Logbuch
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Trinidad
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Donnerstag, 5. – Mittwoch, 25. Juli 2007

Chaguaramas war ein amerikanischer Marinestützpunkt im zweiten Weltkrieg. Dreissigtausend Soldaten waren hier stationiert. Heute ist es ein Jachtzentrum, da es sich südlich der Hurrikanzone befindet. In dieser Bucht sind ganz viele Werften daheim wie Coral Cove, Crews Inn, IMS, Peake, Power Boats, Tardieu Marine und andere mehr. Da die Strasse hinter den Werften als unsicher gilt, fährt man mit dem eigenen Dinghy oder mit dem YSATT–Shuttle sicher von einem Ort zum andern. Tagsüber ist das zu Fuss gehen auch möglich, nachts wird ganz entschieden davon abgeraten. Da der Shuttle so günstig ist, bietet sich diese Verkehrsmöglichkeit als Beste an, ausser wenn er gerade repariert werden muss und für den ganzen Tag ausfällt...

   
Chaguaramas – Bojen– und Ankerfeld   Suleika an der Boje  

Es regnet und regnet und regnet. So kommen – zum ersten Mal auf unserer Reise – die Verlängerungen unseres Sonnendachs zum Zug. Martin montiert sie und siehe da: die Sitzbänke bleiben trocken und wir können ganz gemütlich im Cockpit sitzen. Genial. Wir machen den Bericht fertig, fahren von unserer Boje per YSATT–Shuttle ins Internetcafé und senden ihn nach Zürich. Wir profitieren von unserem Landaufenthalt und kaufen auch noch ein paar frische Lebensmittel, welche wir, kaum auf Suleika angekommen, als feinen Zvieri vertilgen. Martin legt sich ein wenig hin, ich schreibe ein paar Mails.

Am Freitagmorgen suchen wir erneut den Budget Marine, ein grosses Schiffszubehörgeschäft, auf und posten einen Kleber für die Gummidichtungen der Luken und einen Kleber, um das Gasgestell, das Martin umgebaut hat, wieder in der Backskiste einzukleben. Auch ein neues Halogenbirnchen findet den Weg zu uns. Am Abend sind wir auf Famous Potatoes zu einem Apéro eingeladen. Genau zur Papageienzeit. Hier in Chaguaramas fliegen und schnattern die Papageien morgens und abends um sechs Uhr wie die Grossen durch die Gegend. Sie sind ganz grün und lustige Kerle. Wenn man sie fliegen sieht, wirkt ihr Kopf sehr eingedrückt. Manchmal hinterlassen sie unschöne Marken auf unserem Schiffsdeck. Nach dem Glas Wein auf Famous Potatoes nützen wir die Tatsache aus, dass wir uns in Coral Cove befinden, und schnappen uns eine Pizza zum Znacht. Danach per YSATT–Shuttle zurück zum Boot.

Am Samstag giesst es erneut in Strömen. Wir verbringen eine ausgedehnte Zeit im Internetcafé, treffen auf dem YSATT–Shuttle das Ehepaar vom Schiff Oma und Opa und unterhalten uns mit ihnen. Am Sonntag meint es die Witterung etwas besser mit uns. Wir fegen die hintere Backskiste gründlich aus, lassen sie trocknen und dann leimt Martin das umgebaute Gasgestell rein. Samstags wie sonntags ist unser Liegeplatz relativ unruhig, da wir direkt an der "Ausfallstrasse" der Motorboote liegen und die wie die Verrückten hin und her brausen. Der Platz ist wesentlich ruhiger und angenehmer zum Sein, wenn die Wochenendausflügler wieder an ihre Arbeit zurück kehren müssen. Am Abend holt uns Brian mit dem Dinghy zum Sundowner auf der Meander II ab. Wir verbringen einen gemütlichen Abend mit Val und Brian.

