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Logbuch Seite 108 |
Festland von Panama |
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Freitag, 31. Juli – Sonntag, 23. August 2009
Wir sind in Miramar, Panama, und schreiben die Fotos zum letzten Bericht an.
Darüber vergeht der Morgen wie im Flug. Nachmittags halten wir einen Schwatz mit
Odette, fahren per Auto ins Internet und schicken den Bericht samt Fotos an Dorothee. Als
wir wieder daheim sind, gehe ich gemeinsam mit Marie–Madeleine in Serges
riesigen Garten und wir sammeln Mangos ein, die Fülle der reifen Früchte ist
paradiesisch. Gemeinsam gehen wir zum Chinesen einkaufen. Wir trinken noch ein Bierchen
mit Odette und sind am Abend auf einen Apéro auf Ralas eingeladen. Wir geniessen
unsere Getränke mit Rum und die Nachos, welche wir im Philadelphiakäse
tunken. Gute Idee!
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Am Samstagmorgen schlafen wir aus. Ich backe Brot noch vor dem Frühstück
und wir geniessen das Morgenessen bis zur Mittagessenszeit. Nahe dem Dock von Serges
Nachbarn hält ein Lastwagen, der von oben bis unten mit Bananen gefüllt ist.
Nun fängt die Arbeit an: die Bananen werden in einen Schubkarren verladen,
über den Steg gekarrt und mit Schwung in die bereitstehende Lancha
geschüttet. Erstaunlich, wie wenig liebevoll dieses Nahrungsmittel gehandhabt wird.
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Ein Lastwagen voller Bananen |
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Werden zum Schiff gekarrt |
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Und ausgekippt |
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Als Serge fürs Wochenende nach Miramar fährt, trifft er unterwegs einen
Freund, der mit seinem Viehanhänger einen Unfall gebaut hat und eine Kuh und ein
Kalb notschlachten musste. Geistesgegenwärtig kauft er einen schönen Bitzen
vom Kalb und lädt die Familie seiner Frau nach Miramar ein. Mit grosser
Begeisterung sind wir alle mit von der Partie: Odette, Marie–Madeleine, Didier,
Martin und ich. Serge brät das Fleisch auf einer riesigen heissen Platte gemeinsam
mit Bisma. Das Resultat ist hervorragend. Damaris ist da, ihr Vater, ihre Schwester, deren
Sohn mit Frau und zwei Töchtern. Der Abend ist bunt und wir üben uns im
Spanisch parlieren und verstehen. Ganz gemütlich.
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Damaris und Serge |
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Grossmutter Dalila (38) und ihre Enkelin |
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Hermenia, die ältere Enkelin von Dalila |
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Wir stehen zeitig auf. Ich mache eine Wäsche und Martin studiert den Katalog der
Zona Libra. Es ist einfach unglaublich, was dort alles angeboten wird. Danach büffelt
er Spanisch und ich mache Schmuck. Später bereite ich alles zum Löten vor,
doch der Wind ist zu stark und ich muss diese Arbeit auf später vertagen. Martin
nimmt sich erneut dem WC an. So vergeht der Sonntag im Nu.
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Am Montagmorgen schlafen wir aus. Leider hat es nachts nicht geregnet. Wir hätten
einen Wassersegen brauchen können. Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg, um
Odette und Marie–Madeleine meine neuste Kette zu zeigen. Ich bin etwas zu
spät dran, Odette steigt bereits ins Auto, da Bisma sie fürs Mittagessen abholen
kommt. So hat nur Marie–Madeleine das Vergnügen, sich die neue Kette
anzusehen. Sie ist fasziniert von "Claire de Lune". Sie kommt mit mir auf
Suleika, wo sie das Collier anprobiert und sich im Spiegel kritisch betrachtet. Sie zeigt es
Didier und auch ihm gefällt es. So postet sie es. Wir beide freuen uns riesig
darüber. Martin und ich fahren am Nachmittag ins Internetcafé, vergebens.
