Logbuch
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Sardinien zum Zweiten
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Freitag, 9. - Mittwoch, 21.9.2005

Heute ist unser zehnjähriger Hochzeitstag. Absolut verrückt, wie schnell die Zeit vergeht. Wir schlafen aus, machen uns einen gemütlichen Morgen. Am Mittag bringt Patrizia eine frische Ananas vorbei. Herrlich! Patrizia nimmt uns am Nachmittag im Auto mit nach Nora, Marino ist bereits mit dem Velo vorausgefahren. Die römische Ruine Nora ist absolut faszinierend und an einer traumhaft schönen Ecke von Sardinien. Hätte uns allen vier gefallen, dort je ein Haus zu besitzen und uns in Falten werfenden, schneeweissen Togen zu bewegen. Zur Feier des Tages gehen wir zu viert in Pula essen. Patrizia und Marino kennen ein Lokal, in dessen Innenhof wir bei Mondschein sitzen und wunderbar essen. Tausend Dank Euch beiden.
Anderntags stehen wir früh auf und bereiten das Schiff zum Ablegen vor. Patrizia, Marino und Chica, ihre sardische Hündin, sind unser Abschiedskomitee. Patrizia bringt noch unsere zwischenzeitlich gefrorenen Lammkoteletts, so halten die bis am Abend durch in unserer Kühlbox. Winkend, bis wir sie nicht mehr sehen, nehmen wir Abschied von den dreien. Wir motoren in die Bucht Malfatano, weiter südlich. Ein herrliches Ankerplätzchen. Am Sonntag hängen wir einen ganzen Tag in der Bucht. Schlafen, lesen, essen, Schiff schrubben sind die Hauptbeschäftigungen. Suleika ist im Hafen von Perd'è Sali aussen ganz schwarz geworden, da wir längs angelegt hatten. Im Schwimmring, den mir das Team zum Abschied geschenkt hat, liege ich im Wasser und schrubbe den Schiffsbauch so sauber wie möglich. Abends schamponieren wir uns noch selber und essen einen feinen Znacht.
Am Montag stehen wir zeitig auf, entscheiden uns spontan, nicht nach Perd'è Sali zurückzukehren, sondern daran vorbei zu fahren und direkt nach Cagliari zu gehen, damit wir für die Ankunft von Brigitte und Annina alles gebührend vorbereiten können. Aufgrund der Lektüre unseres Führers entscheiden wir uns für die Marina del Sole. Eine glückliche Wahl, wie sich später zeigen wird. Als wir anrufen, lassen sie uns wissen, dass es noch Platz hat. Kaum sind wir im Hafenbecken von Cagliari, holt uns schon ein Mitarbeiter der Marina im Schlauchboot ab, um uns an unseren Platz einzuweisen. Wir erkundigen uns nach dem nächsten Supermarkt und der Besitzer der Marina nimmt uns per Auto mit, so dass wir nur einen Weg zu Fuss zurücklegen müssen. Auf dem Heimweg - wir haben keinen Grosseinkauf gestartet - schauen wir uns noch die Basilica Bonaria an. Schade, dass nur ein Seitenschiff geöffnet ist und der Hauptraum der Basilica nicht besichtigt werden kann. Die Treppenanlage, welche fast vom Meer her bis zur Basilica hinaufführt, ist ein architektonisches Meisterwerk!

Am Dienstag schlafen wir aus und packen dann den Schiffsumbau an, damit unsere Gäste morgen ein Plätzchen antreffen, in dem sie sich gemütlich einrichten können. Was wir nicht alles in der Gästekoje verstaut haben! Es graut uns ein wenig, aber schliesslich findet jedes Ding einen anderen Platz. Wenn auch mit gewissen Kraftakten verbunden. Nach dem Zmittag gehen wir auf Stadtbesichtigung. Zuerst inspizieren wir den Hafen, damit wir wissen, wie wir per Auto zum Fährenhafen kommen. Danach stärken wir uns bei Mc Donalds (das erste Mal, seit wir das französische Festland verlassen haben...). Dann steigen wir in die Altstadt hinauf und geniessen die Aussicht auf Stadt, Hafen und Meer. Per Lift lassen wir einiges an Höhe hinter uns und spazieren durch einen etwas tiefer gelegten Weg, rechts und links von Graffiti gesäumt, Richtung Hafen. Super. Gerade beim Eindunkeln erreichen wir Suleika.