Am Montagmorgen fahren wir per Shuttle zu Peake, da wir unseren Vertrag unterzeichnen möchten. Wir erfahren, dass dies erst möglich sein wird, wenn Suleika aus dem Wasser kommt, da Peake die Länge der Schiffe selber vermisst und diese gemessene Länge die Grundlage der Preisberechnung bildet. Ich gehe duschen und als ich aus der Dusche komme, giesst es erneut in Strömen. Wir füllen noch die beiden mitgebrachten Kanister mit Trinkwasser und lassen uns aufs Schiff zurückbringen. Einmal mehr hilft mir Martin beim Anlöten von Ohrsteckern. Es klappt wie am Schnürchen.


   
YSATT–Shuttle   Garlan, der Shuttle–Kapitän  

Wir nehmen es gemütlich. Da das Wasser unruhiger ist als auch schon, hängen wir sicherheitshalber eine zweite Leine an unsere Boje. Dann sehen wir einen Fender unserer spanischen Nachbarn vorbei treiben. Da wir kein Dinhgy haben, können wir nichts unternehmen. Kurze Zeit später kommt ein Funkruf auf dem Netz, Rabbit hat den Fender eingefangen. Wir teilen ihm mit, dass er unseren Nachbarn gehört und wir denen, wenn sie aufs Schiff zurückkommen, mitteilen werden, dass sie den Fender auf Rabbit abholen können, was wir später dann auch machen. Am Nachmittag per Shuttle zu Budget Marine. In mühseliger Handarbeit durchforsten wir die aufliegenden Kartenkataloge und schreiben uns alle Nummern der Karten mit sämtlichen Angaben raus, die wir für eine nächste Reise benötigen. Zum ersten Mal verlassen wir die Marina nicht auf der Wasserseite, sondern – für uns – hinten raus zur Strasse und spazieren von Budget Marine zu Power Boat. Im dortigen Supermarkt kaufen wir ein und fahren dann per Shuttle zu Suleika zurück. Wieder machen wir eine Lötsession. Doch ist diese wesentlich weniger erfolgreich als die gestrige. Das Wasser ist viel unruhiger, der Wind hört nicht auf, die Flamme auszublasen.... Na ja, am Schluss gelingt es doch noch.

Am Morgen geht es mit Jesse James – dem lokalen Hans Dampf in allen Gassen – und ein paar anderen Seglern los zum Grosseinkauf im PriceSmart. Dies ist ein riesiges Warenhaus, auch mit einer Lebensmittelabteilung, bei dem man eine Mitgliedschaftskarte lösen muss. Die Ware ist extrem günstig, kann allerdings nicht in Einzelstücken bezogen werden. Wir planen, nur zu schauen. Als ich in diese Riesenhalle eintrete, bereue ich von Herzen, den Fotoapparat daheim gelassen zu haben. Die Halle ist ungefähr zwanzig Meter hoch, sämtliche Gestelle reichen bis in den Himmel und Martin und ich stellen sofort fest, dass die erlaubte eine Stunde bis zur Abfahrt kaum reichen wird, einen ersten Eindruck von allem zu erhaschen. Wir kaufen dann doch das eine oder andere ein, da die Preise wirklich enorm günstig sind. Im Vergleich zu den andern Seglern ist unser Einkauf äusserst bescheiden. Am Nachmittag auf dem Schiff listen wir alles auf, was wir in unserer Apotheke haben, mit Verfalldatum und Quantitäten. Ein Inventar zu erstellen ist im Hinblick auf unsere Rückkehr in die Schweiz angesagt.

Am Donnerstag verholen wir von der YSATT–Boje in die Crews Inn Marina. Zum Glück haben wir ein Natel, das funktioniert. Der VHF–Kanal, der für die Crews Inn Marina gilt, wird von ihr nicht abgehört.... Martin fährt ein erstklassiges Parkmanöver. Hat er also trotz all der vielen Ankerei noch nicht verlernt. Chapeau! Unseren Wasserschlauch können wir problemlos anschliessen, doch bieten sie hier 120V Strom an. Nicht gerade das, worauf wir eingerichtet sind. Eine Rückfrage zeigt, dass sie die nötigen Anschlüsse vermieten und eine Stunde später verfügen wir – dank Martins gekonnter Handwerksarbeit – auch über Strom. Auch das WIFI funktioniert bestens an Bord. Der einzige Haken am neuen Platz: Mücken, Mücken, Mücken.

