Logbuch
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Endlich auf dem Schiff
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7.-22.7.05
Am 7. Juli 2005 verlassen wir unser Heim. Fast wie geplant: statt um 10h00 sitzen wir um 17h30 im Auto und verlassen die Wannenholzstrasse und damit unser Häuschen, das uns fast zehn Jahre ein gemütliches Heim gewesen ist.

Wir unterbrechen unsere Autofahrt in Vienne und übernachten in dem uns wohlbekannten Relais 500. Am nächsten Morgen geht es mit gemischten Gefühlen weiter Richtung Aigues-Mortes. Einerseits grosse Freude, endlich unser Schiffsleben in Angriff nehmen zu können, andererseits ein flaues Gefühl im Magen, kein Daheim mehr zu haben in der Schweiz. Um die Mittagszeit treffen wir in Aigues-Mortes ein. SULEIKA ist perfekt positioniert und wir nehmen am Mittag unser erstes Picknick an Bord ein. Nach dem Essen schaffen wir eine Kiste nach der andern vom Auto ins Schiff. Wir haben ziemlich viel Material dabei und können nicht alles am ersten Tag bewältigen. Abends sinken wir müde in unsere Koje.

Am Samstag, 9. Juli 2005, geht das Verpuffen unserer Sachen weiter. Wir haben wohl beide zu viele Kleider dabei. Wir werden sehen, wie sich das mit der Zeit entwickelt. Vorläufig haben wir ja noch vierzehn Tage echte Zivilisation vor uns. Am Sonntag trifft ein Besuch ein: Fanny, Claudia, Salome und Noah Ginsburg mit ihrem Hund Nico kommen gerade recht aufs Mittagessen. Nachmittags schauen sie sich Aigues-Mortes an und wir arbeiten weiter an unserer Einrichtung. Abends gehen wir im Städtchen gemeinsam essen.

Montagmorgen zieht es uns voll Tatendrang zu Véga Voiles, unserem Segelmacher, wo wir Spinnakerstoff, Klettverschluss, Schrauben u.ä.m. einkaufen. Gegen Mittag essen wir gemeinsam mit Familie Ginsburg auf unserem Schiff. Während des Salatwaschens bricht der Hebel der Süsswasserfusspumpe. Das mit den Reparaturen fängt ja gut an....Als sich im Verlauf des Nachmittags der Besuch verabschiedet, kann er gerade noch meinem Bruder Philipp und dessen Freundin Lena die Hände schütteln. Schön, wer sich alles dafür interessiert, wie wir hier hausen und in der Zukunft leben werden. Zu viert essen wir bei Coco im Städtchen unser geliebtes Pavé du toro.

Am Dienstagmorgen hängen Martin und ich die Genua und die Fock auf , welche wir eingewintert hatten. Auch montieren wir den Segelsack für unser Grosssegel. Um 14h00 schaut der Techniker für den Motor vorbei und macht den ersten Service. Wir erklären ihm unser Problem mit dem Tourenzähler. Er nimmt ihn mit und sagt, wir sollen auf dem Büro vorbeischauen. Abends essen wir zu viert auf SULEIKA, Spaghetti mit Schweinssteak und verdauen hilft uns ein kleines Gläschen Metaxa (Danke an Evelyn und Ioti!).


Am Mittwoch führt uns unsere To-Do-Liste nach Montpellier, wo wir ein EPIRB bestellen. EPIRB bedeutet Emergency Position Indicating Radio Boiancy und dabei handelt es sich um eine Sicherheitsausrüstung, die unsere Position bekanntgibt, falls wir samt SULEIKA untergehen. Was wir nicht hoffen... Nachmittags wird SULEIKA von M. Sirvent ans Ufer gehoben, um das Unterwasser mit dem Hochdruckgerät zu reinigen. In einem Jahr hat sich doch einiges an Bewuchs angesammelt und die Schraube ist besetzt mit lauter kleinen, weissen Süsswassermuscheln, welche er von Hand mit dem Spachtel entfernt.

Als wir am Donnerstag den Zmorgen auf Deck einnehmen, winken uns Philipp und Lena zum Abschied von der Mauer von Aigues-Mortes zu. Martin vertieft sich in die Radaranleitung, ich lese zuerst ein wenig – muss unbedingt meinen Bücherberg verkleinern – und nähe dann aus dem grünen Spinnakerstoff eine Tasche fürs Badezimmer, in der wir unsere Haar-, Zahnbürsten und sonstige, täglich benötigten Artikel verstauen. Wir kochen und essen auf dem Schiff.

Der Freitag geht vorbei, indem wir auf SULEIKA weiter einrichten. Ich nähe uns Nachttischchen, welche wir anschliessend gemeinsam montieren, Martin arbeitet an den technischen Dingen. Nachmittags werden wir bei Technic Motors vorstellig, um unseren Garantiefall des Tourenzählers für den Motor geltend zu machen. Dies braucht einiges an Nerven und Überredungskunst. Wir werden auf Dienstagnachmittag vertröstet, erfahren aber zu unserer Beruhigung, dass die Frau bereits einen neuen Tourenzähler bei sich hat. Schon wieder ist ein Tag vorüber.

Am Samstag fixiert Martin die Nähmaschine und unsere Kühlbox. Eine Arbeit, die er auf dem Rücken liegend unter dem Salontisch erledigen muss. Sehr gemütlich. Als wir gerade an Deck essen, kommt der Monteur von Technic Motors mit der erfreulichen Nachricht, dass er uns den Tourenzähler auf Garantie montieren kann. Na, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Wir freuen uns wie die Kinder. Am Nachmittag leiht uns einer unserer Nachbarn, der auch an seinem Schiff arbeitet, seine Hochdruckmaschine und wir reinigen SULEIKA, dass es eine wahre Augenweide ist. Schön ist unser Segelboot. Der Sonntag ist unserer Verbindung mit der Aussenwelt gewidmet. Ich schreibe ein paar Mails, die Martin erfolgreich über Funk raussendet. Bei dieser Gelegenheit empfangen wir auch jede Menge News von Freunden und Bekannten. Ich nähe noch einen Sonnenschutz für unseren Tourenzähler. Dann wird gekocht, gegessen und geschlafen.

Am Montag, 18. Juli 2005, macht Martin sein erstes QSO mit Rüdiger. Dann brechen wir nach Hyères auf, um unseren Cockpittisch, der uns vom Holz, den Scharnieren und der Schieflage her enttäuscht hat, in revidiertem Zustand abzuholen. Auch eine neue Fusspumpe wartet bei Olbia auf uns. Zu unserer grossen Freude treffen wir Rémy Fuss, der unseren Innenausbau geleitet hat. Nach fünf Stunden Autofahrt hin und zurück beschliessen wir, heute auswärts zu essen. Das Couscous mit Merguez und Lamm im Städtchen ist unschlagbar fein.

Das mit dem EPIRB hat nicht auf Anhieb geklappt: das von uns ausgewählte Modell ist nur für die französische Flagge zugelassen... Wir bestellen das grössere Modell. Am Mittwoch kommt Andreas Vaterlaus zu Besuch. Er lädt uns im Städtchen zum Essen ein. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zu dritt. Am Donnerstag besuchen uns HP und Helga. Anlässlich seines Geburtstages führt uns HP in den Ausgang. Wir geniessen den Abend zu viert in vollen Zügen. Heute Freitag kommt Sylvain von Véga Voiles, um die Segelschütze an den Salings zu erneuern. Er macht eine Foto vom Schiff und eine von uns. Super Schnappschüsse.