Mittwochmorgen sind wir ganz aufgeregt und voller Energie, Brigitte und Annina rechtzeitig am Hafen abzuholen. Wir mieten ein Auto bei der Marina del Sole - hoffentlich reicht das bisschen Benzin zum Hafen und zurück.. - und wursteln uns durch den italienischen Morgenverkehr. Schon vom Auto aus sehen wir die beiden auf der Fähre, sie erkennen uns aber nicht. Kaum haben wir geparkt und sind ausgestiegen, werden wir von Brigitte und Annina gesichtet. Nachdem die beiden die Gästekoje etwas eingerichtet und das Schiff erkundet haben - ich musste leider Brigitte daran hindern, in unserer Koje den Ankerkasten zu öffnen, sonst hätten sich achtzig Meter Ankerkette auf unser Bettzeug ergossen - machen wir drei Frauen einen Grosseinkauf im Supermarkt. Als alles verstaut ist, machen wir uns per Schiff auf den Weg zur Tankstelle. Der Tankwart im Hafen von Cagliari ist ein sehr geduldiger Mensch und geht auf unser Anliegen - immer nur fünfzig Liter aufs Mal zu geben - damit wir eine Messung des Dieselstandes durchführen können, lammfromm ein. Wir tanken 170 Liter Diesel und machen uns auf den Weg Richtung der Bucht Carbonara. Doch kaum haben wir das Hafenbecken verlassen, gibt der Motor Überhitzungsalarm. Schon wieder! Dank zwischenzeitlich aufgekommenem Wind hissen wir die Segel, rufen die Marina an, dass wir zurückkommen und machen uns auf den Rückweg.... So hatten wir das nicht vorgesehen. Die Leute von der Marina rufen die Volvo Penta Werkstätte an und sagen uns, dass anderntags gegen elf Uhr ein Mechaniker vorbeikommen wird. Brigitte und Annina gehen Cagliari besichtigen.

Am Donnerstag zmörgelen wir zu viert zeitig, da wir die ganze Gästekoje ausräumen müssen, damit der Mechaniker zum Motor zukommt. Als um elf Uhr dreissig noch niemand da ist, gehe ich mich bei der Marina erkundigen. Der Mann ruft erneut an und sagt, der Mech sei in der Nachbarmarina beschäftigt und komme wohl gleich nach dem Mittagessen. Also essen auch wir was auf dem Schiff. Als der Mech um siebzehn Uhr immer noch nicht da ist, gehe ich nochmals zur Marina. Er ruft erneut an und kann vermelden, der Mech sei auf dem Weg und komme in zehn Minuten. Gut zwanzig Minuten später erkenne ich den einen unserer beiden Mechaniker von Perd'è Sali. Ich hole ihn ab und erkläre ihm unser Problem. Er hat nur zwei Schraubenzieher dabei und einen Ersatzimpeller. Hoffentlich reicht das. Tatsächlich ist der Impeller bereits wieder im Eimer - nach nur drei Wochen! Wir sprechen erneut über den weissen Rauch und da hat der Mechaniker eine Erleuchtung. Vermutlich sei der Meerwasseransauger verstopft. Das bedeutet, dass wir auch das Badezimmer ausräumen müssen. Dort hatten wir einen guten Teil der Gästekojeware verstaut... Zum Glück sind wir zu viert. Wir heben den Ersatzanker raus, entfernen das Spisegel, die Dinghipumpe, das wasserdichte Fass etc. Tatsächlich ist der Ansauger verstopft. Mit Hilfe eines Drahtes und von Wasser beseitigt der Mechaniker dieses Problem. Jetzt können wir hoffen, dass auch unser Motor endlich mal gescheit funktioniert. Nachdem alles wieder eingeräumt ist, gehen die beiden jungen Frauen fürs Znacht posten. Sie kochen uns phantastische Moules mit Spaghetti. Herrlich!