Freitag der dreizehnte ist der richtige Tag, um unseren ersten Ausflug nach Port of Spain, der Hauptstadt von Trinidad, zu unternehmen :). Als wir von der Marina zur Strasse spazieren, sehen wir eine ganze Gruppe Geier, die auf dem Boden rumhüpfen und sich auf einem grossen Baum versammeln. Per Maxi Taxi fahren wir in die Stadt. Der Druck ist hier ein ganz anderer als in Grenada: viel grösser.

   
Bank in Port of Spain   Wannenholz in Port of Spain   Gegensätze


Es gibt viele sehr schöne Menschen hier. Die Mischlinge aus Schwarzen, Indern und Weissen haben wunderschöne Gesichter und oft schöne Körper. Doch sehen wir auch viele Clochards, die mitten in der Stadt auf den Trottoirs schlafen. Ultramoderne Gebäude und alte Häuser prägen das Stadtbild. In Port of Spain gibt es viele Kirchen und fast noch mehr Stacheldraht und vergitterte Eingänge.

   
Cathedral of The Holy Trinity   Viel Stacheldraht   Cathedral of The Immaculate Conception


Als wir uns in einem Geschäft nach Hosen für Martin umsehen, fordert mich die Verkäuferin auf, die Kamera fester in der Hand zu halten, da sonst die Gefahr des Diebstahls zu gross sei. Befolge diesen Rat natürlich umgehend. Der Hauptgrund, weshalb wir in die Stadt aufgebrochen sind, ist, dass wir Stoff für Leintücher benötigen. Im PriceSmart hatten sie zwar Leintücher, aber nicht in reiner Baumwolle und echt in zu grosser Quantität. So tummeln wir uns in der Strasse, in der es fast ausschliesslich Stoffläden hat. Zuerst die grosse Umrechnerei, wie das Format in Fuss und Yards lautet.... Für die Leintücher werden wir im ersten Laden nicht fündig. Dafür kaufen wir einen blau–türkis–gelb gemusterten Stoff für neue Cockpitkissen. Die Verkäuferin weist uns in einen Laden, in dem sie Leintuchbaumwolle im gewünschten Format haben sollten. Sie kommt sogar noch mit uns und macht Vorabklärungen für uns. Sooo nett. Wir finden einen rohe Baumwolle in der richtigen Breite, die auch noch Aktion ist. Ein Volltreffer. Danach essen wir bei einem Chinesen zu Mittag. Hier ist das Koch– und Bedienungspersonal hinter Gittern eingesperrt. Anschliessend fussen wir durch die halbe Stadt, da in unserem Reiseführer ein Geschäft für nautische Karten und Seehandbücher empfohlen wird. Unterwegs kommen wir an der öffentlichen Bibliothek vorbei: ein supermodernes, ansprechendes Gebäude.

   
Nationale Bibliothek   von Trinidad und Tobago  

Im Kartengeschäft angekommen, stellen wir enttäuscht fest, dass die fast ausschliesslich Unterlagen für die Berufsschifffahrt verkaufen und nichts im Angebot führen, was uns interessieren würde. Schade für den Weg, den wir zurückgelegt haben. Also zurück in die Haupteinkaufsstrassen. Wir sind müde, schauen uns eine Kirche an und trinken danach ein Bier. Die Angestellten der Bar sind hinter Gitter. Im Gitter ist ein senkrechter und ein waagrechter Schlitz. Der erste, um die Bierflaschen rauszureichen, der zweite, um Teller mit Essen unten durch zu schieben. Ziemlich gewöhnungsbedürftig, eingesperrte Beizer zu erleben. Wir gehen zum Busbahnhof und per Maxi Taxi zurück in die Crews Inn Marina. Auf dem Weg von der Hauptstrasse zur Marina sind diesmal die grünen Papageien lautstark unterwegs.

