wir sonnen uns auch selber im Cockpit. Donnerstags steigt eines unserer Ventile am Gasherd aus. So knöpfen wir uns den Herd vor und machen uns mit seinen Innereien vertraut. Das überzeugt das Ventil und es funktioniert wieder einwandfrei. Gut so. Martin putzt die Luke unserer Schlafkoje gründlich und ich reinige mit der Stahlbürste unsere Anoden.

   
Ventil überprüfen    

Am Freitag – da wir wegen dem Westwind immer noch in der Marina del Este sind – beschliessen wir, uns den Warenmarkt anzusehen, für den uns am vergangenen Freitag die Musse fehlte. Erneut fährt der Bus nicht, doch wir haben das Glück, die gleichen Fischer zu entdecken, die uns anstandslos erneut nach Almuñécar mitnehmen und die von uns angebotene Entlöhnung ausschlagen. Martin hat Rückenschmerzen und bleibt im Café, während dem ich über den Markt streife. Hier gibt es ein buntes Allerlei zu kaufen und die Gänge zwischen den Marktständen sind dicht gedrängt von potentiellen KäuferInnen. Den Stoff, den ich suche, finde ich nicht, dafür feine Schöggeli... Auf dem Heimweg lädt uns der Buschauffeur wegen einer Baustelle auf dem höchsten Punkt der Punta de la Mona aus, so dass wir zu Fuss in den Hafen hinunter spazieren müssen. Da das Wetter traumhaft ist und alles abwärts geht, ist das nicht weiter tragisch.

   
Blick Richtung Almuñécar   Hibiskusblüte in Marina del Este  

Das Wochenende ist – dank Westwind – erneut dem Dolce far niente gewidmet. D.h. ich flicke schon wieder meine Jeans und am Sonntag testen wir das Ausbaumen der Genua (grosses Vorsegel). Wir stellen fest, dass der Spibaum total "verhocket" ist. Wir müssen die Hilfe eines Berufsskippers in Anspruch nehmen, da Martin mit seinem Rücken noch nicht voll funktionstüchtig ist und ich mich nicht getraue, zu fest mit dem Hammer drauf zu hauen. Zu dritt können wir das Übel beseitigen und der Spibaum ist wieder funktionstüchtig. In der Nacht von Sonntag auf Montag stehen wir um 0h30 auf. Nach dem Zmorge ziehen wir los. Der Mond ist fast voll und das Meer spiegelglatt. Wir schlafen abwechslungs– und stundenweise, bis der Mond untergeht. Die Sonne erhebt sich in einer orange–blauen Farbenpracht am Horizont. Da die Strömung – entgegen dem, was in unserem Führer steht – nicht so stark ist und der Westwind erst nach zwei Drittel der Strecke anfängt zu blasen, kommen wir – nach 45 Meilen – bereits um 11h30 im Hafen von Benalmàdena an. Auf der Hafenmole sind Kunstwerke montiert, die von weitem wie Artischocken aussehen. Aus der Nähe handelt es sich um überdimensionierte, wohlproportionierte Menschenköpfe von Seguiri. Martin kümmert sich um das Schiff und ich mich um unsere Ernährung.

   
Kurz vor Sonnenaufgang    
   
Rollende   Köpfe   in Benalmádena


Am Dienstag brechen wir nach Marbella auf. Ostwind ist angesagt. Zwar bleibt der aus, aber bei strahlendem Sonnenschein motoren wir zu unserem Ziel. Da sie in Marbella die sanitären Anlagen umbauen, ist die erste Nacht gratis. Sehr aufmerksam. Wir sind müde von der Reise. Nach dem Posten wird gekocht und wir kriechen früh in unsere Koje. Der Mittwoch ist als Ruhetag geplant und entsprechend gemütlich nehmen wir es auch. Das Wetter ist schön und warm. Was wollen wir mehr. Auch hier – wie bereits in Benalmàdena – baden ein paar wenige Menschen im Meer. Wir freuen uns auf die Zeit, wo wir auch wieder dazugehören werden.

   
Suleika liegt   im Hafen von Marbella  

Da uns der Westwind ziemlich lange aufgehalten hat, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Atlantiküberquerung erst im November in Angriff nehmen und wir dafür die Kanaren und Nordafrika geniessen werden. Wir lassen das mal auf uns zukommen.