Heute haben sie keine Verbindung. Ich fahre am späteren Nachmittag mit
Marie–Madeleine und Didier nochmals hin. Die einzige Verbindung, die geht, ist mit
Didiers eigenem Computer. Als er mit seinen Sachen fertig ist, kann ich kurz meine
dringendsten Mails schicken. Ich habe meine liebe Mühe, mit seiner winzigen
Tastatur. Auf dem Heimweg fährt Didier noch bis Cuango. Hier endet die geteerte
Strasse der Costa Arriba von Panama. Während des Sommers gibt es noch eine Piste
bis Playa Chiquita, im Winter verbinden sich das Meerwasser und der Fluss und der Ort ist
nur noch per Schiff zugänglich. Abends machen wir einen Apéro dinatoire auf
Suleika. Marie–Madeleine und Didier schmecken unsere Käseschnitten
vorzüglich. Sie bringen einen kühlen Weisswein mit, was den Genuss eindeutig
erhöht ;–).
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Heim von Odette unten, Bisma und Familie oben |
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Das Hotel von Serge |
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4.30 Uhr Tagwache. Obwohl wir an der Strasse stehen, verpassen wir aufgrund eines
Missverständnisses den Sechs–Uhr–Bus nach Portobelo. Also kehren
wir auf Suleika zurück und geniessen das Morgenessen. Beim
Acht–Uhr–Bus passiert uns nicht nochmals derselbe Fehler. Wir steigen
bereits in die verkehrte Richtung ein, fahren bis Cuango, und haben so unsere
Lieblingsplätze zuvorderst rechts in Fahrtrichtung bis Portobelo. Wir schauen bei
Michel rein. Er ist geistig bereits auf seinem viertägigen Trip, hilft uns aber bei allen
Punkten, bei denen wir von ihm Hilfe erhofft hatten. Vielen Dank! Da er auf dem Sprung ist
– er verreist heute mit einer Gruppe von vier Franzosen für vier Tage –
bleibt uns mehr Zeit als erwartet. Wir nützen sie im Internetcafé und bei
einem gemütlichen Mittagessen, bevor wir per Bus wieder heim kehren. Wir fahren
auch noch nach Palenque ins Internetcafé, um alles Anstehende erledigen zu
können. Abends erfahren wir, dass Serge Gäste hat: drei Franzosen, die
anderntags nach Kuna Yala weiterreisen, und einen französischen Velofahrer,
Nicolas, auch er plant eine Weiterreise über Kuna Yala nach Kolumbien. Wir essen
gut und unterhalten uns vorzüglich.
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Serge, voll konzentriert |
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Am nächsten Tag schaut Nicolas bei uns rein und besichtigt Suleika. Die drei
Franzosen sind auf Ralas zum Kaffee. Wir gehen aufs Nachbardock, um die Abreise der
Franzosen mit Geraldo Richtung Kuna Yala mitzuerleben. Die Lancha ist ziemlich
gefüllt mit Bananen und Nicolas’ Velo wird einfach oben drauf gelegt. Eine
eindrückliche Gugelfuhr in guter Stimmung legt ab Richtung Porvenir. Martin hat von
Didier ein Stück rostfreien Stahl erhalten, den wir nun im Schraubstock von Serge, im
Atelier, in die gewünschte Form biegen. Danach beginnt er, die gewünschten
Löcher zu bohren, doch fällt der Strom aus.... Martin füllt das
Bestellformular für West Marine aus und wir fahren ins Internetcafe, um die
Bestellung aufzugeben.
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Abreise der Franzosen nach Kuna Yala |
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Freitags regnet es ohne Unterlass. Während Martin die Anleitung zum Wassermacher
gründlich studiert, fülle ich Petflaschen mit Regenwasser. Bis die Becken sich
wieder füllen, widme ich mich der Lektüre. Nachmittags Fahrt zum
Internetcafé. Reinfall: es ist geschlossen. Diesmal fährt Martin am
späteren Nachmittag mit Marie–Madeleine und Didier nochmals hin,
während ich auf dem Schiff bleibe resp. Odette einen ausgiebigen Besuch abstatte.
Wir plaudern angeregt miteinander.
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Unser Büchergecko |
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Martin arbeitet erneut am rostfreien Stahlteil für die Antenne des MerVeilles. Odette
hat mir eine Kette gegeben, die kaputt gegangen ist. Das Zeug ist so schlecht gemacht, dass
es sich nicht flicken lässt. So ziehe ich ihr ein neues Collier auf aus Onix und
hänge das schöne Silberkreuz dran. Am Abend essen wir bei Serge Palourdes,
eine Muschelart, die er vorzüglich mit einer Sauce gekocht hat, Langusten, Krabben,
Reis und Salat. Schon wieder ein Festessen der besonderen Art.