Am Samstag fahren wir mit einem Chauffeur von Jesse James und ein paar anderen Seglern kurz nach Mitternacht – um 6h30 – los auf den Gemüse– und Früchtemarkt in Port of Spain. Das Erlebnis ist einmalig. Sämtliche Amerikaner, die mit uns auf dem Bus waren, stehen erst mal für Shrimps an. Wir schauen uns in der Fischabteilung die Augen aus dem Kopf. Kaufen aber nichts ein, da wir keinen Kühlschrank haben an Bord.

   
Fischmarkt   Gemüse und Früchte   Papayas


Wir flanieren weiter bis zum Gemüse und greifen dort tüchtig zu. Das Gemüse und die Früchte vom Markt sind um Grössenordnungen frischer und ansprechender als das Angebot im Supermarkt bei uns im Hafen. Vollbepackt wie ein Lastesel durchstreifen wir auf dem Rückweg zum Bus auch noch die Kleidersektion. Ich finde noch einen pinkfarbenen Badeanzug für umgerechnet CHF 5.–. Ein echtes Schnäppchen. Natürlich kann ich ihn nicht probieren. Doch erweist sich später auf dem Schiff, dass er wie angegossen sitzt. Auf dem Heimweg mit dem Bus hält der auch noch bei einem grossen Supermarkt, wo wir eine halbe Stunde zum Einkaufen zur Verfügung haben. Nachdem wir alle Lebensmittel auf dem Schiff verstaut haben, profitiere ich vom Swimming Pool, der zur Hotelanlage des Crews Inn gehört. Herrlich, wieder mal nach Herzenslust schwimmen zu können. Obwohl, Salzwasser ist natürlich angenehmer als Chlorwasser. Letzteres aber entschieden besser als gar nichts ;–).

   
Okras, Frühlingszwiebeln, Bananen, Wurzeln und so   Klamotten  

Der Sonntag ist unserem Leintuchprojekt gewidmet. Zuerst waschen und trocknen wir den Stoff. Dann spannen wir ihn über eine Stange, die in der Waschküche über dem Tisch angebracht ist, und stecken das alte, zerrissenen Leintuch als Muster darauf. Ein vierhändiger Job im Angesicht der Masse des Leintuchs und des Materials. Wir schneiden jeweils zwei Leintücher auf einmal zu. Zurück auf dem Schiff setze ich mich hinter die Nähmaschine und beginne das Werk, während dem Martin anfängt, Leinen vom Schiff zu nehmen. Als das erste Leintuch fertig ist, ziehe ich es an und siehe: es passt. Grosse Freude meinerseits.

   
Zuschnittatelier   in der Crews Inn Laundry   Präzisionsarbeit


Am Montagmorgen kümmern wir uns um die Gasanlage. Martin hat mit dem Gasspezialisten David abgemacht. Er hat sich zwischen neun und zehn Uhr morgens angemeldet. Um halb zehn erscheinen zwei Schwarze bei unserem Schiff. David und sein Mitarbeiter. Martin macht sich mit David per Shuttle auf den Weg, um neue Schläuche und neue Beschläge zu posten. Ich bleibe mit Davids Mitarbeiter auf dem Schiff. Martin und David bleiben lange abwesend. In der Zeit schläft der Mitarbeiter ein wenig, trinkt eines unserer Colas, hört Radio und zeigt mir ein wunderschönes, grosses, grünes Iguana, das sich in der Marina tummelt. Ich ziehe mit meinem Fotoapparat los, um das Tier auf eine Foto zu bannen. Instinktiv wollte Martin David begleiten, um die Schläuche und die Beschläge zu kaufen. Prompt haben sie die beiden verschiedenen Beschläge, die an den kurzen Schlauch gehörten, an den langen gemacht. Da Martin vor Ort war, konnte er die Korrektur umgehend veranlassen. Um die Mittagszeit kommt Martin mit David zurück. David und sein Mitarbeiter ziehen von dannen und wir essen einen Salat auf dem Schiff.

