Logbuch
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Costa Blanca von Dénia bis Horadada
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Montag, 23. Januar – Freitag, 3. Februar 2006
Der Montag ist wieder mal häuslichen Aktivitäten gewidmet. Die ganze Wäsche bereit machen, auf dem Schiff nach Farben und Waschgrad sortieren, die Matratzen aufstellen zum Trocknen und – da es schön und warm ist – beschliessen wir, sämtliche Luken offen zu lassen und Suleika wieder mal einen ganzen Tag lang so richtig auslüften zu lassen. Bei Kälte ist die Lust dazu eher gering... Mit einem grossen Rucksack machen wir uns zu Fuss auf den Weg in die Stadt. Wir finden eine Wäscherei mit einer ausgesprochen netten Frau, die uns die Wäsche gleichentags bis 20h00 erledigt. Wir geniessen die freie Zeit, flanieren durch die Stadt, erklimmen das Kastell, wandern unter dem Kastell durch das in den Felsen gehauene Tunnel, essen am Mittag was Feines. Hier merkt man, dass in Dénia viele Deutsche und Schweizer ihren Alterssitz haben. Im Café, in dem wir essen, lassen sich an unserem Nebentisch zwei Portugiesinnen nieder, ansonsten spricht hier alles Deutsch. Die Wirtin ist Schweizerin und die Serviertochter Deutsche und alle andern Gäste sprechen unser Idiom. Mutet uns etwas fremd an. Tja... Am Abend nehmen wir ein Taxi zurück zum Hafen. Den nächsten Tag verbringen wir auf dem Schiff, kochen uns was Feines und geniessen das Nichtstun. Am späteren Nachmittag mache ich mich noch auf die Suche nach einer Gasflasche. Immer wieder erstaunlich, was es in all den Hafengeschäften nicht zu kaufen gibt, obwohl es ein typischer Jachtgebrauchsartikel ist!

   
Iglesia Asunción   Kuppel  
   
Sicht auf den Hafen   Das Kastell lässt tief blicken   Aussicht vom Kastell


   
Der Brillenschaggi    

Am Mittwochmorgen erheben wir uns zeitig aus den Federn und nehmen den Weg Richtung Calpe unter den Kiel. Zwar versteckt sich die Sonne hinter den Wolken, doch können wir ein gutes Stück des Weges segeln. Eigentlich wäre es die ganze Strecke möglich, doch würden wir zuviel Zeit brauchen. Wir sind immer noch frohen Mutes, dass wir eines Tages den Zustand erreichen, wo wir segeln, wenn es Wind hat und mit der von der Natur vorgegebenen Geschwindigkeit zufrieden sein können! Aber wir wollen ja noch nach Gibraltar, auf die Kanaren und im April über den Atlantik. So ist halt das Leben. Im romantischen Hafen Calpe, am Fusse des Peñon de Ifach angekommen, mache ich mich "kurz" auf den Weg zum Posten. Es artet in einen einstündigen Fussmarsch durch riesige, beängstigende Ferienhochhäuser aus und ich probiere erst den Lidl (weil er näher ist), muss mich dann aber doch noch bis zum Mercadona weiterschleppen, da wir heute Käseschnitten auf dem Programm haben und der Lidl weder Käse noch Eier hat, da er gerade im Umbau ist... Pech! Im Mercadona finde ich mein Glück und marschiere die ganze Strecke zurück. In der Zwischenzeit ist die Nacht übers Land gefallen und der Kreisel mit den Metallmonstern, die mich an die Werke von Giger erinnern, wird beleuchtet. Ein Tier in Blau, das andere in Grün, das Wasser in Rot und das abwechselnd. Wohl eher eine Ablenkung für die Autofahrer. Aber, es sieht gut aus!

   
Peñon de Ifach    


Da wir beschlossen haben, am Donnerstag noch auszuruhen, mache ich mich auf den Weg zur Erklimmung des Peñon de Ifach. Vierhundert Höhenmeter sind zu überwinden, das sollten meine Seglerinnenbeine noch schaffen. Beim Informationszentrum erfahre ich, dass der Weg wegen Unterhaltsarbeiten nicht begangen werden darf und die ganze Umgebung darum herum ist Naturschutzgebiet. Am Wochenende wäre es möglich, da sie dann nicht arbeiten. Nichts zu wollen. Passiert mir das erste Mal, dass ein Berg "geschlossen" ist. Andere Länder, andere Sitten. Dafür reisen wir ja rum. Wir widmen den Tag Suleika und der Lektüre.