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Montage der MerVeille Antenne |
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Palourdes, mmhhh |
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Am Sonntag gehen wieder mal sintflutartige Regenfälle übers Land. Das
motiviert zu ein paar Handwäschen. Martin hat noch eine Inoxplatte von Didier
bekommen, die er nun als Wandständer für das neue
VHF–Handgerät zurecht macht. Am frühen Nachmittag kehren
Marie–Madeleine und Didier von ihrem Grosseinkauf zurück. Wir helfen
ihnen, die Ware über unser Schiff auf Ralas zu bringen. Zu viert geht es viel schneller
als zu zweit. Martin bastelt an seinem Ständer und ich plaudere mit
Marie–Madeleine.
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Auf Biegen ohne Brechen |
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Wir schlafen ausgiebig aus. Ich schmückle. Wir fahren ins Internetcafé. Wir
unterhalten uns mit Odette. Ich backe Brot und Müesli, schneide Martin die Haare.
Wir erfahren, dass Ralas beschlossen hat, morgen Richtung Kuna Yala aufzubrechen. So
laden wir sie – wie versprochen – am Vorabend ihrer Abreise bei uns zum
Abendessen ein. Sie haben uns denselben Gefallen getan, als wir nach Kolumbien
aufbrachen und ich muss sagen, es ist sehr angenehm, am Vorabend der Abreise nicht selber
kochen und die Küche aufräumen zu müssen. Wir verbringen einen
gemütlichen Abend, der bald endet, da sie nicht zu spät ins Bett kommen
wollen.
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Wir stehen zeitig auf, um bereit zu sein, Ralas beim Ablegen zu helfen. Als sie sich von uns
gelöst haben, fahren sie ein paar Meter und legen am Schiff von Javier wieder an. Sie
mussten feststellen, dass ihre Ankerwinsch nur noch aufwärts funktioniert. Didier
kann dieses Problem auf der Stelle lösen. Beim Rausfahren aus der Bucht hocken sie
zweimal auf dem Grund auf und Javier kann sie mit Hilfe seines Dingis beide Mal befreien.
Als wir schon tief und fest schlafen, schellt unser Telefon: Serge ist am Apparat und
möchte die Telefonnummern von Marie–Madeleine und Didier. Die beiden
sitzen mit Ralas auf einem Riff fest in der Nähe von Porvenir. Wir wissen nicht, wie
das passieren konnte, aber sie tun uns sehr leid.
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Ralas, heute ein Wrack |
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Anderntags mit dem Sechs–Uhr–Bus nach Colon. Serge pickt uns auf und wir
fahren zu Ferremar. Zwar finden wir keine Kühlwasserschläuche, dafür
Leinen, Handschuhe und einen kleinen Seitenschneider sowie einen Frischwasserschlauch.
Wir fahren zu Damaris und ihrer Mutter ins Spital. Dann besuchen wir ein
Grundstück am Gatunsee. Die Aussicht ist einmalig und die alten, grossen
Bäume sind traumhaft. Wir kaufen im Super 99 und Rey ein. Auf dem Heimweg essen
wir – kurz vor Portobelo – im Restaurant "La Torre" eine
schmackhafte, sorgfältig gewürzte Meeresfrüchtesuppe mit Knoblibrot.
Wir laden unsere sieben Sachen aus und essen dann bei Serge, gemeinsam mit Odette. Wir
verbringen einen äusserst friedlichen Abend zu viert.
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Serge und Odette |
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Am Dienstag stehen wir um viertel vor fünf auf und fahren mit Serge und Odette nach
Panama. Wir erfahren von Serge, dass Ralas immer noch auf dem Riff festsitzt. Das sind
keine guten Neuigkeiten.... Der erste Halt machen wir in Sabanita, wo Serge einen Kollegen
trifft und wir drei einen Kaffee trinken und einen kleinen Happen essen. Weiter geht es nach
Panama. Bei Volvo ist der grösste Teil der bestellten Ersatzteile eingetroffen. In
weiteren Geschäften finden wir einiges der gesuchten Werkzeuge. Wir sind um alles
froh, was wir hier beschaffen können und nicht aus der Schweiz rüber schleiken
müssen. Nach dem Mittagessen fahren wir zurück nach Miramar. Wir machen
einen Zwischenstopp bei Michel in Portobelo, trinken einen Tee. Auch heute essen wir zu
viert bei Serge. Ganz genial.