   
Iguana   Martin und David kommen zurück  

Nachmittags montiert Martin die neuen Gasschläuche, der Schweiss quillt ihm aus allen Poren. Ich nähe das zweite Leintuch. Als auch dieses fertig ist, gehen wir nochmals in die Waschküche des Crews Inn und schneiden die nächsten beiden zu. Ich beginne mit dem dritten Leintuch. Gehe danach noch ein paar Längen schwimmen. Wir sinken beide unmittelbar nach dem Abendessen in die Koje und schlafen sofort tief und fest.

Am Dienstag nehmen wir das Grosssegel runter, verpacken es im Segelsack und bringen es per Shuttle in die Tardieu Marina, wo wir es zur Wäsche abgeben. Nach einer Pizza zurück aufs Schiff. Ich vollende die Leintücher, Martin nimmt noch mehr Leinen runter und verstaut sie unter Deck. Wir haben Monica und Cuio, die beiden Angestellten von Frank, zum Apéro eingeladen. Monica hatte bereits am Telefon angedeutet, dass sie vermutlich allein kommen werde, was auch der Fall ist. Sie erzählt uns einiges aus ihrem Leben. Sie ist in meinem Alter, hat drei erwachsene Söhne und lebte mehr als fünfzehn Jahre mit einem Norweger zusammen. Entgegen ihrer Erwartung hat dieser dann beschlossen, allein nach Norwegen zurück zu kehren. So dass sie jetzt wieder allein im Leben steht und darüber nicht sehr glücklich ist. Da die Lebensbeichte einiges an Zeit in Anspruch genommen hat, müssen wir feststellen, dass der Shuttle um diese Nachtzeit nicht mehr fährt.... Ein Freund von Monica holt sie per Auto ab. Wir sind alle sehr erleichtert, denn es wird nicht empfohlen, nachts auf der Strasse ausserhalb der Marinas zu spazieren.

   
Monica    

Wieder einmal packt uns die Lust auf einen Stadtausflug und wir machen einen ausgiebigen Bummel durch Port of Spain. Die Läden und deren Angebote sind vielfältig. Wir kaufen eine neue Segelhose für Martin, da seine alte langsam den Geist aufgibt. Die Gemüse– und Früchtestände mitten auf den Einkaufsstrassen prägen das Strassenbild. Das Leben pulsiert gewaltig in dieser Stadt. Es gibt schöne Schmuckgeschäfte. Auch heute essen wir bei einem Chinesen zu Mittag.

   
Charlotte Street    

Da wir früher auf dem Schiff zurück sind als beim letzten Stadtausflug, können wir noch was erledigen. Martin schraubt den grossen Tankdeckel auf und wir prüfen, ob wir Algen im Dieseltank haben. Zum Glück ist der Befund negativ. Wir gehen gemeinsam schwimmen im Pool.

Der Donnerstagmorgen ist Vorbereitungen für die Heimreise gewidmet. Am Nachmittag sticke ich auf sämtliche Polsterkissenbezüge Bezeichnungen und schreibe auch die darin befindlichen Schaumstoffe an, so dass ich nach der grossen Wäsche noch weiss, welches Kissen in welchen Anzug gehört. Martin putzt die Anoden. Nachdem wir die Anzüge in die Waschmaschine gestopft haben, machen wir uns auf den Weg, um mal einen Blick in die riesige Halle von Crews Inn zu werfen. Als wir durch die Gittermaschen linsen, spricht uns ein Herr an, organisiert uns Gisèle, eine lustige Sekretärin, die uns die Halle, die Schreinerei und die Werkstatt zeigt. In der Halle renovieren sie ein wunderschönes Holzschiff, das sie die Arche Noah nennen. Ein tolles Schiff. Ansonsten wirkt die Halle, bestückt mit zwei, drei weiteren Schiffen, eher leer. Abends gehe ich nochmals ausgiebig schwimmen.

