Logbuch
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Costa Tropical
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Donnerstag, 16. Februar – Mittwoch, 1. März 2006
Kleiner Nachtrag zum letzten Eintrag: zmörgele heisst frühstücken.

Der Hafen von Motril liegt günstig. Ein kleiner Spaziergang innerhalb des Zollgeländes an Reiheneinfamilienhäusern mit gepflegten Vorgärten vorbei, durch den Zoll, über das Strassenrondell, und keine fünfhundert Meter weiter befindet sich ein angenehmer Supermarkt, der einiges zu bieten hat. Das Einzige, was im Angebot zu unserem Glück fehlt, sind günstige Rotweine.

   
Motril   Gepflegte   Vorgärten


Da der Westwind ohne Unterlass bläst, richten wir uns auf eine Pause von ungewisser Länge ein. Wir lesen viel, Martin kümmert sich darum, die Wetterfaxe runterzuladen und ich arbeite an einem Geburtstagsgeschenk für eine Freundin, die bald einen runden Geburtstag zu feiern hat. Von Donnerstag bis Samstag verläuft das Bordleben in einer ruhigen, gemütlichen Routine.

Am Sonntag beschliessen wir, das Motorenöl und den dazugehörigen Filter zu wechseln und – schweren Herzens – den Impeller zu kontrollieren. Heureka! Nach gut hundertsechzig Motorenstunden ist der Impeller noch intakt. Es besteht Hoffnung!!! Wir reinigen auch noch das Salzwasserfilter. Nach getaner Arbeit widmen wir uns wieder ganz friedlich unserer Lektüre.

Da es in Hafennähe keine Wäscherei gibt, nutze ich die zur Verfügung stehende Zeit und packe eine Handwäsche kleineren Ausmasses an. Es kommt nur das dran, was wir unbedingt benötigen, um den grossen Waschtag noch eine Woche aufschieben zu können. Kaum haben wir die Wäsche draussen aufgehängt, fängt es an zu tröpfeln. Also alles wieder abbauen und im Schiffsinnern die Wäscheleine spannen. Zur Abwechslung herrscht wieder mal Zigeunerlagerstimmung.

Am Dienstag unternehmen wir per Bus einen kleinen Ausflug ins Dorf Motril resp. ins Internetcafé. Wir surfen ausgiebig und freuen uns an unserer Homepage. Ein Genuss. Mittwoch und Donnerstag geschieht nichts Aussergewöhnliches.


Am Freitag zieht es uns weiter. Variabler Wind ist angesagt und den wollen wir ausnutzen. Als wir bereits unterwegs sind, erfahren wir, dass unser Zielhafen – Vélez – keinen Platz frei hat. So hüpfen wir nur zehn Meilen weiter nach Puerto deportivo Marina del Este. Wir versuchen ein wenig zu segeln unterwegs, aber unser Können ist dem ständig wechselnden Wind nicht gewachsen, so dass wir doch lieber motoren. Na, wir haben noch zu lernen.

   
Wegfahrt   aus Motril   Sierra Nevada im Hintergrund

Da wir an der Wartemole in der Marina del Este längsseits liegen, geht ausnahmsweise Martin aufs Büro. Bringt er doch einen Wein als Geschenk mit und konnte erst noch den Platz auswählen, an dem wir liegen sollen. Ist mir alles noch nie passiert. Muss wohl öfters den Käpt’n schicken... Während Martin das Deck abspritzt, mache ich eine Erkundungstour durch den Hafen. Der kleine – in unserem Hafenführer angekündigte – Supermarkt ist zu, dafür gibt es zwei Galerien im Hafen. Erstaunlich. Und eine Wäscherei.

   
Empfangskomitee in Marina del Este   Suleika in der Marina del Este  

Am Samstag bringe ich erst mal unsere Wäsche in die Wäscherei und wir sonnen wieder mal unsere Matratzen ganz ausgiebig. Ich mache eine erste Erkundungstour von wegen einkaufen, da der Westwind bereits wieder um die Ecke pfeift. Leider habe ich den Bus verpasst, aber der Sicherheitsbeamte vom Hafen hält ein Privatfahrzeug an. Ein netter Österreicher, mit einer Spanierin verheiratet, nimmt mich mit, zeigt mir die Post in Herradura und fährt mich bis nach Almuñécar, da in Herradura die Supermärkte über Mittag geschlossen sind. Ein äusserst zuvorkommender Mensch! In Almuñécar gibt es alles, was unser Herz begehrt. Leider erwische ich auf dem Rückweg einen Bus, der nicht in die Marina fährt, so dass ich die zwei Kilometer von Herradura zur Marina mit beladenem Rucksack zu Fuss zurücklege. Na, ich hab wenigstens schön warm, als ich daheim ankomme, und Martin ist von den Einkäufen begeistert.

   
Beliebter   Platz   in Almuñécar

   
Plastik in Herradura    

Diesen Sonntag nützen auch wir als Ruhetag. Wir spazieren gemeinsam durch den Hafen, so dass ich Martin die ausserordentlich gute Büste einer in Marmor gehauenen schwarzen Frau zeigen kann und auch den Mann aus Eisen, der auf einer senkrecht aufgestellten runden Scheibe zuoberst mit angezogenen Knien hockt. Beides in derselben Galerie.
Da der Westwind sich nicht bessert – oder nur für einen halben Tag – verbringen wir Montag bis Mittwoch gemütlich in der Marina. Unterbrochen von einem Ausflug nach Almuñécar per Bus und zurück per Taxi. Die Stadt ist lebendig. Sehr viele Leute aus Madrid und Granada haben hier ihre Ferienwohnungen und verbringen die Wochenende am Meer. Wir treffen ansprechende Eisenskulpturen an. Drei Stück an einem Platz. Riesige Menschenkörper, die aus Eisenblech zusammengeschweisst sind, wo Teile des Körpers fehlen, aber mühelos von der Phantasie des Betrachtenden ergänzt werden. Leider steht nirgends, welcher Künstler / welche Künstlerin diese Skulpturen geschaffen hat.

   
Römischer Aquädukt in Almuñécar   Ein Zeichen der Zeit  

Wir geniessen es, nicht jeden Tag das Schiff startklar machen zu müssen und ein bisschen zu hängen. Das hat am Anfang unserer Reise entschieden gefehlt. Jetzt wünschen wir uns nur noch, dass auch ich an der Costa Tropical nicht mehr jeden Abend mit den herrlich warmen, von Mami gestrickten Bettsocken in die Koje kriechen muss...