Logbuch
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Sardinien
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Samstag, 3. - Donnerstag, 8.9.2005
Wir machen uns auf den Weg zum Golf von Carbonara, eine Bucht, die uns aufgrund des Beschriebs in unserem Küstenhandbuch lockt. Auf dem Weg dahin können wir sogar während einer knappen Stunde segeln und geniessen einmal mehr, das ruhige über das Wasser gleiten. Als wir in der Bucht ankommen, sind wir nicht die ersten und nicht die einzigen, aber es hat noch ein schönes Plätzchen, wo wir die Suleika hinstellen können. Der Anker hält – einmal mehr – auf Anhieb. Gutes Gefühl!

Am Sonntag machen wir es uns so richtig gemütlich. Als erstes schlafen wir aus, springen dann zur Erfrischung und zum Wachwerden in die Bucht, schwimmen, schrubben unser Cockpit wieder mal gründlich mit Meerwasser ab und machen uns dann ans Vorbereiten des Zmorgenessens. Ich nähe für Martin den schon längst bestellten Schutz aus Spinnakerstoff für seine Prothese und noch ein zweites Wandset fürs Badezimmer. So sollte langsam alles – was wir täglich zur Hand haben möchten – sein Plätzchen gefunden haben. Martin geht nachmittags noch zweimal schwimmen, da ich meine "Rüfe" eingebüsst habe beim Morgenbad, bin ich zurückhaltend, meine Wunde allzu sehr im Salzwasser zu baden. Ich verlege mich aufs Lesen und geniess das ausserordentlich. Obwohl ich Martin schon etwas um seine Schwimmausflüge beneide...


Am Montag queren wir den Golf von Cagliari um – wie versprochen – in Perd’è Sali einzutreffen. Die Hafeneinfahrt bereitet uns etwas Mühe. Unser Tiefgang beim Doppelkiel beträgt 1.2 m und plötzlich zeigt das Tiefenmeter nur noch 90 cm an... Martin fährt rückwärts und ein Typ von der Guardia di Finanza, welche ihr Boot an der Tankstelle angelegt haben, erklärt uns, dass wir ganz nahe bei ihnen vorbei müssen, da die Einfahrt links am tiefsten ist. Dieser Anlauf klappt zum Glück und schon kommt auch jemand von der Hafenbehörde per Velo und weist uns in ein superschönes Plätzchen ein. Nachdem wir das Schiff gut festgemacht und ausgiebig abgespritzt haben, schreiben wir Patrizia und Marino ein SMS, dass wir im Hafen von Perd’è Sali eingetroffen sind. Abends holen sie uns ab mit ihrem Fiat Cinquecento und fahren uns nach Sarroch in ein Lokal, in dem wir herrliche Meeresfrüchte und Fisch essen. Traumhaft. Vielen Dank Patrizia und Marino!

Am Dienstag fahren wir mit Patrizia nach Pula auf den Markt. So richtig herrlich italienisch geht es hier zu und her. Martin findet die langersehnte, leichte Sommerhose zu einem äusserst bescheidenen Preis. Wir kaufen einen wunderschönen Schinken, Gemüse und Früchte ein. Patrizia postet uns einen Mirto, eine sardische Spezialität. Ein Beerenschnaps, den wir noch nicht kennen. Aber das wird sich ändern im Laufe des Tages. Anschliessend machen wir Grosseinkauf im Supermarkt. Was für ein Luxus, ein Auto samt Chauffeuse dafür zur Verfügung zu haben! Herrlich, die ganze schwere Ware gleich neben dem Schiff aus dem Auto ausladen zu können. Ja, ja, wir werden bescheiden. Eigentlich hätte ich nachmittags waschen wollen, aber da es zu regnen beginnt, verschieben wir dieses Projekt auf den nächsten Tag. Patrizia und ich unterhalten uns ausgezeichnet am Nachmittag. Abends grillieren wir Fisch bei Patrizia und Marino im Garten. Das Essen ist lecker. Als Verteiler trinken wir unseren ersten Mirto, den wir ausgesprochen mögen. So richtig ein gefährlicher Schnaps. Hochprozentig und äusserst lieblich rinnt er uns die Kehle runter...

Mittwochs schlafen wir aus. Ich gehe zu Patrizia zum Waschen. Als ich die erste Wäsche zum Laufen gebracht habe, kehre ich zum Schiff zurück, da wir am Prothesenschutz von Martin Änderungen vornehmen müssen. Na, wir nähen zum ersten Mal 30 cm von einem breiten Gummiband auf einen Spinnakerstoff von fast doppelter Länge und kämpfen entsprechend mit der Materie. Doch wir schaffen es, nach einigen Adrenalinschüben. Ich gehe mich wieder um die Wäsche kümmern und Martin bäckt in der Zwischenzeit zwei Brote. Das weitere Waschen übernimmt Patrizia. Tausend Dank. Wir üben uns an Bord im Verstehen der italienischen Wetterberichte. Sie werden den ganzen Tag auf einem bestimmten Kanal wiederholt. Es spricht eine Computerstimme und zwar zuerst auf Italienisch und dann das Ganze von vorn auf Englisch. Wenn wir zu zweit alles zweisprachig anhören, wissen wir am Ende ungefähr, was das Wetter machen wird. Gegen abend gehe ich zu Patrizia und genehmige mir eine ausgiebige Dusche. Ein herrliches Gefühl, wieder mal an einem Ort, wo ich mich zu Hause fühle, duschen zu können. Abends kocht Patrizia eine Spezialität und lädt auch noch drei sardische Freunde zum Essen ein. Ein gelungener Abend! Es wird einmal mehr ziemlich spät, bis wir ins Bett finden. Gegessen und getrunken haben wir mehr als genug.

Wir schlafen aus und bereiten das Boot für den Motorenservice vor. Patrizia hat gestern nach Cagliari telefoniert und organisiert, dass der 100-Stunden-Service heute stattfinden kann. Wie angemeldet, kommen zwei Mechaniker pünktlich um 12h00 beim Schiff an und machen den Service. Sie benötigen eine knappe Stunde, wechseln die Filter und das Öl, so dass wir davon ausgehen können, dass unser Motor weiterhin schön rund läuft. Nachmittags faulen Martin und ich ein wenig auf dem Schiff rum. Es regnet immer wieder ein bisschen zwischendurch. So nach 17h00 gehe ich zum Haus rauf und Patrizia war gerade auf dem Weg, mich zum Posten abzuholen. So kaufen wir nochmals herzhaft im Supermarkt ein. Nach vollendeter Tat bunkern wir die Ware im Schiff, ziehen uns um und können mit Patrizia rauffahren, zum Znacht. Martin und Marino grillieren das Fleisch, Patrizia und ich kümmern uns um Salat und Risotto. Fein! Wir geniessen den Abend zu viert und finden den Heimweg etwas früher als auch schon.