Logbuch
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Von Tomás Maestre bis Motril
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Samstag, 4. – Mittwoch, 15. Februar 2006
Der Hafen Tomás Maestre ist ein Hafen im Mar Menor. Der Zufahrtsweg enthält ein Vergnügen, dem wir seit dem Verlassen von Aigues–Mortes nicht mehr gefrönt haben, eine Hebebrücke. Gemäss unserem Hafenführer wird die Brücke für Gäste des Hafens Tomás Maestre jeder Zeit geöffnet. Als wir anrufen, werden wir sanft zurecht gewiesen, dass die Brücke um 14h00 öffnen wird. Also übt Martin sich wieder mal darin, Suleika auf kleinem Platz möglichst still zu halten, bis die Zeit reif ist und die Hebebrücke in die Luft ragt. Im Hafen erhalten wir einen angenehmen Platz und es ist so warm und sonnig, dass wir noch eine geraume Zeit im Cockpit lesen können. Herrlich!

   
Wieder mal eine Zugbrücke    

Auch am Sonntagmorgen öffnet die Brücke um 10h00 und wir stehen natürlich bereits in den Startlöchern, um die Ausfahrt auf keinen Fall zu verpassen. Bei trübem Wetter motoren wir nach Cartagena. Wir können jede Menge "Sturzmöwen" beobachten. Die Vögel kreisen im Himmel, erblicken vermutlich eine Beute im Wasser, stürzen senkrecht mit ausgebreiteten Flügeln, die noch etwas steuern, bis kurz vor die Wasseroberfläche, dann schmiegen sie die Flügel ganz eng an den Körper und verschwinden mit einigem Gespritze im Wasser. Leider waren die Tiere immer zu weit von Suleika entfernt, als dass wir bei ihrem Auftauchen hätten beurteilen können, ob die Jagd erfolgreich gewesen ist oder nicht. Wir haben auch versucht, die Vögel bei diesem Spiel zu fotografieren, doch war einerseits die Distanz zu gross und andererseits der Auslöser der Kamera zu langsam. Daher müsst Ihr Euch jetzt mit dem Beschrieb begnügen. Sorry! Der Platz im Hafen von Cartagena, den sie uns zuweisen, ist optimal. Wir können seitlich aussteigen, Duschen und Waschmaschine sind keine zwei Minuten vom Boot entfernt. Das nützen wir aus und erledigen gleich nach Ankunft unsere Wäsche.

   
Hafen von Cartagena    

Der Montag ist der Stadtentdeckung gewidmet. Cartagena wird wohl in ein bis zwei Jahren wirklich sehenswert sein. Die Stadt hat sehr viel alte, eigentlich schöne Substanz an Häusern, doch sind die meisten ziemlich mies dran. Allerdings wird an allen Ecken und Enden renoviert und die Häuser, welche diese Kur bereits hinter sich haben, sind äusserst sehenswert. Die Stadt ist verhältnismässig klein.

   
Am Renovieren   Bereits renoviert  

Bevor wir durchstarten, muss ich dringend eine Gasersatzflasche besorgen, da gestern mitten im Kochen das Gas ausging und wir die zweite Flasche montierten. Dann fahren wir bei Sonnenschein – ohne Ölzeug, Kappen und Handschuhe – nach Mazarrón. Ein kleiner, langgezogener Hafen. Martin bleibt auf dem Schiff, während ich den Fussmarsch Richtung Supermarkt unter die Füsse nehme. Ich erklimme auch noch gleich den Hügel neben dem Ortszentrum, um mir die Jesusstatue anzusehen, welche wir schon vom Meer aus erblickt hatten. Die Aussicht von diesem Punkt ist grandios. Auf dem Weg von der Statue ins Dorf unterhalte ich mich noch mit ein paar pensionierten Franzosen, die jeweils sechs Monate im Jahr hier wohnen. Ein ganz friedliches Völkchen, das die herrenlosen Katzen mit Sardinen füttert.

   
Tanker vor Anker   Mazarrón  


Uns steht ein längerer Schlag bevor als gewöhnlich, da Aguilas, unser Wunschhafen, wegen einer Regatte kein Plätzchen für uns hat. Wir motoren also nach Garrucha. Mitten auf der Strecke erreicht uns ein seltsames Dröhnen. Martin beobachtet aufmerksam die Motorenanzeige und ich habe bereits die Hand am Gashebel, um jederzeit auf Null fahren zu können, falls der Überhitzungsalarm losgeht. Plötzlich erkennen wir, dass sich uns ein Helikopter nähert und dieser die Ursache des fremden Geräusches ist. Uns beiden stürzen ganze Gebirge vom Herzen. Na, ganz kuriert von unseren Motorsorgen sind wir noch nicht. Aber es bessert....

Auch am Donnerstag heisst es früh aus den Federn, da die heute hinter uns zu bringende Distanz 35 Meilen beträgt. Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir nach San José. Die Küste ist hier gebirgig und ohne Sandstrand, so dass auch die Zubetonierung völlig fehlt und sich Auge und Seele beim Anblick der reinen Natur erholen können. Wir sehen eine ganze Herde Delfine von weitem und kurz darauf schwimmen zwei Delfine relativ nahe an Suleika vorbei. Diese Tiere sind absolut faszinierend und erfreuen uns immer, wenn wir sie erblicken. Auf den einsamen Hügelzügen hat jemand einen wunderbaren Wohnsitz erstellt. Wie ein Adlerhorst – weit und breit allein – mit schönster Sicht aufs Meer. Ja, so sollte man wohnen können. San José ist ein charmanter Hafen, in dem wir uns sofort wohl fühlen.