   
Calpe heute   Suleika in Calpe   War leider zu



Als wir am Freitag um 7h00 per Wecker aufwachen, regnet es ganz fein. Das Wetter lockt uns nicht. Wir bleiben einen weitern Tag in Calpe, schreiben Postkarten, schicken der META einen Fax wegen dem Motorenproblem, das wir bei Alicante hatten und erhalten gleichentags die Antwort. Wir müssten wohl einen Tagestank installieren, damit die Pumpe keine Luft ansaugt, wenn nur noch 70 Liter im Tank sind. Bloss ist uns im Moment unklar, ob wir das machen wollen und wenn ja, wo wir den Platz dafür hernähmen. Die Zeit wird zeigen, was zu tun ist.


Da auch der Samstag im Wetter nicht besser ist, kommt Martin sogar dazu, den Backofen zu putzen. Bei all unseren Gratin– und Pizzaaktivitäten ist das eine äusserst verdienstvolle Aufgabe und ich danke ihm herzlich dafür. Nachdem auch ich wieder mal gründlicher als sonst den Boden aufgezogen haben, erstrahlt Suleika in neuem Glanz und wir können uns vergnüglicheren Aktivitäten widmen. Ich lese Martin seit längerem "Gefährliche Liebschaften" von Choderlos de Laclos vor. Heute kommen wir ein schönes Stück weiter.

Zeitig auf am Sonntag, stellen wir fest, dass ein klarer, wolkenloser Himmel nach Weiterfahrt ruft (obwohl dieses Wetter auch für die Besteigung des Peñon de Ifach geeignet wäre). Wir motoren bei strahlendem Sonnenschein nach Villajoyosa. Dort angekommen, bauen wir den Geschwindigkeitsmesser aus und reinigen ihn, da er heute seinen Dienst versagt hatte. Zum Glück haben wir das GPS. Ja, was wäre der Mensch ohne Technik! Nach der Reinigung des Geschwindigkeitsrädchens besichtige ich noch Villajoyosa, da wir ja nie zum voraus wissen, wie lange wir bleiben werden. Je nach Wetter.. Vom Hafen aus sieht das Städtchen äusserst attraktiv aus, jedes Haus ist in einer anderen Farbe angemalt und diese Silhouette wirkt fröhlich und einladend. Im Städtchen herrscht auch am Sonntagabend reges Treiben. Vor dem Internetcafé versammeln sich die Araber, man merkt die Nähe zu Afrika. Die Kirche ist einen Besuch wert und der Strandspaziergang beim Sonnenuntergang möchte ich ebenfalls nicht missen.

   
Punta del Albir vor frisch verschneiten Höhen   Skyline von Benidorm – wie Manhattan   Strandimpression Villajoyosa


Da ich so begeistert aufs Schiff zurückkehre, beschliessen wir, noch einen Tag dranzuhängen, damit Martin sich das Städtchen auch ansehen kann. Wir spazieren zu Fuss ins Städtchen, gehen einkaufen, besuchen das Internetcafé und essen in einem ansprechenden Beizchen zu Mittag. So richtig deftig, die örtlichen Handwerker verpflegen sich auch hier! Leider ist die Kirche heute geschlossen, so dass sich Martin mit meinen Fotos vom Innern zufrieden geben muss.