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Wir haben den Wecker auf fünf Uhr dreissig gestellt, da Geraldo sagte, er werde die
bestellten zwanzig Gallonen Diesel um sechs Uhr liefern. Zwar fuhrwerkt er am Ufer, doch
die Lieferung für uns erfolgt erst um neun Uhr.... Wir machen Fotos von Serges Schiff
und drucken sie bei Odette aus. Als ich sie Geraldo bringen will, ist er bereits abgefahren
Richtung Kuna Yala. Da es wieder mal regnet, kann ich unsere Wasservorräte
auffüllen. Den Nachmittag verbringen wir im Internetcafé und bei Odette.
Endlich kann ich wieder mal ein frisches Guacamole machen. Wir brutzeln die gekauften
Bratwürste zum Znacht. Megagut.
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Das Internetcafé in Palenque |
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Verschiedene Angebote |
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Am Samstag versorgen wir die Ersatzteile, gehen ins Internetcafé und bestellen eine
neue Rettungsinsel. Nach dem Mittagessen klemmen wir uns hinter die gründliche
Reinigung des Wassermachers sowohl mit dem Alkaline als auch mit dem Acid Cleaner. Als
alles am Laufen ist, gehe ich Odette besuchen und Martin überwacht das Prozedere.
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Abendstimmung in Miramar |
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Aus Miramar schallt die ganze Nacht Musik rüber bis morgens um fünf Uhr
dreissig. Martin hat entsprechend wenig geschlafen, ich habe nichts gehört. Wir
machen mit der Reinigung des Wassermachers weiter. Nachmittags ändern wir die
Anbindung von Serges Boot mit Hilfe von seinem Dingi, so dass wir in der kommenden
Woche problemlos ablegen können und Serges Boot gut angebunden ist. Durch Bisma
erfahren wir, dass Didier ein medizinisches Problem hat und er mit Marie–Madeleine
demnächst eintreffen wird. Ein Amerikaner bringt sie per Motorboot und sie werden
im Auto zum nächsten Spital in Colon gefahren. Der Stress, fünf Tage auf dem
Riff zu sitzen, war wohl zuviel. Wir backen eine
Zwiebel–Käse–Wähe und essen sie gemeinsam mit Odette bei
ihr.
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Serges Grundstück in Miramar |
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Wir schliessen die Reinigung des Wassermachers ab: noch ein Durchlauf mit Säure
und eine gute Spülung mit Wasser danach. Wir planen die Decke für unsere
Sprayhoodfenster und ich nähe sie. Ich rufe Marie–Madeleine an und erfahre,
dass sie Ralas auf dem Riff aufgeben mussten. Grauenhaft. Didier ist in guten Händen
und auf dem Weg der Besserung. Wenigstens das. Unser obligate Internetbesuch darf auch
heute nicht fehlen. Als wir das Internetcafé und seine extreme Abkühlung
mittels Air Condition verlassen und ins Auto einsteigen, läuft meine Brille an.... Wir
schwatzen mit Odette und bereiten Suleika auf die Abreise vor.
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Gecko fängt Mücken |
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Heute geht es los. Endlich! Wir entsorgen den Abfall, plaudern ein letztes Mal mit Odette.
Martin putzt die Leine, welche uns am Pfosten bei Geraldo drüben gehalten hat und
ich mache das Schiffsinnere abfahrbereit. Ganz am Schluss gehen wir uns beide von Odette
verabschieden. Wir winken Javier und seiner Freundin zu und legen ab. Wir streifen die
Mangrove ziemlich intensiv, dafür sitzen wir nicht auf. Martin macht eine saubere
Tellerwende und los geht es. Wir finden den Ausweg, ich vorne am Ausguck und Martin am
Steuer, denn auch hier hat es auf beiden Seiten Riffe. Wir motoren bis Isla Linton und ich
erlebe ein neues Gefühl: auf dem Schiff sein, die Sonne scheint und ich sitze im
Schatten. Wow! Das neue Bimini ist genial. Im Ankerfeld hat es viele Schiffe, aber immer
noch genügend Platz für uns. Kaum sind wir sicher, dass der Anker hält,
stürze ich mich ins Meer. Dieses Vergnügen mussten wir seit Kuna Yala
missen. Das Wasser ist angenehm warm. Beim Apéro lauschen wir dem Konzert der
Brüllaffen auf der Insel.
