Logbuch
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Von L’Amettla de Mar bis Denia
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Freitag, 13. – Sonntag, 22. Januar 2006

Am Freitag stehen wir früh auf, legen vor 9h00 in L’Amettla de Mar ab und motoren Richtung Casas de Alcanar. Während der ersten zwölf Meilen ist das Meer äusserst unruhig und der Himmel wirkt mit seinen schwarzen Wolken bedrohlich. Doch wir haben Glück, fahren der Sonne entgegen und kommen bei schönem Wetter um 15h00 im Hafen an. Wir liegen an der Besuchermole und werden äusserst zuvorkommend von einem Marinero betreut, der fünfundzwanzig Jahre in Bern gearbeitet hat und fliessend Deutsch spricht. An Land trinken wir in einer gemütlichen Bar ein kühles Bier.

   
Besuchermole von Alcanar    
Anderntags motoren wir nach Benicarló. Hier sind die Frauen in der Capitanía ausgesprochen nett und informieren uns ausgiebig darüber, was so läuft und geht im Ort. Beispielsweise hat die Wäscherei erst im März wieder offen... Das widerspricht etwas unserem ursprünglichen Programm, aber dagegen ist nicht anzugehen. Wir erfahren dafür im Gespräch, dass an diesem Wochenende das Fest des Heiligen Antonius gefeiert wird. So etwas wie eine lokale Olma. Wir sind natürlich neugierig und gehen auf Entdeckungsreise. Unglaublich, was es auf dem Sektor der Traktoren alles für Neuheiten gibt! Auch Cheminées sind ausgestellt, Hubstapler und lebendige Tiere. Bei den Schafen, Rindern und Pferden kennen wir uns einigermassen aus. Die Tiere, die ich da schlafend fotografiert habe, sind uns kein Begriff. Kann uns da jemand von Euch auf die Sprünge helfen? Wir probieren herrliches Gebäck mit Artischocken drin. Eine Spezialität von Benicarló. Ermattet und auch etwas ausgekühlt vom Umherwandern, landen wir am Abend im Hafenrestaurant und essen ein fürstliches Menü zum Znacht.

   
Innenhof in Benicarló   Traktore und Cheminées  

   
Wer kennt dieses Tier ...   Davon träumt Ariane  

Am nächsten Tag geht es weiter nach Oropesa de Mar. Eigentlich haben wir ja das Meer für uns, keine anderen Schiffe weit und breit, doch heisst es hier gut aufpassen, da wir einen wahren Zickzack zwischen den Fischerfähnchen lenken müssen. Nach Las Fuentes verschwinden auch diese und wir haben das leere Meer vor uns. Das Meer und der Himmel sind derart grau, dass wir – wie die Menschen im Mittelalter – den Eindruck gewinnen, wir werden am Ende des Meeres ins Nichts hinunterfallen. Wir fahren bei Peñiscola vorbei und fotografieren es auch, damit Ihr zu Hause seht, dass wir auch hin und wieder im Grau versinken.... Das Anlegemanöver in Oropesa de Mar gestaltet sich etwas schwierig, weil der Marinero sich zuviel Zeit lässt, uns die Mooringleine auszuhändigen, so dass wir eine ganze Weile ziemlich schräg im Hafenbecken liegen. Auch fällt mir wieder mal der Bootshaken ins Hafenbecken, doch kann ich ihn, liegenderweise, wieder grappschen und an Bord ziehen. Bis zuletzt liegen wir dann ganz ordentlich an unserem Platz.

   
Peñiscola   Grau in grau  


Montags ziehen wir weiter bei grauem Himmel und Nieselregen, nur etwas wärmer ist es als zu Hause. Wir tuckern zwischen den vor Anker liegenden Frachtschiffen vor Castellón durch und überqueren den Nullmeridian. Inskünftig sind wir also auf der westlichen Halbkugel. Da werde ich aufpassen müssen, wenn ich eine Position auf die Karte übertrage. In Burriana werden wir von einem Marinero und einer Marinera freundlich empfangen. Der Hafen gefällt uns gut. Auch der Supermarkt liegt sehr nahe, was das Essen nach Hause schleppen doch um einiges erleichtert, zumal es regnet, als wir einkaufen gehen.
Der Himmel hat etwas aufgeklart, als wir am nächsten Morgen Richtung Puerto de Siles auslaufen. Wie üblich, rufe ich die Hafenbehörde über VHF an, wenn wir so ungefähr eine Viertelstunde vom Hafen weg sind. Leider verstehe ich zwei Mal nicht, was mir der Marinero auf Spanisch miteilt und werde daher etwas unruhig, da ich nicht weiss, worauf er mich aufmerksam machen will. Seine Reaktion: "Tranquila, tranquila, no es un problema". Na, dann ist ja alles in Butter. Als wir die Einfahrt, welche gemäss unserem Hafenführer genau in der Mitte passiert werden muss, da sie ständig wieder versandet, nehmen wollen, liegt ein Baggerboot in der Passage und die beiden Arbeiter machen uns grosse Zeichen, dass wir umkehren müssen und nicht einfahren können. Kaum haben wir das Schiff gewendet, erscheint der Marinero, pfeift das Baggerboot zur Seite und winkt uns in den Hafen. Uff, nochmals Glück gehabt. Im Hafen drin erhalten wir ein schönes Plätzchen. Ursprünglich hätten wir gerne Sagunto besichtigt, da dies gemäss unseres Hafenführers lohnend wäre. Wir müssen jedoch erfahren, dass der Bus nur im Sommer fährt und so trösten wir uns beim Mittagessen im Restaurant des Segelclubs.