   
Farbige Häuser   Bunte Gasse  


Da es anderntags recht stark windet und eine zwei bis drei Meter hohe Dünung herrscht, was eine Weiterreise nicht unbedingt gemütlich gestalten würde, bleiben wir noch einen weiteren Tag vor Ort. Martin vertieft sich in ein Buch über das Wetter und ich knöpfe mir meine beiden Jeans vor und stopfe weitere (meine alten Bordjeans) resp. das erste Loch (meine Ausgehjeans...). Nach dem Znacht kommen wir mit dem Vorlesen der "Gefährlichen Liebschaften" ans Ende der Lektüre. Jetzt wäre es natürlich super, die beiden Verfilmungen, die ich mit Annette bereits gesehen habe, erneut zu schauen, da Martin sie nicht kennt. Aber eben... Im Kino läuft halt nicht das, worauf wir gerade Lust haben. Das ist auch zu Hause nicht anders.
Am ersten Februar stehen wir früh auf und haben Lust weiterzuziehen. Das Wetter entspricht unseren Gelüsten. Da es in der vorletzten Nacht recht deftig windete, mussten wir Suleika an den Mooringleinen weit nach vorne ziehen, damit unsere Windfahnensteuerung nicht das Kai berührt und kaputt geht dabei. Dies macht das An–Land–Gehen etwas mühsamer. Als ich endlich das Schiff nah genug ans Kai gezogen haben und mein Bein ans Ufer schwinge, trifft ein trockenes Geräusch mein Ohr und gleich danach fühle ich die sanfte Morgenbrise an meiner rechten Pobacke. Meine Bordjeans haben einen neuen Schranz. D.h. zurück aufs Schiff, Ausgehjeans anziehen und ab zum Brot posten. Nach dem Zmorgen motoren wir bei schönstem Wetter nach Alicante, wo wir um 15h00 eintreffen. Es reicht also noch für eine Stadtbesichtigung. Alicante ist ziemlich heruntergekommen.

   
Rambia Alicante   Plaça de la Murtanyeta  

Am Freitag reisst uns der Wecker aus dem Schlaf. Als wir den Funk für die Überfahrt eingestellt haben, hören wir, dass ein deutsches Kriegsschiff in Alicante einlaufen wird. Als wir zum Hafen rausfahren, fühlen wir uns winzig mit Suleika neben dem riesigen deutschen Kriegsschiff mit jeder Menge Besatzung! Bei herrlichem Wetter motoren und segeln (!) wir nach Torrevieja. Wäre der Wind etwas stärker, könnten wir die ganze Strecke segeln. Doch stehen wir immer noch unter Zeitdruck und nehmen daher den Motor zu Hilfe. Torrevieja ist eine Megastadt. Schon Kilometer vorher und auch noch Kilometer nachher ist die ganze Küste mit Riesenblöcken verbaut. Und wie überall, wo schon so viele Häuser an der Küste stehen, drängeln sich die Baukranen und es wird heftig weiterkonstruiert. Beängstigend. Wir klettern zeitig in die Koje, da es morgen weitergehen soll.

   
Statue in luftiger Höhe    

Da die nächste Etappe nach Horadada eine kurze ist, schlafen wir aus. Das Wetter begrüsst uns strahlend, aber leider fehlt der angesagte Wind. So motoren wir nach Horadada. Wir essen gemütlich unseren Jamón im Cockpit. Anschliessend starte ich eine Handwäsche, als es mich heiss durchzuckt, dass ich vergessen haben, die Duschkarte im letzten Hafen abzugeben. Da das Teil doch immerhin Euro 30.– wert ist, beschliesse ich, per Bus zurückzufahren. Martin übernimmt das Auswaschen der Wäsche und ich düse los. Ein Arbeiter erklärt mir, wo ungefähr der Bus fährt. Ich wandle durch riesige Einfamilienhäuserquartiere, die mich eine gewisse Enge in der Brust verspüren lassen, da ein solches Häuschen recht angenehme Architektur wäre, aber Hundert gleiche am selben Ort sind etwas zuviel des Guten! An einer Busstation treffe ich eine Südamerikanerin, die mir den Weg erklärt: noch eine Strasse durch Einfamilienhäuschen, die nächste zwischen Feldern und vis–à–vis vom Hotel sei die Busstation. Dort angekommen, finde ich eine Kreuzung und etwas weiter ein Rondell, aber weit und breit keine Station. Ich erkundige mich beim Kellner des Hotels. Doch, die Station sei gegenüber. Keine Tafel? "Nein, nein, stellen Sie sich an die Strasse und winken Sie, wenn der Bus kommt". Gesagt, getan. Zehn Minuten später sitze ich im Bus und fahre nach Torrevieja. Unterwegs sehe ich Hunderte und Aberhunderte von Einfamilienhäuserquartieren. Was wir vom Meer aus sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie muss es hier im Juli und August wohl zu und her gehen? Gott sei Dank sind wir im Winter hier. Ich erledige das Geschäft in Torrevieja und reise mit dem Bus wieder heim. Martin hat einen Teig für Brot und Pizza gemacht. Das nenne ich eine freudige Überraschung.

   
Fahrt nach Torrevieja   Skulptur im Hafen von Torrevieja