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Der Himmel ist grau, doch ziehen wir weiter. Unser Ziel ist es, als Linehandler durch den
Panamakanal zu fahren, um Erfahrung zu sammeln, bevor wir in die Schweiz zurück
kehren. Wir nehmen ein Morgenbad, essen was und los. Um die Mittagszeit giesst es wie aus
Kübeln. Martin zieht die Regenjacke an, bleibt draussen, ich beobachte die Situation
drinnen auf dem AIS. Es liegen mehr als ein Dutzend Frachter vor Anker, die auf ihre
Kanalpassage warten. Bei strömendem Regen und kurz nach Büroschluss
treffen wir in der Shelter Bay Marina ein. Dave, der Dockmaster, hilft uns beim Anlegen.
Martin installiert den Wasserschlauch. Mit dem Strom müssen wir warten, bis das
Büro anderntags wieder offen ist.
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Einfahrt zum Panamakanal |
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Wir gehen vor dem Morgenessen ins Büro und melden uns an. Die ganze Prozedur
braucht ihre Zeit. Wir zahlen für drei Monate. Was mich jetzt am meisten interessiert,
ist die Wäscherei. Endlich kann ich mich wieder mal selber und mit
Waschmaschinen, die auch über heisses Wasser verfügen, unserer
Wäsche annehmen. Martin kümmert sich in der Zeit um den Strom. Die
Duschen hier sind noch schöner, als die in der Tortugal Marina, wer hätte das
gedacht. Sooooo herrlich. Frisch geduscht in frischer Bettwäsche zu schlafen. Was
will der Mensch mehr?
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Am Freitag fahren wir mit dem Gratisbus um acht Uhr in der Früh zum Einkaufen.
Wir essen dort ein Sandwich, trinken einen schwarzen Kaffee. Martin erzählt allen,
die er trifft, dass wir als Linehandler durch den Kanal wollen. Man sieht keine
entsprechenden Aktivitäten auf den Schiffen in der Marina. Ein Amerikaner empfiehlt
ihm auf dem Heimweg, sich mit Dave von der Marina in Verbindung zu setzen. Kaum aus
dem Bus ausgestiegen, spricht Martin bereits mit Dave, eine junge Frau kommt vorbei, Dave
hält sie auf: Olga sucht Linehandler. Sie wird mit dem Kapitän des Schiffs
sprechen, wir gehen auf Suleika und verpuffen unsere Einkäufe. Als wir gerade das
frisch gebackene Poulet aus dem Supermarkt zum Essen attackieren wollen, kommt Olga
mit ihrem Kapitän, Chris vorbei. Wir beschnuppern uns gegenseitig und um
zwölf Uhr fünfundvierzig ist klar, dass wir in einer Dreiviertelstunde bereit
sein müssen und heute noch als Linehandler durch den Kanal fahren werden. Jupiiiii!
Nun heisst es sich konzentrieren. Was brauchen wir, was benötigen wir nicht. In
Windeseile packen wir unseren Rucksack und treffen mit fünf Minuten
Verspätung auf "Sérénité" ein. Eine zwölf
Meter lange Ketch. Ein schönes Schiff. Kurz nach uns kommen die beiden bezahlten,
sogenannt professionellen Linehandler mit den vier vorgeschriebenen 40 Meter langen
Leinen an. Die Pneus, welche Sérénité seitlich schützen
sollen, liegen bereits fein säuberlich gestapelt auf ihrem Heck.
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Olga |
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Chris |
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Wir fahren los und ankern in den Flats, einer betonnten Zone in der Nähe des
ehemaligen Yachtclubs. Hier warten wir auf den Piloten. Jedes Segelschiff, das den
Panamakanal durchfahren will, muss vier Linehandler an Bord haben und einen Piloten
mitnehmen. Als der Pilot eingetroffen ist, nähern wir uns der Einfahrt des
Panamakanals, während dem die Nacht übers Land fällt. Wir erfahren,
dass wir an ein Vergnügungsschiff mit dem Namen "Pacific Queen"
angehängt werden. So haben nur zwei Linehandler Arbeit. Martin übernimmt in
der Mitte die Springleine und ich arbeite als Fotografin ;–). Zuerst fährt ein
riesiger Frachter in die erste Schleuse. Links hinter ihm legt die Pacific Queen an und
danach binden wir uns an ihr fest. Um diese Tageszeit ist das Schiff leer, bis auf die Crew.