   
Adlerhorst   Chorizo sagt uns zu   Kleiner Hafen von San José


   
Meer   ohne   Wind


Am Freitag lockt uns Almería, die erste Station an der Costa del Sol. Die Ankunft macht dem Namen alle Ehre! Beim auf den Hafen Zufahren müssen wir uns einiger Kleiderschichten entledigen, weil die Sonne uns derart wärmt. So haben wir uns Segeln vorgestellt! Der uns zugewiesene Platz liegt nahe am Hafenausgang und damit beinahe mitten in der Stadt. Das lassen wir uns gerne gefallen. Wir besichtigen noch gleichentags die Kathedrale. Eine riesige, eindrückliche Kirche mit wunderschönen Steinmetzarbeiten im Innern. Die Atmosphäre in der Stadt gefällt uns ausgesprochen gut, so dass wir beschliessen, das Wochenende hier zu verbringen. Wir geniessen es auch, die jungen, zum Ausgang wunderbar herausgeputzten Frauen zu beobachten. Hier pulsiert das Leben.

   
Alermía    

Anderntags ist der Himmel bedeckt und wir schlafen mal ausgiebig aus, bevor wir uns zur Besichtigung der Alcazaba aufmachen. Bei der Alcazaba handelt es sich um eine maurische Festung, die im Jahr 955 ihren Ursprung hat. Gemäss muslimischen überlieferten Texten befand sich in Almería der beste Markt im maurischen Spanien. Es gab dort maurische Händler aus Ägypten und Syrien sowie christliche Händler aus Frankreich und Italien. Es gibt zwischen den Ruinen noch das eine oder andere Bauwerk, das noch fast vollständig da ist und wir können uns die Pracht, die hier einmal geherrscht haben muss, lebhaft vorstellen. Heute sind die einzigen Bewohnerinnen der Alcazaba ein paar Katzen....

   
Alcazaba   Martin   Stadtmauer


   
Kühle Oase   Heutige Bewohnerin der Alcazaba  


Da der Sonntag noch trüber ist als der Samstag liegen wir mehrheitlich auf der faulen Haut. Nachmittags raffen wir uns auf und suchen ein Internetcafé auf. Und siehe da, als wir aus diesem wieder herauskommen, lacht die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Wir erkundigen uns bei zwei Bussen verteilenden Strassenpolizisten nach einer Bar, um ein Bier zu trinken und erhalten einen wertvollen Tipp. Als wir den Barkeeper dann fragen, wo man essen gehen könnte, empfiehlt er uns den Paseo maritimo, eine breite Fussgängerzone dem Meer entlang. Wir spazieren eine gute halbe Stunde da entlang, ohne unser Glück zu finden. Also kehren wir um und gehen heim. Das ist doch das Phantastische am Schiff, dass wir in einer uns unbekannten Stadt sein und trotzdem in unser Heim zurückkehren können, feine Spaghetti kochen und im eigenen Bett schlafen. Was wollen wir mehr?

Als ich am Montag aus dem Schiffsbauch krieche, um mich zur Morgendusche zu begeben, sehe ich eben wie eine Fähre bei strahlendem Vollmond in den Hafen einläuft. Leider bin ich zu wenig wach, um diesen Moment fotografisch festzuhalten. Bei bedecktem Himmel verlassen wir Almería, doch unterwegs hat der Wettergott ein Einsehen und lässt die Sonne durch. Almerimar ist eine schöne Marina.

   
Englischer Eisenbahn–   Erzabladeplatz  

Am Dienstag haben wir nur eine kurze Strecke vor uns, so dass wir ausgiebig zmörgelen – wir sind wieder mal an einem Ort, wo es viele Deutsche gibt – das merken wir immer daran, wenn es im Supermarkt feines, dunkles Brot gibt. Hat doch was für sich J. Jetzt strahlt die Sonne mit so grosser Kraft, dass wir im T–Shirt losfahren und den grössten Teil der Strecke ohne zusätzliche Kleidungsstücke verbringen. Langsam macht sich wohl die Nähe zu Nordafrika bemerkbar. Wir geniessen das in vollen Zügen. Von Almerimar bis Adra ist die Küste voller Gewächshäuser. Hier wird eine Unmenge von Gemüse produziert, welches auch nach Nordeuropa exportiert wird.

   
Gratin Dauhpinois    


Im Hafen von Adra wird die Fischerei noch recht aktiv betrieben. Wir ziehen frühmorgens weiter. Der Himmel ist bedeckt, er reisst im Verlauf unserer Reise etwas auf, bedeckt sich aber wieder, bevor wir in Motril ankommen. Morgens haben wir keinen Wind, er kommt langsam auf, aber leider aus Westen, d.h. wieder mal genau auf die Nase, so dass uns nichts anderes übrig bleibt als zu motoren. Nu, wir kommen auch so in Motril an. Der Jachthafen liegt ganz zuhinterst und wir steuern an einem ziemlich grossen Frachtschiff aus Triest vorbei und an einem riesigen aus China. Da sind wir im Vergleich wirklich nur ein kleiner Pfupf auf dem Meer. Aber so lange die grossen Kähne schön im Hafen angeleint sind, macht uns das nichts aus...