Wir checken am Morgen im Crews Inn aus, fahren zur Tankstelle, bunkern Diesel und machen uns bereit fürs Auswassern. Kaum erblicken sie uns bei Peake, winken sie uns auch schon in die Auswasserbox rein. Wir sind sehr aufgeregt, wie jedes Mal, wenn Suleika ihr Element verlassen muss. Wir beobachten alles haargenau, der Taucher gibt Anweisungen, wo die Tragriemen angelegt werden müssen, und schon schwebt Suleika in der Luft.

   
Unser Taucher vor dem Abtauchen   Suleika verlässt ihr Element  

Immer ein sehr spezieller Moment. Sie wird am Ufer gründlich gereinigt, auf den Transportwagen runtergelassen und in die Marina reingefahren.

   
Bewuchs wird abgekratzt   Hochdruckreinigung   Vom Kran auf den Wagen


Da sie so klein ist, findet sie Platz zwischen zwei grossen Schiffen. Der Platz sagt uns sehr zu, da er sich nicht im hintersten Ecken der Marina befindet. Kaum steht Suleika solide auf den Böcken, geht der grosse Regen los. Wir hatten ein unheimliches Wetterglück.

   
Unterwegs zum Standplatz   Blöcke und Böcke   Zwischen den Grossen


Jetzt fängt das grosse Reinemachen an. Wir sortieren die Wäsche aus, was bleibt, was muss mit, was geht in die Wäsche etc. Da Wasser brauchen auf dem Trockenen nicht erlaubt ist, beginnt nun die Zeit, während welcher wir im Hotel wohnen und häufig auswärts essen. Am Anfang macht es Spass, doch geht es auch ins Geld...

Samstag ist ein strahlender Tag. Wir holen Jetons auf dem Büro und waschen sämtliche Polsterbezüge der Stube und der Betten. Wir trocknen alles in der Sonne. Martin hat mir dafür eine Leine auf Suleika gespannt. Als die Anzüge trocken sind, werden alle Polster wieder bezogen und in die Koje gepackt. Wir picknicken im Cockpit. Am Nachmittag starten wir die grosse Schapp–Putzerei. Um 18h00 werden wir am Dinghysteg von Hansruedi abgeholt. Wir sind auf der Verena zum Znacht eingeladen. Vreni begrüsst uns auf dem Schiff und wir dürfen erst auf eine Hausführung. Verena ist eine wunderschöne, supergemütlich eingerichtete Ketch. Wir geniessen ein herrliches Drei–Gang–Menü und verbringen einen anregenden Abend mit Vreni und Hansruedi. Vreni zeigt uns eine Perlenkette, die sie selber aufgezogen hat mit Perlen von der Isla Margarita, Venezuela. Da müssen wir unbedingt hin! Nach einem letzten Glas alten Rums bringt uns Hansruedi ins Hotel zurück. Satt und glücklich tauchen wir ins Land der Träume ab.

Am Sonntag wechseln wir das Getriebeöl. Die Schraube löst sich ohne allzu grosse Probleme. D.h. Martin hält den Schraubenzieher kräftig dagegen und ich ziehe mit dem Schraubenschlüssel daran. In Kürze quillt das Öl in den Trichter auf der vorbereiteten Petflasche. Mit grosser Spannung schauen wir der Impellerkontrolle entgegen. Es geschehen noch Zeichen und Wunder: das Teil ist intakt. Wir würden gerne eine Pizza zum Zmittag essen und fussen in die Coral Cove Marina, da am Sonntag der YSATT–Shuttle nicht fährt. Leider stellen wir dort fest, dass die Pizzeria am Sonntag geschlossen ist. Also kehrt machen und zurück. Bei Power Boats essen wir einen Hamburger und geniessen die Aussicht auf die Bucht. Nachmittags geht die Schappräumerei und –putzerei weiter. Am Abend essen wir auf der Hotelterrasse vor unserem Zimmer ein Picknick und trinken die letzte angebrochene Flasche Rotwein aus.