Endlich können wir losziehen. Wir segeln den ganzen Tag friedlich bis zur Bucht von Carbonara. Das Meer ist ziemlich rollig. Trotzdem setzen wir den Anker und baden ausgiebig in der Bucht. Da sich das Meer nicht beruhigt, wechseln wir in den Hafen Villasimius, damit wir nachts ruhig schlafen können. Es hat Platz genug, man merkt deutlich, dass die Saison vorbei ist. Am nächsten Tag stehen wir früh auf und segeln bald los. Auch bei Regen kann man segeln. Macht allerdings etwas weniger Spass als bei Schönwetter... Nach einer Weile schläft der Wind ein und wir motoren Richtung Corallo. Dort fahre ich mein erstes Hafenmanöver und das Anlegen gelingt gut. Am Sonntag bleiben wir im Hafen, da Windstärke sechs angesagt ist. Zu viert gehen wir bis zum Strand, wo Annina mit Lektüre bleibt. Zu dritt spazieren wir weiter. Brigitte möchte die Turmruine erobern. Kurz bevor wir den Weg verlassen müssen, bleibt auch Martin zurück und Brigitte und ich schlagen uns querfeldein Richtung Turm durch die italienischen Gestrüppe. Alles ist mit einem Zaun umgeben. Wir gehen dem Zaun nach und siehe da, beim Turm klafft ein herrliches Loch im Zaun, so dass wir unser Ziel doch noch erreichen. Danach geht es wieder durchs Gestrüpp zurück zu Martin und dann zu Annina. Am Strand angelangt, geniessen wir drei Frauen ein herrliches Meerbad.
Am Montag starten wir früh und können gut sieben Stunden segeln. Als wir im Hafen Santa Maria Navarrese ankommen, hat es genügend Platz, aber leider stinkt es gotterbärmlich. Die Töchter gehen das Städtchen anschauen, wir erledigen noch ein paar Sachen auf dem Schiff und starten dann auch Richtung Aussichtspunkt. Zum Glück hat sich der Gestank in der Zwischenzeit verzogen. Wir kreuzen Brigitte und Annina, die eine Auberginen-Tomaten-Mozzarella-Lasagne vorbereiten gehen, während dem wir noch den Aussichtspunkt aufsuchen. Zu viert essen wir auf Deck Znacht und geniessen den Abend.
Trotz angesagter Windstärke sechs verlassen wir den Hafen, da die Sonne freundlich scheint und der Himmel blau erstrahlt. Der Wind meint es gut mit uns und wir können Segel setzen. Leider büsse ich beim Rauslassen des Grosssegels mein Sackmesser mit eingebauter Uhr ein. Ein echter Verlust, da ich es immer auf mir trug. Na ja, kann frau nichts machen. Im Hafen von La Caletta finden wir einen Superliegeplatz, der keine Gebühren kostet. Wir drei Frauen gehen posten und die beiden jungen Frauen kaufen sich im gleichen Laden, in welchem ich das letzte Mal der Versuchung erlegen bin, je ein paar sardische Ohrringe. Stehen beiden ausgezeichnet. Sie haben einen guten Geschmack. Zurück beim Schiff laden wir aus und machen uns dann auf den Weg, um zu viert Pizza essen zu gehen. Wir finden ein sympathisches Lokal und essen ganz feine Pizza. Luxus!
Jetzt haben wir wieder mal Lust auf eine Bucht. Wir motoren und segeln zur Bucht Capecciolo, mitten in einem Naturschutzgebiet. Auf dem Weg sehe ich einen Delphin springen, der ein anderes Schiff begleitet. Leider kommen keine zu uns.... Wir ankern in der Bucht, es hat bereits ein paar Segelschiffe hier. Brigitte und Annina rudern mit dem Dinghi in eine kleine Sandbucht, Martin und ich schwimmen vom Schiff aus, kontrollieren den Sitz des Ankers und geniessen das Meerbad. Nachher sind wir etwas ausgekühlt. So essen wir ausnahmsweise im Schiffsinnern Znacht.