   
Hafenplatz in Siles    

Am nächsten Tag motoren wir nach Valencia. Ohne Ölzeug! Na, unser stetiges Fahren gen Süden scheint sich langsam auszuzahlen. Wird ja auch langsam Zeit. Während wir uns dem Jachthafen nähern, können wir eine der Segeljachten des America’s Cup beim Üben beobachten. So lässig! Der Jachthafen liegt ungefähr zehn Kilometer ausserhalb der Stadt und ist – zu unserem Leidwesen – nicht mit dem öffentlichen Verkehr mit der Stadt verbunden. So bestellt uns der Marinero ein Taxi und wir fahren in die Stadt. Da sie sehr weitläufig ist, es schon etwas spät ist und wir nicht sehr fit sind, entschliessen wir uns, eine Rundfahrt mit dem Touristenbus zu unternehmen. Es gibt hier eine schöne Altstadt und grossartige Museumsgebäude und eine erst im vergangenen Oktober eingeweihte Konzerthalle in einem architektonisch aussergewöhnlichen Gebäude. Doch die Atmosphäre hier ist vielmehr aufs Business zentriert als in Barcelona. Auch fehlt das künstlerisch–spielerische Element fast gänzlich. Uns hat Barcelona eindeutig besser gefallen.

   
Ein Fan    
   
Training ...   zum ...   America’s Cub

   
Dämon in Valencia   Alles für die Schönheit   Plaça de l’Ajuntament

   
Kleine Kirche in Valencia   Teil des Doms   Kandelaber in Valencia

   
Konkurrenz für Schweizer Banken   Estació del Nord  


Wir haben wieder einmal einen Ruhetag nötig und gönnen uns den im Hafen von Valencia. Wir schlafen aus, essen im Cockpit an der Sonne draussen unser Zmorge. Das ist schon echt lange nicht mehr vorgekommen! Wir schrubben das Deck, pflegen uns selber, sonnen unsere Matratze, trocknen die Koje mit dem Öfelchen und geniessen es, in den Tag hinein zu leben. Zum Znacht gibt es wieder mal eine selbstgemachte Pizza: ein Gedicht. Als Dessert haben wir immer noch Weihnachtsguetzli von Mami und hören dazu Musik von Paul and the Release. (Für Nichteingeweihte: Das ist die Band, in welcher mein Bruder Andrea singt und Gitarre spielt). So richtig heimelig.

   
Deck schrubben    


Am Freitagmorgen motoren wir los Richtung Gandía, wo wir uns – wie immer – im Hafen telefonisch angemeldet haben. Kaum aus dem Hafen raus, hat es riesige Wellen, da hier die Meerestiefe nur acht Meter beträgt. Unser Motor läuft nicht rund! Das beunruhigt uns ziemlich und nach einer halben Stunde beschliessen wir, sicherheitshalber in den Hafen von Valencia zurückzukehren. Wir melden uns in Gandía für diesen Tag ab. Wieder im sicheren Hafen, prüfen wir den Motor und kommen zum Schluss, dass es an der verbleibenden Benzinmenge liegen muss, obwohl wir noch siebzig Liter im Tank haben. Wir fahren also zur Tankstelle und füllen den Tank. Der Rest vom Tag widmen wir dem Schiffsputz. Gegen Abend ist der Himmel wieder blau und das Apéro vor dem Znacht können wir im Cockpit draussen geniessen. Na, das ist doch auch etwas.
Am Samstag also der nächste Versuch, Valencia zu verlassen. Während der ersten Stunde Fahrt sind wir beide ziemlich unruhig, ob wohl unsere Problemanalyse korrekt gewesen sei oder nicht. Der Motor jockelt vor sich hin, als ob nichts gewesen wäre. Umso besser. Bei der Einfahrt zum Hafen von Gandía ist das Fischen mit extrem langen Ruten sehr "en vogue" und der grosse Gag scheint zu sein, die Rute erst im letzten Moment einzuziehen, wenn ein Schiff vorbeikommt.... Am Sonntag fahren wir weiter nach Denia. Auch heute ist der Himmel und das Meer grau in grau und die Überfahrt gestaltet sich problemlos, aber etwas kühl. Die Marina von Denia gefällt uns ausgesprochen gut. Da die Wäsche noch immer auf einen Waschsalon wartet, werden wir hier sicher zwei wenn nicht gar drei Tage verbringen. Mal sehen.

   
Spaghetti sind fein   aber nicht zu heiss  

   
Wolkenverhangen   Fischerhafen Gandía   Wir verlassen Gandía am Sonntag