   
Blüte am Wegrand   Picknick auf der Hotelterrasse  

Wir schauen am Montagmorgen im Büro vorbei. Die Frau an der Rezeption drückt uns eine Inventarliste in die Hand, auf der wir die elektronischen Geräte aufführen müssen. Danach füllen wir die restlichen Formulare aus, lassen alles von Peake unterschreiben und wollen zur Immigration und zum Zoll fahren. Das YSATT–Büro informiert uns über Funk, dass der Shuttle den ganzen Tag ausfällt.... Wir gehen zu Franks Schiff und fragen Cuio, ob er uns mit dem Dinghy rüberbringen könne. Er macht das anstandslos und umgehend. Alle Unterlagen werden abgestempelt. Je ein Exemplar bleibt bei der offiziellen Stelle, eines geht zurück an Peake und eines ist für uns. Wir rufen Cuio über Funk, als wir fertig sind, und picknicken vor unserem Hotelzimmer. Am Nachmittag putzen wir auf Suleika sämtliche Rahmen der Luken, die unter einem Pilzbefall leiden, der aber mit Putzmittel und kräftigem Schrubben verschwindet. Martin kümmert sich in erster Linie um die Luken, ich beginne, die Decke zu reinigen. Zu Fuss gehen wir zur Tardieu Marina, um mit der Segelflickerin Lenora die Arbeiten an der Genua und am Fock zu besprechen. Sie wird bei beiden Segeln den UV–Schutz erneuern. Wir essen im Hotelrestaurant The Bight das Abendessen und lernen Walter von der Hibiskus und Martin von der Styrr kennen. Beides Schweizer, die schon seit langer Zeit auf dem Schiff leben.

Am Dienstag kümmert sich Martin um die restlichen Leinen auf Suleika, ich beende das Putzen der Decke und ziehe den Boden im Schiff auf, räume alles weg, was jetzt noch rumliegt. Wir picknicken auf der Hotelterrasse. Nachmittags fahren wir per Maxi Taxi zur Westmall für letzte Einkäufe und treffen auf dem Weg zum Bus Vreni und Hansruedi, die das gleiche Ziel haben. In der Mall trennen wir uns und fahren zufällig wieder mit dem gleichen Maxi Taxi nach Hause. Wir buchen per Computer unsere Sitzplätze auf dem Flug, die telefonische Vorreservation war nicht möglich. Eine letzte Wäsche wird gemacht und jetzt liegen wir wirklich in den letzten Zügen. Per Shuttle fahren wir ein letztes Mal in die Pizzeria.

   
Eingesommert   Abgesackte Leinen  

Martin schreckt um 5h00 aus dem Schlaf, studiert die Karte und stellt fest, dass wir unseren Chauffeur zu spät bestellt haben. Er ist ein Angestellter von Peake. Niemand kennt seinen Telefonnummer. So können wir ihm leider nicht absagen... Wir buchen eine andere Person, verräumen die saubere Wäsche auf Suleika, nehmen das Frühstück im Hotel, treffen Martin von der Styrr, und danach läuft der Countdown, denn zur Segelmacherin müssen wir auch noch. Martin hat uns eben erzählt, dass die Firma Marine Warehouse, gerade neben der Segelmacherin, alles importiert, was das Herz begehrt, und zwar duty free. Nach der Segelmacherin bestellen wir bei Marine Warehouse noch drei Gallonen Antifoulingfarbe. Drückt uns die Daumen das alles klappt. Bald weilen wir in der Heimat, das Taxi ist schon da.