Die Strömungswirbel in den Schleusen sind eindrücklich. Der Pilot ist sehr
pflichtbewusst und erklärt Chris laufend, was gerade geschieht. Als wir die drei
Schleusen erklommen haben, lotst uns der Pilot zu zwei riesigen Bojen. Wir machen an
einer der beiden Bojen an und der Pilot wird abgeholt. Olga und Chris kochen ein feines
Abendessen. Die professionellen Linehandler Javier und Ito gehen bald schlafen. Olga,
Chris, Martin und ich unterhalten uns noch eine Weile bei einem Gläschen Wein
über Gott und die Welt. Martin und ich schlafen in der hinteren Kabine. Da die
Hälfte davon mit Dingi und sonstigem Material belegt ist, liegen wir etwas beengt,
schlafen aber einigermassen gut.
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Einfahrt zu den Gatunlocks |
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Schraubenturbulenzen |
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Kommandoturm |
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Um sechs Uhr ist Tagwache. Kaum ist der neue Pilot an Bord, gibt es
Frühstück. Dann brechen wir auf und motoren gute drei Stunden über
den Gatunsee. Der See ist riesig, die Landschaft traumhaft und der Himmel zum
Glück bedeckt, denn auf Sérénité fehlt jegliches
Sonnendach.... Als wir die Culebra, eine künstliche Schlucht, durchfahren haben und
bei der Pedro Miguel Schleuse ankommen, machen wir uns an einem Dock fest und warten
auf die Erlaubnis, in die Schleuse einzufahren.
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Gatunsee |
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Megatunder |
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Punete del Centenario (von Deutschen erbaut) |
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Die Pacific Queen fährt zuerst ein, diesmal bis oben auf gefüllt mit Touristen.
Wir hängen uns – zum Gaudi der Zuschauer – aussen an und hinter uns
fährt ein riesiger Frachter in die Schleuse. Beim Runterweg sind die Wirbel deutlich
weniger stark, die entstehen, als wir sinken. Die Sonne knallt heute erbarmungslos vom
Himmel und selbst Martin holt sich einen Sonnenbrand. Wir bringen auch die
Miraflores–Schleuse erfolgreich hinter uns. In der letzten Schleuse hat es jede Menge
Pelikane, weil hier das Salz– und das Süsswasser aufeinandertreffen und es aus
diesem Grund viele verschieden Fische hat. Der Führer auf der Pacific Queen nennt
diese Schleuse die Sushischleuse für die Vögel.
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Pedro Miguel Locks |
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Pelikan im Sushilock |
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Es berührt uns zutiefst, als die letzte Schleuse ihre Tore öffnet und wir den
Pazifik erblicken. Wir freuen uns auf den Augenblick, wenn wir dieses Spektakel auf
Suleika erleben dürfen. Wir fahren aus der dritten Schleuse und kurz darauf wird der
Pilot von einem Boot abgeholt. Wir motoren unter der "Puente de las Americas"
durch und setzen die beiden professionellen Linehandler samt Leinen und Pneus ans Ufer.
Danach motoren wir in die Nähe der Flamingomarina, wo Chris den Anker wirft. Ein
heftiges Gewitter bricht los und wir verschieben das Aufpumpen des Dingis. Als sich das
Wetter beruhigt, pumpt Chris das Dingi auf, bringt uns ans Ufer, holt Olga ab und zu viert
nehmen wir ein Taxi. Sie zum Einkaufen, wir zum Busterminal. Wir fahren mit dem
Expressbus nach Colon, nehmen ein Taxi und treffen in dunkler Nacht in der Marina ein.
Wir essen einen superguten Hamburger im Restaurant und sinken glücklich und
müde in unsere eigene Koje, wo wir Platz zum Verschwenden haben.
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Puente de las Americas |
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Am Sonntagmorgen gehen wir zur Dusche. Bevor ich dusche, lege ich noch dreissig
Längen im Marinaswimmingpool zurück. Ich habe den Pool für mich
allein, da es in Strömen regnet. Danach eine heisse Dusche mit Haare waschen. Ein
ausgiebiges Frühstück und Martin macht sich auf den Weg, unsere
WIFI–Verbindung zu erlangen, die eigentlich bereits funktionieren müsste...
Als er nach geraumer Zeit zurück kommt, schickt er mich sofort ins
Marinagebäude. Nette Menschen haben einen ganzen Tisch mit deutschen
Büchern belegt, die man mitnehmen kann. Das muss er mir nicht zweimal sagen. Es
muss sich um Schweizer gehandelt haben, da einige Bücher von Orell Füssli in
Zürich stammen. Vielen Dank den edlen SpenderInnen!
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